Unzufrieden mit Zeugnis

Meinst Du wirklich, die "richtige" Reaktion auf das Zeugnis erzeugt einen plötzlichen Erkenntnisgewinn im Hirn eines Teenagers und mit einem dramatischen Plopp wird ab sofort fleissig gelernt und sich auf die Schule konzentriert?

Meine Kinder wissen genau, was ich über ihre Zeugnisse denke - bevor ich das jeweilige Zeugnis auch nur gesehen habe. Nicht selten bin ich realistischer, was die zu erwartende Zeugnisnote angeht, als das Kind selber. (Bei KindGross meistens in positiver Hinsicht - sie erwartet schlechtere Noten, als sie dann hat - bei KindKlein eher umgekehrt.) Deswegen reicht oft ein entsprechender Blick meinerseits, da muss ich gar nichts sagen.

Aber ich erwarte auch nicht, dass meine Reaktion da jetzt irgendwelche dramatischen und dauerhaften Änderungen auslöst. Das ist doch eher ein kontinuierlicher Prozess. Man reagiert ja schon auf Noten während des Schuljahres, man spricht mit den Lehrern, man beschäftigt sich mit dem Kind - das sind für mich viel eher die Gelegenheiten, mal ein ernstes Gespräch zu führen.

Das Zeugnis hat hier gar nicht so viel Bedeutung. Im Regelfall ist es eine Bestätigung weitgehend bekannter Fakten. Manchmal ist es dann eine Zäsur, um quasi "von vorne anzufangen" und sich anders mit einem bestimmten Fach zu beschäftigen.

Es ist ja nicht so, als ob ich niemals einen schulbezogenen Wutanfall hingelegt hätte. Aber NIE im Zusammenhang mit einem Zeugnis. Ich bin mehr der Spontan-Typ, deswegen kommen die Reaktionen dann quasi über mich, wenn ich die 5 in der Ex oder den Lehrerzettel wegen nichtgemachter Hausaufgaben in den Händen halte. Das Zeugnis ist viel zu absehbar für spontane emotionale Ausbrüche.