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Geschrieben von sophieno am 25.11.2009, 22:59 Uhr

arbeiten oder nicht arbeiten: meine Geschichte

Ich habe mit großem Interesse die untige Diskussion verfolgt und möchte einfach mal meine AE-Arbeitsgeschichte schreiben. Ich habe mich vom KV getrennt, als meine Tochter zwei Jahre alt war. Zu arbeiten habe ich wieder angefangen, als sie ein halbes Jahr alt war, zunächst freiberuflich, dann -als sie zehn Monate alt war- fest angestellt auf 75 Prozent, später auf 80 Prozent. Hilfe vom Vater=0 vor und nach der Trennung. Ich arbeite im Schichtdienst, mal fange ich um 7 Uhr an, mal arbeite ich bis 23 Uhr, jedes zweite Wochenende bin ich am Start, auch an Ostern, Pfingsten, Weihnachten und Neujahr: Arbeit.

Anfangs hatte ich eine Tagesmutter, die aber erst um acht Uhr anfing, um 18 Uhr war Schluss. Deswegen musste ich Babysitter engagieren, für früh morgens, abends, die Wochenenden. In normalen Monaten beliefen sich die Kosten für die Kinderbetreuung auf ca. 400-500 Euro. Das konnte ich mir von meinem Gehalt leisten, weil wir ansonsten bescheiden lebten. Kleine 2-Zimmer-Wohnung, Aldi-Einkäufe, kein Urlaub. In Monaten, in denen meine Tochter krank wurde, stiegen die Kosten schon mal auf 7-800 Euro. Ich wollte mich auf keinen Fall krank schreiben lassen, weil ich nur eine befristete Stelle hatte, ich wollte auch meinen kinderlosen Kollegen nicht zur Last fallen. Es gab Monate, in denen ich wegen der Betreuung mehr Geld ausgegeben habe, als ich eingenommen habe.

Als meine Tochter 2,5 war, bekam sie epileptische Anfälle. Es folgten Untersuchungen, Krankenhausaufenthalt (ich fuhr vom Kh zur Arbeit und von dort wieder zurück ins Kh). Es war eine schwere Zeit. Die Medikamente hatten Nebenwirkungen. Ich stand vor der Kündigung, weil die Anfälle nicht nachließen. Wer sollte sich um mein Kind kümmern, das ständig umkippte und krampfte? Der Vater sagte: Mein Kind ist nicht behindert. Und: Ich kann mir nicht für sie von der Arbeit freinehmen.

Nach einer Weile pendelte sich alles ein. Die Angst blieb. Meine Tochter durfte nicht allein baden wegen eines möglichen Anfalls, sie durfte auf kein Klettergerüst allein wegen eines möglichen Anfalls, sie musste pünktlich schlafen usw. Es war Druck pur.

Ich habe weiter gearbeitet - am Rande der Erschöpfung mehrere Jahre. Unterstützung vom Vater nach langem Kampf: zumindest Unterhalt. So konnte ich ihre Hobbys finanzieren, tanzen, Klavier. Auch mal ein Urlaub. Das war schön.

Meine Tochter ist jetzt neun Jahre alt. Seit zwei Jahren ohne Tabletten keine Krampfanfälle. Ich selbst bin im vergangenen Jahr sehr krank geworden, ich schiebe es auf die ständige Erschöpfung. An Depressionen knapp vorbei geschrammt. Sechs Monate lang krankgeschrieben. Mein Arbeitgeber hat mich unterstützt, vielleicht weil er mich als zuverlässige Mitarbeiterin trotz AE kennengelernt hat?

Jetzt: Wir sind aus dem Gröbsten raus. Meine Tochter ist großartig, als Mensch, als Schülerin. Mir geht es wieder gut. Ich habe einen tollen Freund seit drei Jahren, der mir hilft.

Ich weiß nicht, ob ich es nochmal so machen würde. Ich habe uns alleine durchgebracht und tue es noch. Aber es ist verdammt anstrengend, es macht mich so müde. Mein Traum wäre ein Sabbatjahr, in dem ich mich nur um meine Tochter kümmern könnte und ein wenig auch um mich. Aber das ist finanziell nicht drin.

Ich hatte immer Angst vor Sozialhilfe, dass ich da nicht mehr herauskomme. Ich wollte immer selbständig sein, nicht vom Staat abhängig. Aber es war unglaublich anstrengend.

Lg sophieno

 
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