Entwicklung im 1. Lebensjahr

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Geschrieben von Tine am 29.09.2000, 9:56 Uhr

Meine Meinung zu den Still-Streitereien weiter unten

Hallo,
mit Interesse verfolge ich diese Postings zum Thema Stillen, gerade weil ich nicht stille und es auch nie vor hatte. Vor allem überrascht mich die Aggressivität, mit der manche hier zugange sind. Es soll doch jeder Mutter selbst überlassen bleiben, oder? Ich bin keine schlechtere Mutter deswegen. Es ist noch garnicht so lange her, da wurde das Stillen so verdammt wie heute die Fläschenmamis (wegen Schadstoffen in der Muttermilch). Meine Mutter hat drei Kinder mit der Flasche großgezogen (das hat zu dieser Zeit fast jeder gemacht) und keine von uns hat einen Schaden davongetragen. Wenn ich dann hier lese, daß manche Mütter stillen und nebenbei noch 10-20 Zigaretten am Tag rauchen, geht mir die Hutschnur hoch. Dann soll man es doch lieber sein lassen; im Zigarettenrauch sind mehr als 20 krebserregende Stoffe enthalten, mit denen man sein Kind belastet. Stillen schützt auch nur vor Krankheiten und Allergien, wenn es 6 Monate konsequent durchgezogen (ohne zufüttern!!) wird. Ich kenne auch Kinder, die trotz langer Stillzeiten Neurodermitis, Asthma oder Krebs bekommen haben. Diese Krankheiten sind doch z.T. schon genetisch bedingt. Was viel wichtiger ist: Die Ernährung nach dem Stillen. Da gibt es Mütter die Stillen auf Teufel komm raus und kaum essen die Kinder selbst, werden sie mit Fruchtzwergen, Monte, Fertiggerichten, Süßigkeiten, Pommes und Würstchen etc. vollgestopft. Das ist viel, viel schlimmer als nicht zu stillen!! Es ist erwiesen, daß jedes 3. Kind unter drei Jahren an einer Allergie leidet, die durch diese junk food Ernährung ausgelöst ist. In den ersten drei Lebensjahren ist eine vollwertige Ernährung absolut wichtig, denn da wird der Grundstock für das künftige Essverhalten gelegt. Und fast alle schlimmen Krankheiten sind Ernährungsbedingt. Mein Flaschenkind ist ein ganz zufriedenes, prächtig entwickeltes Mädchen, sie schläft seit das sie 4 Wochen alt ist ca. 10 Stunden nachts durch, weil sie sich abends satt trinkt (und ich genau weiß, wie satt sie ist) und dann zufrieden einschläft. Dadurch haben wir ein ganz stressfreies Leben, eine stressfreie Beziehung, beide Eltern sind zufrieden und das überträgt sich auf das Kind. Und dieses stressfreie Umfeld ist für ein Kind ebenfalls wichtig.
Also, alles hat Vor- und Nachteile, daher bitte mehr Toleranz auf beiden Seiten.
LG Tine

 
18 Antworten:

Du triffst den nagel auf den Kopf! Ich bin voll deiner Meinung!

Antwort von Kathrin am 29.09.2000, 10:46 Uhr

... denn ich habe beide Kinder (die Große ist 4 und der Zwerg gerade mal 3 Wochen) nur im KH gestillt. Bei der Großen gab es dann Probleme und bei Daniel habe ich festegellt, das Stillen nicht mein Ding ist. Meine Tochter hat keine Allergien und ist nicht übergewichtig. Sie war und ist selten krank - und durch diese gute Erfahrung fiel es mir diesesmal um einiges leichter nach 10 Tagen abzuzstillen, als damals. Damals schauten mich alle ganz mitleidig an, dass ich ja mein Kind nicht liebe, wenn ich nicht stille.
Jeder sollte das tun, was er möchte - und wenn jemand stillen mag, dann soll er das tun aber bitte die Leute, die das nict wollen/können in Ruhe lassen. Leben und leben lassen ist da meine Devise!
Liebe zum Kind wird nicht dadurch bemessen ob man stillt oder nicht!
Kathrin

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warum still-mamis öfter agressiv reagieren...

Antwort von tina am 29.09.2000, 10:57 Uhr

hallo tine, ich habe auch unten mitgepostet. ich fand es allerdings dann auch etwas peinlich wie das ganze ausgeartet ist. manchmal habe ich das gefühl, dass das forum dazu verwendet wird um frust abzubauen, indem andere dumm angemacht werden ... also, ich stille auch und ich kann dir sagen es ist kein zuckerschlecken ( wie man so schön sagt). das problem an der ganzen sache ist, dass man sich selbst sehr unter druck setzt. man möchte doch das BESTE für das kind und verfällt so nach und nach in die rolle der selbstlosen, aufopferden mutter, die ihre bedürfnisse ganz nach hinten stellt. besonders ich hatte und habe immer wieder probleme mit dem stillen, sodass ich mein kind nur auf 1,2,zack anlegen konnte. blutige brustwarzen und halt das ganze programm.ich bin wirklich ein wenig neidisch auf dich, dass du so konsequent die flasche gibst. du bist bestimmt oftmals ausgeglichener als ich. im moment habe ich schon wieder einen knubbel in der brust und ich hoffe, dass ich ihn wegmassieren kann ... das schlimmste ist, dass man von allen seiten bombardiert wird, dass stillen das beste ist und man bekommt eine lange liste mit vorzügen vorgehalten. aber was ist mit mir ??? ich bin gerade mal 24 und verbringe meine wochenenden unter rotlicht weil ich mal wiedre einen sehr schmerzhaften milchstau habe.. dann gehe ich montags zum arzt und das allererste was er mir sagt : auf jeden fall WEITERSTILLEN. da kannst du dann verstehen warum manche still mamis etwas aggressiv auf nicht-still-mamis reagieren. sie sind einfach neidisch, dass sie es nicht schaffen ein bischen mehr an sich zu denken. dies trifft natürlich nicht auf die überglücklich stillenden mamis zu ... also, ich denke du hast das schon richtig gemacht. ich für meinen teil möchte die 4 monate noch voll machen. noch zwei wochen ... freu!!! dann wird auch nach und nach abgestillt. dann gehören meine brüste wieder mir. viele liebe grüße und alles gute weiterhin, tina

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Re: Du triffst den nagel auf den Kopf! Ich bin voll deiner Meinung!

Antwort von Kiki am 29.09.2000, 11:02 Uhr

Ich kann Euch beiden nur zustimmen. Ich bin selber Mutter von 2 Söhnen (3 Jahre und 17 Monate). Beide konnte ich nicht stillen, da ich zu wenig Milch hatte und nach 2 bzw. 3 Wochen aufgegeben habe. Meine beiden Zwerge haben weder eine Allergie sonst noch irgendwelche Krankheiten.

Ein bißchen mehr Toleranz wäre nicht schlecht. Ich mußte mir desöfteren anhören, was ich doch für eine schlechte Mutter bin, nur weil ich meine Kinder nicht stillen konnte. Das fand ich total besch.... . Jede Mutter muß für sich selbst entscheiden, ob sie stillen möchte oder nicht. Schließlich hat das überhaupt nichts mit Mutterliebe zu tun - ein Flaschenkind bekommt genauso die Zuneigung und Liebe, wie ein gestilltes Kind auch.

Ich verstehe überhaupt nicht, warum Mütter von Flaschenkinder ständig angegriffen werden. Also, bitte ein bißchen mehr Toleranz

Kirstin

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Verstehe Dein Posting nicht so ganz m.T.

Antwort von Marina und David am 29.09.2000, 11:09 Uhr

Du sagst, Du hast nie gestillt und machst dann falsche Aussagen zum Thema Stillen.

Es stimmt z.B. nicht, daß Stillen nur Vorteile hat, wenn man es konsequent 6 Monate durchzieht. Jeder Tag Stillen tut den Kleinen gut. Auch Mütter, die nur ein paar Tage gestillt haben, haben ihren Kindern damit Gutes getan. Gerade im Kolostrum sind wichtig Abwehrstoffe für das Immunsystem drin

Rauchen ist immer schlecht für Babys, egal ob gestillt oder nichtgestillt.

Und natürlich gibt es auch gestillte Kinder, die später an Asthma, Krebs oder Neurodermitis erkranken werden, aber halt weniger als Nichtgestillte. Was sollen also Einzelfallaufzählungen?

Weiter bringst Du Junk Food und Stillen miteinander in Verbindung. Verstehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat.

Ehrlich gesagt finde ich Dein Posting recht aggressiv und - wie gesagt - ich verstehe den Zusammenhang nicht.

Marina

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Bin nicht einverstanden

Antwort von Clara am 29.09.2000, 11:50 Uhr

es bleibt jeder Mutter selber überlassen ob sie stillt oder nicht. Aber erzähl hier nicht, es würde für die Gesundheit des Kindes keinen Unterschied machen, denn das ist einfach FALSCH. Wir alle kennen gesunde Flaschenkinder und kranke Stillkinder, doch das beweisst gar nichts weil unser Freundes-und Bekanntenkreis statistisch gesehen nicht representativ ist.

Aktuelle Studien beweisen ganz klar die Vorteile des Stillens für Kind UND Mutter, da gibt es einfach keine Diskussion.

Ich bin durchaus Flaschenmütter tolerant gegenüber, aber mich regt es einfach auf, wenn Fakten verdrängt werden um das eigene Gewissen zu beruhigen!

Clara

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Re: Verstehe Dein Posting nicht so ganz m.T.

Antwort von Tine am 29.09.2000, 12:02 Uhr

Hallo Martina,
schade, daß Du mein Posting nicht verstanden hast und es war keineswegs aggressiv gemeint. Das ist nicht stille heißt noch lange nicht, daß ich davon keine Ahnung habe. Ich habe mich schon intensiv mit dem Thema befasst und dann entschieden. Und nun zu meinen angeblichen falschen Aussagen:
Das das Kolostrum gut für das Immunsystem ist habe ich nicht bestritten. Meine Kleine hat das Kolostrum halt nicht bekommen und war bisher noch keine Sekunde krank, hat die Impfungen problemlos weggesteckt etc. Und das mit den 6 Monaten stimmt im Hinblick auf die Allergien. Das kann Dir jeder Allergologe bestätigen. Wegen den Krankheiten (Neurodermitin, Asthma, Krebs) gibt es keine Langzeituntersuchen in Bezug auf Stillen oder Nichtstillen. Wie ich schon in meinem ersten Posting geschrieben habe, sind diese Krankheiten hauptsächlich genetisch bedingt und werden durch falsche Ernährung noch gefördert. Die Generation, die heute hauptsächlich an Krebs stirbt (die über 60-jährigen) wurden in ihrer Kindheit alle gestillt, damals gab es ja noch nichts anderes. Du kannst also nicht behaupten, daß ein Zusammenhang zwischen Stillen und diesen Krankheiten besteht. Es gibt viele Ärzte die Müttern mit Allergien vom Stillen abraten, weil dieser Immundefekt, was ja eine Allergie ist, auch in der Muttermilch enthalten ist.

Wieso ist es schädlich für ein Baby wenn eine Mutter nicht stillt und raucht? Das verstehe ich widerum nicht. Wir rauchen beide (nur auf dem Balkon) und das ist wohl nicht schädlich.

Junk food und Stillen habe ich auch nicht so in Zusammenhang gebracht. Sondern nur die Erfahrungen aus meinem Umfeld dargestellt. Da werden Kinder ewig gestillt wegen der Gesundheit und wenn sie dann abgestillt werden, wird oft auf vollwertige, gesunde Ernährung kaum noch Wert gelegt.
Ich wollte damit eigentlich nur aufzeigen, daß es mit Stillen allein nicht getan ist, sondern eine gesunde Ernährung dann konsequent fortgesetzt werden muß.

Verstanden??

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Re: Und ich habe kein schlechtes Gewissen !! und außerdem

Antwort von Tine am 29.09.2000, 12:06 Uhr

gibt es wirklich keine Langzeitstudien, die den Zusammenhang zwischen diesen Krankheiten und Stillen/Nichtstillen belegen.

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An Tine

Antwort von Clara am 29.09.2000, 12:32 Uhr

ein schlechtes Gewissen sollst du doch gar nicht haben, aber bitte auch nicht die Unwahrheit verbreiten.

Bitte schau dir doch mal die HP von der WHO an, die ein Stillen von mindestens 2 Jahren empfielt. Auch die Vereinigung der Amerikanischen Kinderärzte emfehlen, ein Kind mindestens 1 Jahr zu stillen.

Ausserdem habe ich noch einen Artikel an diese Posting gehängt (ist aber ziemlich lang).

Clara

von Elizabeth Hormann in Mothering, Winter 1993,
S.84-87
gesehen in "DeutschLLLand Dreams", Winter 1994, Vol.5
#4
übersetzt von Eva Stroh mit Hilfe von Brigitte
Braun-Smith
In den späten 60iger Jahren, als ich zum ersten Mal
ein Kleinkind stillte, gab es eine Vielzahl
von Kommentaren, die meisten davon negativ: "Wann
gibst Du ihr endlich ein "richtiges"
Essen?" (Sie aß uns bereits die Haare vom Kopf.) "Du
wirst niemals von ihr loskommen." (Ich
nahm damals dreimal die Woche Unterricht.) "Wenn Du
sie nicht abstillst, bevor sie sauber ist,
wird sie niemals ihre orale Phase von ihrer analen
Phase unterscheiden können." (Zu spät - sie
trug schon lange keine Windeln mehr. 25 Jahre später
warte ich immer noch auf die negativen
Folgen.)
Alle paar Jahre verändern sich die Gründe ein wenig,
die gegen ein langfristiges Stillen
sprechen, um sich dem kulturellen Klima anzupassen. In
Deutschland, wo ich zur Zeit wohne,
ist das immer beliebte Argument "Muttermilch ist mit
Schadstoffen belastet" führend in der
Kritik gegen Mütter, die länger als sechs Monate
stillen. In Großbritannien, wo meine Tochter
mit ihrem gestillten Sohn lebt, werden Mütter, die
länger als ein Jahr stillen, mit Argumenten
wie der Gefahr eines erhöhten Cholesterinspiegels und
Tod durch Herzprobleme konfrontiert.
In den Vereinigten Staaten konzentrieren sich die
Abschreckungstechniken auf die Gefahr des
sexuellen Mißbrauchs.
In völligem Kontrast zur Massenhysterie bezüglich der
"Risiken" langen Stillens, steht die
"Innocenti Declaration" von 1990, die angibt, dass
gemäß dem weltweiten Stillziel "alle
Säuglinge ausschließlich mit Muttermilch ernährt
werden sollen und zwar von der Geburt bis zu
vier bis sechs Monaten ... weiterhin bis sie zwei
Jahre alt sind oder darüber hinaus,
während sie zusätzlich mit dem passenden und
angemessenen Essen versorgt werden. (1) Diese
Erklärung, aufgenommen bei einem Treffen der
Verantwortlichen für die Richtlinien der
WHO/UNICEF, wurden zusammengestellt von Vertretern
jener führenden Hilfsorganisationen
wie "USAID" (Amerikanische
Entwicklungshilfsorganisation), SIDA (Schwedische
Entwicklungshilfsorganisation) und der Weltbank. Und
die Empfehlungen sind nicht nur gültig
für benachteiligte oder arme Völker oder Kinder in
Entwicklungsländern, sondern für alle
Kinder in der Welt.
Warum geben diese Richtliniengestalter, viele aus
Industrieländern, Empfehlungen ab, die den
Praktiken der meisten Industrieländer zuwiderlaufen
und zunehmend auch denen der
Entwicklungsländer? Ganz einfach, weil Stillen gut für
Kinder ist - nicht nur für Säuglinge
sondern auch für ältere Babys und Kleinkinder. Und es
ist gut für sie in vielfach bedeutender
Hinsicht.
Ernährung
Muttermilch ist eine komplette Mahlzeit bis zum Alter
von vier bis sechs Monaten. Über diesen
Punkt hinaus möchten manche Babys von sich gut
ernährenden Müttern weiterhin
ausschließlich gestillt werden, obwohl die meisten
Babys in der Mitte ihres ersten Lebensjahres
ihren gastronomischen Horizont erweitern wollen.
Zusätzliche Mahlzeiten müssen und sollen nicht das
Ende des Stillens bedeuten.
Untersuchungen zeigen, dass während des größten Teils
des ersten Lebensjahres Muttermilch
"die wichtigste Quelle guter Proteine, Vitamine und
anderer Nährstoffe bleibt. Alles, was das
Kind braucht, ist etwas zusätzliche Energie und
Proteine." (2) Getreide stellt eine gute Quelle
zusätzlicher Energie (Kalorien) und Proteine dar. Der
Zusatz von etwas Früchten oder Fett in
Form von Öl oder Butter, kann die zusätzliche
Kalorienaufnahme erhöhen.
Um den ersten Geburtstag herum verschiebt sich das
Gleichgewicht ein wenig. Eine Reihe
anderer Nahrungsmittel, abgesehen von Muttermilch,
werden wichtig. Trotzdem bietet
weiterhin das Stillen noch immer wesentliche Vorteile.
Studien, die in Entwicklungsländern durchgeführt
wurden, zeigen, dass gestillte Kinder
zwischen 12 und 18 Monaten 2-5% mehr Energie
aufnehmen, als ihre nicht gestillten
Spielkameraden. Nach 1-8 Monaten liegt die
Energieaufnahme immer noch hoch, bei ca. 17%.
(3) Muttermilch kann bis zu 31% der Kalorienzufuhr
eines Kleinkindes zur Verfügung stellen
und 38% aller Nahrungsproteine. Zusätzlich erhalten
Kleinkinder zwischen 13 und 18 Monaten
9-5% ihres Vitamin C-Bedarfs und 100% ihres Vitamin
A-Bedarfs aus der Muttermilch. Andere
Vitamin- und Mineralstoffaufnahmen sind zwar geringer,
aber immer noch bedeutend: 44%
Calcium, 41% Niacin, 41% Folsäure, 21% Riboflavin. (4
) Außerdem bewirkt die höhere
biologische Verwertbarkeit des Eisens in der
Muttermilch im Vergleich zu Kuhmilch, dass
gestillte Kleinkinder bis zu 50% ihres Eisenbedarfs
mit Hilfe von Muttermilch decken. (5)
Der Einfluß von Muttermilch auf Kleinkinder, die mit
bedeutenden Mengen von
hochenergetischen Nahrungsmitteln ernährt werden, kann
etwas geringer ausgeprägt sein. Was
macht eine "bedeutende Menge" aus? Es kommt auf das
Nahrungsmittel an. Traditionell übliche
Nahrungsmittel stellen in der Regel weniger Energie
und Nährwerte als Muttermilch zur
Verfügung, obwohl sie während des Abstillprozesses
sehr empfohlen werden. Muttermilch
bietet mit 70kcal pro ml doppelt soviel Energie pro
Mahlzeit als sogar qualitativ sehr
hochwertige Getreidekost.
Kleinkindern aller Altersstufen ergeht es am besten,
wenn andere Nahrungsmittel Muttermilch
ergänzen und nicht ersetzen. Kinder, die bereits im
zweiten Lebensjahr abgestillt werden,
weisen ein Energiedefizit in einer von Höhe bis zu 28%
auf, obwohl sie 60% mehr
Nahrungsmittel zu sich nehmen.(6)
Nicht-gestillte Kinder dieses Alters, deren Ernährung
nicht aus Milch, sondern in erster Linie
aus "Babynahrung" und anderen "Kleinkindermenüs" in
Gläsern besteht, bekommen mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht genug
hochqualitative Nährstoffe. Sogar
diejenigen, denen ein großes Spektrum an ganz
natürlichen Nahrungsmitteln angeboten wird,
können durch diese nicht ausreichend ernährt werden.
Warum? Weil Kleinkinder
bekanntermaßen wählerische Esser sind. Gibt man ihnen
jedoch die Gelegenheit an der Brust zu
trinken, sind sie mehr als willens dazu - insbesondere
nachts. Und das sind die vom Glück
begünstigten. Im Hinblick auf die Nährstoffe, die die
Muttermilch bietet, und die
Eßgewohnheiten von Kleinkindern, neigen diese nachts
gestillten Kinder dazu, besser ernährt
zu sein, als ihre nicht gestillten Freunde mit
vergleichbarer Ernährung.
Immunität
Vor einigen Jahren, während einer andauernden
Diskussion bezüglich des Stillens, zitierte die
Journalistin Ann Landers (ihre Kolumne erscheint in
fast allen U.S. Tageszeitungen) ihren
medizinischen Ratgeber, und schrieb, dass Kolostrum
"keine Milch ist und keine Nährstoffe
enthält". (7) Landers (und ihr medizinischer Ratgeber)
müßten seit der Zeit dazugelernt haben.
Umfassende Forschungsarbeiten haben bewiesen, dass
Kolostrum eine extrem nahrhafte erste
Nahrung darstellt, genauso wie auch eine Hauptquelle
für Immunfaktoren.
Der Schutz gegen Krankheit endet nicht mit dem
Übergang des Kolostrums in reife Milch. Die
Produktion von Immunglobulin G, Immunglobulin A,
Lysozymen und anderen Antikörpern
geht während der Stillperiode weiter und nimmt in
Fällen einiger Immunkomponenten sogar zu.
Der Lysozymspiegel erhöht sich um den sechsten Monat
der Laktation (Milchbildung), gerade
wenn die Mobilität des Babys beginnt, die es auf neue
Infektionsquellen zutreibt. Bis zum 20.
Monat der Laktation sind die IgG- und IgA-Spiegel so
hoch wie in der zweiten Woche. In
gestillten Babys aller Altersstufen verbinden sich die
Immunglobuline, Interferon und
Laktoferrin mit Eisenmolekülen, um das Wachstum von
Viren, Bakterien und Pilzen zu
verhindern. Zur gleichen Zeit kontrolliert der
Lactobacillus bifidus, gefördert von dem Bifidus-
Faktor der Muttermilch, das Wachstum von
Staphylokokken und anderen Krankheitserregern
in den Därmen des Babys. (8)
Stillen bringt auch zusätzlich einen täglichen Schutz.
Mütter und ihre Kinder sind im
allgemeinen den gleichen Krankheitserregern
ausgesetzt. Mütter bilden spezifische Antikörper
zu diesen Organismen und geben sie während des
Stillens an ihre Kinder weiter. (9) Als
Ergebnis sind gestillte Kinder häufig die einzigen
Familienmitglieder, die es vermeiden den
"Familienkrankheiten" zu erliegen. Außerdem erkranken
sie weniger häufig und bei weitem
weniger ernst als ihre nicht-gestillten
Altersgenossen.
Die sich in der Muttermilch befindenden Faktoren, die
vor Krankheiten schützen, bleiben über
die Kindheit hinaus gut wirksam. In vielen Fällen
gilt, je länger die Dauer des Stillens, desto
länger die Zeit der Immunität. Einige Studien zeigen
Langzeitschutz nach nur dreizehn Wochen
Stillzeit. Andere zeigen Vorteile bei soviel wie 30
Monaten Stillzeit; manche dieser Vorteile
bleiben das ganze Leben lang erhalten.
Im allgemeinen haben Kinder, die gestillt werden, eine
niedrigere Rate von
Atemwegserkrankungen in den ersten drei Lebensjahren.
(10) Diejenigen, die länger als sechs
Monate gestillt werden, haben nur ein Drittel der
Mittelohrentzündungen in den ersten drei
Lebensjahren. (1)1 Wird überhaupt gestillt, egal wie
lange, reduziert dies die Anzahl an
Mittelohrentzündungen in den ersten drei Jahren um die
Hälfte. (12) Infektionen, die auftreten,
sind bis zu einem Alter von 27 Monaten um das drei-
bis fünffache kürzer für Kinder, die
zumindestens sechs Monate gestillt wurden. (13)
Kinder die vier Monate oder länger gestillt wurden,
haben ein geringeres Risiko an einer durch
Rotaviren verursachten Lebensmittelvergiftung zu
erkranken und es ist fünfmal weniger
wahrscheinlich, dass sie daran ernsthaft erkranken.
(14) Kinder, die weniger als sechs Monate
gestillt wurden, haben eine siebenmal höhere
Wahrscheinlichkeit Allergien zu entwickeln, als
die die mehr als sechs Monate gestillt wurden. (15)
Kinder die länger als sechs Monate gestillt werden
sind auch gegen bakteriell verursachte
Hirnhautentzündung in den ersten fünf Jahren ihres
Lebens geschützt. (16)
Langzeitstudien sind ebenfalls aufschlußreich.
Verglichen mit ihren nicht-gestillten
Altersgenossen entwickeln gestillte Kinder weniger oft
schon im Jugendalter auftretende
Diabetes, entzündliche Verdauungsstörungen und
bösartige Geschwülste der Lymphknoten in
der Kindheit. Sie haben auch weniger Lern- und
Verhaltensprobleme und späteres Auftreten
von Zöliakie (Allergie gegen Bestandteil
glutenhaltiger Getreidesorten). (17)
Stillende Mütter profitieren ebenfalls. Frauen, die,
auf ihre gesamte Lebenszeit bezogen,
insgesamt zwei Jahren stillen, haben ein um 40%
verringertes Risiko Brustkrebs zu entwickeln;
(18) bei Müttern, die auf ihre gesamten Lebensjahre
bezogen sechs Jahre oder mehr stillen, geht
das Risiko um zwei Drittel zurück. (19) Außerdem
vermindert Stillen auch die
Wahrscheinlichkeit Eierstockkrebs zu bekommen. (20)
Weil die Knochendichte mit jedem
gestillten Kind zunimmt, erkranken stillende Mütter
später weniger häufig an Osteoporose. (21)
Unter bestimmten Umständen trägt Langzeitstillen auch
zur Unterdrückung der Ovulation bei
und hilft, dicht aufeinanderfolgende Schwangerschaften
zu vermeiden. (22)
Emotionale Bindung
Das Bilden einer Beziehung ist ein einzigartiger
Prozeß für jedes Mutter-Kind-Paar. Manchmal
entstehen tiefe, starke Beziehungen unter sehr
schwierigen Umständen. Andere Male gehen
Beziehungen unter ähnlichen Umständen unter. Stillen
hilft die Mutter-Kind-Beziehung zu
entwickeln, und mit langem Stillen wird diese
Beziehung gefestigt. Mütter von Kleinkindern
sind oft über die Intensität ihrer Beziehungen mit
diesen Kindern überrascht. Dies gilt
insbesondere für Mütter, die frühere Babys über einen
kürzeren Zeitraum gestillt haben.
Langes Stillen verstärkt die Bindung in vielfältiger
Weise. Die Ausschüttung von Prolaktin hilft
der Mutter, sich zu entspannen und läßt sie
"Muttergefühle" entwickeln - was besonders dann
von Vorteil ist, wenn ihr Kind anfängt, Wünsche und
Meinungen zu äußern, die mit ihren
eigenen in Konflikt treten. Als Ergebnis ist die
stillende Mutter eines Kleinkindes eher geneigt
in Übereinstimmung mit ihrem Kind zu leben und ist
sich der Gesundheit, der Sicherheit und der
emotionalen Entwicklung ihres Kindes bewußter. Der
regelmäßige Körperkontakt ist ein
weiteres Plus. So wie Mann und Frau es in erwachsenen
Liebesbeziehungen genießen, sich
häufig zu berühren, so tun dies auch Mutter und Kind.
Sich berühren muß nicht sexuellen Kontakt bedeuten,
obwohl dieser Vorwurf manchmal schon
gegen Mütter, die lange stillen, erhoben wurde. Sicher
gibt es das Argument, dass es etwas
Perverses sei, ein Kind zu stillen, das alt genug ist,
um zu laufen und zu sprechen. In einem, vor
ein paar Jahren in der Presse vielfach
veröffentlichten Fall, wurde in New York eine Frau des
sexuellen Mißbrauchs beschuldigt aufgrund des
"Brust-Mund-Kontaktes mit ihrer zweieinhalb
Jahre alten Tochter; sie hat das Sorgerecht für ihr
Kind für ein Jahr verloren. (23) Andere
Mütter haben das Sorgerecht für immer verloren, weil
der Vater des Kindes Stillen als Problem
während eines Scheidungsverfahrens vorgebracht hat.
(24) Es gibt keinen Mangel an Experten,
die ernsthaft bezeugen, dass Stillen über zwölf Monate
hinaus eine anfechtbare Vorgehensweise
sei, vielleicht sogar eine Art Mißbrauch - obwohl das
weltweite durchschnittliche Alter des
Abstillens bei 4,2 Jahren liegt. (25) Dunkle Warnungen
über die Risiken andauernder
emotionaler oder sexueller Verkrüppelung,
zurückgeführt auf das lange Stillen, machen nur
Sinn, wenn wir akzeptieren, dass die große Mehrheit
der Menschheit "verkrüppelt" ist.
Die emotionale Bindung, die durch langes Stillen
geschaffen wird, ist ein kontrovers
behandeltes Thema in den Industrieländern. Oft wird
die Frage gestellt: Werden die Kinder
nicht zu abhängig, wenn sie so lange gestillt werden?"
In anderen Kulturen wäre eine solche
Frage absurd. Kleine Kinder sind abhängig; sie müssen
abhängig sein, damit sie ihre physischen
und emotionalen Bedürfnisse in einer sicheren
Atmosphäre erfüllt bekommen, um unabhängig
werden zu können. Versuche, sie in die Unabhängigkeit
zu drängen, bevor sie dazu bereit sind,
werden diesen Prozeß nur verzögern und den Weg für
Appetitlosigkeit, Krankheit und
Entwicklungsrückschritte ebnen. Bedenken von
Erwachsenen hinsichtlich der Überabhängigkeit
von Kindern spiegeln möglicherweise deren Bedenken,
selber angebunden zu sein und somit
Verantwortung zu übernehmen.
Hindernisse beim langen Stillen
Eine Mutter, die das lange Stillen nicht genießt, hat
einen guten Grund aufzuhören - und einen
guten Grund sich zu fragen, warum sie eine Erfahrung,
die von der Natur für sie geschaffen
wurde, nicht als Langzeitfreude genießt. Wir sind in
der Ära ausgesprochenen Feminismus, ein
wenig zögerlich geworden beim Nachfragen, warum einige
Frauen eine Aktivität, die früher als
die Quintessenz des "Frauseins" betrachtet wurde,
nicht genießen. Teilweise ist es, weil wir
erkennen, dass viele Aktivitäten (Hausarbeit fällt
einem sofort dabei ein) unserer Frauennatur
zugeschrieben wurden, weil es bequem war, dieses so zu
sehen. Weil Hausarbeit und
Kinderpflege so oft als (Frauen-)Job in einen Topf
geworfen wurden, werden Geburt und
Stillen - wirklich frauliche Aktivitäten - von einigen
als lästige Aufgaben, die bei der
persönlichen Freiheit und Entwicklung stören,
angesehen. In Gesellschaften, die Geburten nicht
wertschätzen und in denen Gebärende ökonomisch und
sozial verwundbar sind, kann die
Aussicht auf Begrenzung der Freiheit oder der
Entwicklungsmöglichkeiten durch die
Mutterschaft sehr einschüchternd sein. Die Gründe,
warum man dann will, dass die
Abhängigkeit des Kindes begrenzt werden soll, mögen
von gut begründeten Befürchtungen in
Bezug auf die praktischen Konsequenzen für Mutter und
Kind abstammen.
Die Gesellschaft wendet ihren Einfluß auch über andere
Wege an. Die Industriewelt des späten
20. Jahrhunderts definiert Stillen nicht als "sexy".
Babys, insbesondere Kleinkinder an der Brust
werden als Rivalen zu denen, die vorher Ansprüche
gestellt haben, gesehen: Ihre Väter oder die
Partner ihrer Mütter. Es kann sein, dass auch Mütter
ihre Brüste primär als Teil der
Erwachsenensexualität ansehen, insbesondere in
Kulturen, die stillende Mütter von öffentlichen
Orten wegschicken oder sie inhaftieren wegen Stillens
in der Öffentlichkeit. Der neueste Weg
in Florida, nämlich das Stillen aus den Gesetz gegen
Unanständigkeit zu streichen - zum
größten Teil dem "Ersten Großvater" des Staates (dem
Gouverneur, der während seiner
Amtszeit Opa geworden ist) zu verdanken - ist ein
Schritt vorwärts. Dass dies Oberhaupt
notwendig war, ist bezeichnend für die Probleme, die
wir haben, die Brust als Nahrungsquelle
anzuerkennen.
Manche Frauen (und ihre Partner) sind gegen das lange
Stillen aus Angst vor Hängebrüsten und
ziehen, um ihre Ansicht zu beweisen, alte Exemplare
des "National-Geographic" heran, die
afrikanische Stammesfrauen zeigen. Entgegen der
Beweise, dass Vererbung, Schwangerschaft
und bestimmte kulturelle Praktiken (vergleichbar mit
denen für Ohren und Lippen) Hängebrüste
fördern und damit die entscheidenden Faktoren sind,
kann keine noch so große Anzahl von
Dokumentationen sie vom Gegenteil überzeugen. Sie
glauben, dass Frauen, die lange stillen,
sich dem bedrohlichen Risiko aussetzen, ihre
Mädchenfigur (und vielleicht ihre Männer) für
immer zu verlieren. und in einer Gesellschaft, die
Mädchenhaftigkeit der Fraulichkeit vorzieht,
ist das ein Risiko, das viele Frauen
verständlicherweise nicht eingehen wollen.
Sind das frivole Gedanken? Nicht unbedingt. Unter
Frauen, die davon abhängig sind, diese
Erwartungen für ihr eigenes Wohlergehen und das Wohl
ihrer Kinder zu erfüllen, kann die
Entscheidung, nicht "zu lange" zu stillen, eine sehr
praktische, gut überlegte Wahl sein. Für die
meisten jedoch entspringt diese Entscheidung weniger
aus dieser Überlegung als vielmehr aus
kulturell verwurzelten Regeln.
Häufig beruhen die Einwände gegen langes Stillen auf
pseudowissenschaftlichen
Argumentationen. Der immerwährende Favorit - dass
Muttermilch schmutzig" oder mit
Schadstoffen belastet" ist zieht sich über
Jahrhunderte und Kontinente. Gabriele Palmer schreibt
in "The Politics of Breastfeeding (Die Politik des
Stillens) über die Abscheu, mit der Ende des
19. Jahrhunderts Nachbarn aus Oberbayern reagiert
haben, als "eine Frau ... aus
Norddeutschland ... ihren Säugling selbst stillen
wollte." Sie wurde "öffentlich als schweinig
und schmutzig von ortsansässigen Frauen beschimpft.
Ihr Ehemann drohte, dass er nichts mehr
essen würde, was von ihr zubereitet würde, wenn sie
diese abscheuliche Gewohnheit nicht
aufgeben würde. (26)
Ein dreiviertel Jahrhundert später kam meine
fünfjährige Tochter in Tränen aufgelöst von einer
Spielkameradin nach Hause, weil die Mutter ihrer
Freundin sagte: "Es ist schmutzig und
krankheitserregend, wenn deine Mutter euer neues Baby
so ernährt. Es wird erkranken und
sterben."
Zu dieser Zeit erreichte die
DDT-in-der-Muttermilch-Panik die USA. Mütter, die
schnell ihre
Milch überprüfen ließen, wurden vor gräßlichen
Konsequenzen gewarnt, wenn sie nicht sofort
abstillten. Keiner konnte irgendeinen Schaden an
Kindern nachweisen, die nicht abgestillt
wurden, sowie auch keiner in der Lage war,
Schädigungen durch irgendeinen anderen
Schadstoff in den folgenden Jahren nachzuweisen.
Nichts jedoch konnte zwei Generationen von
"Experten" abhalten, die Mütter zu ermahnen,
vorsichtig zu sein, wenn sie ihren Kindern dieses
"gefährliche" Produkt anbieten, das nur Mütter
herstellen können. Heißt das, dass wir
Schadstoffe nicht Ernst nehmen sollen? Überhaupt
nicht. Es ist ein Skandal - und zwar ein
gefährlicher -, dass sogar das ideale Nahrungsmittel
der Natur mit ungesunden chemischen
Zusätzen belastet ist. Unsere Aufgabe an diesem Punkt
ist, vernünftig zu handeln.
- Praktisch ist alles in irgendeiner Art kontaminiert.
Das Problem zu lösen heißt, es an der
Wurzel zu packen - die unkontrollierten Emissionen
dieser Chemikalien in die Umwelt. - Es
gibt keine zufriedenstellende Alternative zur
Muttermilch. Indem man das Stillen einschränkt
und sich einem Ersatz zuwendet, tauschen wir bekannte
Vorteile gegen theoretische Nachteile
ein. Wie theoretisch sind diese Nachteile? Karen Pryor
schreibt 1991 in ihrer Ausgabe von
"Nursing Your Baby" (Beim Stillen deines Kindes):" In
Südvietnam, wo der Gehalt an
Herbiziden in Muttermilch
30.000 mal höher war als in Muttermilch in den USA,
zeigten Menschen, die gestillt wurden,
keine beobachtbaren oder Langzeiteffekte. (27) In den
zwei Jahrzehnten, die seit dem Ende des
Vietnamkrieges vergangen sind, kam kein Beweismittel
auf, das die Befürchtungen bezüglich
spät auftretender Schäden unterstützt hätte. - Die
wichtigsten Übertragungswege für
Schadstoffe sind nicht Nahrungsmittel sondern die Luft
und die Plazenta. Der umweltpolitische
Druck ist richtig, die Luft zu reinigen. Es wäre
logischer, die Mutter-zu-Kind-Übertragung von
Schadstoffen in Warnungen gegen Schwangerschaften
auszudrücken (nicht gegen das Stillen),
trotzdem hat bis jetzt niemand angedeutet dass Frauen
aus diesem Grund keine Kinder
bekommen sollten.
Theoretische Risikofaktoren, verbunden mit der
individuellen Schadstoffaufnahme, werden über
die gesamte Lebenszeit berechnet. Die Warnung, dass
ein bestimmter Wert überschritten wird,
geht also davon aus, dass die Aufnahme über das ganze
Leben verteilt konstant bleibt. Nach
meinem Wissen geht das späteste Stillen in unserer
Geschichte auf eine Statue im Louvre in
Paris zurück, die Pero darstellt, die ihren alten
Vater Simon stillt, um zu verhindern, dass er
durch Hunger im Gefängnis stirbt. Im richtigen Leben
gelingt es sogar den begierigsten
Stillkindern, sich vor ihrem hohen Alter abzustillen.
Vielmehr wird der tägliche
Schadstoffkonsum in Verlauf der Stillzeit stark
reduziert - teilweise, weil die ]Kinder, wenn sie
größer werden, seltener gestillt werden und teilweise,
weil die Schadstoffe in der Muttermilch
durch die Ausscheidung verringert werden. Deshalb ist
die Sorge um das lange Stillen, die auf
der lebenslangen täglichen Aufnahme basiert, einfach
unbegründet. Auch wenn einige sehr gute
Gründe frühzeitig abzustillen gefunden werden könnten,
Schadstoffe in der Muttermilch ist
keiner von ihnen.
Wann sollte ein Kind abgestillt werden? Das ist wie
die Frage, wann ein Kind aus den Windeln
raus sein mußte oder Sätze sprechen oder Fahrrad
fahren lernen sollte. Es ist alles eine Frage
der Entwicklung. Manche Kinder sind früher als der
Durchschnitt, andere später, und die
meisten später, als wir in allgemeinen denken.
Außerdem betrifft das Abstillen zwei Personen,
und Beziehungen unterwerfen sich nicht einfachen
Gesetzen.
Nur wenn Müttern genaue, gut dokumentierte
Informationen vorliegen und wenn Eltern
anerkannt und unterstützt werden in ihrer Rolle als
primäre Versorger und Entscheidungsträger
für ihre Kinder, kann die Abstillentscheidung
getroffen werden - mit individuellen Bedürfnissen
im Hinterkopf. Wir sind noch sehr weit entfernt davon,
den heutigen Eltern eine solche
Atmosphäre anzubieten.
1) - 21) Quellenangaben können auf Wunsch
weitergegeben werden

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An Tine noch mal

Antwort von Clara am 29.09.2000, 12:35 Uhr

auch Rauchen auf dem Balkon ist schädlich, weil sich Rauchpartikel in deinen Kleidungsstücken und in deinen Haaren festsetzen. Habe jetzt keine Quelle parat, aber dass nicht-Stillen und Rauchen Risikofaktoren beim plötzlichen Kindstod sind, weisst du bestimmt auch. Du bist ja sooo gut informiert.

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Es gibt Untersuchungen dazu, an Tine

Antwort von Marina und David am 29.09.2000, 13:00 Uhr

Schau Dir doch mal folgende Seite an:
http://www.breastfeeding.com/all_about/all_about_disease.html
Und auch die "Related Articles".

Zum Rauchen hat Clara ja schon was geschrieben.

Übrigens frage ich mich noch immer, was Junk Food mit Stillen zu tun hat. Sind alle Flaschenmütter etwa diejenigen, die auf die Ernährung ihres Kindes achten und Stillmütter, die die ihre Kinder später mit Junk Food zustopfen.
Sorry, der Zusammenhang ist ganz schön polemisch.

Marina

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Seit doch einfach mal friedlich...

Antwort von Kathrin am 29.09.2000, 13:13 Uhr

... warum muss denn unbedingt einer Recht haben?? Leben wir in einer Diktatur? Wer stillen will, soll es tun - ich habe weiter oben gepostet und bekenne mich schuldig, dass ich egoistisch bin. Ich denke an mich und an meinen Schlaf - finde es schön, wenn meine große Tochter oder eben auch mein Mann dem Baby die Flasche geben können und freue mich drauf, beim Sex nicht auslaufende Brüste zu haben! Ja, all diese kleinen egoitischen Dinge haben mich dazu bewogen nach 10 Tagen abzustillen und ich bin glücklich.

Ob mein Kind nun schwer erkrankt oder nicht - da bin ich der Meinung, dass es so viele Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, auf die wir keinen Einfluss nehmen können - und ich glaube nicht, dass es daran liegt ob ich meine Kinder lange gestillt habe oder nicht.

Ich mache niemanden einen Vorwurf, der 6, 12 oder sogar 24 Monate stillt - und ich bitte euch: Zieht euch nicht gegenseitig über solche Dinge hoc wie Junk Food, Krebs und Asthma.
Egal ob Still - oder Flaschenmutter - man kann niemanden vorwerfen, dass man sein Kind nicht liebt und nicht das Beste für es möchte. Denn das ist immer wieder der Vorwurf der uns Flaschenmüttern gemacht wird - nur weil wir eben nicht D I E aufopferungsvollen Mütter sind sondern eben ein klein wenig egoitisch - aber dafür dann eben auch ausgeglichen. Das soll widerrum nicht heißen, dass Stillmütter nicht ausgeglichen sein können!
Also, in dieser Diskussion kann es einfach keinen Gewinner oder Verlierer geben!
Kathrin

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Ich bin keine von den "aggressiven" Still-Mamis...

Antwort von anika am 29.09.2000, 13:30 Uhr

Hallo,

ich weiss ja nicht, was ihr für Leute kennt, aber ich vertrete die Meinung, dass jede Mama selbst wissen muss, was sie ihrem Wurm zu essen gibt. Ich würde mir nie die Frechheit rausnehmen, eine Fläschen-Mami anzugreifen. Da muss man meiner Meinung nach auch offen sein und Akzeptanz zeigen. Oder?

LG von Anika

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Re: Bin nicht einverstanden

Antwort von LindaM am 29.09.2000, 14:11 Uhr

Danke Clara, das wollte ich auch zum Ausdruck bringen. Es sind nicht immer die Stillmuetter, die aggressiv reagieren, sondern durchaus auch die Flaschenmuetter, die die Tatsachen nicht wahrhaben wollen.

Gruss,

Linda

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auch an Tine

Antwort von Tina am 29.09.2000, 14:32 Uhr

Du triffst den Nagel auf den Kopf, ich bin dergleichen meinung wie Du!
Grüße Tina

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Re: Meine Meinung zu den

Antwort von LindaM am 29.09.2000, 14:48 Uhr

Du schreibst, dass eine vollwertige Ernaehrung in den ersten drei Jahren sehr wichtig ist, wobei ich Dir natuerlich zustimme. Aber gerade im ersten Jahr, wo das Gehirn sich mit am meisten entwickelt, waere eben Muttermilch das vollwertigste. Hast Du Dir schon mal die Inhaltsstoffe der kuenstlichen Babynahrung auf der Verpackung durchgelesen? Nicht besonders vollwertig, alles kuenstlich und hochverarbeitet. Hier in den USA haben schon mehrere Kinderaerzte gewarnt, dass diese routinemaessige Verabreichung von kuenstlicher Babynahrung eigentlich ein Experiment ist, da dies erst seit ca. 30 Jahren ueberhand genommen hat. Die Langzeitfolgen davon muss man erst mal abwarten.

Uebrigens, wir rauchen und trinken nicht und ich ernaehre mich vegetarisch und organisch, und das wird sich mit Sicherheit auch auf meinen Sohn abfaerben.

Wie gesagt, selbst wenn man 100 Kinder kennt, die trotz Flaschennahrung "normal gesund" sind, ist das noch lange keine Statistik, die mehrere hundertausend Langzeitstudienfaelle umfasst. Ich kenne auch sehr viele, die sich nie im Auto angurten und die haben bis jetzt eben Glueck gehabt, soll auch nicht heissen, dass Autofahren ohne Gurt OK ist.

Wie gesagt, macht was euch gluecklich macht, aber Tatsachen sind nun einmal Tatsachen, dass ist nun einmal so.

Schoenen Gruss aus Seattle,

Linda

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Genau, wie recht Du hast :-)

Antwort von Nadja mit Leon am 29.09.2000, 15:32 Uhr

Hi Tina,

also der Meinung bin ich auch, aber ich lege mich mit den verbissenene Still-Tanten nicht an :-)))

Alles Liebe von Flaschen-Mami Nadja und Leon

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Re: Bravo Tine, ganz meine Meinung! (o.t.)

Antwort von Birgit G. mit David am 29.09.2000, 16:42 Uhr

...

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Re: Seit doch einfach mal friedlich...

Antwort von Gordon am 29.09.2000, 17:23 Uhr

Kathrin,
Du fragtest, ob wir in einer Diktatur leben. Die Antwort ist nein. Du lebst in einem demokratischem, sozialen und föderativen Bundesstaat.
Die Diktatur ist eine auf unbeschränkte Vollmacht einer Person oder Gruppe gegründete Herrschaft in einem Staat ;-).

Sollte Deine Frage als eine rhetorische Figur (sog. rhetorische Frage) zu verstehen sein, so war so war sie hier nicht nur unpassend, sondern auch falsch.

Bei vielen Fragen gibt es nur ein "Ja" oder "Nein", "Wahr" oder Falsch".
Dieses Prinzip bezeichnete schon die klassische Aussagenlogik mit tertium non datur (etwas Drittes gibt es nicht). Da wir uns im obigen Kontext mit Entitäten beschäftigen, befinden wir uns mitten in besagter zweiwertiger Logik, die mehr Antworten nicht zulässt.

Um vom Abstrakten zum Konkreten zu kommen:
Zitat Tine [zweites Posting]: "Du kannst also nicht behaupten, daß ein Zusammenhang zwischen Stillen und diesen Krankheiten besteht."

Zitat Marina und David [zweites Posting]: "Es gibt Untersuchungen dazu [...]
http://www.breastfeeding.com/all_about/all_about_disease.html"

Resultat: Ja, man kann behaupten [hier sogar Beweisen].
Tine war hier einfach ungenügend informiert und bekam die Möglichkeit, diese Lücke zu schliessen.

Das hat mit "Gewinner" oder "Verlierer" nichts zu tun. Den optimalen Nutzen aus jedem Sachverhalt erhält man, wenn man sich selbst die Frage stellt: "Was lerne ich daraus ?".

MfG
Gordon

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