1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von Bonniebee am 15.12.2005, 10:54 Uhr

Mal andere Perspektive wählen: Nicht Kind trödelt, sondern Eltern hetzen...

Hallo Rebeca,

Du nimmst ganz selbstverständlich an, dass ein Kind wissen sollte, wie wichtig Eile ist. Eile und Hetze sind aber Erfindungen des 20. Jahrhunderts, es hat sie vorher nicht gegeben. Wenn Du Dein Kind besser verstehen willst, musst Du wissen, dass wir genetisch noch identisch sind mit den Menschen, die vor etwa 20.000 Jahren gelebt haben (Jungsteinzeit).
Daher ist auch unser angeborenes Verhalten keineswegs automatisch angepasst ans Hightech-Zeitalter. Eile ist dem Homo sapiens nicht angeboren, er kennt sie nicht. Sie ist etwas mühsam Erlerntes, Aufgedrücktes, das unserer Veranlagung nicht entspricht. Ein Kind muss es also schaffen, inh. weniger Lebensjahre von der Steinzeit ins Raketen-Zeitalters zu starten. Das ist eine Riesen-Aufgabe, die noch ein Schulkind (und manchen Erwachsenen) vor Schwierigkeiten stellt, und die ein Kiga-Kind noch nicht bewältigen kann.

Grundschul-Kinder kennen kaum die Bedeutung von Zeit. "Keine Zeit" oder "wenig Zeit" ist für sie ein Begriff, mit dem sie rein gar nix anfangen können. Wenn Du Dich also mal in die Lage Deines Sohnes hineinversetzt, wirst Du vielleicht besser verstehen, warum er rein gar nicht einsehen kann, wieso Erwachsene einen dauernd drängen müssen. Dann brauchst Du auch nicht wütend auf ihn zu sein oder ihn anzuschreien, denn es gibt nichts, was er falsch macht.

Nun ist es ja leider tatsächlich so, dass wir bestimmte Zeiten und Termine einhalten müssen, das weiß ich auch. Damit ein Kind dies schafft, muss man aber viel, viel mehr Zeit einkalkulieren als bei einem Erwachsenen. Es hilft nichts: Du musst Deinen Sohnemann morgens viel früher wecken, damit er genug Zeit hat, in SEINEM Tempo all die Dinge zu tun, die morgens anstehen. Lass ihn möglichst viel davon selbst tun, weise aber zwischendurch immer darauf hin, was jetzt ansteht. Zum Beispiel: "Du kannst jetzt noch einige Minuten Playmo spielen, aber dann, wenn ich Dich rufe, musst Du Zähneputzen kommen." So ist Dein Sohn vorgewarnt und kann sich innerlich jeweils auf den nächsten Schritt einstellen.

Wichtig ist auch, dass Du selbst eigene Lösungen für Eure spezielle Situation findest, und nicht versuchst, Deinem Sohn ein starres Schema aufzudrücken. So könnte er zum Beispiel zum Frühstück einfach einen Müsli-Drink oder Müsli-Joghurt zu sich nehmen, da es ihm offensichtlich schwer fällt, morgens schon etwas Festes zu essen. Es reicht ja, wenn er in der Schule ein Brot isst, oder?

Nicht nur Dein Sohn muss sich im Turbo-Tempo auf DEIN Zeitschema einstellen. Sondern auch DU musst Dich auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten Deines Sohnes einstellen und ihm entgegenkommen. Gestalte den frühen Morgen so, dass Zeit genug ist, um alles langsamer anzugehen. Du wirst sehen, dass sich die Situation entspannt und Dein Sohn viel weniger auf Contra geht. Großer Druck erzeugt großen Gegendruck - Kinder machen dann erst recht langsam. Mehr Zeit, mehr Gelassenheit und ein wenig mehr Kompromissbereitschaft auch auf Deiner Seite werden den Stress da herausnehmen.

Liebe Grüße,

Bonnie-B

 
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