Schwanger mit 35 plus

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Geschrieben von Katja Bg am 22.09.2005, 22:29 Uhr

Ich weine jeden Tag

Liebe Elke,

deine Verzweiflung und unerträglichen Ängste kann ich gut nachfühlen, denn ich habe diese Entscheidungsnot, in der du steckst, selbst vor 8 Jahren erlebt. Ich hatte panische Angst vor allem was auf mich zukommen würde, nachdem ich für meinen Sohn in der 22. Schwangerschaftswoche die Diagnose erhalten habe, dass er mit seiner sehr schweren Behinderung nur ein kurzes Leben haben würde. Schließlich habe ich mich entschieden, ihm seine kurze Lebensspanne zu lassen.
Rückblickend bin ich sehr froh, dass ich mich bei dieser Gratwanderung für diesen Weg entschieden hab, auch wenn ich zunächst dachte, ich schaffe das alles niemals - Martin war mein 4. Kind.
Da ich von Beruf Hebamme bin, wußte ich damals, welche schwere Belastung auch ein vorzeitig eingeleitete Geburt mit sich bringen kann. Ich war mehrere Male bei späten Schwangerschaftsabbrüchen dabei. Das Leben danach ist nicht mehr dasselbe wie vorher - und das traurige Erlebnis kann durch Zweifel, die man vielleicht nachträglich mit sich rumträgt nicht unbedingt die Entlastung bringen, die man sich erhoffet hatte.
Mit Martin haben meine 3 anderen Kinder und ich nach seiner Geburt 3 1/2 wundervolle, kostbare und glückliche Stunden verbracht bevor er in meinen Armen leise eingeschlafen und gestorben ist. Es ist für Dich wahrscheinlich in dieser Situation kaum vorstellbar. Ich hätte mir das in meinen 2 Wochen schlimmster Not, als ich mich zu entscheiden hatte, niemals vorstellen können, dass alles so anders kommen würde, als ich mir das im meinen angstvollen Fantasien ausgemalt habe.

Ich habe einige Jahre später meinen Erfahrungen als Film weitergegeben. Genaueres findest du bei Interesse auf der Internetseite: www.MeinkleinesKind.de
Ich möchte Dich in dieser Situation nicht bedrängen - jedes Elternpaar muss für sich den richtigen Weg finden, der kann ganz aussehen als unser Weg. Aber ich würde Dich gerne ermutigen, den kurzen Lebensweg mit Deinem Kind gemeinsam zu gehen, wenn du Dir das vorstellen kannst. Ich fühlte mich damals sehr allein und etwas wie eine "Pionierin", weil ich keine Menschen mit einer ähnlichen Erfahrung kannte. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass wir alle Martin als wertvollen Mitmenschen, als eines meiner Kinder kennengelernt und in Erinnerung behalten haben - ich habe erfahren, dass meine panische Angst sich in eine große Ruhe verwandelt hat, dass uns doch sehr viele Menschen beigestanden haben, was ich vorher überhaupt nicht geahnt hätte. Vor allem bin ich froh, dass Martin in seinem Leben keine Gewalt zugestoßen ist und sein Sterben ruhig und friedlich war. Wie es bei einem Abbruch gewesen wäre - wer weiß?

Ich wünsche Dir Kraft und Mut für deine Entscheidung - welchen Weg Du auch gehen wirst. Vor allem, dass Du deine Entscheidung ausreifen lassen kannst und auf deine innere Stimme hörst.

Herzlich, Katja

 
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