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Geschrieben von +emfut+ am 13.12.2008, 13:40 Uhr

Meine Meinung (lang, mal wieder, wie immer bei den Thema)

Hallo Trini,

1. Ja und nein. Einerseits ist es blöd, daß Kinder schematisiert werden. Andererseits finde ich es richtig, daß "Abweichungen" heutzutage früher erkannt werden als "früher". Ich habe diverse Kinder im Bekanntenkreis, denen es sehr gut getan hat. Unter anderem ein behindertes Kind, das vor 20 Jahren wahrscheinlich erst mit Schuleintritt als behindert erkannt worden wäre. Es ist einfach eine Tatsache, daß viele "Verzögerungen" früher besser behoben werden können als später.


2. Ja.

3. Nein. Ich sehe eher, daß die Schere größer wird, und zwar unabhängig von Stadt oder Land.
Hier in der Stadt kenne ich Kinder, die noch in der 4. Klasse zur Schule gebracht werden, incl. Schulranzentrageservice und Begleitservice in die Klasse. Aber ich kenne eben auch Kinder, die schon mit 6 Jahren alleine und selbstständig mit dem Bus zum Balettunterricht fahren. Ich habe den Eindruck, daß es "früher" einen breiteren Konsens zum Thema "was kann ein Kind wann alleine" gab. Ich kann aber nicht sagen, ob ich das besser oder schlechter finde. Wenn ich mal von den Extremen absehe finde ich es eigentlich gut, wenn die "Regeln" nicht mehr so starr sind. Aber so entstehen diese Extreme eben auch leichter.

4. Ich stimme Dir zu, daß die Grundschule beim Legen der Basis für die weiterführende Schule weitgehend versagt. Aber aus anderen Gründen. Für mich fehlt das Vermitteln von Grundkompetenzen wie Selbstorganisation, Selbstkontrolle, allgemeine Fähigkeiten wie "wie baue ich ein Referat auf?" oder "wie plane ich eine größere Aufgabe?".

In der Grundschule wird sehr viel - löbliches - Detailwissen vermittelt. Fumi konnte tatsächlich ein paar Wochen lang die Nebenflüsse der Isar runterrattern oder die Unterschiede der Nadelbäume mit allen Details (Zapfe, Nadeln, Form, Standort, schlagmichtot) benennen. Aber das ist Wissen, das in 90% der Fälle schon per definitionem bis zur nächsten Probe hängenbleibt, leidglich 10% sind "für's Leben". In 20 Jahren wird sie zum Thema "Nebenflüsse der Isar" bei Günther Jauch vielleicht noch wissen, daß der Rhein nicht dazugehört und einer so ähnlich heißt wie eine physikalische Einheit - was okay ist, es muß nicht alles Hängenbleiben für die nächsten 100 Jahre.
Aber neben dem ganzen Detailwissen gehen eben die Grundkompetenzen total unter. Selbstorganisation fällt Fumi bis heute schwer. Sicher auch, weil sie ADS hat, aber sie hat die wesentlichen Grundregeln dafür auch erst in der Realschule gelernt, was ich für zu spät halte. Wie man ein Referat "anpackt", aufbaut und hält habe ich ihr beigebracht - was nur ging, weil ich zufällig im weitesten Sinne "vom Fach" bin.

Zur Mathedidaktik: Fumi hat letztes Jahr in der 6. Klasse gelernt, wie man Gleichungen umstellt. Jetzt, in der 7. Klasse, kommt das Thema mit den Unbekannten ran. Keine Ahnung, ob das früher früher war. Meine Schulzeit ist 30 Jahre her, ich habe das meiste vergessen.

5. JA!!!!
Im Spiegel war vor nicht allzulanger Zeit ein Artikel darüber, daß Lehrer in inzwischen lächerlicher Zahl von Eltern vor Gericht gezerrt werden. M.E. ist das Ausdruck einer Einstellung.
Ich hatte schon vor einem Jahr oder so mal ein Gespräch mit Fumis Schulleiter. Und zwar war Fumi zum Nachsitzen "verknackt" worden, der Lehrer versäumte es aber immer wieder, einen Termin dafür festzulegen. Als ich den Schulleiter dann mal zufällig traf, sagte ich ihm: "Ach so, wegen Fumis Nachsitzen...." - Sein Gesicht fiel herunter. Ich fuhr fort": ".... der Lehrer macht sich einfach unglaubwürdig, wenn er dann nicht zeitnah einen Termin festsetzt!" Da sagte er mir, daß er inzwischen 70% aller "Schulstrafen" (von Tadeln über Klassenbucheinträge, Strafarbeiten und Nachsitzen bis zum Verweis) mit den Eltern ausdiskutieren muß.
Ich bin aber der Ansicht: Ich habe Fumis Schule sorgfältig ausgewählt. Also gehe ich zunächst mal davon aus, daß ich nicht jede Entscheidung innerhalb dieses - von mir ausgewählten und für gut befundenen - Systems einzeln hinterfragen muß. Natürlich gibt es Grenzen, und ich stand auch schon mal wegen einem absolut unmöglichen Benehmen einer Lehrerin Fumi gegenüber dort auf der Matte. Aber dieses prinzipielle In-Frage-Stellen von jedem Pipifax finde ich nur albern. Und es hat für mich auch was von Nicht-Loslassen-Können. Ich muß meinem Kind auch zutrauen, daß es sich innerhalb des Systems einer Schule mit ihrer Kultur und ihren Regeln bewegen kann, ohne ständig meine Hilfe zu brauchen.

Ich hatte zufällig gestern Abend mit zwei Mit-Müttern eine Diskussion dazu. Nachdem wir relativ dissent in die Diskussion eingesteiegen waren, stellte sich dann heraus, daß wir eigentlich durchaus ähnlicher Meinung waren. Der Unterschied war nur: Die eine hatte weitgehend mit einer "ich kann das sowieso nicht ändern"-Einstellung aufgegeben und steckte ihre ganze Energie darein, ihr Kind für das System "passend zu machen". Wir zwei anderen waren nicht wirklich dazu bereit und suchten nach Alternativen dazu. Das fand ich interesant.

Gruß,
Elisabeth.

 
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