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Geschrieben von Bagari am 05.12.2020, 0:14 Uhr

Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Hallo an alle die mir geantwortet haben, vielen Dank für eure Worte! Ja es stimmt, es ist eine Ausnahmesituation und nicht mit dem "normalen" Familienalltag vergleichbar. Nur wenn man mitten drin ist und das Ende ist nicht in Sicht, dann ist es einfach schwer durchzuhalten. Mein Mann hilft wo er kann und ich hätte vllt dazu sagen sollen, dass ich bereits nach der Geburt meines ersten Kindes eine schwere postpartale Depression bekommen habe und deshalb auch behandelt werden musste. Ich war ganz allein (wie gesagt es gibt keine Großeltern oder Freunde mit Kindern oder Verwandte die uns helfen würden) und sie hat 24 Std geschrien. Regulierungsstörung. Ich wusste damals gar nicht was das ist bis mir das gesagt wurde. Als sie 10 Monate alt war, war ich so fertig dass ich einfach "verschwinden" wollte. Damals kam ich mir schrecklich isoliert von der Außenwelt vor, weil das permanente Geschrei von ihr es unmöglich machte mit ihr die Wohnung zu verlassen. Ich war 10 Monate quasi mit ihr in Quarantäne. Danach hab ich nur noch daran gedacht mich aus dem Fenster zu stürzen. Nach der Behandlung und als sie älter wurde, wurde alles besser. Diese schlimme Zeit hat unsere Ehe sehr belastet aber auch gezeigt dass wir füreinander da sind. Mein Mann hat seinen vollzeitjob gekündigt!! Um mich Zuhause zu unterstützen, hat er sich eine Halbtagestelle gesucht und wir hatten dadurch enorme finanzielle Einbußen. Unterstützung habe ich nie bekommen, von niemandem. Als alles besser wurde, haben wir uns tatsächlich für ein zweites entschieden. Ich musste mich zum zweiten Mal künstlich befruchten lassen, das war auch schon bei meiner Tochter so. Kinderwunschbehandlungen sind ebenfalls eine große Herausforderung und körperlich und psychisch belastend.
Da man nie weiß wann es klappt (bei meiner Tochter dauerte es Jahre), haben wir zeitgleich mit dem Haus damit angefangen und sind davon ausgegangen es würde ja wieder Jahre dauern. Wir wollten nicht zu alt werden, die jüngsten sind wir nicht mehr.
Dann hat es überraschend beim ersten Versuch geklappt und die Geburt viel mitten in die Hochphase des Hausbaus. Dann kam Corona dazu...und plötzlich war ich wieder Zuhause isoliert mit den Kindern und dem Haus, ohne Unterstützung...ich wurde sofort getriggert, diese Situation kannte ich ja schon von damals. Und jetzt drohe ich in die nächste Depression abzurutschen, oder in ein Burnout. Aber ich habe mir diesmal tatsächlich Hilfe von einem Babysitter gesucht und eine Haushaltshilfe organisiert und zumindest so lange wie ich beide noch bezahlen kann, habe ich dann erstmal Pausen zwischendurch.
Mein Mann und ich schlafen gar nicht im selben Raum, das ist leider unmöglich weil er mit dem Baby schlafen muss (einer muss das ja tun) Mein Bett ist Ablage für Wäsche. Ich bin fast die ganze Nacht wach (ich leide seit ich Kinder habe unter extremen Schlafproblemen) und ich arbeite dann in der Zeit in der die anderen schlafen. Ich selbst schlafe ca 3 Std von 4 uhr bis 7 Uhr und das dann meistens im Wohnzimmer wo ich zuletzt gearbeitet habe.
Natürlich ist das alles sehr unoptimal und kann auf Dauer nicht gut gehen. Aber wir sind seit 3 Jahren im Ausnahmezustand oder wenn man die Kinderwunschbehandlungen dazu rechnet, schon noch länger... weder mein Mann noch ich haben noch irgendwelche hobbys oder zeit für sich oder die Beziehung. Das ist gar nicht möglich ohne Hilfe. Ich weiß nicht ob es irgendwann einfacher wird. Vllt wirds kurzfristig einfacher mit dem neuen babysitter. Ich wünschte ich hätte Freunde mit Kindern die mich verstehen oder Verwandte die auch mal aushelfen könnten. Daran kann ich leider nichts ändern.
Ich finde es aber schön zu lesen dass es Menschen gibt die eine schöne Kindheit hatten, trotz mehrerer Geschwister. Das lässt mich hoffen dass ich es irgendwie schaffen kann den Draht zu den Kindern nicht zu verlieren und ihnen eine schöne Lebenszeit zu ermöglichen.
Mein Mann und ich sprechen ganz offen über alles. Müssen wir auch um nicht zu streiten oder uns missverstanden uu fühlen und auch weil wir uns wenigstens gegenseitig verstehen können, es macht einen sonst wahnsinnig wenn niemand versteht wie das eigene Leben eigentlich grad abläuft. Jeder sieht das kranke Baby, die Baustelle, das Kind in der Trotzphase, das Fertigessen weil das Kochen wieder nicht geklappt hat...dass mein Mann manchmal nachts vor Erschöpfung weint und ich solche Schlafprobleme habe, dass ich gar nicht mehr ins Bett gehe (wozu), dass wir niemanden haben der uns hilft und uns gegenseitig offen ins Gesicht sagen dass wir am liebsten abhauen würden und nur noch da sind weil wir den Partner nicht hängen lassen wollen...das sieht ja keiner.
Ich denke es läuft auf Trennung (wie bei den meisten) oder auf "jetzt erst recht wir schaffen das und retten unsere Ehe" hinaus. Eins von beidem.

Wir geben unser Bestes. Wir haben schon so viel durchgemacht die letzten 16 Jahre. Friss oder stirb.
Alle die Großeltern haben oder gute Freunde mit Kindern die aushelfen können, können sich seeeehr glücklich schätzen.
Ich bin schon froh wenn ich nicht mit dem baby auf Station bin und morgens um 3 uhr ein Wandregal fertig gebaut habe.
Es kann nur besser werden.

Viele Grüße und macht euch alle so viele schöne Momente wie möglich. Es ist Mitternacht, alle schlafen, ich gehe jetzt weiter arbeiten im Haus.

 
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