Emfut! Ich bin schockiert!

Es ist nicht so, daß es jeden Tag passiert oder daß eine Mehrheit so denkt - aber es ist eben auch nicht "weg" oder "vorbei" - ich glaube nicht mal, daß es jemals "vorbei" sein wird.

Fumi wird öfter mal in der S-Bahn oder U-Bahn angemacht. Ältere Leute sind eher "ruhig" - die setzen sich dann nicht neben sie oder reagieren auf sie gereizter als auf andere. Jüngere sind dann schon mal verbal ausfallend.

In einem sozialen Netzwerk im Internet gab es dann mal richtige Nazi-Sprüche von Mitschülern.

Mein Ex-Mann wurde mal hier in München krankenhausreif geprügelt.

Er fühlte sich in Berlin sicherer - und ist dann u.a. wegen dem Vorfall nach London gezogen. Wobei Berlin - allerdings damals, vor 15 Jahren, das muß ich betonen! - durchaus zweigeteilt war. Die nigerianische Botschaft liegt im ehemaligen Ostteil der Stadt, und da fuhr er nie alleine hin. Ob die Gefahr gefühlt war oder real, das kann ich nicht beurteilen.

Alles in allem, im Alltag, sind es eher die "Kleinigkeiten", die Sticheleien nebenher. Der alte Mann, der nicht "blöde Kuh!" sondern "Negerhure!" ruft, wenn ich ihm den letzten Einkaufswagen wegschnappe. Die Frage: "Woher kannst Du so gut Deutsch?" oder "Woher kommst Du?" an die Kinder. Die Leute, die den Sitzplatz neben Fumi freilassen in der vollbesetzten U-Bahn - oder rundheraus sagen: "Da setze ich mich nicht hin!", wenn Fumis Freundin den Platz neben Fumi für eine gehbehinderte Frau freimacht. Keine Angriffe, keine Tätlichkeiten - aber das ständige Bewußtsein: "Du bist anders, und Dein Anders ist minderwertig!"

Ich verstehe die Ängste und weiß, wo das herkommt. Aber mein Verständnis schließt kein "Abfinden" oder gar "Vergessen" ein. Auch wenn Xenophobie wahrscheinlich eine unausrottbare menschliche Eigenschaft ist - ich werde nicht aufhören, sie anzuprangern und öffentlich zu machen.