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Geschrieben von Bagari am 25.11.2020, 22:12 Uhr

Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Hallo an alle Mütter mit mehreren Kindern,
Ich möchte einfach mal wissen wie ihr das seht.
Ich habe zwei Kinder, 3 Jahre und 7 Monate und wir haben grad ein Haus gebaut und sind umgezogen. Jetzt herrscht natürlich Chaos pur und es gibt endlos viel zu tun im Haus. Das Baby ist Nierenkrank und wir waren schon mehrfach auf Station für jeweils eine ganze Woche, die 3-Jährige steckt mitten in der Trotzphase und muss nun ja auch noch mit einem neuen Bruder, einem neuen Zuhause, einem neuen Ort und demnächst mit einer neuen Kita zurecht kommen. Das Haus ist noch Baustelle, wir mussten überstürzt einziehen weil wir gekündigt wurden wegen Eigenbedarf.
Belastbare Großeltern gibt es nicht.

Ich hab manchmal das Gefühl ich kann niemandem mehr gerecht werden.

Wegen Corona ist natürlich alles noch komplizierter geworden, das Baby kann nich zur Krabbelgruppe, die Große konnte lange nicht in die Kita gehen, der Hausbau ging trotzdem weiter. Mein Sohn hat jetzt 7 Monate quasi nur im Auto und auf der Baustelle auf dem Arm geschlafen, weil wir einfach so viel zu tun haben. Pausen gab es nur zwangweise wenn er ins Krankenhaus musste. Meine Große muss viele neue Dinge in ihrem Leben akzeptieren und plötzlich haben die Eltern fast keine Zeit mehr für sie übrig (und auch keine Energie).
Von meiner Ehe ist grad gar nix mehr übrig, neben Kindern und Baustelle (und der Alltag muss ja auch weiter gehen) bleibt keine Zeit mehr für gar nichts. Wir machen alles allein, Hilfe haben wir nicht. Es gibt keine Verwandten oder so, die uns unterstützen.

Eigentlich tut man das alles für die Kinder. Die sollen beide ein großes Zimmer haben und einen Garten und all das was man sich eben so wünscht für die Kinder.
Ich frag mich nur was sie davon haben, wenn wir für sie eigentlich gar keine Zeit mehr haben. Der ganze Tag (und die Nacht) besteht nur aus Programm abarbeiten, um irgendwie alles hin zu kriegen. Wir sind überglücklich wenn wir es geschafft haben zu duschen oder Essen zu kochen. Dinge die für andere selbstverständlich sind, sind Luxus für uns. Den Fernseher hatten wir seit über einem Jahr nicht mehr an und dann haben wir auch das Sofa verkauft weil wir dachten: wer nie auch nur eine Minute auf seinem Hintern sitzt,der braucht auch kein Sofa.
Mein Mann hat 5 Kilo abgenommen, ich bin jetzt schon längst unter dem Gewicht dass ich vor der letzten Schwangerschaft hatte.
Wir sind beide unglaublich gestresst.

Sicher kann man jetzt sagen: irgendwann ist das Haus fertig, irgendwann ist das Baby endlich operiert worden und es geht ihm hoffentlich besser, irgendwann hat sich die Große eingelebt und an die neue Situation gewöhnt...
Aber ich sehe das Ende vom Tunnel grad nicht.

Ich sehe um mich herum nur Eltern mit mehreren Kindern, die sich anschreien oder gar nicht mehr miteinander reden, die die Kinder anbrüllen weil sie gestresst sind, die grad dabei sind sich scheiden zu lassen... oder bei denen man denkt: die haben zu viel um die Ohren und zu wenig Pausen, die steuern direkt auf eine Trennung zu oder die Kinder sagen später mit 16: "Übrigens Mama und Papa, die Kindheit bei euch war voll scheiße, ihr hattet nie Zeit, ihr habt nur gearbeitet und hattet ständig schlechte Laune".

So war es nämlich in meiner Kindheit: Papa nur am arbeiten, Mama mit 3 Kindern allein überfordert, zwei Häuser gebaut, und noch jede Menge Tiere versorgt...und nach der Geburt des dritten Kindes hatten sie sich schon nichts mehr zu sagen und die Kindheit von mir und meinen Geschwistern war unschön, es war immer dicke Luft und immer irgendwie alles im Eimer.
Und dann haben sie sich endgültig getrennt als meine kleine Schwester 12 war und haben sich dann auch beide schlagartig für die Kinder nicht meht zuständig gefühlt.

Ehrlich gesagt kenne ich tatsächlich keine einzige Familie mit mehreren Kindern wo die Eltern nicht getrennt sind oder die Kinder nicht total unglücklich wirken.
Mein Bruder hat 4 Kinder und die müssen mit dem Gesicht 15 Minuten die Wand anstarren wenn sie etwas falsch gemacht haben oder stundenlang still sitzen und schweigen, er meint er hat den "Haufen" sonst nicht mehr im Griff. Da herrscht Diktatur. Sollte man überhaupt so viele Kinder haben wenn man dann so eine Art von Leben mit denen führen muss?
Manchmal frag ich mich ob Babys nicht so viel schreien weil sie verhindern wollen dass die Eltern noch mehr Kinder bekommen. Vermutlich genau deshalb: weil Eltern dann überfordert sind. Und darunter leiden die Kinder dann ja auch.
Vllt ist es ja so vorgesehen dass man eigentlich nur ein Kind bekommen soll, wer weiß.

Kann man mehreren Kindern überhaupt gerecht werden? Können die glücklich werden?
Ich tu hier mein Bestes und arbeite mir den Arsch ab, aber wenn mein Mann vor mir steht mit Nasenbluten und meine Tochter an meinem Bein hängt und brüllt weil sie ihren Willen nicht kriegt und das Baby schreit und das Telefon klingelt weil der Bauleiter anruft und die Handwerker im Flur vorbei laufen und Fragen stellen und ich eigentlich grad auf dem Klo sitze...dann hab ich manchmal das Gefühl ich mache alles falsch und ich kann niemandem gerecht werden. Und dann denke ich : JETZT GRAD hab ich mich genauso verhalten wie meine Mutter damals oder genau das gesagt was mein Vater früher gesagt hat.Dann hab ich ein schlechtes Gewissen und würde mich am liebsten in Luft auflösen!
Vllt sind wir ja auch alle dazu verdammt genauso zu werden wie unsere eigenen Eltern. :(

Wo ist denn das Licht am Ende des Tunnels? Ich sehe es grad nicht.

Vielen Dank fürs Lesen.

 
9 Antworten:

Re: Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Antwort von Esmeralda am 25.11.2020, 23:28 Uhr

Es tut mir echt leid, ist eine schwierige Situation für euch.

Das Baby ist kank, und Krankheit frisst unglaublich viele Ressourcen. Bin leider selbst chronisch krank, was das an Zeit und Energie frisst, kann niemand von außen sehen.

Und wenn keine belastbaren Großeltern da sind, das macht einen unglaublichen Unterschied, auch das kenne ich leider. Ich sehe Freundinnen, bei denen beide Großelternpaare fit und nah sind und das kann man gar nicht vergleichen.

"Manchmal frag ich mich ob Babys nicht so viel schreien weil sie verhindern wollen dass die Eltern noch mehr Kinder bekommen. "
Das soll tatsächlich evolutionär der Grund sein. Allerdings schreit das Baby ja nur im ersten Jahr so richtig, oder? Da ist deine Älteste schon drüber.

Aber ich habe zwei jüngere Geschwister und auf mich trifft leider deine Skizze zu. Ich ar unglücklich, meine Eltern waren überfordert und haben sich später getrennt. Und ich als Älteste kam zu kurz, sollte immer die Vernünftige sein und zurückstecken.

Und das ist auch tatsächlich der Hauptgrund, warum mein Mann und ich nur ein Kind haben und kein weiteres planen.
Ich bin allerdings auch schon älter, sonst könnte ich der Versuchung vielleicht nicht widerstehen, noch mal ein Baby haben zu wollen oder das zu tun, was alle tun.

Aber ich denke, bei euch kommen echt wieder bessere Zeiten. Durchhalten!

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Re: Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Antwort von 3wildehühner am 26.11.2020, 0:08 Uhr

Bei euch kommt viel zusammen.
Dass ein Hausbau mit Neugeborenem nicht ideal ist, merkst du gerade.
Diese Planung war von euch ungünstig, ist jetzt aber nicht zu ändern.
Dass das Baby krank ist, ist ein schwerer Schicksalsschlag und da ist es leider normal, dass das Gefühl der Ohnmacht, Hilflosigkeit und Verzweiflung aufkommt.
Wichtig ist jetzt, dass ihr euch Hilfe holt!
Ihr braucht dringend Entlastung!
Wenn ihr keine Verwandtschaft habt, die euch unterstützen kann, sucht Alternativen!
Ein Babysitter, vielleicht auch eine Tagesmutter oder Leihoma, könnten euch entlasten. Auch das Jugendamt kann mit einer Familienhilfe helfen.
Eventuell solltest du auch eine psychologische Hilfe für dich in Anspruch nehmen, denn einige Dinge deiner Kindheit scheinst du nie aufgearbeitet zu haben.
Entgegen deiner Erfahrung kenne ich sehr viele, sehr glücklich me Familien mit mehreren Kindern.
Es ist absolut möglich, allen Kindern gerecht zu werden und zudem eine glückliche Ehe zu führen.
Ich bin jetzt 22 Jahre mit meinem Mann zusammen, davon 20 verheiratet, und wir haben drei Kinder. ( 17, 19 und 20)
Wir haben so einige Freunde und Bekannte, die mit mehreren Kindern glücklich sind.
Wichtig ist aber, dass ihr euch als Paar, als er auch als Individuen, Auszeiten von Alltag ermöglicht.

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Re: Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Antwort von Monroe am 26.11.2020, 5:17 Uhr

Fühl dich erstmal gedrückt
Es ist natürlich schwerer mehreren Kindern gerecht zu werden, bei euch ist es die momentane Situation, die alles noch zusätzlich erschwert.
Aber irgendwann ist alles gut und du kannst dich auf die Kinder fokussieren und ihnen eine liebevolle Mutter sein.
Falls es die finanziellen Ressourcen hergeben, holt euch Handwerker. Was ist mit deinem Bruder, kann er nicht ein bisschen anpacken oder die Kinder hüten?
Es ist sicher schwer momentan, aber Versuch einen möglichst geregelten Ablauf hinzukriegen. Und wenn es nur die täglichen 3 Hauptmahlzeiten sind, die euch kurz zur Ruhe zwingen und ab einen Tisch bringen. Versuch bei allem nicht die Kinder außer Acht zu lassen, Spiel mit deinem Großen und lass deinen Mann im Haus werkeln.
Macht ein Zimmer fertig, in dem ihr euch tagsüber aufhalten könnt. Es ist leichter gesagt als getan, aber ich denke, das ist wichtig, um Ruhe zu tanken und um für die Kinder da sein zu können.
Du kannst mit Baby auf dem Arm wahrscheinlich eh nicht viel machen. Was genau muß eigentlich noch alles gemacht werden?

Jedenfalls... Nein, wir sind nicht dazu verdammt so zu werden wie unsere Eltern. Das liegt an uns selbst Muster zu erkennen und zu durchbrechen. Es kostet Kraft, aber es lohnt sich sie aufzubringen.

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Re: Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Antwort von Häsle am 26.11.2020, 8:12 Uhr

Wir haben aus diesem Grund (und weil die Große echt anstrengend war) länger mit dem zweiten Kind gewartet. Das hat es für uns Eltern einfacher gemacht, aber die Große kam trotz der acht Jahre Altersunterschied immer noch oft genug zu kurz. Und auf der anderen Seite wurde der Kleine halt überall mit hingeschleift. Aber eigentlich war es bei der Großen auch nicht so, dass sich alles nur um sie gedreht hätte. Ab 9 Monaten war sie an zwei bis vier Tagen pro Woche bei der Oma, zusammen mit ihrem zwei Jahren älteren Cousin, und lief da halt als zweites Kind mit.

Mein Bruder und ich, und auch mein Mann und seine Schwestern, hatten eine schöne, freie Kindheit. Unsere Mütter, aber auch unsere Väter, waren für uns da, ohne ein Thema daraus zu machen. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Eltern. (Bis auch eine Schülerin

Genau so versuchen wir es auch zu machen. Wir versuchen, an den Kindern dran zu bleiben und immer ansprechbar zu sein. Das hört sich einfach an, aber es ist tatsächlich schon bei einem Sechsjährigen, der nachmittags unbegleitet rumzieht und nicht viel aus der Schule erzählt, eine Aufgabe. Bei einer 14-Jährigen noch viel mehr. Was bei ihr und ihren Freunden schon abläuft, ist teilweise beängstigend. Auch für die Kinder selbst.

Mein Mann und ich teilen uns alles auf und arbeiten inzwischen beide abwechselnd 30 Stunden. So ist immer einer ansprechbar, und wir bekommen so auch beide zwangsläufig vieles mit. Mein Mann kann sich also gar nicht, wie einige andere Väter, aus dem Familienalltag rausziehen. Das finde ich wahnsinnig wichtig. Für uns Eltern und die Kinder. Darauf würde ich also schauen, auch wenn der Vater nur abends und am Wochenende Zeit hat.

Ihr seid gerade am Limit, und ich drücke euch die Daumen, dass ihr alles gut übersteht. Für die Zeit danach rate ich euch, dass ihr nicht in das vorgelebte Muster reinrutscht, sondern eine für euch passende Lösung findet. Ganz egal, was andere um euch rum machen. Ihr müsst mit eurem Leben zurecht kommen. Und wenn ihr dann nicht vier Kinder und zwei Hunde und jeder drei Hobbys habt, was soll's? Probiert es mit dem möglichen Minimum (auch im Haushalt) und tastet euch sehr vorsichtig zu eurem Wohlfühlniveau vor. Überforderung tut niemandem gut.

Naja, und so ein bisschen Fernsehen bzw. Tablet könnte zwischendurch auch mal für eine kurze Mamapause sorgen, oder für ungestörte Arbeitszeit. Bei sorgfältig ausgewähltem Programm braucht man deshalb kein schlechtes Gewissen zu haben. Vor allem nicht in eurer derzeitigen Ausnahmesituation mit krankem Baby und Hausbau.
Wenn ihr dann abends zusammen im Bett kuschelt und wirklich miteinander redet, macht das auch ganz viel wieder wett. Mit dem Kind und mit dem Mann.

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Re: Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Antwort von Baerchie90 am 26.11.2020, 11:06 Uhr

Ja, ich denke schon dass man mehreren Kindern gerecht werden kann, diese werden ja auch größer und mit der Zeit weniger "Zeitintensiv".

Als meine Kinder 1 & 3 Jahre alt waren, hätte ich am liebsten reißaus genommen, dafür mache ich aber hauptsächlich das Alter verantwortlich, beide waren groß genug um einen eigenen Willen zu haben und zu klein, um zu verstehen, dass andere eben auch mal andere Dinge möchten.
Etwa ein halbes Jahr später fing es an, dass die Kinder wirklich miteinander spielen konnten und das hat den Alltag wahnsinnig erleichtert. Sie können sich immer noch wahnsinnig gut zoffen, kleben aber auch immer wieder wie "Arsch auf Eimer" zusammen, was dann automatisch Pausen für uns Eltern bedeutet. ^^
(Jetzt gerade spielen die Kinder - 5 & 7 - seit nee Stunde friedlich im Kinderzimmer. )

Auch haben sie rund um die Uhr einen potentiellen Spielpartner hier im Haus, was in Hinsicht auf Corona und Kontakte meiden, natürlich sehr von Vorteil war/ist.
Mit einem Einzelkind stelle ich mir das tatsächlich blöder vor, wobei es da sicher auch auf die Kinder selbst ankommt.

Ich sehe leider auch wenige Paare, die es geschafft haben zusammen zu bleiben, ganz unabhängig von der Anzahl der Kinder, oft waren Schicksalsschläge wie Krankheiten, Unfälle oder ähnlichem dabei zumindest mitverantwortlich. Ein paar Positiv-Beispiele kenne ich dennoch, meine Großeltern waren über 50 Jahre verheiratet (trotz 4 Kindern, die sich immer noch gut verstehen), bei meinen Eltern lief es auch gut bis zum Unfall meines Vaters, der alles änderte. Im Freundeskreis haben wir nur wenige langjährige Beziehungen, manche ohne, manche mit Kindern (das älteste Kind ist 8 Jahre alt), da wird die Zeit noch zeigen, was draus wird.
Viel wichtiger als die Frage wie es bei anderen läuft, ist aber natürlich die Frage wie es bei einem selbst gerade aussieht. Vielleicht könnt ihr euch ja doch ein wenig Entlastung schaffen, das muss ja nicht die Oma übernehmen. Vielleicht habt ihr Freunde, die euch die Kinder mal einen Nachmittag oder Abend abnehmen, oder ganz klassisch ein Babysitter. :-)
Ja, ihr wollt euer Haus schnell fertig bekommen, aber mal ein Päuschen einzubauen, um sich zu setzen und mal durchzuatmen, sollte dennoch drin sein. Nicht dass ihr euch da mental oder körperlich völlig verausgabt.
Ein Burnout könnt ihr jetzt nicht auch noch gebrauchen.

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Re: Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Antwort von sunnydani am 26.11.2020, 11:59 Uhr

Es tut mir sehr leid, dass du momentan in so einer schweren Zeit bist. Aber das ist ja in gewissem Maße eine Ausnahmesituation und hat nichts mit dem Gesamtbild und dem langfristigen Zustand zu tun. Natürlich ist man in dieser Situation am Ende und weiß oft nicht mehr, wie es weitergehen soll und wie man es aushält, bis das alles vorbei ist, aber ich finde, das kann man nicht mit dem "normalen" Familienleben vergleichen.

Wir haben noch Haus gebaut, bevor das zweite Kind kam. Ich habe gesagt, ich mache das sicher nicht mit zwei kleinen Kindern. Und ich hatte da somit erst ein Kind und trotzdem war die Zeit des Hausbaus sehr anstrengend und intensiv. Als wir dann eingezogen waren und alles so weit war, wie wir es haben wollten, haben wir uns erst daran gemacht am Geschwisterchen zu basteln.
Die Schwangerschaft und Frühgeburt bzw. Zeit nach der Geburt war wieder eine extrem große Herausforderung und eben alles anders, als man sich wünscht. Auch da kam der Große sicher oft zu kurz. Aber das lag ja daran, dass es eben eine komplette Problemschwangerschaft und viel zu frühe Geburt war. Das kann ich somit auch nicht mit einer normalen Schwangerschaft und Geburt von anderen vergleichen, die gerade ihr zweites Kind bekommen haben. Und auch diese schlimmste Zeit ging vorüber und irgendwann hat sich alles wieder etwas beruhigt.
Also ich muss sagen, wir haben zwar "nur" zwei Kinder und es gibt natürlich auch immer wieder mal anstrengende, herausfordernde Zeiten, vorallem natürlich auch, da mein Kleiner entwicklungsverzögert ist und seine Therapien braucht, viel mehr Arztkontrollen und auch KH-Aufenthalte hatte und hat, aber irgendwie gewöhnt man sich dann daran bzw. ist es ja nicht dauerhaft gleich stressig.

Ich bin auch glücklich mit meinem Mann, wir haben alle unsere Schicksalsschläge zusammen durchgestanden und gemeistert und sind daran eher zusammengewachsen. Natürlich gibt es immer wieder mal herausfordernde Momente und es ist nicht ständig alles super toll, aber im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, so wie wir es haben.
Meine eigenen Eltern haben auch drei Kinder bekommen, sind aber immer noch verheiratet und immer noch glücklich miteinander. Auch sie haben schwere Zeiten gehabt und es war nicht immer alles super, aber auch bei ihnen war es insgesamt doch gut so. Ich hatte auch eine schöne Kindheit, also ich kann deine These persönlich nicht bestätigen, dass jeder völlig überfordert ist, der mehr als ein Kind hat. Ich kenne jedoch auch keine Familie persönlich, die mehr als vier Kinder hat. Und ich selber bin auch mit meinen beiden ausgelastet, also ich würde jetzt auch keines mehr wollen, aber so wie es ist, so passt es für uns, mal weniger stressig und mal mehr. Und natürlich wird man den Kindern nicht immer gerecht, aber eben einmal dem einen mehr, dann wieder dem anderen und ich finde, das gleicht sich schon irgendwie aus, sodass ich nicht das Gefühl habe, dass jetzt wirklich eines unserer Kinder darunter leiden würde, dass ihm ständig nicht gerecht getan wird.

Ich wünsche dir, dass eure Situation bald etwas leichter wird und dass du für die Zwischenzeit vielleicht doch irgendwie eine Entlastung bekommst, damit du die anstrengende Zeit bis zum "Normalzustand" noch gut überstehst!
Alles Liebe!

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Re: Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Antwort von Anni1500 am 27.11.2020, 6:29 Uhr

Ich drücke dich auch ne runde. Eure Situation ist auch nicht schön.
Wir haben so eine komische Familie, die sich lieb hat. Meine große Tochter ist 4 und meine baby maus 4 Monate. Meine große liebt die kleine abgöttisch und bemuttert sie auch super gerne. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Meine kleine ist bei meiner großen Auch immer sofort ruhig und beobachtet sie gerne.
Aber selbst wir haben es nicht einfach. Durch diverse Krankheiten und andere pechsträhnen mussten wir immer wieder kämpfen kämpfen kämpfen. An manchen Tagen war auch unsere Beziehung in Gefahr, aber wir kitten es durch offene Kommunikation wieder und der zusammenhalt wächst. Wir wissen, was wir einander haben und das der andere nicht für Kleinigkeiten sofort weg rennt.
Es gab auch schon Tage, wo ich mich gefragt hatte, wann hört es endlich auf und wir können mal aufatmen. An solchen Tagen hole ich mir die meiste Energie von meinen Kindern. Allein sie zu sehen reicht mir, um zu wissen warum ich überhaupt Kämpfe. Auch mein Mann ist immer wieder eine stütze. Im Moment bin ich eher für ihn eine.
Also Kopf hoch ein Spruch aus meiner Ausbildungszeit " das Leben ist hart aber ungerecht."

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Re: Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Antwort von Blue_Berry am 27.11.2020, 22:31 Uhr

Es wurde schon so viel Gutes geschrieben - was mir noch eingefallen ist, ist dass ihr unbedingt Entlastung schaffen müsst: Neben Kinderbetreuung fallen mir da so Dinge ein wie warmer Mittagstisch statt selbst kochen, Einkäufe liefern lassen, kann jemand anderes Wäsche übernehmen? Aufgaben an der Baustelle weiter geben oder eine Putzhilfe, Auszeiten für alle, mal einen Tag wegfahren, Aufgaben verteilen, ggf. käme auch eine Kur infrage?

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Re: Kann man mehreren Kindern wirklich gerecht werden?

Antwort von Bagari am 05.12.2020, 0:14 Uhr

Hallo an alle die mir geantwortet haben, vielen Dank für eure Worte! Ja es stimmt, es ist eine Ausnahmesituation und nicht mit dem "normalen" Familienalltag vergleichbar. Nur wenn man mitten drin ist und das Ende ist nicht in Sicht, dann ist es einfach schwer durchzuhalten. Mein Mann hilft wo er kann und ich hätte vllt dazu sagen sollen, dass ich bereits nach der Geburt meines ersten Kindes eine schwere postpartale Depression bekommen habe und deshalb auch behandelt werden musste. Ich war ganz allein (wie gesagt es gibt keine Großeltern oder Freunde mit Kindern oder Verwandte die uns helfen würden) und sie hat 24 Std geschrien. Regulierungsstörung. Ich wusste damals gar nicht was das ist bis mir das gesagt wurde. Als sie 10 Monate alt war, war ich so fertig dass ich einfach "verschwinden" wollte. Damals kam ich mir schrecklich isoliert von der Außenwelt vor, weil das permanente Geschrei von ihr es unmöglich machte mit ihr die Wohnung zu verlassen. Ich war 10 Monate quasi mit ihr in Quarantäne. Danach hab ich nur noch daran gedacht mich aus dem Fenster zu stürzen. Nach der Behandlung und als sie älter wurde, wurde alles besser. Diese schlimme Zeit hat unsere Ehe sehr belastet aber auch gezeigt dass wir füreinander da sind. Mein Mann hat seinen vollzeitjob gekündigt!! Um mich Zuhause zu unterstützen, hat er sich eine Halbtagestelle gesucht und wir hatten dadurch enorme finanzielle Einbußen. Unterstützung habe ich nie bekommen, von niemandem. Als alles besser wurde, haben wir uns tatsächlich für ein zweites entschieden. Ich musste mich zum zweiten Mal künstlich befruchten lassen, das war auch schon bei meiner Tochter so. Kinderwunschbehandlungen sind ebenfalls eine große Herausforderung und körperlich und psychisch belastend.
Da man nie weiß wann es klappt (bei meiner Tochter dauerte es Jahre), haben wir zeitgleich mit dem Haus damit angefangen und sind davon ausgegangen es würde ja wieder Jahre dauern. Wir wollten nicht zu alt werden, die jüngsten sind wir nicht mehr.
Dann hat es überraschend beim ersten Versuch geklappt und die Geburt viel mitten in die Hochphase des Hausbaus. Dann kam Corona dazu...und plötzlich war ich wieder Zuhause isoliert mit den Kindern und dem Haus, ohne Unterstützung...ich wurde sofort getriggert, diese Situation kannte ich ja schon von damals. Und jetzt drohe ich in die nächste Depression abzurutschen, oder in ein Burnout. Aber ich habe mir diesmal tatsächlich Hilfe von einem Babysitter gesucht und eine Haushaltshilfe organisiert und zumindest so lange wie ich beide noch bezahlen kann, habe ich dann erstmal Pausen zwischendurch.
Mein Mann und ich schlafen gar nicht im selben Raum, das ist leider unmöglich weil er mit dem Baby schlafen muss (einer muss das ja tun) Mein Bett ist Ablage für Wäsche. Ich bin fast die ganze Nacht wach (ich leide seit ich Kinder habe unter extremen Schlafproblemen) und ich arbeite dann in der Zeit in der die anderen schlafen. Ich selbst schlafe ca 3 Std von 4 uhr bis 7 Uhr und das dann meistens im Wohnzimmer wo ich zuletzt gearbeitet habe.
Natürlich ist das alles sehr unoptimal und kann auf Dauer nicht gut gehen. Aber wir sind seit 3 Jahren im Ausnahmezustand oder wenn man die Kinderwunschbehandlungen dazu rechnet, schon noch länger... weder mein Mann noch ich haben noch irgendwelche hobbys oder zeit für sich oder die Beziehung. Das ist gar nicht möglich ohne Hilfe. Ich weiß nicht ob es irgendwann einfacher wird. Vllt wirds kurzfristig einfacher mit dem neuen babysitter. Ich wünschte ich hätte Freunde mit Kindern die mich verstehen oder Verwandte die auch mal aushelfen könnten. Daran kann ich leider nichts ändern.
Ich finde es aber schön zu lesen dass es Menschen gibt die eine schöne Kindheit hatten, trotz mehrerer Geschwister. Das lässt mich hoffen dass ich es irgendwie schaffen kann den Draht zu den Kindern nicht zu verlieren und ihnen eine schöne Lebenszeit zu ermöglichen.
Mein Mann und ich sprechen ganz offen über alles. Müssen wir auch um nicht zu streiten oder uns missverstanden uu fühlen und auch weil wir uns wenigstens gegenseitig verstehen können, es macht einen sonst wahnsinnig wenn niemand versteht wie das eigene Leben eigentlich grad abläuft. Jeder sieht das kranke Baby, die Baustelle, das Kind in der Trotzphase, das Fertigessen weil das Kochen wieder nicht geklappt hat...dass mein Mann manchmal nachts vor Erschöpfung weint und ich solche Schlafprobleme habe, dass ich gar nicht mehr ins Bett gehe (wozu), dass wir niemanden haben der uns hilft und uns gegenseitig offen ins Gesicht sagen dass wir am liebsten abhauen würden und nur noch da sind weil wir den Partner nicht hängen lassen wollen...das sieht ja keiner.
Ich denke es läuft auf Trennung (wie bei den meisten) oder auf "jetzt erst recht wir schaffen das und retten unsere Ehe" hinaus. Eins von beidem.

Wir geben unser Bestes. Wir haben schon so viel durchgemacht die letzten 16 Jahre. Friss oder stirb.
Alle die Großeltern haben oder gute Freunde mit Kindern die aushelfen können, können sich seeeehr glücklich schätzen.
Ich bin schon froh wenn ich nicht mit dem baby auf Station bin und morgens um 3 uhr ein Wandregal fertig gebaut habe.
Es kann nur besser werden.

Viele Grüße und macht euch alle so viele schöne Momente wie möglich. Es ist Mitternacht, alle schlafen, ich gehe jetzt weiter arbeiten im Haus.

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