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Geschrieben von Caipiranha am 09.08.2012, 11:23 Uhr

Nochmal genauer ...

Der Vorstoß der Familienminsterin bezieht sich auf die Besteuerung eingetragener Lebenspartnerschaften, es handelt sich also um eine rein finanzwirtschaftliche und nicht um eine moralische Betrachtung homosexueller Partnerschaften. Kirche und Staat sind bei uns immer nach getrennt, daher mischt sich die Kirche hier in Dinge ein, die sie schlichtweg nichts angeht.

Die juristische Debatte, ob und inwieweit homosexuelle Partnerschaften einer Ehe "gleich" gestellt werden können ist gelutscht, seither gibt es ja die eingetragenen Lebenspartnerschaften. Nun geht es einzig darum, auch den letzten rein monetären Schritt zu gehen und sie steuerlich gleich zu behandeln. Der empörte Aufschrei jedoch führt in die Kerndebatte zurück, bei der Ewiggestrige gern noch einmal ihre verqueren Moralvorstellungen unterbringen.

Letztlich ist des Pudels Kern, wie Du richtig schreibst, doch der, daß das Wesen der Ehe sich in den vergangenen Jahrzehnten so verändert hat, daß eine "ehrliche" Ehe heute ganz anderen Werten folgt, weitaus tieferen, als der simplen Rammelei zum Vermehrungswillen.

Zum Kinderkriegen heiratet heute kein Mensch mehr, weil er es nicht MUSS, gut so. Nicht selten wir "nach Kind" aus pragmatischen Gründen geheiratet (steuerliche Vorteile, Sorgerechtsklarheit etc.) und selbst diese Gründe werden durch rechtliche Novellierungen zunehmend eliminiert.

Die Ehe wird zunehmend keine nach außen erforderliche Einrichtung mehr, sondern spiegelt die persönliche Überzeugung des Paares wieder, das sich gegenseitig Werte verspricht, die es manifestieren möchte. Diese, heutigen, Werte sind aber unabhängig davon, welches Geschlecht die Beteiligten haben.

Diese Entwicklung ist nichts neues und hat so viel früher begonnen, daß nun die Besteuerung wirklich sehr unspektakulär ist.

Abgesehen davon ist es doch auch lächerlich, das Theater um Ehe und die Suggestion, heterosexuelle Ehen sind und waren das Ergebnis konservativer und ernst zu nehmender Werte.

Früher mußte man heiraten, um überhaupt eine Wohnung beziehend dürfen. Man mußte heiraten, weil man schwanger war und geschwängert hatte oder gar, weil man zur Nachfolge im Familienbetrieb den entsprechenden Mann brauchte. Vermehrung diente dem Staat in erster Linie zur Stärkung des Heeres. Es ist doch albern so zu tun, als sei die Ehe jemals eine ehrliche Institution gewesen, die einzig dem Ausdruck der Wertevorstellung des Paares diente. Zur Rettung dieser Wahnvorstellung hat man die Scheidung geächtet, aber auch das hat nicht geholfen.

Homosexuelle Paare leben nicht mehr oder weniger "konservative Werte"' was auch immer das sein mag, als heterosexuelle Paare. Wie zwei Menschen zueinander stehen ist eine Frage des Charakters, des Umgangs und des Respektes füreinander, und nicht, ob nur einer von beiden im Stehen Pinkeln kann.

Wenn man eben meint, man könne hier kein Ehegattensplitting einführen, weil der konservative Aspekt der Alleinverdiener-Ehe fehlt, ist das peinlich genug, da ich das dann so verstehen darf, daß Ehe eben doch noch bedeuten soll, daß einer arbeitet, eine wirft und das bitte viel und oft, um dann dankbar über ihr monatliches Taschengeld aus dem Splittingtarif zu sein. Somit das Festhalten an ERZkonservativen Ehewerte durch das Hintertürchen.

Die Kirche und Ewiggestrigen überleben sich selbst, wenn sie nicht endlich beginnen, selbst zu denken und nicht unreflektiert Gedachtes hinzunehmen.

 
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