Geschrieben von Schniesenase am 19.11.2018, 23:12 Uhr |
Missstände in der Schule ansprechen. ...
Die meisten Lehreren haben nie auch nur einen Tag Seminar zum Thema AD(H) S gehabt. Erst recht sind sie keine Experten in Spezialunterricht für solche Kinder. Es ist natürlich sehr wünschenswert, dass sie sich, spätestens, wenn in der Klasse ein Kind mit diesen Problemen ist, entsprechend fortbilden, aber jedem darf klar sein, dass sie das meist auf eigene Kosten und außerhalb der Schulzeit machen müssen plus dass die Weiterqualifizierung einer Grundschullehrkraft keinerlei weitere Aufstiegs- oder bessere Verdienstmöglichkeiten bringt (eher noch einen zusätzlichen Job als ADHS-Fachfraumann, für die es keine Stundenentlastung gibt). Dennoch machen das viele von ihnen, weil sie engagiert und idealistisch sind und die Kinder lieben oder merken, dass es ihnen im Job hilft.
Wenn eine Mutter mit derartig vorwurfsvoller und erwartungsschwangerer Haltung anrollt, reagieren viele Lehrkräfte dann wohl auch erst einmal etwas angefasst bzw. mindestens zurückhaltend. Dazu kommt, dass es überdimensional viele Kinder gibt, die angeblich oder wirklich die Diagnose AD(H)S haben, es aber von Seiten der betreuenden Ärzte nie Kontrollbögen für die Lehrkräfte zwecks Einstellung der Medikation gibt oder andere Handlungsanweisungen bzw. Rückfragen. Das hat mich persönlich immer stutzig gemacht, und wenn ich mich mit den Eltern dann unterhielt, wurde oft klar, dass die Diagnose nicht korrekt gestellt worden war, sondern eher auf Wunsch und nur nach Befragung der Eltern und mit Zeitmangel schnell mal so. Zur Diagnose ist aber auch das Umfeld, vor allem die Schule zu befragen und berücksichtigen, weil die Kinder sich dort noch einmal ganz anders zeigen und andere Beobachtungen gemacht werden können. Ritalin haben in meiner Vergangenheit als Lehrende schon viele Schüler bekommen, denen das so nicht wirklich weiterhalf, und das dann auch teilweise in viel zu hohen, nie richtig eingestellten und in der Pubertät erst Recht nicht korrigierten Dosen. Ich habe mich intensiv mit diesem speziellen Gebiet beschäftigt, weil es damit so viele Probleme (und Vorurteile) auf beiden Seiten (Eltern und Lehrende) gab. Es wird viel falsch gemacht, von allen Seiten, auch vielen Ärzten, die z.B. versäumen, zunächst einmal Ernährungsproblematiken (Allergien, Unverträglichkeiten, Empfindlichkeiten gegen Zucker und andere Stoffe usw.) auszuschließen, ebenso psychologische Probleme, frühkindliche Reflexe, Stoffwechselstörungen usw. Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen, die als SYMPTOM AD(H)S zeigen, dennoch aber ganz anders behandelt werden müssen, wenn man dem Kind und der Familie wirkliche Lösungen verschaffen möchte. Diese Problematik führt dazu, dass viele Eltern erst einmal in die Kiste "Wieder solche, die ihre Erziehungsfehler mit einer AD(H)S-Diagnose kaschieren wollen" landen, wo sie in den meisten Fällen nicht hingehören.
Für Euch ist es sehr wichtig, dass Ihr es schafft, mit der Schule eine kooperative Beziehung hinzubekommen. Die Haltung, mit der Du in die Gespräche gehst, ist absolut wichtig dafür. Ich habe an einer Schule tatsächlich mal einen wirklichen Experten eingeladen, der einen Vortrag für Lehrende und Eltern und andere Interessierte hielt, einfach nur, um zu informieren. Es herrscht wirklich eine ungeheure Fülle an Fehlinformationen zum Thema AD(H)S, und außerdem ist es gut, alle Seiten der wissenschaftlichen Forschung dazu zu beachten, die gerade in den letzten Jahren allerhand Fortschritte gemacht hat.
Solltest Du trotz aller positiver Mühen dennoch das Gefühl haben, dass Dein Kind an dieser Schule nicht gut aufgehoben ist, dann ist es sicher ein sinnvoller Weg, eine gesicherte Diagnose (SPZ) anzustreben und das Kind ggf. anders beschulen zu lassen. Das ist ein bisschen wie bei Hochbegabten. Wenn die in den falschen Händen sind, in der GS, dann ist das ein vierjähriger Krampf, der tiefe Spuren hinterlässt, sollte es nicht an jemanden geraten, der mit Hochbegabung umgehen kann und das Kind versteht. Da hilft auch keine machtvolle Elterndemonstration.
- Missstände in der Schule ansprechen. ... - jungeMutti 19.11.18, 17:59
- Re: Missstände in der Schule ansprechen. ... - emmisya 19.11.18, 19:35
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- Sry mein Handy hat das mehrfach gesendet - jungeMutti 20.11.18, 10:11
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- Neurofeedback und Verhaltenstherapie ... - jungeMutti 20.11.18, 11:32
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- Re: Passt alles nicht zusammen.....sorry - memory 20.11.18, 11:44
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- Re: Missstände in der Schule ansprechen. ... - memory 20.11.18, 17:09
- du hast doch die möglichkeit, das kind testen zu lassen - mellomania 20.11.18, 20:40
- Re: du hast doch die möglichkeit, das kind testen zu lassen - jungeMutti 20.11.18, 21:23
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- Re: du hast doch die möglichkeit, das kind testen zu lassen - jungeMutti 20.11.18, 21:23
- du hast doch die möglichkeit, das kind testen zu lassen - mellomania 20.11.18, 20:40
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