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Geschrieben von SiMa100 am 08.04.2009, 5:05 Uhr

7 jähriger entwickelt neu "Unarten"... - Achtung leider lang

Hallo,

mein Sohn wird im April 7 Jahre und ist seit Herbst in der Schule.
Nach anfänglichen wirklich leichten Problemchen hat es eigentlich auch gut angefangen und ich dachte wir haben es geschafft und der Übergang Kindergarten - Schule ist halbwegs gut überstanden.
Doch heute habe ich in einem Telefonat mit der Lehrerin erfahren, das er Anzeichen eines verhaltensgestörten Kindes aufweist. Er hält sich nur kurz an Regeln, stört die anderen Kinder während dem Unterricht, ist schlampig, macht "Faxen", lacht aber eigentlich nur selber drüber, schießt irgendwie über die Stränge. Das Gespräch ist garnicht so richtig in Worte zu fassen - ich bin total geschockt. Beim Elterngespräch vor 2 Monaten sagte sie noch, das er relativ gut in der Klasse integriert sei.
Sie sagte schon damals das er die anderen immer wieder stören würde, doch sie es dann schon schafft und er auch auf sie hört. Doch das Gespräch von heute war für mich schlimm.
Ich bin zu Hause konsequent und auch recht streng, spreche ständig über
seine "Unarten" mit ihm und erkläre ihm auch, das es schlimmere Folgen, wie z.B. wechsel in eine andere Klasse/Schule etc. haben kann. Er ist immer einsichtig (sagt auch die Lehrerin), doch hält es nicht lange an und er macht trotzdem die selben "Fehler" wieder.
Heute habe ich beim Putzen ein Strafarbeit gefunden vom letzten Freitag, die er einfach irgendwo versteckt hat. Auf meine Frage was das soll, sagte er "ich wollte sie nicht machen". Die Lehrerin sagt er erscheint resistent gegen Strafarbeiten und er lache sogar darüber. So kommen wir also nicht an ihn ran. Hab dann gesagt das er sein Spiel unterbrechen muß und die Arbeit jetzt sofort machen soll und er ist ausgeflippt. Nein, er macht sie nicht. Er ist müde, er hat jetzt Hunger, etc...! Er hat gebockt und ist stur geblieben, d.h. immer wieder die selbe Ansage "müde und Hunger" -- es ist soweit gegangen, das ich ihn ohne Abendessen ins Bett gesteckt habe und die klare Anweisung, das er morgen früh außer der Strafarbeit noch 2 weitere von mir zu machen hat, sonst kriegt er noch größeren Ärger mit mir. Werd nach den Osterferien eine Termin beim KiA zwecks ADS-Test machen und mich um Therapiemöglichkeiten kümmern. Es ist schlimm es zugeben zu müssen - aber ich komm nicht mehr an ihn ran. Wenn man mit ihm über die Punkte spricht ist er einsichtig und wie ein Lämmchen, doch leider hält diese Einsicht nicht lange. Ich könnte noch ein Latte von Sachen hier aufführen, doch der Rahmen ist ja wirklich schon gesprengt.
Kennt jemand diese Situation und hat sie viellleicht schon hinter sich und kann mir Erfahrung usw. und natürlich auch effektive Lösungsvorschläge geben.
Habe an Pfingsten 2 einhalb Wochen Urlaub und möchte die gerne auch in eine Art Kur/Therapie für ihn und mich investieren. Kennt jemand gute Adressen dafür?
Vielen Dank schon für Eure Antworten! Ach Ja, gibt es noch andere Seiten und Foren (auch psychologische Hilfen) im Internet die ab dem Schulalter passend sind?

Liebe Grüße
Sabine

 
3 Antworten:

Re: 7 jähriger entwickelt neu "Unarten"... - Achtung leider lang

Antwort von Sternspinne am 08.04.2009, 8:07 Uhr

Ja, kenne ich.
Bei meinem Jüngsten (allerdings inzwischen 3.Klasse, "hierungebetenreinschleich") war es ähnlich. Er hatte genau bis März keine Probleme und war nett und schüchtern und so in der Klasse integriert. Dann kam der erste Anruf der Lehrerin mit genau solchen Ansagen wie bei dir.
Ich war einerseits recht geschockt, weil ich ihn so nicht kannte. Aber andererseits und aus der zeitlichen Distanz muß ich sagen, daß es ein Verhalten war (und jetzt immer noch manchmal ist), das ziemlich normal ist für kleine Jungs.

Also, von verhaltensauffällig würde ich da noch lange nicht sprechen. Für mich klingt es so, als sei der erste Stress vorbei und er fühlt sich soweit wohl und fängt an, eben Faxen zu machen, aus der Sicherheit heraus, die Klasse findet das vielleicht sogar gut.
Es scheint mir, als würdest du auch eine Menge Druck aufbauen. Wenn es zu solchen Szenen kommt wie du schilderst, daß er ohne Essen ins Bett geht und dann noch drei(!!) Strafarbeiten vor sich hat, finde ich das ehrlich gesagt heftig überreagiert. Wie soll er sich denn damit fühlen? Er ist doch kein Roboter, der auf Knopfdruck seine Arbeiten erledigt. Vielleicht fand er die Strafarbeit wurde zu Unrecht verteilt, vielleicht hat er Angst vor dir gehabt. Ehrlich gesagt bei soviel Druck würde ich auch dicht machen.

Was bei uns geholfen hat, ich habe von der Lehrerin immer sofort Bescheid bekommen, wenn es ihr zuviel wurde. Und ich habe dann morgens ihm mit auf den Weg gegeben, ihn also erinnert, daß er heute bitte dran denkt, gut mitzumachen, nicht zu stören und so. Und mittags habe ich ihn gleich wieder gefragt, wie es denn lief. Irgendwann habe ich mit der Lehrerin abgesprochen, daß sie ihn nach Hause schicken darf, als einmalige Maßnahme. Das hat tatsächlich lange angehalten.
Aber insgesamt ist es für mich eine Variante des normalen Verhaltens, das zwar im Unterricht stört, aber nix Schlimmes ist. Hattest du den Gedanken wegen ADS schon vorher? Oder nur aufgrund dieses Gespräches?

Aus meiner Sicht solltest du dich etwas entspannen. Er ist noch ein Kind, in der ersten Klasse! Je mehr du es erzwingen willst, daß er funktioniert und ihm Druck machst, desto eher macht er dicht und verweigert sich. Schule soll doch auch noch ein bißchen Spaß machen!

Also, take it easy!
LG Sternspinne

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Re: 7 jähriger entwickelt neu "Unarten"... - Achtung leider lang

Antwort von wickiemama am 08.04.2009, 12:04 Uhr

mein Sohn war bis vor ein paar Wochen ein Lämmchen....
Nun entwickelt er sich zum Wolf...
Ich hatte auch letzte Woche ein Gespräch mit der lehrerin, er hat sich extrem verändert, hört nicht mehr usw... Auch zuhause "rastet" er momentan leicht aus.
Wir gehen jetzt im Moment davon aus, daß er sich selbst sehr unter Druck setzt und dafür ein Ventil sucht. Mit Strafarbeiten, die ich ihm gebe würde ich das Ganze nur noch viel schlimmer machen. Ich muß versuchen den Druck von ihm weg zu nehmen...
Die Lehrerin meint im Moment wären viele in der Klasse sehr schwierig...
Wir hoffen auf viel Erhohlung in den Ferien...

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Re: Er ist momentan nicht ganz glücklich... (Achtung, lang)

Antwort von Bonnie am 08.04.2009, 12:23 Uhr

Hallo,

ich glaube eigentlich nicht unbedingt, dass Dein Sohn eine spezielle Therapie braucht, jedenfalls nicht aufgrund der von Dir geschilderten Verhaltensweisen. Es klingt eher so, als stimme die Kommunikation zwischen Eurem Sohn und Euch als Eltern nicht. Du sagst ja selbst, dass Du ihn im Augenblick irgendwie nicht erreichen kannst. Wenn Kinder sich auffällig verhalten, zeigen sie damit ja, dass sie momentan mit etwas unglücklich sind. Eigentlich ist das ja sogar positiv, denn sonst würden wir gar nicht merken, dass etwas in der Familie oder der Kommunikation klemmt und es Handlungsbedarf gibt.

Du betonst, dass Du eher streng und sehr konsequent bist. Beides führt ja oft dazu, dass man nur noch auf das Fehlverhalten des Kindes schaut und es ahndet - ohne sich zu fragen, WARUM eigentlich das Kind sich momentan so verhalten muss, wie es das tut. Strenge und Konsequenz gehen daher erstens oft am Problem und am Kind komplett vorbei - und haben zweitens deshalb auch keinen langfristigen Erfolg. Dein Sohn hat im Klassenverband Probleme mit seinem Selbstwertgefühl und weiß noch nicht genau, wie man dort seinen Platz findet und Anerkennung bekommt. Offenbar fehlt ihm aber auch die Übung (oder das Vertrauen), seine Gefühle in Worte zu fassen und Dir oder seinem Vater zu sagen, dass er in der Schule manchmal noch unsicher ist und nicht genau weiß, warum die Lehrerin mit ihm unzufrieden ist etc.

Mir selbst hat das schmale, wunderbare Bändchen "Das kompetente Kind" von Jesper Juul unheimlich geholfen, in unserer Familie und im Umgang mit den Kindern eine Umstimmung zu erreichen. Es ist der erste und einzige Erziehungsratgeber, der mich wirklich überzeugt hat und zu einer spürbaren Veränderung geführt hat. Juul erklärt, woher auffälliges Verhalten, wie das von der Lehrerin und Dir geschilderte, kommt und was dazu führt, dass ein Kind sich so gibt. Man hat beim Lesen - das wirklich auch Spaß macht - unheimlich viele Aha-Erlebnisse.

Der Witz ist: Sobald man - durch die Lektüre - selbst seinen Blick aufs Kind verändert, ändert sich sofort auch das Kind. Ich war völlig platt, wie schnell meine eigene Verhaltensänderung gegenüber meinen Kindern Erfolg hatte. Es klappt fast unmittelbar. Vorher war mir nie klar, wie eng das Verhalten von Kindern mit dem der Eltern verknüpft ist. Man kann den lebendigen "Organismus Familie" eben nicht auseinanderpflücken in die Parteien Kind und Eltern - das System funktioniert immer in seiner Gesamtheit. Ändert sich in einem seiner Teile etwas, beeinflusst das noch am selben Tag das ganze System. Das heißt: Probleme können sich schneller erledigen, als man jemals geglaubt hätte.

Zusätzlich spreche ich aber auch ganz bewusst mit meinen Kindern oft über Gefühle, indem ich ihnen Namen gebe - bei ihnen und bei mir: "Ich sehe, dass du heute bedrückt bist, fühlst du dich traurig?" "Bist du fröhlich? Toll, das geht mir ganz genauso!" "Heute bin ich etwas bedrückt, weil ich mir Sorgen um Oma mache. Weißt du, es geht ihr nicht so gut." Wenn Gefühle Namen erhalten und jedes Familienmitglied sich dafür interessiert, wie es dem anderen gerade geht, kann ein Kind irgendwann auch von sich aus über Gefühle reden. Bei meinen Kindern klappt das inzwischen erstaunlich gut.
Als Teil des Insbettgeh-Rituals sprechen wir auch oft nochmal über den Tag, und was das Schönste, aber auch das Blödeste für das Kind war. Mit etwas Geduld (anfangs kommt bei ungeübten Kindern oft nicht viel) bekommt man bald wieder einen ganz engen Draht zum Kind und erfährt auch von vielen Situationen (z.B. in der Schule), die es verunsichern, oder froh machen usw.

Liebe Grüße,

B

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