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Geschrieben von Nikami am 01.04.2022, 17:53 Uhr

Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Hallo liebe Community,

ich denke, ich brauche von euch mal einen völlig unparteiischen Rat zu meiner Situation. Wie ihr am Titel erahnen könnt, ist es etwas komplexer. Daher muss ich wohl leider etwas ausholen.

Mein Freund (34J) und ich (bald 38J) haben uns vor 9.5 Jahren in der Uni kennengelernt und sind seit 8.5 Jahren ein Paar. Wir haben beide Naturwissenschaften in meiner Heimatstadt studiert (er kommt ursprünglich aus einer anderen Großstadt) und im gleichen Institut unseren Bachelor, Master und Doktor gemacht. Die ersten 4 Jahre waren wir fast 24/7 zusammen. Es hatte aber jeder noch seine eigene Wohnung, weil es absehbar war, dass er nach seiner Promotion woanders Berufserfahrung sammeln wollte.
Nachdem er also fertig promoviert hatte, führten wir 4.5 Jahre eine Fernbeziehung: die ersten 2.25 Jahre ca 350 km Entfernung, die letzten 2.25 Jahre knapp 100km. Wir haben uns jedes Wochenende gesehen (abwechselnde Besuche) und wenn ich die Möglichkeit zum HomeOffice (u.a. durch Corona) hatte, habe ich es genutzt und blieb dann auch mal ein paar Tage/Wochen länger. Es war immer sehr harmonisch. Streit gab es so gut wie nie (im Nachhinein betrachtet, weil ich vieles runtergeschluckt habe und zu wenig Grenzen gesetzt hab, wegen der wenig gemeinsamen Zeit am WE und ich die in Harmonie verbringen wollte).

Unser Plan, wenn ich fertig bin mit meiner Promotion (März 2021) bzw. wenn mein Vertrag ausläuft (Ende 2021) war eigentlich: zusammenziehen, nach 1-2 Jahren nen Haus kaufen/bauen, Familiengründung. So ziemlich klassisch.
Wobei die ideale Vorstellung von meinem Freund immer war, wenn er in einem Betrieb Fuß gefasst hatte, wäre es auch für mich einfacher durch sein VitaminB dort reinzukommen (Unrecht hat/hatte er ja nicht) und ich ihm hinterherziehe und alles andere dann auch folgt.

Doch seit meiner Promotion driften wir total auseinander und streiten uns zunehmend mehr, wenn es ums Thema "zusammen ziehen" geht bzw. das "wo".
Er hat derzeit seinen Traumjob in einem Pharmaunternehmen allerdings in einem sehr kleinen Ort und eine Wohnung in einem noch kleinerem Kaff.

Am Anfang war die Vorstellung für mich ok, zu ihm zu ziehen und womöglich von seinem Wohnort einen Job zu suchen. Doch nachdem ich mit meinem Doktor fertig war und auch so langsam mein Arbeitsvertrag dem Ende näher rückte, wurde ich zunehmend unsicherer, ob es das richtige ist. Bis zu meiner Promotion hatte ich enorm viel Stress. Zum einen durch meine Doktorarbeit und die anstehende Prüfung selbst, zum anderen weil es meinem Vater durch seine Erkrankung immer schlechter ging, 2020 verstarb und ich meine Mutter viel unterstützt habe. Nach meiner Doktorprüfung hatte ich erstmals wieder Luft, um über mich und meine/unsere Zukunft nachzudenken. Der Tod meines Vaters hat mich in manchen Dingen wohl auch etwas umdenken lassen, vor allem zum Thema Work-life Balance.
Die Vorstellung in so nem kleinen Kaff wirklich zu leben und nicht nur zu Besuch da zu sein (und so war es ja im Prinzip vorher) machte mir auf einmal schon Angst.
Manche Menschen mögen das ja und mein Freund hat anscheinend auch nicht so das Problem damit, aber ich fühle mich einfach eingeschränkt (trotz Auto) und einsam.
Ich hatte meinem Freund schon vorgewarnt, dass ich mich mit so nem Umzug echt schwer tue. Ich komme ohnehin mit Veränderungen echt schlecht zurecht.
Am Anfang fragte er noch, was er tun könnte, um es mir leichter zu machen. Aber mit nem Möbelstück mehr aus meiner Wohnung war es eben nicht getan.
Obwohl ich noch in meiner Heimatstadt wohnte, wurde ich zunehmend trauriger sie bald zu verlassen. Mein Freund hatte nur semi-Verständnis dafür und schob das auf eine mögliche Depression. Ich habe wirklich irgendwann gedacht, ich hätte eine Depression/MidLife Crisis und war nun einige Stunden bei einer Therapeutin, weil mir das Thema so zusetzte. Aber ich weiß nicht, ob sie mir (allein) da wirklich helfen kann. Schließlich ist es auch nen Beziehungs-/Lebensplanungsproblem. Obwohl ich ihm klar gesagt habe, dass wir offensichtlich ein Problem haben und wir dran arbeiten müssen, kommt von seiner Seite aus nichts.

Anfangs meinte er auch noch, wir könnten ja wieder mehr in die Richtung Heimat ziehen, wenn ich nen Job gefunden hab oder dann in die Mitte von seinem und meinem Job ziehen. Das sieht mittlerweile auch schon wieder anders aus. Letztens sagte er, er wird die nächsten Jahre hier nicht wegziehen zumindest nicht zur Miete, wenn dann als Eigenheim. Meine Mutter schlug sogar vor, sie würde mir ihr Haus vermachen, wir könnten es renovieren, wenn sie nen kleinen Anbau bekommt oder so. Oder wir bewerben uns auf en Grundstück im Nachbarort. Ich hätte meine Heimat und er nen Eigenheim. Allerdings müsste er 60km über Land zur Arbeit fahren. Das war ihm aber auch nicht recht und eine Familie könnte ich mir dann abschminken, weil er dann ja nix von seinem Kind und dem Tag mehr hätte. Kann ich auch irgendwie verstehen. Da geht Lebenszeit drauf, Spritkosten usw. Nur würde ich mir auch wünschen, dass er mich und meine Gefühle besser versteht. Im Moment hab ich das Gefühl, es geht nur nach ihm, seiner Karriere, seiner Pendelzeit usw. und ihm ist es egal, wie es mir damit geht oder ob ich 50km pendeln muss.

Trotz aller negativen Gefühle, habe ich vor 4 Monaten eine Stelle in dem Unternehmen angenommen, wo er auch arbeitet und ich bin "zu ihm gezogen". Die Stelle (für 8 Monate befristet, mit evt. Option auf unbefristet) war nie meine Traumstelle, thematisch als auch finanziell. Und auch die Branche war nie mein Traumziel. Aber ich dachte, ich probiere es aus vielleicht ist doch etwas für mich und wir würden endlich zusammen wohnen. Mittlerweile haben wir uns wieder einigermaßen zusammengerauft.
Doch unglücklich bin ich immernoch. Meine Kollegen sind zwar echt nett und ich mache meine Arbeit gut, aber wirklich Freude macht sie mir nicht und der Wunsch nach Heimat ist immernoch da.
Ich habe mich schon nach anderen Stellen in der nächst größeren Stadt (50-60km entfernt) geschaut. Leider sieht der Markt sehr mau aus oder es gab Absagen. Im näheren Umfeld gibt es gar nichts. Nur Pharma und das will ich nicht.
Jetzt gibt es eine Stelle in meiner Heimat, wo ich sehr gut drauf passen würden (Bewerbung ist noch nicht draußen). Ich habe mit der Chefin auch schon mehrere Projekte zusammen gehabt. Es wäre zwar auch erstmal auf 3 Jahre befristet, aber mit Option auf Verlängerung.
Das würde jedoch für meinen Freund und mich wiederum Wochenendbeziehung heißen. Das will ich aber auch nicht. Schließlich wollten wir in unserer Beziehung weiterkommen und meine biologische Uhr tickt auch immer lauter. In die Mitte ziehen ist für ihn auch keine Option mehr. Was würdet ihr machen? Wo würdet ihr die Prio setzen? Job, der einem mehr Spaß macht und in der Heimat liegt oder gemeinsamer Alltag mit einem Job und Wohnort, den man nicht will?

Ich habe grade einfach das Gefühl, ich kann es nur falsch machen und alles hängt von mir und meiner Entscheidung ab. Ich bin einfach nur noch verzweifelt. Und wenn ich meine Freundinnen oder Bruder sehe, wie die ihre Familie gründen, Haus bauen oder generell auf ihren Partner eingehen, wünschte ich, ich hätte das auch. Mein Freund ist auch oft einfach null empathisch.

Hattet ihr oder seid ihr in einer ähnlichen Situation? Wie seid ihr damit umgegangen?

Entschuldigt den langen Text, aber ich hab schon echt viel ausgelassen :/

 
15 Antworten:

Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von Mädl81 am 01.04.2022, 19:52 Uhr

Ich kann nur zum Arbeitsweg was sagen: Mein Mann steht auch jeden Tag um fünf Uhr auf, das er um 6.45Uhr auf Arbeit ist. Er hat 50km zu fahren. Ja, es ist viel Lebenszeit, was auf der Strecke bleibt. Keine Autobahn, nur Landstraße. Aber so einen Job bekommt er sonst nirgends. Hinziehen geht nicht, da wir Haus/Hof/Schwiegermutter hier haben. Aber wo ein Wille, da ein Weg. Irgendwie habe ich bei Deinem Text das Gefühl, das die Luft bei Euch raus ist. Schwierig eine Partnerschaft zu führen, wenn der eine überhaupt nicht entgegen kommt. Ich kann Dir nix raten, aber für mich wäre es höchste Eisenbahn eine Entscheidung zu treffen, wenn meine Uhr tickt.

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von Pepper Potts am 01.04.2022, 21:05 Uhr

Ich hab grade echt ein Déjà-vu...
Bei mir und meinem Ex lief es ähnlich. Wir hatten einige Jahre eine Fernbeziehung, bis es endlich mit dem Zusammenziehen passte. Ich bot ihm mehrmals an zu ihm zu ziehen. Auch ein Kuhkaff. Er wollte in die Stadt ziehen, ok. Nach Jahren der Jobsuche klappte es dann. Dann irgendwann Thema Heirat, Kinder. Erstmal einen ordentlichen Job, dann etwas Geld verdienen waren seine Argumente. Ich habe immer abgenickt, klang verständlich. Das zog sich dann noch ein paar Jahre. Immer wieder wurde ich vertröstet und verfiel in Depressionen. Schließlich haben wir nur noch aneinander vorbei gelebt, weil wir beide nicht glücklich waren. Sex spielte auch keine Rolle mehr zwischen uns, sowie sonst irgendwelche Intimitäten oder Zuneigung. So vergingen insgesamt 18 Jahre. Irgendwann ging es nicht mehr, wir haben Schluss gemacht da wir uns völlig entfremdet haben. In dem Moment das Allerschlimmste für mich, rückblickend das Beste was mir passieren konnte. Heute bin ich glücklich und hab einen tollen Mann und ein wundervolles Kind. Das Alles hätte ich vorher haben können, hätte ich mich nicht so hinhalten lassen.
Das war meine Erfahrung. Mir geht es seit der Trennung deutlich besser und ich habe wieder angefangen zu leben. Mich zurecht gemacht, abgenommen, schöne Sachen gekauft, bin ausgegangen, hab einiges nachgeholt.
Du solltest dir immer die Frage stellen ob du glücklich bist so wie es läuft. Er kann es ja sein, aber wenn du dich verbiegen musst und eigentlich nicht da bist wo du sein willst, solltest du dir überlegen es zu beenden. Es ist ein großer Schritt, aber ihr habt euch definitiv in zwei völlig unterschiedliche Richtungen entwickelt.

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von ohno am 01.04.2022, 21:29 Uhr

Hello. Schwierige Situation. Es liest sich so, als ob Du Eure g e m e i n s a m e n Pläne umwerfen möchtest. Für ihn sind sie vllt in Stein gemeißelt, bei Dir ist alles im Umbruch...

Ich bin bei Job und Familie sehr einfach gestrickt. Du bist 39 Jahre und musst Dich entscheiden, ob Du Familie haben und Mama sein möchtest oder im Job aufgehen willst. Beides wird nur schwer funktionieren, da Dein Partner seinen Traumjob lebt.

Andererseits hast Du Dich bist zum Dr. vorgearbeitet, warum soll das nicht umgesetzt werden...

Also, geh ganz weit in Dich und hinterfrage erstmal Deinen Stand im Leben. Was möchtest Du, und wann möchtest Du genau das? Was spricht gegen eine erneute Fernbeziehung, die vorher auch geklappt hat, um im Berufsleben aufzubauen? Passt ein Eigenheim in Dein Leben? Passt ein Kind in Dein Leben? Stell Dir diese Fragen wirklich erstmal nur für Dich. Passt Dein Freund in Dein Leben, oder passt er nur, weil Du es immer passend gemacht hast? Passen die Puzzel überhaupt noch ineinander?

Sei ehrlich mit Dir selbst, auch wenn es unangenehm ist. Lass Dir Zeit zum sortieren. Du bist knapp 40, da würde ich auch ins grübeln kommen mit dem, was vom Ansatz her überhaupt noch möglich ist.

Mach, was DICH glücklich macht. Damit Du auch andere glücklich machen kannst.

Alles Gute. ohno

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von Chaka! am 01.04.2022, 22:16 Uhr

Ich finde, ohno hat dir schon gute Fragen zum Nachdenken gegeben.

Meine Eindrücke, als ich dein Post gelesen habe:
- Was sind 60 km pendeln? Das machen viele... klar kostet Zeit und Geld, aber man kann nicht für jeden neuen Job umziehen, vor allem nicht, wenn man Kinder und Eigenheim hat.
- Du überlegst und überlegst, wie du dich auf deinen Freund zu bewegen kannst. - Er zieht sein Ding durch, ohne auf dich einzugehen / Rücksicht zu nehmen. Will er eure Beziehung überhaupt noch? Oder ist sie einfach und selbstverständlich für ihn?
- Was willst DU wirklich? (s. ohno)
- Verbiegst du dich?
- Ich glaube, du weißt es längst...

Ich finde die Frage, was man seiner besten Freundin in diesem Fall raten würde, immer ganz gut. Der Perspektivwechsel lässt oft eine ehrliche Antwort zu.

Alles gute dir!

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von Samira6 am 02.04.2022, 1:31 Uhr

In einer Beziehung muss man ab und zu Kompromisse machen. Mir scheint, bei euch will keiner von beiden nachgeben. Jeder will es für sich perfekt haben. Ihr müsst euch entscheiden, was euch wichtiger ist. Der perfekte Job in der perfekten Umgebung, oder, dass ihr zusammen leben könnt.

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von Häsle am 02.04.2022, 14:54 Uhr

Ich kann verstehen, dass du nicht in sein Kaff ziehen willst. Vor allem, wenn geplant ist, dass du erstmal den größeren Teil der Kinderbetreuung abbekommst und mehr daheim bist als er.

Ich kann aber auch verstehen, dass er nicht so nah zu deiner Mutter ziehen will. Ansonsten wäre das ja eine tolle Gelegenheit für ein Eigenheim.

Und sorry , aber wegen 60 km so ein Theater zu machen, da muss mehr dahinter stecken.

Ich würde ihm als Kompromiss nochmal eine gemeinsame Wohnung in der Mitte vorschlagen. Das wär's dann von und mit mir gewesen.

Wir wohnen neben den Eltern meines Mannes und sind für das Eigenheim beide 60 km von unseren Arbeitsstellen weggezogen. Allerdings ist das hier kein Kaff, sondern immerhin eine Kleinstadt, mit allen, was man als Familie braucht. In so ein Kaff wäre ich nicht gezogen.
Meine Familie ist 60 km entfernt (am ehemaligen Wohnort), meine aktuelle Arbeitsstelle sogar 70 km.
Das sind doch alles keine Hindernisse. Wenn man will.

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von Samira6 am 02.04.2022, 16:30 Uhr

Denjenigen, die hier schreiben, 60 km sein doch keine Entfernung: 60 km über Land bedeutet eine Stunde Fahrt. Gerade in der heutigen Zeit würde ich mir das sehr gut überlegen.

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von Nikami am 02.04.2022, 23:11 Uhr

Hi Pepper Potts,

Danke,dass du deine Erfahrung mit mir teilst. 18 Jahre sind wirklich eine lange Zeit. Natürlich fällt es da einem nicht leicht, einen Schlussstrich zu ziehen.
Ich muss gestehen,dass die Aufschieberitis auch von meiner Seite kam. Es waren nicht die richtigen Umstände: ich hab mich in meine Doktorarbeit reingekniet, hatte teilweise Nachtschichten. Er war nach seinem Doktor jobbedingt alle paar Monate in einer anderen Stadt.
Das war auch alles ok so für mich.
Doch jetzt kommt es mir so vor, als würde nur ich mich auf ihn zu bewegen. Und trotzdem bin ich so hin und her gerissen,weil ich manchmal denke, dass es unsere erste große Auseinandersetzung ist. Man kann doch nicht nach so langer Bezieung einfach aufgeben...

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von Nikami am 03.04.2022, 0:05 Uhr

Hey ohno,

Danke für deine Einschätzung.
Du hast in vielen Punkten recht. Die Fragen stelle ich mir immer und immer wieder.

Aber es ist nicht so, dass ich unsere grundlegenden Pläne (zusammen ziehen, Haus, Familie) umwerfen will.
Denn wir hatten abgesprochen, dass ich erstmal zum ihm ziehe (hab ich gemacht) und versuche nen Job in der Nähe suche (hab ich auch gemacht) und wir ggf. eine Wohnung in der Mitte mieten (war nicht nötig, da ich ja in der gleichen Firma wie er angefangen hab). Nur leider ist eben der Job nicht das, was mir wirklich Spaß macht und wofür ich meinen Doktor gemacht hab.

Das, was bei mir im Umbruch ist, ist, dass ich eine gesündere Einstellung zur Arbeit haben möchte. Ich will nicht nur für die Arbeit leben, wie ich es fast in meiner Doktorandenzeit gemacht habe. Dafür ist das Leben zu kurz. Die steile Karriere ist mir nicht mehr so wichtig. Aber ein Job, den ich gerne mache und angemessen entlohnt werde, sollte schon drin sein.

Deinen letzten Spruch sollte ich mir wohl gut merken

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von sunnydani am 03.04.2022, 11:25 Uhr

Es ist natürlich schwierig, wenn einer das Gefühl hat, er muss sich komplett für den anderen verbiegen und alles zu seinen Wünschen machen und vom anderen kein sichtbares Entgegenkommen da ist.
Deshalb kann ich dich sehr gut verstehen, dass du eure Beziehung in gewisser Weise nun auch hinterfragst.

Ich persönlich hätte es nicht gekonnt für meinen Mann in irgendeine Pampa zu ziehen, ohne Anschluss zu meiner Familie und dann auch noch mit einem Job, den ich eigentlich nicht wirklich will. Ich weiß, ich hätte das auf Dauer nicht ausgehalten.
Aber für mich war auch immer klar, dass ich sehr gern früh Mama werden will und deshalb hab ich irgendwie doch den Job immer etwas hintan gestellt. Ich habe zurzeit auch noch einen Job, der mich nicht wirklich erfüllt. Da ich aber meine Babypausen hatte und grundsätzlich im Moment noch sehr wenige Stunden arbeite und meine Hauptzeit bei meinen Kindern verbringe, war das in Ordnung für mich.
Jetzt, wo der Kleine im Herbst in den Kindergarten kommt und ich meine Stunden wieder etwas aufstocken kann und wo ich weiß, ich werde keine Kinder mehr bekommen und somit keine Babypause mehr haben, sondern jetzt heißt es wirklich bis zum Schluss durchgehend zu arbeiten, ist für mich klar, dass ich an meiner beruflichen Situation etwas verändern muss, da ich so einfach nicht über Jahre weitermachen möchte. Und hier ist bei mir auch schon eine Veränderung in Planung, die sich dann ab Herbst hoffentlich erfüllt.

Mein Mann pendelt auch zu seiner Arbeit. Er fährt mit den Öffis und ist wirklich sehr lange unterwegs. Er steht bereits gegen 05:30 Uhr auf, fängt um 7 Uhr zu arbeiten an, hört um 16 Uhr auf, ist aber erst um 17:20 oder 17:30 zu Hause (manchmal gibt es auch noch Verspätungen, etc.). Somit braucht er täglich fast 3 Stunden, die er nur mit dem Hin- und Herfahren verbraucht. Ist natürlich alles andere als optimal, aber er möchte nicht mehr Auto fahren (damit wäre er nämlich in 40 min einfache Strecke bei seinem Arbeitsplatz), wir haben auch nur mehr ein Auto, das ich für die Kinder und unsere Termine brauche und er liebt seinen Job, ist langjährig dort und möchte ihn keinesfalls aufgeben. Weiter in die Nähe seiner Firma zu ziehen, war aber für uns beide nie eine Option, da wir bereits ein Haus gebaut haben und das bewusst dort, wo es ist.
Somit ziehen wir hier unsere Kompromisse und es ist für uns beide in Ordnung so, auch wenn er die Kinder unter der Woche auch nicht viel sieht.

Im Großen und Ganzen wird es vermutlich nie ganz so laufen, wie man es sich vorgestellt hat. Aber das grobe Lebenskonzept sollte passen und zufrieden machen. Wenn man spürt, es passt nicht, dann kann man es vielleicht einige Zeit durchhalten, aber auf Dauer ist es schwer und sind dann erst mal Kinder involviert, ist es noch schwerer und man entfremdet sich womöglich noch mehr voneinander, weil einer dem anderen immer die Schuld für die Situation gibt. Und ich finde man spürt doch ganz deutlich, wann eine Veränderung nötig ist. Aber aus Angst sich aus seiner Komfortzone zu trauen, schiebt man es oft vor sich her, redet sich ein, dass es schon so geht und man sich nicht so anstellen soll, obwohl so eine Veränderung, die tief in einem schlummert, in den meisten Fällen ja auch wirklich gut tut und berechtigt ist.
Deshalb würde ich dir auch raten, ganz tief in dich zu gehen, dir zu überlegen, was deine Prioritäten für die nächsten Jahre sein sollen und was du tun kannst und musst, damit du dich zufriedener fühlst. Hör wirklich auf dich! Das hat mir immer am besten geholfen, wenn ich in mich hineingespürt habe und wirklich auf mein Gefühl gehört habe.
Wenn du das geklärt hast und du dir sicher bist, dann würde ich mit deinem Freund darüber sprechen und dann auch dazu stehen, was dir wichtig ist. Dann müsst/könnt ihr ja versuchen beiderseitige Kompromisse einzugehen, mit denen ihr beide leben könnt. Aber dass immer nur du auf ihn zugehst, das wird langfristig nicht klappen.

Ich wünsche dir alles Gute dafür!

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Zügige Entscheidung steht an

Antwort von Banu28 am 03.04.2022, 13:03 Uhr

Hallo,

ich bringe es mal knackig auf den Punkt: Du musst jetzt relativ schnell eine grundlegende Entscheidung treffen, und das ist nicht leicht. Aber es muss wohl sein.

Die Entscheidung lautet: Willst Du ein Kind in Deinem Leben haben oder nicht? Denn so gemein das ist: Du riskierst bereits jetzt, dass es nicht mehr klappt. Die statistische Wartezeit auf eine Schwangerschaft beträgt in diesem Alter bereits 26 Monate (einfach mal googeln). Klar kann es auch schnell gehen, es kann aber auch noch länger dauern - oder gar nicht mehr klappen.

Ich selbst habe für meine dritte Schwangerschaft (mit 38 Jahren) bereits viereinhalb Jahre gebraucht. Wenn man noch nie schwanger war, ist die Chance auf eine intakte, ausgetragene Schwangerschaft mit Ende 30 sogar noch geringer, weil der Körper noch keine Erfahrung hat (was biologisch tatsächlich eine Rolle spielt und die Fehlgeburtsquote senkt).

Heißt: Wenn zu Deiner Lebensplanung ein Kind gehört, kannst Du nicht mehr lange über den perfekten Job, den perfekten Wohnort und den perfekten Partner nachdenken, sondern musst bald loslegen. Sonst kann es sehr gut sein, dass es nichts mehr wird mit dem Kind.

Die zweite Möglichkeit ist auch nicht falsch, aber hier kommt ein Kind eher nicht vor: Du suchst Dir den Job, der Dir wirklich entspricht. Und Du ziehst in die Stadt oder an den Ort, der Dir wirklich gefällt. Du kannst dann einen neuen Partner suchen oder mit Deinem jetzigen noch verbunden bleiben per Fernbeziehung - wie auch immer.

Natürlich kannst Du auch sagen: Ich will alles. Ich suche mir zuerst einen Job, den ich lieber mag. Dafür ziehst Du dann um. Dann arbeitest Du ein, zwei Jahre im neuen Job. Währenddessen suchst Du Dir einen neuen Mann, denn der bisherige wird vielleicht abspringen, wenn Du aus- und wegziehst. Der neue Partner will aber nicht sofort ein Kind wollen, sondern erstmal ein paar Jahre die Beziehung testen. Du merkst schon: Das wird knapp.

Wenn man im Leben immer zaudert oder auf die perfekten Umstände wartet, erledigen sich viele Träume leise und von selbst, einfach weil man unentschlossen war. Das hat für mich weniger mit Egoismus zu tun, sondern eher damit, dass manche Menschen schwer Prioritäten für ihr Leben setzen können. Das ist nicht schlimm, es heißt aber, dass Türen sich schließen. Wichtig ist nur, dass man das sieht und die Entscheidung für das, was einem am wichtigsten ist, wirklich wach und bewusst trifft.

LG

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von Häsle am 03.04.2022, 15:55 Uhr

Ich finde den Begriff "Fernbeziehung" bei 60 oder 100 km Entfernung absolut lächerlich. Wenn keiner von beiden in den Ort des anderen ziehen möchte, müssen sie sich (schleunigst!) auf einen Kompromiss in einer dritten Stadt, idealerweise mittig zwischen ihren Arbeitsstellen, einigen. Wenn das schon nicht klappt, bezweifle ich, dass sie überhaupt ein harmonisches Familienleben hinbekommen würden. Das klappt auf Dauer nur mit Kompromissen auf beiden Seiten.

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von DecafLofat am 03.04.2022, 18:15 Uhr

my uneducated guess (in dem aber Lebenserfahrung steckt...)
das ist nicht der Mann für Familie mit dir. Was nicht an dir liegt, sondern am Mann.
Eine Zukunft als Familie sehe ich in meiner Glaskugel nicht.
Komm gerne in zwei, drei Jahren nochmal und berichte...
Schick die Bewerbung ab. Im Moment ist er glücklich, und du nicht. Willst du für immer zurückstecken und mit second best leben? und dich in zwanzig Jahren fragen, was wäre gewesen, wenn...?!?

Ich war in einer annähernd ähnlichen Sitution (liiert mit einem aus der Firma, aber jeder wohnte alleine...) - nach über drei Jahren keine Pläne seinerseits, zusammenzuziehen oder in Richtung Familie. DInge, die mir immer klar waren, dass ich sie wollte.

Ich habe dann die Entscheidung gegen den Mann und für mich und meinen Seelenfrieden getroffen - und hatte sehr schnell danach den Richtigen getroffen. Morgen sind wir 14 Jahre verheiratet und haben drei Kinder, Hund, Haus.

Bleib nicht aus Bequemlichkeit unglücklich.
Du hast nur ein Leben.

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von Häsle am 03.04.2022, 19:30 Uhr

Ich habe meinem Freund damals ein Ultimatum gestellt. Ich wusste, dass ich Kinder wollte, und er wusste es nach vier Jahren Beziehung dann plötzlich doch nicht mehr. Damit wäre er nicht mehr der Richtige für mich gewesen, ganz einfach.
Er ist ausgezogen und nach zwei Wochen wieder gekommen, mit der Entscheidung für Kinder.
Das war vor 18 Jahren. Wer sind jetzt seit fast 17 Jahren verheiratet, haben zwei Kinder (16 und 7) und sind sehr glücklich miteinander. Und noch glücklicher mit unserem Familienleben, das Kompromisse verlangt(e), aber so für alle gut passt.

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Re: Fernbeziehungs-Hin-und her-Familienplanung-Egoismus-

Antwort von ichbinfrei am 07.04.2022, 15:55 Uhr

Also ich hab mich oft für meinen Partner verbogen, er sich nie. Das hat am Ende nicht funktioniert. Ich habe mich - dann mit Kind allerdings schon - nach 18 Jahren getrennt. Jetzt lebe ich alleine mit Kind und würde glaub nie wieder mit nem Kerl zusammen ziehen, habe aber seit 10 Jahren wieder eine liebevolle Beziehung.
Schwierige Entscheidung bei dir. Aber verbiegen für einen Kerl und dann sitzt du mit dem Kind nachher in dem Kaff fest, wo du JETZT schon nicht glücklich bist????? Ich weiß nicht! Stell ihm doch ein Ultimatum: entweder er bewegt sich auch ein bisl in deine Richtung oder du trennst dich. Manchmal kommt dann Bewegung in die Herren der Schöpfung....

Viel Glück!

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