Elternforum ADHS und ADS

Winterdepression und ADHS

Winterdepression und ADHS

mareen283

Beitrag melden

Hej, ich wollte Euch mal ein kleines Update geben. Mit Medikinet retard konnte der Gymnasialstart gut geschafft werden. Kind zufrieden, Hausaufgaben gehen ganz passabel, Englischvokabeln ist das große Hassthema. Und jetzt ist wieder Winter. Und ich hab abends manchmal ein aufgelöstes, weinendes Häufchen Elend. Die KJP will ihn nur tagesstationär - was Unsinn ist, denn von 8 bis 16.00 Uhr ist er nicht depressiv symptomatisch. Stationär wollen sie in gar keinem Fall. Der ambulante Therapeut möchte nur das ADHS bearbeiten, kann also gerade nicht helfen und die VT ist damit dort beendet. Jetzt sitze ich also wieder alleine da. Das ADHS ist gut im Griff, die Depression ist eine echte Herausforderung. Ich bin hier eigentlich nur noch für ihn zuständig, Kind 1 ist pubertierend und zunehmend selbstständig, Kind 3 verkriecht sich und ist zurückgezogen, Kind 4 ist als Kleinkind außen vor. Es ist gerade nicht schön. Die Vorweihnachtszeit mit den ganzen zusätzlichen Terminen ist sowieso schon eine echte Aufgabe. Meine Tröstekapazitäten sind ziemlich erschöpft. Ich versuche an den Verstand zu appellieren, Selbstwert zu stärken, zu motivieren - und muss ihm am Ende doch sagen, wenn er es nicht möchte, ist meine Mühe vergebens. Es arbeitet in ihm, aber manchmal ist der Schweinehund der Depression stärker. Dann stehe ich vormittags, wenn er (und die anderen auch) in der Schule ist und mein Mann das Kleinkind hütet manches Mal heulend in der Waschküche und muss den letzten Rest meiner Energie in Selbstmotivation stecken. Es ist sooo unglaublich anstrengend. Dieses KJP System kann mit akuter Problematik in der Abendzeit offenbar gar nichts anfangen. Ich bin gespannt, was die Niedergelassene übernächste Woche sagt. Vielleicht können wir nochmal ein AD versuchen, mit dem Medikinet kombiniert. Denn 10000 Lux auf dem Schreibtisch, Vitamin D und Sport reichen offenbar nicht aus. Wenigstens wurde bisher diesen Winter noch keine Suizidalität geäußert. Aber das ist bestimmt nur eine Frage der Zeit - oh, ich werde zynisch und fatalistisch. Geht es irgendjemandem so ähnlich? Danke fürs Lesen. Marén


daide

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von mareen283

Hallo, ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich hatte Dir schon mal zu dem Thema geantwortet. Ist aber schon länger her... Mit Depressionen hat meine Tochter ja auch zu kämpfen, allerdings eher atypisch im Sommer. Und auch nicht speziell abends. Hast Du eine Vermutung hinsichtlich Ursache und zeitlichem Zusammenhang? Natürlich, Vitamin D-Mangel KANN eine Ursache sein, aber Ihr substituiert ja schon. Kann es mit dem Wirkende des Medikinets zusammenhängen? Aber das wirkt ja nicht bis abends. Und hört auch im Sommer irgendwann auf zu wirken, ohne dass die Depression durch kommt.  Ich kann Sertralin nur wärmstens empfehlen, das wirkt in unserem Fall hervorragend. Im Winter gibt's zusätzlich Vitamin D. Aber es gibt sicher noch Alternativen, irgendwas regt sich im Hinterkopf, dass Dein Sohn Sertralin nicht vertragen hat oder es nicht wirkt - kann mich aber auch täuschen. Kannst Du die niedergelassene KJP nicht vor dem Termin telefonisch kontaktieren für eine Notfall-Beratung zwischendurch? Unsere ist da dankenswerter Weise sehr auf Zack und ich hab spätestens drei Stunden nach einem Hilferuf eine Antwort per Mail oder einen Rückruf.  Und: Ja, ich kenne das auch, dass man ausgelaugt, desillusioniert und traurig da sitzt und einfach nur noch weinen kann. Gib nicht auf, irgendwann findet auch Dein Sohn die richtige Medikation - oder was auch immer ihm helfen mag. Alles Liebe für Euch!  daide


mareen283

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von daide

Hallo Daide, ja, Du hattest mir letztes Jahr geantwortet. Vitamin D wird substituiert, eigentlich ganzjährig. Das Wirkende des retardierten Medikinets fangen wir inzwischen mit 5 mg unretardiertem Medikinet ab. Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass er einfach beides hat, ein ADHS und eine saisonale Depression. Wir hatten an ADs bisher Fluoxetin und Atomoxetin. Ich bin mal gespannt, was die KJP nächste Woche bezüglich der Depression vorschlägt. Vielleicht sind wir mit den SSRI im falschen System. Wahrscheinlich ist ein Dopaminungleichgewicht ursächlich, dazu passt das ADHS und die Tatsache, dass mein Vater einen schweren, sehr früh begonnenen M. Parkinson hat. Ob es möglich sein wird, mit MAO-Hemmer oder L-DOPA zu arbeiten, weiß ich nicht. Bei Kindern ist die Zulassung ja extrem eingeschränkt. Möglicherweise müssen wir auch einfach das ADHS Medikament nochmal wechseln. Mit Equasym ging es gar nicht, aber Elvanse gibt es ja auch noch - und das würde mehr in den Dopaminstoffwechsel eingreifen, wenn ich mich nicht irre... aber ich bin auch kein Psychiater und auch kein Pharmakologe. Jetzt müssen wir diesen wahnsinnigen Klassenarbeitsmarathon vor Weihnachten (6 Arbeiten in 2 1/2 Wochen) noch zuende bringen, bevor die Winterferien vielleicht etwas Entspannung bringen. Es ist so anstrengend, die anderen 3 müssen gerade oft einfach funktionieren, wobei Nr. 3 jetzt Nägelkauen anfängt... also still leidet. Ich wünsche mir gerade so sehr den Frühling herbei. Danke für Deine Worte. Marén


daide

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von mareen283

Liebe Marén, ich kenne das ganze Dilemma leider nur zu gut. Jetzt gerade in diesem Moment stößt das Kind Verzweiflubgsschreie aus, weil es sich nicht in der Lage fühlt, Arbeiten zu gehen (FSJ), gleichzeitig aber ein so schlechtes Gewissen hat, weil der AG ihm sowieso schon entgegen kommt und Kompromisse eingeht - das aber einfach (noch) nicht reicht. Und ich weine einfach nur. Und das Kind weint, weil es sich irgendwie auch mir gegenüber in der Verantwortung fühlt. Gar nicht gut.  Und auch hier hat das Geschwisterkind stumm gelitten - bis es körperliche Anzeichen hatte, die nicht mehr zu übersehen waren. Und es aus ihm rausbrach. Eine Gesprächstherapie und ein neues Familienritual haben ihm damals sehr geholfen. Es zerreißt uns Mütter (Eltern) förmlich und wir können so wenig tun. Zumindest fühlt es sich so an.  Es ist ja nicht unwahrscheinlich, dass Dein Sohn beides hat, ADHS und die Depression. Wie sagte unsere KJP so schön: Man kann schließlich Läuse UND Flöhe haben. Ich wünsche Euch so sehr, dass Ihr eine passende Medikamentenkombination oder andere, gut funktionierende Lösungen findet und die ganze Chose für alle erträglicher wird. Schade, dass immer noch keine persönlichen Nachrichten möglich sind, da könnte man etwas expliziter schreiben... Beste Grüße, daide


mareen283

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von daide

Liebe Daide, so, heute die letzte Klassenarbeit vor Weihnachten... und morgen der langersehnte Termin bei der KJP. Das Kind hat jetzt schon keine Lust drauf und war megabockig - ich glaub, er fürchtet sich vor einem erneuten Austesten von Medikamenten. Das ist für ihn auch unendlich anstrengend. Trotzdem hab ich mich zusammengenommen und ihm gesagt, wie sehr ich die Chance sehe, dass wir vielleicht ein Besseres oder eine bessere Kombination finden werden. Auch, damit das Leiden in der restlichen Kinderschar abnimmt. Kind 3 hat gerade eine so kruze Zündschnur... der explodiert, wenn der Schnürsenkel nach links und nicht nach rechts fällt. Puh. So anstrengend. Interessanterweise haben wir Eltern gestern beide (!) ein Jobangebot bekommen. Mein Mann ist ja bereits in Rente, man möchte ihn wieder zurückhaben - er wird es nicht machen, aber einen Kollegen, den er ausgebildet hat, vorschlagen. Und bei mir habt sich diejenige gemeldet, über die ich vor zweieinhalb Jahren mal in Frankreich in die dortige Arbeitswelt schauen konnte - sie haben dort etwas umstrukturiert und würden mich liebend gerne einstellen. Noch bin ich aber nicht soweit, weder fachlich noch familiär. Aber mein Mann meinte gestern, an meiner Stelle würde er das auf jeden Fall ausprobieren. Jedenfalls hat mir die Anfrage allein schon wieder gute Laune gemacht. Die Situation hier ist nämlich gar nicht so toll und der Wiedereinstieg im April nächsten Jahres wird bestimmt ein familiärer Kraftakt. Aber dann ist ja auch wieder Frühling. Ich finde es so krass, wie sehr mein Sohn von der Sonne abhängig ist und weiß nicht, ob ich ihn nicht im Winterhalbjahr in Äquatornähe unterbringen soll. Er spricht kein spanisch, sonst wären Kanaren vielleicht eine Möglichkeit - immerhin Europa. Majotte ist ja leider jetzt total zerstört und französische Antillen ist mir auch irgendwie zu weit... Ach, Mensch, am Ende bleiben wir wahrscheinlich hier, sanieren unser noch recht neues Zuhause und versuchen die Winter zu überleben. Ja, das mit den fehlenden PNs ist doof. Liebe Grüße, Marén


Freak2

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von mareen283

Hallo Mareen   Erst einmal Hut ab. Du hast 4 Kinder, das ist eine große Aufgabe.  Und du machst es richtig toll! Du bist da für dein Kind in dem schweren Abendstunden. Eine großartige Leistung!  Wie ist denn die Situation inzwischen? Ich habe einen 8-jährigen mit ADHS. Und auch ich kenne diese Tief's in den Wintermonaten. Vit. D spielt oft eine Rolle. Allerdings solltest du wissen, wenn du es sublimentierst, sollte kein Mangel da sein. Der Körper baut da einen Speicher auf. Wir versuchen es gerade mit B-Vitaminen, gerade B12 ist ja ganz wichtig für die Nerven. Wir machen das erst ein paar Tage, also kann ich noch nicht viel zum Effekt sagen. Aber vielleicht willst du es ja auch mal probieren.  Zumindest, bevor man an Antidepressiva ran geht...  Noch ein Vorschlag, hol dir eine Zweitmeinung. Das ist nicht einfach bei dem Fachärztemabgel, das ist mir klar. Aber vielleicht kann dir ja die Krankenkasse zb sagen wo du stationär bessere Chancen hast. Oder wie wäre es mit einer Kur? Da gibt es bestimmt auch tolle Optionen. Da seid ihr raus und könnt gezielt an euch arbeiten...   Ich wünsche dir alles Gute 


mareen283

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Freak2

Hej, hier hat sich alles ganz arg verändert - die niedergelassene KJP hat die Medikamente zu Beginn der Weihnachtsferien abgesetzt. Seither machen wir das ohne. Geht, ist manchmal etwas anstrengender, aber vor allem das Kind ißt wieder und fängt an zu wachsen. Der Vitamin D Spiegel wird kontrolliert, ganz regelmäßig. Und jetzt merken wir bereits die zunehmende Sonnenzeit und vor allem die dadurch deutlich stabiliere Grundstimmung. Den Termin in der unserer Kinderarztpraxis haben wir tatsächlich für Ende August bekommen - obwohl unsere Kinder dort Patienten sind und sie die Lage kennen. Aber eben eine Spezialsprechstunde bei der Kinderneurologin ist nun mal rappelvoll. Jetzt warten wir erstmal ab, wie sich die Gesamtsituation entwickeln wird. Unter Medikation hat er jedenfalls ein sehr gutes Zeugnis abgeliefert und war mit sich sehr zufrieden. Übernächste Woche sind Elternsprechtage und wir werden die Lehrer*innen nochmal sensibilisieren, auch damit wir frühzeitig eine Rückmeldung über Störverhalten (hat wohl nach den Ferien vermehrt gekippelt und sich nach hinten umgedreht zum Schwätzen) bekommen und eventuell wieder medikamentös einsteigen können. Außerdem hat der Verhaltenstherapeut mal wieder nicht die Depression bemerkt und unser Sohn hat ihn dann auch direkt gechancelt. Er hat zudem die Sportart gewechselt und seither hat er wirklich 2 Nachmittag mehr freie Zeit und die Wochenenden nicht jedesmal mit Ligaspielen blockiert. Im Moment genießt er es und ich schaffe es, ihn regelmäßig mit Englischvokabeln zu konfrontieren ohne das er ausflippt. Die Laune ist übrigens auch mit dem Absetzen stabiler geworden. Im Nachgang berichten mir viele, dass es wohl unter retardiertem Methylphenidat auch starke dysphorische Rebound-Erscheinungen geben kann. Naja, also, es bleibt spannend! Liebe Grüße, Marén


daide

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von mareen283

Hallo Marén, na, das klingt doch alles in allem nach einer positiven Entwicklung. Das freut mich sehr für Euch, vor allem natürlich für Deinen Sohn. Ich wollte vor zwei Wochen oder so schon mal nachhaken, ob sich die längeren Tage schon etwas auswirken, hab's dann aber vergessen. Wie schön, dass es tatsächlich so ist!  Freie Zeit ist gut (naja, bei uns nicht immer, da das Kind zum Grübeln und Katastrophisieren neigt), das nimmt auf jeden Fall den Druck raus.  Ein Termin Ende August ist in meinen Augen eine Zumutung, auch wenn ich sehe und verstehe, dass Bedarf und Andrang groß sind. Bleibt zu hoffen, dass die Zeit für Euch arbeitet. Auf einen baldigen Frühling! Liebe Grüße, daide  


mareen283

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von daide

Ja, Daide, eine durchaus positive Entwicklung. Es kostet zwar immer noch viel Kraft, aber er ist wesentlich mehr bei sich. Er kann endlich wieder essen und mit der freien Zeit lernt er gerade, sich besser zu organisieren, mit Hilfe zwar und oft auch mit Gezeter, vor allem, wenn seine Reihenfolge von Lernen und Spielen von der der Kumpel abweicht... Ansonsten muss ich gerade los, die Große ist 2 Nächte mit dem Orchester unterwegs.