Problem ist vielleicht hausgemacht...

Hallo,

ich finde es gut, dass Dein Sohn auf die Realschule gewechselt hat, denn dort wird die latente Dauer-Überforderung sicher aufhören. Ich glaube, dass er sich bald wohler fühlen wird, sobald die ersten guten Noten kommen.

Trotzdem mal ein ehrliches Wort: Ich glaube, Dein Sohn hat vielleicht deshalb solche Eingewöhnungsprobleme, weil er Deine Einstellung spürt und übernommen hat: Gymnasiasten sind Realschülern intellektuell überlegen und außerdem feingeistiger, musischer und feinsinniger. Wenn eine Mutter dies (durchaus unabsichtlich und unterschwellig) vermittelt, kann ein Kind nicht anders, als die neuen Mitschüler ebenfalls durch diese Brille zu betrachten - und sich dann überlegen fühlen. Offenbar spielt bei Euch zu Hause die Schulform und deren Ansehen eine größere Rolle als Dir selbst vielleicht klar war.

Das ist nix Ungewöhnliches, das ist ja oft so. Die Probleme Deines Sohnes spiegeln es aber wider, dass Du hier vielleicht ein wenig umdenken kannst (auch als Bereicherung für Dich selbst). Betone nicht Leistung, Schulart, Ansehen, Intellekt - sondern menschliche Qualitäten. Bei Gymnasiasten gibt es menschlich genauso viele Pfeifen und emotionale Analphabeten wie auf jeder anderen Schulform. Und umgekehrt gibt es auf einer Realschule genauso viele menschlich interessante, warmherzige und kluge Jugendliche wie auf dem Gymnasium.

Du kannst es Deinem Sohn nicht von heute auf morgen leicht machen, sich dort einzugewöhnen. Du kannst aber beharrlich und unauffällig immer wieder betonen, worauf es bei Menschen wirklich ankommt. Je mehr er das versteht, desto besser kann er seinen kleinen "Dünkel" ablegen. Ein etwas neuer Blickwinkel wird auch seiner charakterlichen Entwicklung und Reife gut tun. Und ihn enorm entlasten, weil er sich dann dort endlich wohl fühlen darf.

LG