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Geschrieben von Brinchen89 am 04.11.2022, 11:02 Uhr

Thema Bindung (etwas lang)

Hallo zusammen,
ich hoffe mir kann hier jemand helfen bzw. Erfahrungen austauschen. Unser Sohn ist 18 Monate alt und ein echter Sonnenschein. Er ist sehr aktiv, konnte schon sehr früh laufen, fängt jetzt auch an fleißig zu reden. Ein echter Wirbelwind :-)
Es gibt da dennoch ein Thema welches mich seit einiger Zeit beschäftigt. Es gibt viele Momente in denen ich das Gefühl habe, mein Junge sucht mich nicht, vermisst mich nicht, ignoriert mich. Das erste Jahr war ich in Elternzeit, mein Mann ist viel zu Hause im Homeoffice, bekommt also auch sehr viel von der Entwicklung des Kleinen mit und gibt sich auch sonst viel mit ihm ab. Die 2 sind ein echtes Gespann. Er geht 2 mal die Woche zu einer Tagesmutter. Eingewöhnung lief ohne Weinen, ohne Probleme. Wenn ich ihn abgebe bekomm ich Küsschen und er geht gleich spielen. Beim Abholen lächelt er kurz wenn er mich sieht, aber er kommt jetzt nicht direkt auf mich zu gelaufen. Die anderen 3 Vormittage ist er bei den Großmüttern im Wechsel. Auch da ist er sehr gerne und es gab nie Tränen. Das ist auch alles ok für mich und ich finde es sehr gut dass er da keine Probleme hat. Mir fällt nur immer mehr auf, wenn wir mit ihm unter Bekannten sind, sucht er nie die Nähe zu mir. Zu Papa ja, zu Mama nein. Mein Mann hatte vor ein paar Tagen Geburtstag und wir hatten ein Fest mit Familie und Freunden. Auch da waren sehr viel Kinder dabei. Er war den ganzen Tag am Spielen und Toben, wenn neue Leute kamen, war er etwas unsicher, hat dann aber den "Schutz" eher bei der Oma anstatt bei mir gesucht. Als ich gegen abend mit ihm heim wollte weil er soo müde war, wollte er auch gar nicht zu mir. Das ist auch immer so wenn ich mit ihm auf dem Spielplatz bin. Er spielt und läuft davon, aber er sucht mich jetzt nicht wirklich. Letzte Woche hatte er ne starke Erkältung, da war nur Mama angesagt. Also da durfte auch mein Mann nichts machen. Er wollte nur bei mir sein und kuscheln und das haben wir dann auch 2 Tage lang gemacht. Er hat bei mir geschlafen.
Wenn er nachts wach wird ruft er auch "Mama" und ich gehe auch zu ihm. Wenn es ihm schlecht geht, hängt er an mir. Dennoch macht mich das stutzig wenn ich andere Kinder mit ihren Müttern sehe. Die gehen dann ab und zu zu ihren Müttern und vergewissern sich, aber unser Sohn macht das bei mir nicht. Manchmal hab ich das Gefühl er meidet mich. Bin ich daheim mit ihm allein, spielt er mit mir und kommt auch schmusen. Wenn ich ihn bei den Omis abhol, dann spielt er unberührt weiter. Nach einer Weile kommt er dann aber her und ist in den letzten Tagen sehr anhänglich. Er bekommt immer die Nähe die er braucht. Natürlich setze ich ihm auch Grenzen und muss auch manchmal schimpfen, aber ich versuche immer beziehungsorientiert zu handeln.
Vielleicht kann mir da jemand erfahrungsgemäß helfen und seine Meinung schildern. Bin um jede dankbar weil ich doch etwas verunsichert bin.

 
3 Antworten:

Alles gut, alles normal!

Antwort von Banu28 am 04.11.2022, 12:01 Uhr

Huhu,

ich weiß nicht, wie viele zehntausend Mütter die Bindungstheorie schon grundlos verunsichert hat. Man muss dazu vorab sagen: Eine gestörte Bindung haben nur schwer vernachlässigte oder misshandelte Kinder sowie Kinder aus extrem schwierigen Familien (Suchtprobleme, sexuelle Übergriffe etc.). Und die Bindungstheorie wurde auch vor allem in Bezug auf diese Kinder entwickelt.

Die Bindung Deines Sohnes ist völlig normal. Es gibt anhänglichere und autonomere Kinder. Die meisten Kinder wechseln zwischen beiden Polen, je nach Alter, aber auch Umgebung (Kiga, Spielplatz, Oma usw.). Sie haben auch wechselnde Favoriten bei den Erwachsenen. Mal ist Papa der Star, mal die Oma. Die Mama ist‘s nur selten, denn sie ist fürs Grobe zuständig: für den Alltag, für Regeln, fürs Ermahnen, für den reibungslosen Ablauf. Trotzdem ist sie die wichtigste Bezugsperson.

Bei meinem Sohn war es ähnlich. Während meine Tochter stark gefremdelt hat sehr auf mich orientiert und sehr anhänglich war, hat mein Sohn sich gern mit Fremden unterhalten, entfernte sich problemlos von mir und hat mich später im Kiga nicht sehr vermisst, sobald er erstmal eingewöhnt war.
Oft wollte er nicht mal so gern abgeholt werden, weil er mit seinen Kumpels gerade ein tolles Raumschiff gebaut hatte und nicht aufhören wollte. Meine Tochter dagegen hat sich bei meinem Erscheinen immer sofort an mich gehängt. Sie wurde erst ab dem ersten Schultag auf einmal autonomer und löste sich ab da auch problemlos von mir ab. Kinder sind einfach unterschiedlich, es ist auch sehr eine Typfrage, also genetisch bedingt.

Das Verhalten Deines Sohnes zeigt, dass er ein sicher gebundenes, vertrauensvolles, stabiles und selbstbewusstes Kind ist. Auf der sicheren Basis, die Du ihm bietest, wagt er sich problemlos in die Welt hinaus. Das ist ein gutes Zeichen.

Tappe nicht in die seltsame gesellschaftliche Falle, wonach eine Mutter eigentlich ständig alles falsch macht und höllisch aufpassen muss, dass ihr Kind nicht komisch wird und mit Alkoholproblemen unter der Brücke oder auf der Couch des Psychiaters landet. Sei selbstbewusst! Du bist genau die Mutter, die Dein Sohn sich wünscht. Du musst dafür auch nicht vollkommen sein, die engelsgleiche Mutter existiert nicht. Du darfst Fehler machen, mal ungerecht oder gereizt sein, mal schimpfen, mal keine Lust auf den Mutterjob haben usw. Alles normal, das macht nichts, so lange die Liebe überwiegt.

LG

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Re: Thema Bindung (etwas lang)

Antwort von 3wildehühner am 04.11.2022, 23:52 Uhr

Du hast die Bindungstheorie vollkommen missverstanden!
Das Verhalten deines Kindes ist doch sehr positiv!
Freu dich über dein offenes Kind!
Ich bin übrigens studierte Pädagogin.

Eine Bindungsstörung äußert sich ganz anders.

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Re: Thema Bindung (etwas lang)

Antwort von Fantasielos am 05.11.2022, 9:23 Uhr

Meine Hebamme hat bei solchen Dingen immer gerne gesagt: "Und jetzt nochmal in positiv!"
Also jetzt versuche mal eine positive Erklärung für das Verhalten deines Kindes zu finden.

Er ist so gut und sicher gebunden, dass du für ihn völlig selbstverständlich bist! Mama ist immer da und kommt mich sicher abholen. Mama findet es hier ok, also ist es hier ok (zB bei der Tagesmutter) und geht nicht ohne mich weg (zB Spielplatz). Er vertraut dir komplett!

Mein Großer (3 Jahre) tickt da ähnlich... In Krabbelgruppen ist er immer vorgelaufen in den Raum. Beim Kinderturnen stand er von Anfang an IM Begrüßungskreis und nicht wie die anderen Kinder an der Seite ihrer Eltern.
Als ich mehrere Tage im Krankenhaus war bei der Geburt seines Bruders, hat er mich zu Hause begrüßt, umarmt und ist dann wieder spielen gegangen (da war er 2 Jahre alt).

Das tut manchmal schon ein bisschen weh! Ich fühle mich ein bisschen "ungebraucht"... Aber gleichzeitig weiß ich, dass ich ihm damit auch ein sehr großes Geschenk gemacht habe.

Alles Liebe!

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