Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Mama Heike am 22.06.2006, 21:52 Uhr

@wassermann63- Die Führung behalten

Hallo Jacky,

Du führst dein Kind dann, wenn du ihm mit deinem Handeln vermittelst: „Ich tue das Richtige. Ich mache es wieder gut.“ Mit dem Vertrauen, dass du immer das Richtige tust, kann das Kind ganz entspannt in unsere Welt hineinwachsen und seinen Platz einnehmen. Das Vertrauen kann aber leicht angekratzt werden, wenn wir achtlos reden und handeln. Wutausbrüche und Bockigkeit sind an der Tagesordnung.

Mein Kind (20 Monate) steht also im Hochstuhl. Leider weiß ich nicht mehr, wie ich reagiert habe, als es zum ersten Mal stand. Vermutlich war ich ziemlich erregt, weil ich Angst hatte, es könnte fallen. Es steht häufiger auf und erwartet mit Spannung meine Reaktion.
„Setz dich hin, sonst fällst du.“ Das Kind fällt nicht (das es fallen könnte, übersteigt sein Vorstellungsvermögen) und bemerkt den Widerspruch. Das Vertrauen, dass ich das Richtige tue und sage, ist ins Wanken geraten. Man kann die Situation heilen: „Ich sehe, dass du sicher stehen kannst, aber alle sitzen am Tisch. Ich möchte, dass auch du sitzt.“ Mir fällt auf, dass ich eine Gabel vergessen habe. Selbstverständlich stehe ich auf und hole die Gabel. Dem Kind entgeht nicht, dass alle essen, aber einer durch die Gegend flitzt. Alle sitzen doch am Tisch?! Der Widerspruch ist offensichtlich. Zweifel machen sich breit und ein überlegenes Gefühl: Mama weiß ja gar nicht alles richtig.

Auf die Aufforderung: Setz dich jetzt endlich hin.“ wird es immer bockiger. Schließlich nehme ich es wütend aus dem Stuhl und das Kind beginnt ein zorniges Gebrüll.

Wie also richtig verhalten? Ein Kind darf nicht im Hochstuhl stehen, denn wir wollen es vor Schaden bewahren. Wir heben es also ohne Ärger heraus, mit der kurzen Erklärung: Im Hochstuhl darf man nicht stehen. Alles ist richtig, das Kind erkennt keinen Widerspruch zwischen Handeln und Wort. Es weint nicht mal. Und es hat bald auch keine Lust mehr, unsere Reaktion zu testen, was passieren wird, wenn es aufsteht. Ich hab die Führung, denn sie vertraut darauf, dass ich richtig entscheide.

Will es nun noch weiter essen, hat es die Wahl: entweder auf dem Schoß eines Erwachsenen oder stehend auf einem normalen Stuhl. In den Hochstuhl sollte es nicht zurück dürfen, erst wieder bei der nächsten Mahlzeit. Ansonsten findet man sich leicht wieder in dem Spiel aufstehen-raus-wieder rein-aufstehen.

Wieso sollte man das Kind nicht vom Essen ausschließen? Ganz einfach, weil es erst noch lernen muss, dass bei uns üblich ist, beim Essen zu sitzen. Und das kann es nur durch Nachahmung, wenn es also dabei ist.

Schimpfen ist auch ein beliebte Variante: "Du bleibst jetzt endlich sitzen." Ob es dem Kind noch schmecken wird?

Wir vertrauen viel zu wenig darauf, dass Kinder so sein wollen wie wir. Man muss sie nicht dazu erziehen, am Tisch sitzen zu bleiben, vielleicht noch festgegurtet. Sie machen es ganz freiwillig und gern, wenn sie es bei uns sehen und ein wenig Zeit haben, es sich abzuschauen. Unsere Kleine steht nur noch auf, wenn sie nicht mehr alleine essen mag. Sie kommt für die letzten Happen gern auf meinen Schoß.

Puhh… ist das jetzt viel geworden. Vielleicht erschließt sich nicht alles beim ersten Lesen, aber es lohnt sich wirklich, darüber nachzudenken. Hast du noch ein konkretes Fallbeispiel, was du besprechen willst?

Liebe Grüße
Heike

 
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