ADHS - ADS

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Geschrieben von Schattentanz am 08.05.2022, 19:14 Uhr

Nachteile durch Diagnose?

Hallo,
Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen. Kurzer Abriss vorweg:
Ich habe schon seit der Pubertät Extreme Probleme, meinen Alltag auf die Reihe zu bekommen oder mit Menschen so zu sozialisieren, dass ich sie nicht vor den Kopf stoße. Ich habe gute Startegien entwickelt, aber es kostet mich wahnsinnig viel Anstrengung.
Seit der Geburt unseres Kindes vor 2 Jahren, hängt nun noch mehr davon ab, ob ich das Leben auf dir Reihe bekomme oder nicht und ich bin oft heillos überfordert, vor allem mit dem Alltag daheim und der terminplanung. Gespräche mit meinem Mann über nötige Veränderungen im Alltag gestalten sich für beide beteiligte oft viel schwerer, als es das Thema eigentlich wert wäre. Mein Mann ist eine große stütze und wir schaffen es ganz gut, nur merke ich oft, dass viel an ihm hängen bleibt und auch unsere Beziehung immer kürzer treten muss.
Kurz um, ich brauchte Hilfe. Da ich in einem Jahr eine BU und eine Risiko Lebensversicherung abschließen möchte, und sich sämtliche psychische diagnosen da nicht so gut machen, zahle ich die Therapeutin die ich gefunden habe derzeit aus eigener Tasche.
Diese diagnostizierte mir nun nach der 5. Sitzung und einer Art Screening plus Fragebogen vorsichtig ein ADS und rät mir zu weiterführenden Diagnostik und Therapien. Abgesehen davon, dass ich damit noch ein gutes Jahr warten muss, frage ich mich, in wie weit eine derartige Diagnose mit Nachteilen verbunden ist, vor allem bei der Job Suche. Ich mache meine Arbeit sehr gut und schreibe derzeit nur Einsen im Studium und fände es leicht dramatisch, wenn das künftig nichts mehr zählen würde. Ich weiß auch nicht, in wie weit ich das wo angeben muss/darf/soll, aber dabei kann mir die Therapeutin sicherlich weiterhelfen.

Kennt ihr euch damit aus? Was hat eine Diagnose für praktische Folgen?

 
4 Antworten:

Re: Nachteile durch Diagnose?

Antwort von kea2 am 09.05.2022, 9:25 Uhr

Du musst beim Arbeitgeber nicht einmal eine Schwerbehinderung angeben, wenn Du nicht willst.

Aber bei manchen Diagnosen ist es sinnvoller, wenn der Arbeitgeber Bescheid weiß, damit er (hoffentlich) verständig reagiert, wenn es deswegen Schwierigkeiten gibt.

Ich denke, in Deinem Fall ist es eher nicht sinnvoll, es anzugeben. Bei ADS haben die Leute leider Bilder von unbeherrschten Menschen im Kopf, was so ja gar nicht stimmen muss.
Da Du durchaus in der Lage bist, Leistung zu bringen, was Du ja im Studium zeigst, und da Du Hilfe durch eine Therapie und eventuell Medikamente bekommen wirst, sehe ich keinen Grund, das anzugeben und damit schlafende Hunde zu wecken.

Ansonsten kommt so eine Diagnose überall da zum Tragen, wo auch psychische Erkrankungen Beachtung finden, z.B. vor Gericht.
Aber ich sage mal so, es ist die Frage, ob es besser ist, zu versuchen, sich ohne Therapie durchzuschlagen und in so einem Fall wird ein Gutachten angefordert, wo die Diagnose raus kommen kann oder ob man sagen kann, dass man das Problem kennt und sich längst um Hilfe gekümmert hat.

Bei Dir ist ja offenbar auch ein ordentlicher Leidensdruck vorhanden. Deswegen würde ich mir an Deiner Stelle schon eine Diagnose stellen lassen, ob da jetzt ADS oder etwas anderes raus kommt.

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Re: Nachteile durch Diagnose?

Antwort von luvi am 10.05.2022, 19:11 Uhr

Hallo,
Warum schließt du die BU und die Lebensversicherung nicht gleich ab?

Wenn du so großen Leidensdruck hast, würde ich die Diagnostik so schnell wie möglich angehen.

LG luvi

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Re: Nachteile durch Diagnose?

Antwort von Schattentanz am 11.05.2022, 14:49 Uhr

Dabke für eure Antworten!

Ich kann sie noch nicht abschließen wegen eines stationären klinikaufenthalts in der Psychosomatik vor 9 Jahren. Mein versicherungsberater meint, dass es damit so gut wie unmöglich ist, Berufsunfähigkeit und leben (risoko) abzuschließen und wenn, dann nur zu horrenden Beiträgen.
Das muss nach 10 Jahren nicht mehr in der Krankengeschichte eingehen und fällt somit in einem Jahr raus.

Ich have mich nun um selsbthilfegruppen bemüht und belese mich ein bisschen.
Danke für die Infos!

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Re: Nachteile und auch Vorteile

Antwort von Astrid am 17.05.2022, 9:05 Uhr

Hallo,

ein Bekannter von mir ist auch spätdiagnostizierter ADHSler. Man unterscheidet eher nicht zwischen ADS und ADHS, es wird für das ganze Spektrum der Begriff ADHS verwendet.

Die Frage ist ja jetzt: Wo könntest Du von einer exakten Diagnosestellung profitieren, und wo nicht?

Also: Der Abschluss einer BU kann tatsächlich schwierig werden, wenn Du das ADHS angibst. Für eine Risiko-Lebensversicherung gilt das eher nicht. ADHSler sterben ja nicht häufiger als andere. Diese Verischerung macht aber sowieso erst Sinn, wenn Du Kinder hast, denn wen willst Du sonst absichern? Damit hast Du also noch Zeit.

Du kannst die BU abschließen, ohne das ADHS zu erwähnen. Die Versicherung wird dann aber nicht einspringen, wenn Du wegen ADHS berufsunfähig bist, was leider bei ADHSlern vorkommt wegen der Begleiterscheinungen der Störung wie z. B. Depressionen, Überforderung, psychische Probleme am Arbeitsplatz usw. Du wärest dann nur gegen andere Dinge abgesichert, wie z. B. Rückenleiden, die Dich berufsunfähig machen. Das müsstest Du gut überlegen.

Im Job kann die Diagnose Vorteile haben, auch wenn Du sie beim Arbeitgeber gar nicht angibst (dazu bist Du nicht verpflichtet). Sie hat deshalb Vorteile, weil Du dann ein Medikament verschrieben bekommen kannst, das Dir beim Fokussieren hilft (z. B. Elvanse). Denn leider haben viele ADHSler tatsächlich große Probleme im Job. Ihr Kommunikationsverhalten ist für andere eher ungewöhnlich und schwierig. Ihre Leistungen schwanken oft sehr, weil Konzentration, straffes Arbeiten unter Zeitdruck und Selbstorganisation manchmal (!) nicht so gut klappen. Die meisten erwachsenen ADHSler kommen aber mithilfe eines ADHS-Medikaments im Job gut zurecht, mein Bekannter sagt sogar, dass es förmlich die Rettung sein kann.

Ich persönlich denke, dass eine Diagnosestellung sehr wichtig wäre. Zum einen lernst Du dadurch, welche Deiner früheren Probleme durch das ADHS bedingt waren, das hilft bei der Verarbeitung der Ereignisse in der Kindheit und Pubertät. Du lernst auch, welche jetzigen Verhaltensweisen problematisch sein könnten und wie Du sie besser einschätzt und in den Griff bekommst. Vor allem aber berechtigt Dich nur (!) die Diagnose dazu, dass Du ADHS-Medikamente verschrieben bekommen kannst, der normale Hausarzt oder Psychiater darf diese nicht verschreiben.

Der wichtigste Grund ist aber: ein unbegleitetes, unbehandeltes ADHS bei Erwachsenen hat ein hohes Risiko für Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder sogar Suchtprobleme. Das ist kein Zufall und auch nicht abwegig. ADHS kann in unserer Leistungsgesellschaft zu großer Not des Betroffenen führen, wenn er keine Unterstützung bekommt und damit allein ist.

Du hast im Studium tolle Noten. Ich würde drei Dinge tun: Ich würde mir möglichst einen Job suchen, bei dem diese sachlichen Skills wichtiger sind als die Kommunikation. Und ich würde die ADHS-Diagnose erstellen lassen und mir für tagsüber im Job ein ADHS-Medikament verschreiben lassen, damit Du im Job gelassen, fokussiert und gleichbleibend leistungsfähig bist.

Das Dritte ist: Nimm teil in einem Forum für erwachsene ADHS-Betroffene. Hier kannst Du all Deine Fragen stellen, Dich austauschen, und Du bist nicht allein.
...

Es gibt hier alles: Menschen, die im Job Probleme haben, aber auch solche, die im Job sehr gut zurechtkommen und Karriere gemacht haben.

LG

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