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Geschrieben von Nikami am 01.04.2022, 17:53 Uhr

Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Hallo liebe Community,

ich denke, ich brauche von euch mal einen völlig unparteiischen Rat zu meiner Situation. Wie ihr am Titel erahnen könnt, ist es etwas komplexer. Daher muss ich wohl leider etwas ausholen.

Mein Freund (34J) und ich (bald 38J) haben uns vor 9.5 Jahren in der Uni kennengelernt und sind seit 8.5 Jahren ein Paar. Wir haben beide Naturwissenschaften in meiner Heimatstadt studiert (er kommt ursprünglich aus einer anderen Großstadt) und im gleichen Institut unseren Bachelor, Master und Doktor gemacht. Die ersten 4 Jahre waren wir fast 24/7 zusammen. Es hatte aber jeder noch seine eigene Wohnung, weil es absehbar war, dass er nach seiner Promotion woanders Berufserfahrung sammeln wollte.
Nachdem er also fertig promoviert hatte, führten wir 4.5 Jahre eine Fernbeziehung: die ersten 2.25 Jahre ca 350 km Entfernung, die letzten 2.25 Jahre knapp 100km. Wir haben uns jedes Wochenende gesehen (abwechselnde Besuche) und wenn ich die Möglichkeit zum HomeOffice (u.a. durch Corona) hatte, habe ich es genutzt und blieb dann auch mal ein paar Tage/Wochen länger. Es war immer sehr harmonisch. Streit gab es so gut wie nie (im Nachhinein betrachtet, weil ich vieles runtergeschluckt habe und zu wenig Grenzen gesetzt hab, wegen der wenig gemeinsamen Zeit am WE und ich die in Harmonie verbringen wollte).

Unser Plan, wenn ich fertig bin mit meiner Promotion (März 2021) bzw. wenn mein Vertrag ausläuft (Ende 2021) war eigentlich: zusammenziehen, nach 1-2 Jahren nen Haus kaufen/bauen, Familiengründung. So ziemlich klassisch.
Wobei die ideale Vorstellung von meinem Freund immer war, wenn er in einem Betrieb Fuß gefasst hatte, wäre es auch für mich einfacher durch sein VitaminB dort reinzukommen (Unrecht hat/hatte er ja nicht) und ich ihm hinterherziehe und alles andere dann auch folgt.

Doch seit meiner Promotion driften wir total auseinander und streiten uns zunehmend mehr, wenn es ums Thema "zusammen ziehen" geht bzw. das "wo".
Er hat derzeit seinen Traumjob in einem Pharmaunternehmen allerdings in einem sehr kleinen Ort und eine Wohnung in einem noch kleinerem Kaff.

Am Anfang war die Vorstellung für mich ok, zu ihm zu ziehen und womöglich von seinem Wohnort einen Job zu suchen. Doch nachdem ich mit meinem Doktor fertig war und auch so langsam mein Arbeitsvertrag dem Ende näher rückte, wurde ich zunehmend unsicherer, ob es das richtige ist. Bis zu meiner Promotion hatte ich enorm viel Stress. Zum einen durch meine Doktorarbeit und die anstehende Prüfung selbst, zum anderen weil es meinem Vater durch seine Erkrankung immer schlechter ging, 2020 verstarb und ich meine Mutter viel unterstützt habe. Nach meiner Doktorprüfung hatte ich erstmals wieder Luft, um über mich und meine/unsere Zukunft nachzudenken. Der Tod meines Vaters hat mich in manchen Dingen wohl auch etwas umdenken lassen, vor allem zum Thema Work-life Balance.
Die Vorstellung in so nem kleinen Kaff wirklich zu leben und nicht nur zu Besuch da zu sein (und so war es ja im Prinzip vorher) machte mir auf einmal schon Angst.
Manche Menschen mögen das ja und mein Freund hat anscheinend auch nicht so das Problem damit, aber ich fühle mich einfach eingeschränkt (trotz Auto) und einsam.
Ich hatte meinem Freund schon vorgewarnt, dass ich mich mit so nem Umzug echt schwer tue. Ich komme ohnehin mit Veränderungen echt schlecht zurecht.
Am Anfang fragte er noch, was er tun könnte, um es mir leichter zu machen. Aber mit nem Möbelstück mehr aus meiner Wohnung war es eben nicht getan.
Obwohl ich noch in meiner Heimatstadt wohnte, wurde ich zunehmend trauriger sie bald zu verlassen. Mein Freund hatte nur semi-Verständnis dafür und schob das auf eine mögliche Depression. Ich habe wirklich irgendwann gedacht, ich hätte eine Depression/MidLife Crisis und war nun einige Stunden bei einer Therapeutin, weil mir das Thema so zusetzte. Aber ich weiß nicht, ob sie mir (allein) da wirklich helfen kann. Schließlich ist es auch nen Beziehungs-/Lebensplanungsproblem. Obwohl ich ihm klar gesagt habe, dass wir offensichtlich ein Problem haben und wir dran arbeiten müssen, kommt von seiner Seite aus nichts.

Anfangs meinte er auch noch, wir könnten ja wieder mehr in die Richtung Heimat ziehen, wenn ich nen Job gefunden hab oder dann in die Mitte von seinem und meinem Job ziehen. Das sieht mittlerweile auch schon wieder anders aus. Letztens sagte er, er wird die nächsten Jahre hier nicht wegziehen zumindest nicht zur Miete, wenn dann als Eigenheim. Meine Mutter schlug sogar vor, sie würde mir ihr Haus vermachen, wir könnten es renovieren, wenn sie nen kleinen Anbau bekommt oder so. Oder wir bewerben uns auf en Grundstück im Nachbarort. Ich hätte meine Heimat und er nen Eigenheim. Allerdings müsste er 60km über Land zur Arbeit fahren. Das war ihm aber auch nicht recht und eine Familie könnte ich mir dann abschminken, weil er dann ja nix von seinem Kind und dem Tag mehr hätte. Kann ich auch irgendwie verstehen. Da geht Lebenszeit drauf, Spritkosten usw. Nur würde ich mir auch wünschen, dass er mich und meine Gefühle besser versteht. Im Moment hab ich das Gefühl, es geht nur nach ihm, seiner Karriere, seiner Pendelzeit usw. und ihm ist es egal, wie es mir damit geht oder ob ich 50km pendeln muss.

Trotz aller negativen Gefühle, habe ich vor 4 Monaten eine Stelle in dem Unternehmen angenommen, wo er auch arbeitet und ich bin "zu ihm gezogen". Die Stelle (für 8 Monate befristet, mit evt. Option auf unbefristet) war nie meine Traumstelle, thematisch als auch finanziell. Und auch die Branche war nie mein Traumziel. Aber ich dachte, ich probiere es aus vielleicht ist doch etwas für mich und wir würden endlich zusammen wohnen. Mittlerweile haben wir uns wieder einigermaßen zusammengerauft.
Doch unglücklich bin ich immernoch. Meine Kollegen sind zwar echt nett und ich mache meine Arbeit gut, aber wirklich Freude macht sie mir nicht und der Wunsch nach Heimat ist immernoch da.
Ich habe mich schon nach anderen Stellen in der nächst größeren Stadt (50-60km entfernt) geschaut. Leider sieht der Markt sehr mau aus oder es gab Absagen. Im näheren Umfeld gibt es gar nichts. Nur Pharma und das will ich nicht.
Jetzt gibt es eine Stelle in meiner Heimat, wo ich sehr gut drauf passen würden (Bewerbung ist noch nicht draußen). Ich habe mit der Chefin auch schon mehrere Projekte zusammen gehabt. Es wäre zwar auch erstmal auf 3 Jahre befristet, aber mit Option auf Verlängerung.
Das würde jedoch für meinen Freund und mich wiederum Wochenendbeziehung heißen. Das will ich aber auch nicht. Schließlich wollten wir in unserer Beziehung weiterkommen und meine biologische Uhr tickt auch immer lauter. In die Mitte ziehen ist für ihn auch keine Option mehr. Was würdet ihr machen? Wo würdet ihr die Prio setzen? Job, der einem mehr Spaß macht und in der Heimat liegt oder gemeinsamer Alltag mit einem Job und Wohnort, den man nicht will?

Ich habe grade einfach das Gefühl, ich kann es nur falsch machen und alles hängt von mir und meiner Entscheidung ab. Ich bin einfach nur noch verzweifelt. Und wenn ich meine Freundinnen oder Bruder sehe, wie die ihre Familie gründen, Haus bauen oder generell auf ihren Partner eingehen, wünschte ich, ich hätte das auch. Mein Freund ist auch oft einfach null empathisch.

Hattet ihr oder seid ihr in einer ähnlichen Situation? Wie seid ihr damit umgegangen?

Entschuldigt den langen Text, aber ich hab schon echt viel ausgelassen :/

 
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