1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von Bonnie am 08.04.2009, 12:23 Uhr

Er ist momentan nicht ganz glücklich... (Achtung, lang)

Hallo,

ich glaube eigentlich nicht unbedingt, dass Dein Sohn eine spezielle Therapie braucht, jedenfalls nicht aufgrund der von Dir geschilderten Verhaltensweisen. Es klingt eher so, als stimme die Kommunikation zwischen Eurem Sohn und Euch als Eltern nicht. Du sagst ja selbst, dass Du ihn im Augenblick irgendwie nicht erreichen kannst. Wenn Kinder sich auffällig verhalten, zeigen sie damit ja, dass sie momentan mit etwas unglücklich sind. Eigentlich ist das ja sogar positiv, denn sonst würden wir gar nicht merken, dass etwas in der Familie oder der Kommunikation klemmt und es Handlungsbedarf gibt.

Du betonst, dass Du eher streng und sehr konsequent bist. Beides führt ja oft dazu, dass man nur noch auf das Fehlverhalten des Kindes schaut und es ahndet - ohne sich zu fragen, WARUM eigentlich das Kind sich momentan so verhalten muss, wie es das tut. Strenge und Konsequenz gehen daher erstens oft am Problem und am Kind komplett vorbei - und haben zweitens deshalb auch keinen langfristigen Erfolg. Dein Sohn hat im Klassenverband Probleme mit seinem Selbstwertgefühl und weiß noch nicht genau, wie man dort seinen Platz findet und Anerkennung bekommt. Offenbar fehlt ihm aber auch die Übung (oder das Vertrauen), seine Gefühle in Worte zu fassen und Dir oder seinem Vater zu sagen, dass er in der Schule manchmal noch unsicher ist und nicht genau weiß, warum die Lehrerin mit ihm unzufrieden ist etc.

Mir selbst hat das schmale, wunderbare Bändchen "Das kompetente Kind" von Jesper Juul unheimlich geholfen, in unserer Familie und im Umgang mit den Kindern eine Umstimmung zu erreichen. Es ist der erste und einzige Erziehungsratgeber, der mich wirklich überzeugt hat und zu einer spürbaren Veränderung geführt hat. Juul erklärt, woher auffälliges Verhalten, wie das von der Lehrerin und Dir geschilderte, kommt und was dazu führt, dass ein Kind sich so gibt. Man hat beim Lesen - das wirklich auch Spaß macht - unheimlich viele Aha-Erlebnisse.

Der Witz ist: Sobald man - durch die Lektüre - selbst seinen Blick aufs Kind verändert, ändert sich sofort auch das Kind. Ich war völlig platt, wie schnell meine eigene Verhaltensänderung gegenüber meinen Kindern Erfolg hatte. Es klappt fast unmittelbar. Vorher war mir nie klar, wie eng das Verhalten von Kindern mit dem der Eltern verknüpft ist. Man kann den lebendigen "Organismus Familie" eben nicht auseinanderpflücken in die Parteien Kind und Eltern - das System funktioniert immer in seiner Gesamtheit. Ändert sich in einem seiner Teile etwas, beeinflusst das noch am selben Tag das ganze System. Das heißt: Probleme können sich schneller erledigen, als man jemals geglaubt hätte.

Zusätzlich spreche ich aber auch ganz bewusst mit meinen Kindern oft über Gefühle, indem ich ihnen Namen gebe - bei ihnen und bei mir: "Ich sehe, dass du heute bedrückt bist, fühlst du dich traurig?" "Bist du fröhlich? Toll, das geht mir ganz genauso!" "Heute bin ich etwas bedrückt, weil ich mir Sorgen um Oma mache. Weißt du, es geht ihr nicht so gut." Wenn Gefühle Namen erhalten und jedes Familienmitglied sich dafür interessiert, wie es dem anderen gerade geht, kann ein Kind irgendwann auch von sich aus über Gefühle reden. Bei meinen Kindern klappt das inzwischen erstaunlich gut.
Als Teil des Insbettgeh-Rituals sprechen wir auch oft nochmal über den Tag, und was das Schönste, aber auch das Blödeste für das Kind war. Mit etwas Geduld (anfangs kommt bei ungeübten Kindern oft nicht viel) bekommt man bald wieder einen ganz engen Draht zum Kind und erfährt auch von vielen Situationen (z.B. in der Schule), die es verunsichern, oder froh machen usw.

Liebe Grüße,

B

 
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