zurück| Geschrieben von Lilal am 04.11.2022, 19:31 Uhr |
Gemeinsam einsam
Hi, mein Sohn ist 2½ Jahre alt und ein sehr aufgedrehtes und forderntes Kind. Allerdings ist er auch ein absoluter Schatz: liebevoll, lustig, einfühlsam, total schlau und aufmerksam. Er ist mein ein und alles. Heute soll es aber mal nicht um ihn sondern mich gehen. Ich fühle mich so einsam! Ich habe einen Ehemann und eine tolle Familie hinter mir stehen aber mir fehlt eknfach eine oder mehrere Freundinnen. Ich hatte in der Schule sehr viele Freunde, allerdings sind die alle mit der Zeit verflogen und sie leben überall verstreut. Auf meiner Arbeit oder sonst wo habe ich mich immer mit allen verstanden, aber nie richtige Freundschaften geknüpft. Das war nie schlimm. Mein Mann und ich sind viel ausgegangen oder verreist und so hat es mir nie gefehlt. Jetzt als Mama bräuchte ich einfach mal Auszeit bei einer Freundin, ein offenes Ohr, jemanden der mit uns was unternimmt oder einfach auf einen Kaffee vorbei kommt. Natürlich auch mit Kind oder ohne das wäre mir alle egal. Aber ich finde einfach keinen Anschluss. Ich bin etwas schüchtern aber bekomme meinen Mund auf. Ich wirke immer auf alle sehr sympathisch aber es kommt mir so vor als hätte ich eine Wand aufgebaut und die wird immer dicker. Ich weiß manchmal nichtmal mehr wie man sich in einem normalen smalltalk gespräch verhält, weil ich so wenig kontakt nach "außen" habe. Mein Sohn geht noch nicht in die Kita (ab Januar) aber wir waren soweit wie möglich in Krabbelgruppen und momentan gehen wir einmal die Woche zum Kinderturnen. Also wir haben Kontakt zu Gleichaltrigen und anderen Müttern. Da sind aber alle immer so abweisend, in ihren Gruppen, mit ihren Freundinnen oder zeigen kein Interesse. Ich weiß einfach nicht wie ich Freunde finden kann und dabei geht es nicht nur um Bekanntschaften sondern Menschen die für mich das sind. Ich habe Angst, dass es in der Kita nicht besser wird weil ich im Dorf wohne (bin nicht hier groß geworden sondern dazu gezogen) und da kennen sich ja auch immer alle untereinander.
Kennt ihr das? Habt ihr Tipps? Oder einfach paar nette Worte.
LG
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Re: Gemeinsam einsam
Antwort von Maikäferchen2017 am 04.11.2022, 22:19 Uhr
Hallo,
dein Text könnte fast 1:1 von mir stammen... Mir geht's ähnlich. Gerne können wir per PN weiterschreiben;)
Re: Gemeinsam einsam
Antwort von Pinguini am 04.11.2022, 22:26 Uhr
Hallo, puh, mir geht es ähnlich, meine wird im Januar 3. So lange habe ich und schon Elternzeit und keine Freundin gefunden. Ich verbringe wundervolle Tage mit meiner Kleinen. Sie geht sogar mit mir "aus", also wir sitzen zusammen im Cafe und trinken Kaffe / bzw. Kakao 
Ich habe bei Ebay Kleinanzeigen eine private Spielgruppe gefunden und dort etwas Anschluss gefunden vor kurzem. Bei privaten Spielgruppen bei anderen Mamas in der Wohnung haben alle einfach mehr Zeit und Ruhe zum Reden, als wenn man sich beim Kinderturnen trifft. Du könntest selbst eine gründen, bei Supermärkten einen Aushang machen oder so.
Ich habe auch angefangen mehr Kontakt zu meinen Nachbarn aufzunehmen, ich hab einfach geklingelt und Kekse gebracht. Ich hab einfach behauptet ich hätte mit meiner Kleinen viel zu viele gebacken.
Aber so eine richtige Freundin habe ich trotzdem nicht gefunden. Ich vermisse einfach jemanden auf selber Wellenlänge, zum über alles reden...Aber je älter man wird, desto schwieriger wird es jemanden zu finden.
Dir alles Gute!!
Re: Gemeinsam einsam
Antwort von 3wildehühner am 05.11.2022, 0:07 Uhr
Ich kenne dieses „Dorfproblem“.
Bei mir kam erschwerend hinzu, dass ich meine Kinder mit 21,22 und 24 Jahren im Studium bekommen habe.
Die anderen Mütter waren deutlich älter und vor allem schon vollkommen zufrieden mit ihren jahrelang gewachsenen Freundschaften.
Ich hatte allerdings Freundinnen außerhalb des Dorfes aus meiner Jugend. Glücklicherweise waren dann auch andere zugezogene Frauen von Freunden meines Mannes früh schwanger. Das waren aber eher Bekanntschaften, weil die vollkommen anders tickten als ich.
Dann zog drei Häuser weiter ein Ehepaar von außerhalb ein. Sie war hoch schwanger. Da war meine Große zwei und die Mittlere ein Jahr.
Ihr Sohn war dann sehr lange der beste Frrund der Mittleren und der Kleinen, dir ein Jahr nach ihm geboren wurde.
Mit ihr hatte ich sofort eine Verbindung!
Wir sind nur 1,5 Monate vom Alter auseinander.
Wir sind später zwei Straßen weiter gezogen,
sie hat sich scheiden lassen und sie ist mit einem guten Freund von meinem Mann und mir verheiratet ( woran wir nicht ganz unschuldig sind).
Unsere Freundschaft besteht jetzt 20 Jahre!
An Halloween bekam ich von meiner Mittleren ein Foto mit ihr, der Kleinen und dem Sohn meiner Freundin in der Disco.
Deshalb mein Tipp: Orientiere dich an anderen „Zugezogenen“!
Re: Gemeinsam einsam
Antwort von Ich-bins am 05.11.2022, 5:37 Uhr
Hallo,
Ich kenne das Problem auch. Allerdings bin ich in einer Kleinstadt (12000 Einwohner), aber auch hier sind viele die sich von Kindheit an kennen.
Wir sind hergezogen bevor ich schwanger wurde, und ich bin hier einem Chor beigetreten. Hat fast ein Jahr gedauert, bis ich mich getraut habe dort jemanden anzusprechen. 
Mein Tipp wäre also, such dir einen Verein o.ä.was dir Spaß macht. (Sport, Musik, Sprachkurs, Handarbeit...)
Wir Mütter neigen eh dazu, uns und unsere Interessen zu vergessen, v.a.wenn die Kinder klein sind. Aber diese Auszeiten sind enorm wichtig zum Krafttanken. Schau mal im Internet was es so gibt bei euch, kann ja auch in der Umgebung sein, wenn es bei euch im Dorf nichts gibt. Dann besprich mit deinem Mann wie ihr es organisieren könnt, dass du dort (einigermaßen) regelmäßig hingehst.
Fühl dich gedrückt.
Lg.
Re: Gemeinsam einsam
Antwort von Bela66 am 05.11.2022, 10:36 Uhr
Hallo,
es gibt zwei Nachrichten, eine gute und eine schlechte. Die schlechte ist: Schüchternheit ist angeboren, sagen Wissenschaftler. Die gute Nachricht ist: Man kann sie durch Training und Übung sehr gut überwinden.
Das heißt aber: Es geht nicht von selbst. Es geht auch nicht, indem man es sich vornimmt. Sondern es geht ausschließlich durch Übung. Indem man sich immer wieder überwindet und die Kommunikation mit anderen übt.
Anfangs ist es holprig, man ist ungeschickt, es kommt noch nicht recht flüssig. Aber das macht nichts. Je öfter man es macht, desto mehr Routine bekommt man, gerade beim Smalltalk.
Eine gute Möglichkeit, mit einer anderen Mutter ins Gespräch zu kommen, sind Fragen. Die meisten Menschen werden gern etwas gefragt, weil sie da ihr Wissen und ihre Expertise zeigen können. Oder weil sie von sich selbst reden können, was wir ja alle gern tun.
Sage zum Beispiel: „Der Pulli von Deinem Sohn sieht total süß aus. Wo habt ihr den denn gekauft?“ Wenn die Mutter dann antwortet, kannst Du den Faden weiterspinnen: „Kann er sich schon selbst anziehen? Meinem muss ich beim Anziehen oft noch helfen“ und immer so weiter.
Du kannst Dir auch vorher schon Fragen oder Sätze zurechtlegen, die Du vor und nach der Krabbelgruppe loswerden möchtest, nur als Übung. Beim ersten Mal reicht eine Frage oder ein Satz, beim nächsten Mal nimmst Du Dir schon zwei vor und immer so weiter.
Du solltest außerdem auch regelmäßig Dinge ohne Kind unternehmen. Buche einen Yoga-Kurs oder einen anderen, der Dir Spaß machen könnte. Die Familienbildungsstätten und auch die örtlichen Sportvereine haben ein tolles Programm, einfach mal auf deren Homepage gucken, da ist wirklich für absolut jeden etwas dabei.
Und alle freuen sich, wenn man neu dazukommt, gerade beim Sport werden immer neue Teilnehmer gesucht. Die ersten drei Male sind immer kostenlos, man kann einfach mal reingucken, bevor man fest mitmacht.
Wenn man sich in einem Dorf integrieren will, ist das Mitmachen der Königsweg. Also entweder im Sportverein, oder auch im Kirchenchor oder bei einem Kreis, der sich um alte Leute kümmert oder bei der Kirchengemeinde usw. Eines davon gibt es sicher auch bei Euch. Wer mitmacht und kleine Aufgaben übernimmt, wird auch „reingelassen“. Engagement ist immer der sicherste Weg, dazuzugehören. Und dabei ist es egal, ob man schüchtern ist oder nicht. Jeder passt da rein.
Ja, das kostet Überwindung, beim ersten Mal ist man aufgeregt und schwitzt. Aber es lohnt sich. Von nichts kommt nichts. Im Leben müssen wir manchmal auch mutig sein, unsere Komfortzone mal kurz verlassen, über unseren Schatten springen. Der Erfolg kommt dann!
LG
Re: Gemeinsam einsam
Antwort von Mama aus NRW am 05.11.2022, 18:28 Uhr
Hallo Lilal,
dein Text hätte auch von mir kommen können. Ich bin Mama von zwei kleinen Mädels im Alter von 3 und 2 Jahre. Obwohl ich noch recht jung bin sollte man meinen ich hätte überhaupt kein Problem damit Freunde zu finden aber das ist das komplette Gegenteil. Als ich mit meiner ältesten schwanger wurde hat man bereits gemerkt das die Freunde die man zu dem Zeitpunkt noch hatte sich schnell entfernt haben, denn Kinder passen bei vielen nicht rein. Ich hatte auch mehr oder weniger das Gefühl das ich dadurch das ich schwanger wurde auch uninteressant wurde. Ich war nicht mehr so spontan und hatte ein ganz anderes Leben aber die anderen.
Wir wohnen auch in einem Dorf und auch mir fällt es unglaublich schwer Anschluss zu finden.
Deinen Satz „ ich bin Schülern aber bekomme trotzdem dem Mund auf“ passt 1:1 zu mir. Wenn man mich erstmal kennt nehme ich auch kein Blatt vor dem Mund.
Die Mamas aus dem Kindergarten haben auch bei uns ihre eigenen Gruppen. Sie kennen sich schon seit Jahren und ich fühle mich auch dort komplett fehl am Platz.
Hobbys habe ich eig auch nicht wirklich welche. Da ich meine komplette Zeit und Kraft in meine Kinder stecke und einfach nicht den Mut und die Überwindung habe mich in einem Kurs oder Ähnliches anzumelden, vereinsame ich immer mehr.
Dir zu sagen es wird besser oder dir einen Tipp zu geben wie du es vielleicht besser machen könntest, wäre falsch. Ich stecke da auch mehr als genug drin und auch wenn einige Tipps nett gemeint sind, ist die Umsetzung schwer, wenn man außer seiner Familie und seinem Mann keinen Rückhalt hat.
Liebe Grüße
Re: Gemeinsam einsam
Antwort von Lilal am 05.11.2022, 20:40 Uhr
Vielen Dank für die vielen netten Antworten. Es tut unglaublich gut zu hören, dass man nicht das einzige "Opfer" ist 
. Auch vielen lieben dank an die Tipps. Ich werde mein Bestes geben etwas davon umzusetzen.
Ich empfinde es auch immer mehr so, dass gerade Mamas sehr "gemein" zueinander sind. Das ganze passiert natürlich nicht per Mobbing, aber per Ausgrenzung. Mit Blicken, Schweigen, Ignoranz und kein bisschen Offenheit. Dabei sollte es doch jede Mutter wissen und den Kindern richtig vor machen. Aber ich mach niemandem Vorwürfe, schließlich mach ich es mit meiner Schutzmauer auch nicht besser wie alle anderen. Ich denke wir haben es einfach verlernt als Gemeinschaft zusammen zu halten.
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