Für alleinerziehende Eltern

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Geschrieben von salsa am 26.02.2007, 14:13 Uhr

Auf der Suche nach der typisch deutschen Familie

meine tochter ist auch in einer 2. klasse, dort sind insgesamt 26 kinder, 4 davon sind kinder von alleinerziehenden ...
*nachdenkliche-gruesse*
salsa

http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,468390,00.html

26. Februar 2007 HAMBURGER GRUNDSCHULKLASSE
Auf der Suche nach der typisch deutschen Familie
Von Anke Dürr, Barbara Supp und Claudia Voigt

Was bedeutet heute Familie, was macht sie in Deutschland aus? Typisch ist inzwischen die Vielfalt der Lebensformen. Eine Antwort beim Besuch von Zweitklässlern in Hamburg-Ottensen lautet: Familie ist da, wo man ohne zu fragen an den Kühlschrank gehen kann.

Die Realität, sie ist: unübersichtlich. Die klassische Familie gibt es noch, aber sie ist nicht mehr die Norm. Der Blick in eine beliebige Grundschulklasse zeigt es, zum Beispiel in Hamburg-Ottensen, in der Schule Rothestraße, Klasse 2a.


Drei Hamburger Familien: Typisch deutsch?
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Ottensen liegt in Elbnähe im Stadtteil Altona, zwischen Bürgertum und Arbeiterklasse, die jetzt allerdings oft keine Arbeit mehr hat. Hier wohnen junge Familien und Rentner, Langzeitstudenten und Ausländer, Alleinerziehende und junge Paare. Gut 400 Schüler lernen in der Rotheschule, einem braunroten Backsteingebäude von 1879, in den Klassen 1 bis 4.

Der Zufall will es so: 30 Schüler besuchen die 2a, und von denen kommen genau so viele Kinder aus Patchworkfamilien oder getrennten Partnerschaften, wie es die Statistik für ganz Deutschland nachweist - zehn Kinder von dreißig. Jedes dritte Kind.


CHAT ZUR FAMILIENPOLITIK
Arne Weychardt"Der vergoldete Käfig" - diskutieren Sie mit den Autorinnen der aktuellen SPIEGEL- Titelgeschichte: am Mittwoch von 14 bis 15 Uhr bei SPIEGEL ONLINE. Es ist wie eine Probebohrung in der Realität, wenn man mit Heinke Freudenthal, der Lehrerin der 2a, über ihre Klasse spricht. Seit 20 Jahren arbeitet sie an der Rotheschule, hat den gesellschaftlichen Wandel dort erlebt. Sie möchte nichts schönreden: Ihrer Beobachtung nach sei es schon so, dass manche Kinder, die ohne die Mutter oder den Vater aufwachsen, verletzlicher sind als ihre Freunde aus den klassischen Familien. Aber sie beobachtet neuerdings auch mehr Selbstbewusstsein bei denen, die keine klassische Familie sind.

Alleinerziehend? Das ist doch ganz normal

Auf einem Elternabend der 2a meldete sich vor einiger Zeit Antje Ahlborn zu Wort. Sie ist die Mutter von Lilly, eine alleinerziehende Mutter. Ahlborn sagte, dass es doch mittlerweile ganz normal sei, wenn Kinder nur bei ihrer Mutter aufwachsen oder mit einem neuen Vater, und dass man wirklich langsam aufhören könne, Mitleid mit diesen Kindern zu haben.


DER SPIEGEL 9/07
Der vergoldete Käfig

Chris F. Payne
Inhalt
E- Paper
Aktuelles Heft bestellenSeit Lilly zwei ist, lebt sie allein mit ihrer Mutter. Jetzt ist sie gerade acht Jahre alt geworden. Natürlich sei ihr die Trennung von Lillys Vater anfangs nicht leicht gefallen, sagt Antje Ahlborn, sie habe sich Unterstützung gesucht bei einem Ehepaar, das sich auf Coaching spezialisiert habe. Noch heute besucht sie regelmäßig deren Seminare. Obwohl es mittlerweile alltäglich ist, dass der Vater Lilly an zwei Tagen in der Woche vom Hort abholt, und bei Lillys Geburtstagsfeier war seine Freundin mit dabei.

In der Klasse sitzt Lilly neben Carolina, hinten am Fenster. "Was habt ihr denn von euren Eltern geerbt?", fragt Freudenthal die Kinder. Fast alle Finger schießen in die Höhe, die Kinder reden gern über ihre Familien. "Meine Augen", "meine Nase", "gut Schnibbeln können beim Tischtennis", Carolina sagt: "Ich habe die gleiche Haarfarbe wie meine Mama, aber mein Bruder hat seine Haare von meinem Vater geerbt."

Es fehlte an nichts - bis die Firma pleite ging

Leonor Lacabaratz, die Mutter von Carolina, hat feste, braune Haare und ein einladendes Lächeln. Familie, das sind für sie "die Kinder und die Oma und der Bruder und die Schwestern und Neffen und Cousinen". So sieht es Leonor Lacabaratz, so war es in schon in Chile und so ist es geblieben, im deutschen Exil.


INTERAKTIVE GRAFIK
SPIEGEL ONLINEEuropäischer Vergleich: Arbeitende Mütter - betreute Kinder Familie, was ist das? Familie ist, wo man ohne zu fragen zum Kühlschrank gehen kann, wenn man Durst hat. Das ist die Definition der deutsch-chilenischen Großfamilie Lacarabatz. Carolinas Mutter Leonor ist Arzthelferin, aber sie arbeitet jetzt im Schreibdienst einer Klinik, weil sie sich den Job besser einteilen und mehr für die Kinder da sein kann, Carolina und ihre elfjährigen Zwillingsbrüder.

Sehr traditionell klingt das und ist es doch wieder nicht. Der Ehemann wohnt nicht mehr hier, man lebt getrennt, ist noch nicht geschieden, er ist ein Wochenendvater inzwischen. Doch der Eindruck ist: Was da jetzt fehlen könnte, die Großfamilie fängt es auf.

"Mama sorgt mehr für uns", sagt Carolina bei der Diskussion in der 2a. "Aber mit dem Papa kann man gut kämpfen."


Familienpolitik: Erfolglose Förderung
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Bei Luisa Wegner, sie sitzt am anderen Ende des Klassenzimmers, gab es zu Hause immer eine klare Rollenverteilung, und alle waren damit zufrieden. Ihr Vater Erwin verdiente ordentlich auf dem Bau, seine Frau Astrid konnte bei Luisa und ihrer zehnjährigen Schwester zu Hause bleiben. Sie fuhren in Urlaub, hatten ein Auto und gingen zweimal die Woche zum Essen.

Der Familie fehlte es an nichts - bis 2004. Dann ging die Firma pleite, bei der Wegner angestellt war. Seitdem ist er arbeitslos, und bis er an seine Rente kommt, muss sich die vierköpfige Familie mit Hartz IV über Wasser halten, wenn nicht ein Wunder geschieht. Sechs Jahre haben sie noch vor sich.

Der Traum, alles gerecht zu teilen

Astrid Wegner arbeitet jetzt vormittags in einem Ein-Euro-Job. Ihr Mann bleibt zu Hause, für ihn findet sich nichts mehr. Beiden wäre die Rollenverteilung andersrum lieber. Dem Vater fällt zu Hause die Decke auf den Kopf, während Luisas Mutter sehr zufrieden war als "Nur"-Hausfrau und Mutter. Jetzt macht der Vater nachmittags mit den Kindern die Hausaufgaben. In die Küche lässt ihn seine Frau nur ungern: "Wenn ich Kartoffeln schäle, sind ihr die Schalen zu dick."


BUCHTIPP

Anke Dürr, Claudia Voigt
Die Unmöglichen - Mütter, die Karriere machen.
Heyne Verlag; März 2006; kartoniert; 237 Seiten
Im SPIEGEL- Shop bestellenBei Luisas Mitschülerin Jana Scheffer zu Hause war eigentlich geplant, dass sich beide Eltern gleichberechtigt um die Kinder kümmern sollten, aber dann wurde nichts daraus. Als ihre Mutter Sunje Scheffer 1996 mit Janas Bruder zum ersten Mal schwanger wurde, hatte sie nicht das "Alleinverdienermodell" vor Augen. Nur hatte sie zu diesem Zeitpunkt trotz bestandenem Examen gerade endgültig beschlossen, nicht Lehrerin werden zu wollen, und ihr Mann David bekam eine befristete Stelle als Dozent am Institut für Psychologie der Hamburger Helmut-Schmidt-Universität.

So ist es dann bei der Aufteilung geblieben: Sunje Scheffer hat ein Jahr nach Niklas' Geburt mit einem zweiten Studium begonnen, Psychologie, und steht inzwischen vor dem Abschluss. Ihr Mann verlässt um acht Uhr morgens das Haus und kehrt meist erst um 19 Uhr zurück. Deshalb kommt er nur am Wochenende dazu, zu kochen und mit den Kindern auf den Sportplatz zu gehen. Sie organisiert den Alltag: waschen, einkaufen, die Hausaufgaben kontrollieren, wenn die Kinder nachmittags aus dem Hort kommen, in der Schule aushelfen, wenn darum gebeten wird, das ganze Programm.


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Familie in Deutschland – was läuft schief?
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von Querverweis
In eineinhalb Jahren läuft David Scheffers Vertrag aus. In die freie Wirtschaft zu wechseln, kann er sich kaum vorstellen, "da werden die wirklichen Karrieren immer noch abends zwischen acht und zehn gemacht", sagt er. Auch deshalb träumt das Ehepaar Scheffer davon, sich gemeinsam selbständig zu machen und alles gerechter zu teilen: die Arbeit im Büro und zu Hause, die Zeit mit den Kindern. Das Familienleben.

Alleinerziehende Mutter, Großfamilie mit getrennt lebendem Vater, Rollentausch oder Alleinverdiener wider Willen - das ist die Realität der Klasse 2a, das ist die deutsche Realität.

 
2 Antworten:

Alleinerziehend? Das ist doch ganz normal

Antwort von annikala am 26.02.2007, 15:14 Uhr

das ist nicht lache!

wäre es hier zulande normal, wären nicht 80% aller AE's alleine.

Man kann es sich auch Elternteile *schön reden*, die sich nicht kümmern, als *normal* hinzustellen.
Wie kann sowas normal sein, sein eigenes Kind zu vergessen und die Allgemeinheit redet von NOrmal.

Schön, wenn das zur Regel wird. Feigheit wäre das trefferende Wort gewesen,d en bequemen Weg zu wählen.

Ich bin begeistert.

den rest des Artikel lass ich jetzt einfach mal aussen vor.

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Re: Auf der Suche nach der typisch deutschen Familie

Antwort von spiky73 am 26.02.2007, 19:41 Uhr

hallo salsa,

hab den artikel auch grade durchgelesen - aber im grunde verstehe ich diese ganze hysterie nicht.

"andere", individuelle familienkonstellationen hat es doch immer schon gegeben, und wird es auch immer geben. frueher, als es noch keine medizinische versorgung gab wie heute, und die lebenserwartung wesentlich niedriger war als heute, waren patchworkfamilien doch gang und gaebe. witwer blieben nicht lang alleine (viele frauen starben eben im "kindbett"), irgendjemand musste doch die kinder versorgen, und witwen sahen zu, dass sie moeglichst schnell wieder einen ernaehrer fanden, wenn der mann eben frueh gestorben war (krankheit, unfall, krieg).
klar, damals war die rollenverteilung eben "klassisch" festgelegt, und leute, die ausserhalb dieser norm lebten, waren verschrobene exoten.

genauso ueblich waren doch "kuckuckskinder", oder auch uneheliche kinder. lies dir mal biographien durch, wie die von shakespeare (der ziemlich ueberstuerzt eine else heiraten musste, die einige jaehrchen aelter als er war, man vermutet, er wurde dazu gezwungen, weil er sie geschwaengert hatte). oder die von clara schumann, von der man munkelt, sie haette einige kleine brahmse bekommen, weil ihr mann ja in der klapsmuehle sass, und brahms eben ein guter "hausfreund". uebrigens war die gute clara fuer ihre zeit ja relativ emanzipiert, musste sie doch ihre kinder durchbringen und hat daher als konzertpianistin ihren lebensunterhalt bestritten.

wenn ich an unsere schulzeit zurueckdenke, dann fallen mir spontan zwei dinge ein: 1. es gab keine auslaendischen mitschueler, und 2. in unserer klasse gab es nur ein einziges scheidungskind.
dann faellt mir aber ein:
- einmal im jahr hatten wir einen mitschueler, dessen eltern ein kirmeskarussell betrieben, er zog mit, und ging dann immer da zur schule, wo seine eltern grade zur kirmes ihr karussell aufgestellt hatten. er war deutsch, aber irgendwie doch "exotisch". und wir wussten immer, aha, jetzt ist kirmes.
- dann war in der naehe unserer gemeinde ein lagerplatz von sinti/roma, die 2 maedchen in meinem alter hatten. die gingen gelegentlich auch bei uns zur schule, und waren auch "exoten".

in unserer klasse war nicht nur das vorgenannte scheidungskind (das mir immer einfaellt, weil sie unter der trennung litt, und man es eben daher mitbekam). ein klassenkamerad zog weg, weil seine geschiedene mutter einen neuen partner heiratete und zu ihm zog.
eine klassenkameradin lebte bei ihrer mutter, die wiederum bei den eltern im haus lebte. da gab es im gleichen haus noch einen uropa (?) oder onkel (?), der vater lebte auch irgendwie im gleichen haus, aber in einer separaten wohnung. beide elternteile hatten dann auch neue partner, im garten hatte ein anderer onkel gebaut und lebte da mit frau und kindern. ziemlich unuebersichtlich das ganze, aber die familie war sehr nett.
ein klassenkamerad kam neu in die klasse, weil seine mutter sich getrennt hatte, soweit ich mich erinnere, und nach einem jahr zog sie in den nachbarort, und der junge musste die schule wieder wechseln.
und kurzfristig hatten wir einen jungen bei uns, der seinen vater durch einen unfall verloren hatte. die familie lebte einige km weit weg, aber seine oma lebte bei uns in der nachbarschaft und nahm den jungen fuer eine weile auf (wohl um die mutter zu entlasten), der junge besuchte fuer ein paar wochen unsere klasse.
wir waren uebrigens 24 schueler/innen.

wie du siehst, soooooooo ungewoehnlich ist das nicht und keine erfindung unserer zeit.. in unserem zeitalter muss man das nur ausdiskutieren, frueher sind wohl eher die aermel hochgerollt worden, und man hat eben das noetige getan, ohne noch stundenlang zu diskutieren und statistiken darueber zu erstellen...

lg
martina

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