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Geschrieben von wilma68 am 26.11.2006, 23:49 Uhr

@Moneypenny

Hi Moneypenny,

mein verstorbener Sohn Sönke war getestet hochbegabt: mit fünf Jahren im Hawick-Test einen Wert von 135 erreicht... Früher sollte man diesen Test nicht machen.

Alles was du beschreibst, kannte ich von Sönke... und vieles mehr...

Egal, was im Kiga angestellt wurde, Sönke war dabei... irgendwann fiel den Erzieherinnen auf, dass Sönke nicht nur IMMER dabei war, sondern verantwortlich für die ganzen kleinen Streiche und "wissenschaftlichen" Versuche zeichnete... das begann im Alter von knapp zwei Jahren. Er hatte drei Kumpels, mit denen er in "Schichten" spielte. Schon mit seinen zwei Jahren war er Chef der Krippengruppe, war aber auch bei den "Großen" in der Regelgruppe nebenan voll akzeptiert.

Die Erzieherinnen berichteten von einer Konzentration, mit welcher er im Kiga seine Spiele und Basteleien zuende brachte, wobei er nur unter Protest gestört werden konnte. Die Spielphasen der Gruppe wurden etwas seinem Rythmus angepasst, da er wie gesagt der Mittelpunkt der Gruppe war. Seit diesem Alter konnte er sicher Rechts und Links unterscheiden und er lernte das Alphabet auswendig.

Sein Interesse für den Computer wuchs jetzt auch und er spielte die ersten Tivola-Spiele mit Max. Mit drei bestritt er auch seine ersten Reitstunden "ohne Festhalten" und nahm an ersten Führzügelklassen teil, was aus seiner Sicht jetzt fällig war. Als er ungefähr in dem Alter deines Sohnes war, hat er mich mit einer Diskussion abgebügelt, in der er die Argumente stringend erstens, zweitens, drittens, viertens aneinander reihte... da war ich total platt. - Achja, zählen konnte er da ja schon.

Aber auch seine Aufmüpfigkeit nahm zu. Als er randalieren musste, habe ich ihm mit einer Auszeit in seinem Zimmer gedroht. Daraufhin warf er den Becher an die Wand und sagte: "So, ich wollte jetzt sowieso in meinem Zimmer spielen!" - Ausgetrickst!

Da gibt es noch soviele Geschichten zu erzählen... Knapp zusammengefasst: er konnte mit fünf also lesen, schreiben und rechnen, ritt seine Ponies wie ein Großer, konnte Trecker und Hoftruck fahren, wusste Backrezepte auswendig, hat für das "Findet-Nemo"-Computerspiel beim ersten Anlauf ganze vier Stunden gebraucht (!), etc. Er wirkte, da er auch körperlich nicht klein war, wie ein 8-jähriger.

Nach dem Umzug hatte er im neuen Kiga einige Probleme, da die Erzieherinnen natürlich kein Sönke-Spezialprogramm machen wollten und das "Begleitschreiben" vom alten Kiga nur als Spinnerei zu widerlegen trachteten... Kurz gefasst: Nachdem ich versuchte mit einem weiteren Kiga-Wechsel Ruhe in mein Kind zu bekommen, dass sich berechtigterweise nicht wohl und unverstanden fühlte, nahm ich ihn auch dort entnervt auf Anraten des Amtsarztes heraus. Dieser Mann, seineszeichens Kinderpsychiater, war in dieser Zeit eine super Unterstützung. Er machte mir immer wieder klar, dass nicht Sönke das Problem sei, sondern Erzieherinnen, die einfach inkompetent im Umgang mit überdurchschnittlich begabten Kindern seien.

So verbrachte er das Jahr vor seinem Tod zu einem großen Teil bei meinen Eltern, wo er glücklich und zufrieden war und sich freier entfalten konnte. Er war zwar schon gruppenfähig, hatte aber durchaus Probleme Autoritäten anzuerkennen - besonders, wenn diese ihm nicht verdeutlichen konnten, warum er ihren Anweisungen folgen müsste.

Um ihn weiterhin zu fordern und zu fördern, begann er kurz vor dem Unglück russisch zu lernen. Seine musikalischen Ambitionen konnten wir noch nicht bedienen, denn er wollte unbedingt Trompete und Saxophon lernen. Er liebte Musik von Miles Davis, die er gern auch zum Einschlafen hörte. Außerdem liebte er ganz besonders den Film "Das letze Einhorn".

Er hatte außerdem seine Version, wohin Menschen und Tiere gehen, wenn sie sterben, selbst entwickelt. Als sein Uropa starb, war Sönke drei Jahre alt. Meine Oma erzählte ihm, dass der Uropa nun im Himmel sei... daraus entwickelte Sönke für sich, dass Verstorbene zum Himmel reisen, dort ein Stern werden und auf ihre Lieben aufpassen. Im Nachhinein musste ich immer wieder denken, dass er vielleicht sein Schicksal geahnt hat.

Seine Emotionalität war auch sehr ausgeprägt... er reagierte immer sehr authentisch und hasste Lügen und Ungerechtigkeiten. Sönke musste immer einmal zwischendurch angelaufen kommen, kurz und überschwänglich "gewaltkuscheln", um sich dann wieder der unterbrochenen Tätigkeit in vollster Konzentration zuzuwenden...

Auch sein Schlafpensum wahr alles andere als normal: er brauchte im Alter von fünf Jahren nur noch 7 Stunden Schlaf.


Herrje, da hab' ich jetzt soviel geschrieben und konnte nur einen klitzekleinen Ausschnit von Sönkes Wesen wiedergeben... aber ich denke, dass dir einige Punkte bekannt vorkommen (oder auch für die Zukunft Angst machen). Vielleicht reicht dir dieser kleine Einblick ja zunächst... ansonsten, sag' bescheid :-)

LG, W

 
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