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Geschrieben von Lusiana am 15.08.2018, 13:21 Uhr

nicht nur Brücken, warum ist alles so marode?

Bei Brücken kann ich es ja vielleicht verstehen, bei Straßen auch, denn niemand hat früher mit soviel Schwerlastverkehr gerechnet. Wobei mir nach Recherchen aufgefallen ist, dass viele sehr alte Brücken auch heute noch stehen und viele neuere Brücken bereits marode sind.
Aber mir geht es mehr um andere Gebäude wie z.B. die Bibliothek in der Nachbarstadt, die wurde Ende der 70er Jahre gebaut und wird demnächst abgerissen und neu gebaut. Dagegen gibt es sogar noch mittelalterliche und barocke Bibliotheken, die heute noch einzigartig schön und kein bisschen marode sind.
Oder meine Grundschule, ich las gerade, die ist tatsächlich von 1912, also hätte theoretisch schon meine Oma Unterricht in diesen Klassen haben können. Das ist immer noch ein wunderschönes Gebäude, es war auch die Grundschule meines Sohnes. Dagegen wurde unsere Kollegschule, ca von 1980, bereits abgerissen. Zuvor gab es überall Schimmel, Asbestsanierungen etc.
Unser altes Gymnasium wurde 1880 gegründet und sieht immer noch sehr gut aus.
Die Kindergärten sind bei uns meistens in ehemaligen Mehrfamilienhäusern aus den 60ern/70ern untergebracht, da wurde alles kernsaniert und die sind alle durchweg sehr gut in Schuss. Im Nachbarort ist eine Kita mit viel Licht, auch von oben,aber leider schon undicht, das Naturholz gammelt. Und da wird es elendig warm bei dem Wetter in den letzten Tagen. Dagegen ist die alte Grundschule richtig kühl, dicke Wände, nicht zu große und vor allem nicht zu viele Fenster. Die alten Gebäude hatten alle gute Bausubstanz, es lohnte sich wohl immer, diese zu sanieren und zu pflegen.
Wird heute nur noch maximal für die nächsten 20 Jahre gebaut? Anschließend aufwändige Sanierungen, damit alles dann nochmals maximal 20 Jahre hält?

 
6 Antworten:

Re: nicht nur Brücken, warum ist alles so marode?

Antwort von Jayjay am 15.08.2018, 14:29 Uhr

Je billiger, desto "besser". Wie überall im Leben. Pfusch am Bau ist auch Gang und Gäbe...

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Re: nicht nur Brücken, warum ist alles so marode?

Antwort von IngeA am 15.08.2018, 15:02 Uhr

Das, und bei historischen Bauten wird nicht überlegt ob es billiger ist neu zu bauen oder zu restaurieren.

LG Inge

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Re: nicht nur Brücken, warum ist alles so marode?

Antwort von Silvia3 am 15.08.2018, 15:45 Uhr

Die Bauqualität in den 60er und 70er und teilweise frühen 80er Jahren war sehr schlecht. Es wurde mit (damals) neuen Baustoffen und Methoden experimentiert und man hat erst nach einigen Jahren des Gebrauchs erkannt, dass diese untauglich sind. Gerade die Abdichtung von Flachdächern, die in den 60er und 70er Jahren groß in waren, war damals sehr unzureichend. Auch die Gefahr, die von Asbest ausgeht, war damals nicht bekannt.

Allerdings habe ich auch den Eindruck, dass zumindest beim Straßenbau die Qualität in den letzten Jahren stark nachgelassen hat. Kaum haben sie eine Autobahn saniert, muss sie schon wieder aufgerissen werden, weil irgendwas mit dem Asphalt ist. Hier bei uns auf der A2 ist deswegen Dauerbaustelle, seit Jahren.

Bei öffentlichen Bauprojekten liegt das wahrscheinlich daran, dass unbedingt der billigste Anbieter genommen werden muss, darunter leidet die Qualität. Billig gebaut ist zweimal gebaut. Auch bekommen die öffentlichen Verwaltungen oft nur drittklassige Mitarbeiter, weil die guten Leute in die freie Wirtschaft gehen. Da mangelt es dann wahrscheinlich auch an der Kompetenz in den Behörden, eine Ausschreibung richtig zu gestalten bzw. die Ausführung der Arbeiten fachgerecht zu beurteilen.

Silvia

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Re: nicht nur Brücken, warum ist alles so marode?

Antwort von Christine70 am 15.08.2018, 17:27 Uhr

Gebäude aus den 70er Jahren sind meist so Asbestverseucht, daß sich eine Sanierung nicht lohnt.

Neubauten, wie oben schon steht, werden an günstige Firmen vergeben und das rächt sich dann nach einigen Jahren.

Beispiel unsere Grundschule. Erbaut 1993 und schon so gut wie baufällig.
Es gibt "schwebende" Klassenzimmer, die nicht mehr für den Unterricht geeignet sind, weil die Betonsäulen, die diese Zimmer tragen, bröckeln.
Dann legte man damals Wert auf Glaskuppeln, obwohl mehrere Architekten rieten, das sein zu lassen. Solche Glaskuppeln sind anfällig, undicht zu werden und das ist hier auch der Fall. Es stehen bei Starkregen überall Eimer.

Die Baufirma kann nicht mehr belangt werden, die gibt es nicht mehr.

Aber solange unsere Stadt noch immer abzahlt, braucht man über eine große Sanierung oder über einen Neubau nicht reden.

Ich versteh das auch nicht...

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Re: nicht nur Brücken, warum ist alles so marode?

Antwort von kuestenkind68 am 17.08.2018, 1:01 Uhr

Warum alles so marode ist?
Es wurde an der Instandhaltung gespart. Gibt es einen fähigen Hausmeister, dann halten die Gebäude länger durch, weil der dann die nötigen Reparaturen gleich erledigt. Gibt es aber nur jemand, der nur seine Stunden absitzt, dann passiert außer dem Nötigsten nichts.
Es wird am falschen Ende gespart. Es wird immer der billigste Anbieter beauftragt. Das ist dann nicht der Meisterbetrieb aus der eigenen Stadt, der mit Fachleuten vernünftig bauen würde, sonder der Sub-sub-Sub-Unternehmer mit Leiharbeitern aus Südosteuropa. Die bauen halt mit angelernten Kräften, die nicht immer wissen, was sie tun. Dazu werden dann noch die billigsten Materialien bestellt, die halt auch nicht so lange halten. Würde man den etwas teureren Anbieter beauftragen, der aber gute Qualtiät liefert, wäre es im Endeffekt vermutlich sogar günstiger, weil dann weniger Mängel auftreten würden. Aber so eine Weitsicht ist in der Verwaltung ja gar nicht gefragt.
Und natürlich liegt es auch daran, dass das Fachpersonal fehlt. In der Verwaltung sitzen im Baubereich keine Bauingenieure mehr sondern Verwaltungsfachleute. Diese haben nur marginale Ahnung und können Dinge oft gar nicht verstehen oder entscheiden. Daher werden immer häufiger Gutachter engagiert. Das kostet wieder Zeit und Geld.
Und es liegt auch daran, dass die Abläufe unendlich bürokratisch, kompliziert und langwierig sind. Selbst entscheiden? Das kann in der Verwaltung niemand. Da muss immer erst im Kommittee entschieden werden. Die in der Wirtschaft gängige Praxis, dass man den Mitarbeitern entsprechende Entscheidungskompetenzen überträgt scheint in der Verwaltung noch nicht Usus zu sein. Ergo es dauert ewig bis eine Sanierung, Neubaumaßnahme genehmigt wird. Die Ausschreibung dauert dann idR auch noch Monate...
Und zuletzt liegt es auch daran, dass viele Firmen mittlerweile ungern für die öffentliche Hand arbeiten. Wenn ich da einen Auftrag bekomme und es permanent Verzögerungen gibt, weil die Gremien so langsam arbeiten, dann dauern die Projekte einfach länger, und die Firmen müssen zwischendrin an anderen Baustellen arbeiten, damit der Betrieb läuft und Geld in die Kasse kommt (ein Problem, dass viele Verwaltungsmitarbeiter ja gar nicht kennen). Öffentliche Auftraggeber brauchen auch viel länger bis die Rechnungen der Handwerker bezahlt werden, weil auch da die Rechnung den Weg durch die Instanzen gehen und es dauert... Ist dann noch jemand im Urlaub, auf Kur oder Krank bleibt alles liegen. Die Möglichkeit, dass ein Kollege die Vertretung macht (wie in der Wirtschaft üblich) hat man in der Verwaltung oft auch noch nicht entdeckt.
Kann ich als Firma dann also wählen ob ich für die Öffentliche Hand arbeite oder für den Versicherungskonzern oder das Krankenhaus oder die Pharmafirma oder den Privatmann entscheide ich mich als Unternehmer lieber dafür. Da werden die Projekte zügig abgewickelt und auch die Rechnungen idR zügig bezahlt.
Tja und so gammelt halt die Infrastruktur immer weiter vor sich hin...

Woher ich das weiß: mein Gatte arbeitet im Baubereich und der erzählt immer wieder haarsträubende Geschichten von öffentlichen Aufträgen. Die Aufträge aus der Privatwirtschaft sind zügiger beendet und werden besser bezahlt. Da hat man es mit Leuten mit Fachkompetenz zu tun bzw mit einem Management, dass Effektivität und Qualität zu schätzen weiß und mit denen man auf einem Level zusammenarbeitet und nicht immer von oben herab behandelt wird wie von den Behörden.

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Re: nicht nur Brücken, warum ist alles so marode?

Antwort von memory am 17.08.2018, 11:14 Uhr

Voll ins Schwarze! Vergiss auch nicht die Vertragsstrafen , mit denen die Öffentlichen dann am Ende gern einmal drohen , weil die Baufirma dann nicht alles stehen und liegen lässt , wenn die Herren und Damen sich dann mal ausgekaspert haben und der Meinung sind, dass muss doch in 2 Tagen zu schaffen sein. Auch wie gerne dann einfachmal 20% vom Geld einbehalten wird oder best. Positionen einfach rausgestrichen werden , weil tja.....weiß keiner! Mein Mann bekommt auch nur noch graue Haare wenn er an öffentl. Baustellen heran muss und ist froh wenn er drumrum kommt . Ich glaube fast 60% der Aufträge und deren Abschlüsse landen am Ende vor Gericht und die Firma läuft jahrelang dem Geld hinterher. Bei Privaten nie.

Also viel auch...selbst Schuld

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