Leben nach Sectio

Liebe frühere Mitreisende,

Ein kleines Update von zweien, die zu früh ausgestiegen sind:

Zur Geburt lässt sich nur sagen, dass sie 90 min zuvor beschlossen wurde. Bis dahin dachten wir, wir hätten noch zwei Wochen. Mein Gynäkologe hatte mich 3 h zuvor mit den Worten, er wolle noch heute eine Vorstellung in der Klinik, und müsse jetzt die Verantwortung für mich abgeben, an meinen Mann übergeben. Ödeme, Kopf- oder Oberbauchschmerzen hatte ich gar nicht. Nur meine Tochter war seit 10 Tagen nicht mehr gewachsen. In der Klinik hatte ich dann dreifach Proteine im Urin und zehn Mal zu hohe Leberenzyme, sowie Bluthochdruck. Da fiel dann spät abends die Entscheidung, die Schwangerschaft zu beenden, wie es so kühl heißt.
Über die Geburt selbst zu sprechen oder zu schreiben, fällt mir sehr schwer. Aber um das Gute zu erwähnen: es waren alle sehr nett zu mir, mein Mann war dabei, und die Spinalanästhesie hat gesessen, wo sie sollte. Erst hieß es, es gebe wegen des Heparin eine Vollnarkose, was wegen des zeitlichen Abstandes zum Glück doch nicht nötig war. Meine Tochter habe ich erst 12 h später auf der Intensivstation zum ersten Mal gesehen und halten dürfen. Sie konnte aber schon fast von Beginn an alleine atmen.
Zwar kenne ich keine richtigen Wehen, aber die Schmerzen nach einer „sanften“ Misgav-Sectio sind so, dass ich in der Nacht danach ein gestöhnt und getönt habe. Es tut keulenförmig dort weh, wo gerissen statt geschnitten wird, an den Seiten. Irgendwann bekam ich Opiate und war im Himmel. Mit dem Ehrgeiz, am Tag nach der Sectio aufzustehen, bin ich mehr oder weniger krachend gescheitert. Am zweiten Tag habe ich aber den Rollstuhl schon zum Rollator gemacht und bin fleißig auf die Neugeborenenintensiv geschlichen.
Ich hatte sehr viel Kolostrum, und der Trend setzte sich so fort. Hier sagen alle, ich könnte Zwillinge ernähren. Ein Hoch auf die elektrische Doppelpumpe! Bestimmte Kostensparfüchse von der Wochenstation wollten mich tatsächlich dazu bringen, nur per Hand zu entleeren. Ich sage Euch, liebe Frühchenmütter: lasst das nicht mit Euch machen!!!
Meine kleine Tochter macht sich laut Kinderärzten sehr gut, nur auf ihre Magensonde ist sie noch angewiesen. Mit noch immer unter 2000 g ist sie vom Saugen, das sie an der Brust mit Inbrunst und sogar kleinen Kampfschreien vor dem Andocken betreibt, zu schnell erschöpft. Ich und mein Mann dürfen jederzeit zu ihr und kuscheln, so lange wir wollen, Füttern und Wickeln alle 3 h machen wir auch meist selbst. Mit dem Abpumpen alle 3 h zusammen habe ich einen ziemlich engen Zeitplan...Ich selbst hatte eine Woche lang trotz Medikation weiter die Symptome des HELLP und bekam zusätzlich nach der Geburt massive Ödeme, die jetzt endlich langsam besser werden. Bald werde ich aber Begleitmutter und bleibe so lange, bis meine Tochter entlassen wird.
Ich bin sehr glücklich, dass mein kleines Mädchen jetzt da ist. Aber über das Geschehene muss ich auch oft weinen, weil ich überhaupt keine Zeit hatte, mich zu verabschieden, und immer noch meinen Mann fragen muss, ob das das selbe Kind ist, das in meinem Bauch war. Obwohl sie uns beiden ähnlich sieht. Es ist wirklich sehr wichtig, das Kind auch nach einem Kaiserschnitt selbst zu halten, oder zu sehen, wenn es irgendwie geht.
Ich hoffe, Euch geht es allen gut, und entschuldigt, dass ich mich wegen der Ereignisse zur Zeit nicht mehr so beteiligen
kann.

Ganz liebe Grüße und danke für Eure vielen guten Wünsche! Sie helfen uns auf jeden Fall!
Ich halte Euch nach Möglichkeit auf dem Laufenden.
Habt einen guten „Endspurt“!