Ich bin völlig ratlos

Hallo Ihr Lieben,
eigentlich bin ich nur stille Mitleserin in Eurem Forum, wollte jetzt Euch aber auch mal um Euren Rat fragen. Ich versuche mich kurz zu fassen und nur das Wesentliche zu schreiben.

Mein Sohn ist jetzt 8 Jahre alt und geht in die 2. Klasse. Schon immer war er unser Sorgenkind. Als Baby ein richtiges Schreikind, sehr spät in der motorischen Entwicklung. Im Kindergarten wurden wir dann zur Frühförderung geschickt. Er machte dort Heilpädagogik, Motopädie und Ergotherapie. Man sagte mir er, hätte halt sehr große Probleme mit der sensorischen Integration.
Ein großes Problem im Alltag ist, daß er absolut motorisch unterentwickelt ist. Er kann kaum Fahrrad fahren, trotz zweier Schwimmkurse und vielen Schwimmbadbesuchen nicht schwimmen, keine Schleife binden und und und. Das größte Problem ist allerding sein Tempo. Er ist so was von langsam, dass man es schon gar nicht glauben kann. Als er mal in der Frühförderstelle getestet wurde, sagte ein Psychologe zu mir, er würde diesen Test schon seit 20 Jahren machen und noch nie hätte ein Kind (das alles konnte) so lange gebraucht.
Natürlich hat er auch sehr viele positive Seiten. Er ist ein ausgeglichenes, glückliches und sehr umgängliches Kind, das sehr gerne mit sich allein ist. Er kann über eine Stunde in seinem Lexikon lesen und überhaupt liebt er Bücher. Sprachlich war er immer im oberen Bereich. Mit gerade 2 Jahren konnte er kurze Gedichte perfekt wiedergeben und konnte sich bereits mit 4 Jahren sehr viele lateinische, schwer auszusprechende Dinosauriernamen merken. Er ist sehr an technischen Dingen interessiert und auch da weiß er viel und merkt sich viel.
Seine Lehrerin meinte er sei aufgeweckt und sehr interessiert. Sobald allerdings eine motorische Leistung dazu kommt, ist er völlig überfordert. Texte kann er kaum richtig schreiben, macht sehr viele Fehler. Er ist total chaotisch in der Organisation seiner Schulsachen und ist total auf meine Hilfe angewiesen, sonst würde er alles vergessen. Seine Leistungen schwanken insgesamt sehr stark. Beim Rechnen geht es mal ganz schnell, ein anderes Mal hängt er bei 5+2 und überlegt ewig lange. Er rechnet eigentlich immer richtig, was zeigt, dass er es verstanden hat.
Bisher habe ich mich stark gegen den GEdanken gewehrt, dass er ADS haben könnte. In der Frühförderstelle habe ich das mal angesprochen, man meinte aber er sei wahrscheinlich kein Kind mit ADS. Bei der Ergotherapie höre ich zwar oft, dass er sehr unkonzentriert ist, aber von ADS war nie die Rede.
Das erste Schuljahr lief relativ gut. Seine Lehrerin wußte von dem Problem, hat ihn ständig motiviert und in Lernzielkontrollen erzielte er durchschnittliche, manchmal auch überdurchschnittliche Ergebnisse. Bei seinem letzten Mathetest hat er sogar 29 von 30 Punkte. Es waren 2 DINA4-Seiten mit Rechenaufgaben. Kann das ein Kind mit ADS überhaupt???
Jetzt meine Frage an Euch: Wer hat vielleicht ein "ähnliches " Kind und kann mir seine Erfahrungen mitteilen.

Wohin soll ich mich wenden? Kinderarzt, Psychologe? Wie wird denn da getestet? Intelligenztest, Konzentrationstests?

Erschwerend kommt im Moment hinzu, daß er eine neue Lehrerin bekommen hat, mit der er nicht klar kommt und er ist auch ziemlich verunsichert im Moment.
Jeden Mittag sitze ich mit ihm an den Hausaufgaben und versuche ihn sofort zurückzuholen, wenn er wieder abschweift. Versuche ich, ihn alles alleine machen zu lassen, sitzte er locker 2 Stunden für Hausaufgaben, die in 20 Min. bei normalem Tempo zu erledigen sind.

So langsam macht mir das ganze arg zu schaffen. Ich bin sehr gereizt, werde schnell wütend und das bekommen auch noch meine beiden jüngeren Kinder zu spüren. Und ich weiß, daß das nicht so bleiben kann und möchte gerne professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Hat jemand einen Rat für mich?

Liebe Grüße und jetzt schon mal vielen Dank fürs Lesen und Antworten.

Vici