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Geschrieben von Hase67 am 13.10.2020, 9:51 Uhr

Zu den Übersetzungen...

Dass auch bei Humanübersetzungen noch "nachgebessert" oder geändert werden muss, ist normal, wenn hohe Gebrauchskriterien an den Text angelegt werden. Idealerweise wäre es sogar so, dass Übersetzungen nicht extern geschehen, sondern in den Prozess eingebunden sind. Erstens kann man die Ausgangstexte dann schon entsprechend formulieren, und zweitens kennt der Übersetzer dann auch die Arbeitsabläufe, die verwendete Terminologie, die Zielorientierung ganz genau. Außerdem würde dann wohl nicht das passieren, was oft passiert (zumindest bei meinen Kunden, das sind größtenteils Redaktionen, Unis, Marketingabteilungen oder Museumsbetriebe): dass ein Team lange an der Ausgangsfassung sitzt, mit den entsprechenden Änderungen und Verzögerungen, und die Übersetzung dann erst "ganz zum Schluss noch schnell" erledigt werden muss.

Ich bin auch gar nicht gegen den Einsatz von DeepL, ich nutze das selbst als (personalisiertes) Tool im Rahmen meiner Translation Management Software. Und ich finde es auch normal, dass bei dem hohen Übersetzungsaufkommen, das in vielen Bereichen herrscht, zunehmend auch solche schnellen Lösungen gebraucht und nachgefragt werden. Wenn ein Team damit und mit der eigenständigen Nachbearbeitung gut zurechtkommt, sehe ich da kein Problem.

Problematisch finde ich es allerdings, wenn (so wie es bei Presseartikeln ja z. B. auch aus Gründen des Zeitdrucks und der Kostenersparnis geschieht) dadurch die allgemeinen sprachlichen Standards sinken, wenn also eine Verarmung stattfindet oder die Erwartungen an Texte ganz allgemein sinken. Da ist der hohe Durchsatz von maschinellen Übersetzungen zwar nur ein Rädchen im Getriebe, aber schon auch ein wichtiges. Vielleicht habe ich da berufsbedingt einen etwas verengten Fokus, aber ich finde Sprache als einerseits kreatives und andererseits mögichst präzises Ausdrucksmittel enorm wichtig für Vielfalt, Bildung, gründliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen. Und es ist mir (nicht nur aus Angst, dann keine Aufträge mehr zu generieren, sondern ganz generell) unbehaglich bei der Vorstellung zumute, dass maschinell erzeugte Texte (es gibt ja nicht nur Maschinenübersetzungen, sondern auch von Maschinen geschriebene Texte) da Maßstäbe setzen. In 20 Jahren wird man über so eine Sichtweise vielleicht lachen, vielleicht ist das auch unbegründet. Aber zum aktuellen Zeitpunkt habe ich das Gefühl, dass da viel verloren gehen würde.

 
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