Stillen

Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von Schniesenase am 24.05.2016, 23:05 Uhr

Kein Forum Geburt aber ein Kaiserschnitt-Forum

Das kann ich jetzt noch mal wirklich nicht lassen...

Für eine kompetente Aufklärung zum Thema natürliche Geburt, ihre Abläufe und die einzelnen Faktoren dazu empfehle ich mit viel Engagement die Lektüre von Professor Rockenschaub, seinerzeit 20 Jahre Leiter der Semmelweisklinik in Wien, die "trotz" eine KS-Rate von knapp 2% eine geringere Säuglings- und Müttersterblichkeit hatte als alle anderen Geburtskliniken in dieser Stadt.

Die Natur macht (nicht nur) meiner Meinung nach bei so langer Evolutionszeit kaum "Fehler". Oft verstehen wir nur nicht die gesamten Vorgehensweisen und glauben darum an "Fehler der Natur". Ich empfinde es als traurige Leistung menschlicher Arroganz, so schnell mit dieser Wertung natürlich gewachsener Entwicklungen zu sein. Die Geschichte der Menschheit zeigt, wie oft diese Vorstellung zu dramatischen Irrtümern und Fehlentwicklungen geführt hat. Säugetiere gibt es schon seit sehr langer Zeit. Menschen ebenfalls. Das Prinzip hat sich bewährt, sonst gäbe es uns nicht.

Meine eigene Erfahrung: 41 Jahre, Hausgeburt des ersten Kindes 10 Tage über Termin, sehr gut von Beginn der Schwangerschaft gelegentlich durch eine psychologisch geschulte Gyn und von einer außerordentlich erfahrenen Hausgeburtshebamme betreut, die z.B. auch die mögliche BEL mit einfachsten Mitteln bearbeitete, 4,5 Stunden Dauer der Geburt, davon hatte ich gefühlt 2 Stunden Blähungen. Presswehen waren gar nicht erheblich, zwischen den Wehen (nicht fremdgesteuert, nicht gestört) gab es immer die kurzen Pausen, auf die ich mich freuen konnte und derer ich mir sicher war (meist nicht so bei Wehentropf oder angstgesteuerter Geburt), Damm intakt, trotz der schnellen Geburt, Kind topfit, Mutter auch, Stillbeginn einfach.

Kommentar meiner Hausgeburtshebamme, als ich überrascht war, wie einfach alles war: Das ist bei Hausgeburten der Normalfall, vielleicht nicht ganz so fix, aber meist unter 10 Stunden und längst nicht so dramatisch wie man es aus Krankenhäusern (nicht allen) kennt. Vorausgesetzt, die Frauen werden kompetent begleitet und vorbereitet. Sie machte das gefühlt schon 250 Jahre lang. Es kommt ganz besonders auf die gute Begleitung und Betreuung der Frauen von Anfang an an. Wenn sie sich darauf einlassen, ist die Frühgeburtlichkeit viel niedriger und die Geburten sind NACHWEISLICH zügiger und statistisch gesehen kein Stück risikoreicher.

Das Problem ist, wenn keine kompetende Hebamme betreut, und wenn diese Art der Betreuung zu spät gesucht wird. Viele spätere Komplikationen sind bei entsprechender Kompetenz der Hebammen schon weit vorher erkennbar und behandelbar.

Voraussetzungen für eine möglichst komplikationsarme Geburt sind neben der Vorbehandlung möglicher Risiken (durch die kompetente Hebamme)
- Licht
- Ortswechsel
- Fragen, die der Frau kognitiv gesteuerte Antworten abfordern
- jede Bemerkung oder Handlung, die die sehr alerte und dafür empfängliche Frau denken machen könnte, es gebe ein Problem, also Angst macht
- das Nötigen der Frau, entgegen ihres Gefühls eine bestimmte Geburtsposition einzunehmen
- die PDA (erhöht nachweislich das KS-Risiko signifikant)
- Schmerzbehandlung
- jede vaginale Untersuchung
- Aufforderungen, bestimmte Dinge während der Geburt zu tun
- jede Störung (alle Frauen empfinden Störungen anders, also ist z.B. für eine Frau, die die Sicherheit eines anwesenden Arztes für ihr Sicherheitsempfinden braucht, ist das Verlassen des Raumes durch diesen Arzt auch eine Störung)

Und nun frage man sich: Wer hatte bei der Geburt wirklich Bedingungen (und es gibt noch mehr solche Faktoren), die diese Voraussetzungen erfüllten?

Nachwehen habe ich übrigens gar nicht bemerkt. Die sind besonders dann heftig, wenn man die Nabelschnur zu früh abtrennt und damit zugleich dem Kind die für es absolut notwendige Blutmenge, die darin enthalten ist, vorenthält, Routine in der Mehrrzahl der KH-Geburten. Das Auspulsieren der Nabelschnur und das Verbleiben des Kindes in Hautkontakt mit der Mutter für ca. 1 Std nach der Geburt ist sehr förderlich für eine gute, weitgehend schmerzfreie Ablösung der Plazenta und für einen gesunden, starken Start des Kindes.

Letzter Punkt, den ich zu bedenken gebe, wenn man den KS als alleinige "Entscheidung" der Frau sieht, ist der, dass ein KS für das Kind erheblich höhere Krankheitsrisiken für das folgende Leben hat als eine gut begleitete vaginale Geburt. Das ist bekannt und gut belegt.

Schließlich wissen Psychologen, die sich in diesem Gebiet intensiv forschend betätigt haben, dass Frauen, die schlimme Geburtserfahrungen bei ihrer eigenen Geburt haben, häufig traumatische Reaktionen zeigen, wenn sie selbst gebären. Die Geburtserfahrung ist im archaischen Teil des Gehirns gespeichert, und wenn das damit verbundene unphysiologische Trauma nicht im Laufe des Lebens aufgelöst wurde (durch welche Erfahrungen auch immer oder durch Therapie), haben diese Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes oft wirklich "Geburtstag", weil es durch die Geburt getriggert wird und sie dramatisch überfällt, oder sie sind von Anfang an so angsterfüllt, dass sie unbedingt einen KS haben wollen. In so einem Falle ist das keine selbstbestimmte Entscheidung, sondern die Folge eines Traumas, und da sollten doch zuerst andere Wege gegangen werden, um zur Selbstbestimmtheit zu kommen. "Selbstbestimmung" in Sachen KS in D und vielen anderen Ländern ist eine Farce, da die Aufklärung nicht ehrlich ist und die Alternativen (beste 1:1 Betreuung bei der spontanen Geburt durch Hebammen UND Ärzte, wenn schon, die beide absolut erfahren und geschult im Herbeiführen und Begleiten natürlicher Geburten sind) nicht gegeben sind.

Es gibt eine ganze Therapieform, die entwickelt wurde, weil KS bei Babys oft bleibende Traumen verursachten. Die Erfolge, wenn Geburten nachgestellt werden, z.B. sind erstaunlich. KS entscheidet eben auch über die Gesundheit des Kindes. Und da ist dann wieder die Frage, wo Selbstbestimmung bei schlechter Aufklärung wohl anfängt und wo sie aufhört.

Das MUSSTE ich einfach schreiben. Ich kann auch die ganzen Geschichten von KH-Geburten kaum noch hören, in denen immer angeblich der KS oder andere Interventionen NÖTIG waren, weil man das den Frauen so weisgemacht hat. Es ist einfach in sehr vielen Fällen nicht wahr! Schlampige Begleitung und Schulung in Sachen natürlicher Geburt führt zu viel zu leichtfertigen Eingriffen, weil oft vieles wichtiger ist als wirklich fundiertes Arbeiten; Krankenhausroutine, Schichtwechsel, Anwendung von nicht evidenzbasierten Untersuchungsmethoden während der Geburt (CTG!! Die WHO weist bereits seit 1985 darauf hin, fortwährend!), zu frühe Eingriffe, weil die Geburtsbetreuenden die Funktionen von Geburtsstillständen und anderen Komplikationen nicht deuten können etc....

Es GIBT Indikationen für einen KS. Auf jeden Fall ist diese Methode eine absolut segensreiche Sache für einen sehr kleinen Teil von Kindern und Müttern, für die es nicht anders geht. Nachweislich bei 2%, wenn die Betreuung der Geburten optimal verläuft und das Personal entsprechend geschult ist, die Frauen von Beginn an ganz individuell und eng betreut worden sind.

So, jetzt mal los!

Liebe Grüße

Sileick

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Ähnliche Fragen

Ähnliche Beiträge im Stillforum - Forum für stillende Mütter:

Kaiserschnitt vs spontane Geburt- stillen

Hallo, Ich habe noch eine Frage bezüglich des Stillens. Ich hatte leider einen geplanten und dann letztendlich doch notkaiserschnitt. Als meine Tochter dann geboren wurde, sollte ich sofort obwohl ich Milch hatte jede 2-3 Std anlegen und dazwischen abpumpen. Meine Freundin ...

von Eve84 26.05.2015

Frage und Antworten lesen

Stichworte: Kaiserschnitt, Geburt

stillen nach der Geburt bei schwangerschaftsdiabetis

Hallo Ich bin aktuell mit Nummer 5 schwanger und ich würde dieses Kind so gerne voll und auch lange stillen. Die erstem beiden konnte ich nicht lange stillen da ich in der Ausbildung war und bei Nummer 3 und 4 hatte ich extrem stress in der Schwangerschaft und nach der ...

von sterntaler82 26.12.2015

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Geburt

Milcheinschuss vor Geburt verhindern

Ich bin in der 31. ssw und aus meiner Brust tröpfelt nun schon leicht Milch. Das passiert, wenn mein Mann nur mal meine Brust berührt. Mir ist das sehr unangenehm, weil ich gedanklich mit diesem einerseits sexuellen Reiz und Stillen eines Babys nicht klar komme. Ich möchte ...

von Butterfly23 02.09.2015

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Geburt

StillVerwirrung schon vor der Geburt ;-)

Hallo an die erfahrenen StillMuttis :) Ich bin in der 24. Woche schwanger und hör von allen Seiten verschiede Dinge zum Stillen. Vllt könnt ihr mir meine Verwirrtheit nehmen ;) Meine Freundin wollte gern stillen, konnte aber nicht. Der Milcheinschuss kam nicht. Sie ...

von Gardine88 09.04.2015

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Geburt

seit Geburt alle 2 Stunden

Hallo liebe Forummitglieder, mein kleiner Sohn ist jetzt 17 Wochen alt. Von Geburt an kommt er alle 2 Stunden und will gestillt werden. Ich habe mich dran gewöhnt, dass es halt einfach so ist. Nachts hat er mal 5 Stunden am Stück geschlafen. Seit der ersten Impfung schläft ...

von dieLaila 07.02.2015

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Geburt

Vorbereitung aufs stillen... Vor Geburt!

Liebe erfahrene stillmamis. Da ich mein drittes Mädel per ks erwarte und mein letztes Baby ein frühchen war (35+5) und zugefüttert werden musste, möchte ich das diesmal umgehen. Ich hatte erst nach 3/4 Tagen milcheinschuss... Ich will einfach vorbereitet sein, das falls es ...

von tamtamgo 05.07.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Geburt

Regelblutung, mehrere Geburten

Habt ihr, im Falle mehrerer Geburten, eure Regel in etwa zur gleichen Zeit wieder bekommen? Ich wundere mich etwas, wo meine bleibt. der FA sagt, die ist überhaupt nicht in Sicht, was mich freut. Aber komisch ist es schon, denn bei meiner ewig voll gestillten Tochter kam sie ...

von Ottilie2 30.01.2014

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Geburt

Milcheinschuss nach Kaiserschnitt

Hallo, heute muss ich mal um Eure Erfahrungen fragen. Nach einem Kaiserschnitt, in Vollnarkose, falls das wichtig ist, wann schießt die Milch ein? Eine Bekannte hat Mo auf Di, so gegen Mitternacht halt, ihr Baby bekommen. Bisher kein Milcheinschuss. Heute ist ja ...

von sojamama 05.12.2013

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Kaiserschnitt

Geschenk zur Geburt im KH

Meine Bekannte hat heute ihr Baby bekommen und ich würde ihr gerne eine Freude machen.. Aber bin mir nicht sicher was genau ich ihr schenken soll. Sie ist noch im KH und dort möchte ich sie besuchen Was schlägt ihr denn vor, außér Schokolade und Blumen :) Lg ...

von Melek2013 22.11.2013

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Geburt

Stillen nach der Geburt - Probleme bei zwei Kindern

Hallo, man sollte meinen mit 40 Jahren muss man ja eigentlich ausgelernt haben, in allem, aber dem ist leider nicht so. Ich s teh aber dazu :-). Mein Sohn, 12 Jahre, meine Tochter, 2 Jahre und im März `14 folgt noch eine Tochter sind alle Teilgestillt. Bei meinem Sohn ...

von mel_1003 12.10.2013

Frage und Antworten lesen

Stichwort: Geburt

Die letzten 10 Beiträge im Forum Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.