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Geschrieben von Strudelteigteilchen am 05.04.2012, 21:51 Uhr

Hart - aber ich hätte es wohl ähnlich gemacht

Meine Tochter war deutlich jünger, noch in der Grundschule, als sie von der Mutter einer Freundin gefragt wurde, ob sie mit in Urlaub fahren möchte. Ich habe das mit der Mutter abgesprochen und sogar schon bezahlt (es ging um einen Anteil für das Essen und den Flug), als meine Tochter plötzlich Zweifel bekam.

Ich habe das ernst genommen und mit der Mutter gesprochen. Es hat sich dann herausgestellt, daß die Zweifel meiner Tochter berechtigt waren - die Mutter war Alkoholikerin. Ich kannte die Frau als Mutter der besten Freundin meiner Tochter recht gut - ich habe es trotzdem nicht gemerkt. Ich habe mir starke Vorwürfe gemacht, daß ich das nicht vorher gemerkt habe.

Bei der Zusage und der Planung war meine Tochter euphorisch, die beiden Mädel haben sich da in ein "das wird toll" hineingesteigert, meine Tochter sah bloß die Freundin und deren Begeisterung. Erst als die Euphorie verflogen war, setze die Erkenntnis ein, daß die Mutter manchmal etwas komisch war. Meine Tochter hat oft bei dem Mädel übernachtet, die Mutter soff sich abends ins Koma, die Mädels waren dann quasi auf sich gestellt. Zu Hause bei dem Mädel war das nicht wirklich beängstigend, denn die Mutter war halt in ihrem Zimmer, wo sie zuerst soff und dann schlief. Das Mädel wohnte bei uns ums Eck - im Notfall wäre meine Tochter in weniger als 5 Minuten zu Hause gewesen. Aber in einem fremden Land?

Als das meiner Tochter dämmerte - sehr diffus, denn sie wußte nichts von Alkoholismus, von Notfällen, von Blackouts bei Besoffenen, sie war ja erst 9 - bekam sie plötzlich Angst. Sie konnte nicht richtig sagen, wovor und warum, deswegen waren ihre Begründungen für mich nicht nachvollziehbar und "albern". Es ging dann um ganz ähnliche Sachen: Was ist, wenn L. vor mir einschläft, dann fühle ich mich einsam? Was mache ich, wenn ich nachts Angst habe? Das klang für mich nicht plausibel, denn meine Tochter war vorher schon mehrfach ohne mich verreist - Kindergartenfahrten, Klassenreisen, Besuche bei Oma und Opa - und hatte nie auch nur eine Sekunde Heimweh, und auch nie vorher Zweifel gehabt.

Ich bin sehr froh, daß ich die Ängste nicht abgetan habe und mein Kind einfach gezwungen habe, mitzufahren. Zumal ich ja schon Geld bezahlt hatte für die Reise. Es wäre einfach gewesen zu sagen: "Du hast ja gesagt, jetzt fährst Du auch!"

Übrigens: Die Freundschaft zu dem Mädchen hat nicht dauerhaft gelitten. Nach dem Urlaub war es etwas holprig - was aber auch daran lag, daß meine Tochter von da an nicht mehr bei ihrer Freundin übernachten durfte. Die Freundin hat schon vorher nie bei jemand anders übernachtet. Damals dachte ich, daß ein Kind mit 9 das nicht können muß, wenn es nicht will. Heute denke ich, daß das arme Kind ihre Mutter nicht alleine lassen wollte - klassische Co-Abhängigkeit.

Wie auch immer: Meine Tochter und das Mädel waren noch bis zum Ende der Grundschulzeit und darüber hinaus befreundet. Es driftete dann irgendwann auseinander, als beide auf verschiedene weiterführende Schulen kamen und die Mutter mit ihrer Tochter einen Stadtteil weiter zog. Die Mädel treffen sich manchmal - zufällig oder auf Klassentreffen - und verstehen sich dann noch gut. Von der Mutter weiß ich nicht viel. Sie war sauer auf mich, weil ich die Schule und das Jugendamt eingeschaltet habe. Ich hörte, sie hätte einen Entzug gemacht - das wäre auch plausibel, denn die Tochter wohnt noch bei ihr.

 
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