Stillzeit braucht keine Selbstkasteiung zu sein

Bei manchen Frauen ist die Vorstellung verbreitet, die Stillzeit müsse genauso entbehrungsreich sein wie die SchwSch.
Dabei ist das fast überhaupt nicht so, höchstens bei manchen Frauen oder in Ausnahmefällen oder für nicht so lange Zeit.

Wenn der Stillrhythmus noch nicht eingespielt ist, und das Kind noch evtl. alle 1-2 Stunden aufwacht und trinken will, oder sehr unberechenbar ist, sollte man Alkohol (und am besten auch Zigaretten) besser meiden.
Aber wenn das Stillkind mit ein paar Wochen oder Monaten zuverlässig z.B. am abend nach dem zu-Bett-Bringen zuverlässig 4 Stunden schläft, spricht überhaupt nichts dagegen, mal ein Gläschen Bier oder Wein zu trinken. Der Alkoholgehalt der MuMi ist der gleiche wie der im Blut.
D.h. nach 1 Bier hat man als Höchstwert vielleicht sowas wie 0,2-0,3 Promille. Der Unterschied zur SchwSch ist, dass das nicht 1:1 im Blut des Babys zirkuliert, sondern dass das dann nach 2-3 Stunden wieder komplett abgebaut ist, und selbst wenn das Baby dann doch mal außer der Reihe aufwachen sollte, nimmt es etwas MuMi mit vielleicht 0,1 Promille zu sich.
Wenn man mit Beikost anfängt, und dem Baby zerdrückte Banane gibt, kann die - wenn sie gut reif ist - bis zu 1%(!) Alkohol enthalten.

Darum denke ich, dass man bei dem Thema ruhig mal die Kirche im Dorf lassen sollte. Man ist keine verantwortungslose Alkoholikerin, die unfähig ist, ihre Prioritäten richtig zu setzen, bloß weil man trotz Kind in einer völlig unbedenklichen Situation mal ein Bier trinken will.

Auch beim Essen können die meisten Stillmütter nach Geschmack futtern, obwohl immer noch Gerüchte wie "bloß keine blähenden Gemüse, nichts Scharfes, keine sauren Fruchtsäfte" kursieren.

Und auch das mal-abends-Weggehen oder arbeiten Gehen bekommen die meisten Stillmütter, denen daran gelegen ist, gut geregelt.

Für die meisten logistischen Vorbehalte gegenüber dem Stillen gibt es jedenfalls eine Lösung, man muss (meistens) nur wollen.


Ach - und um noch auf die Ausgangsfrage zu antworten:
Ich habe den Großen 1,5 Jahre gestillt. Hätte auch noch länger, aber da war ich 2 Wochen auf Dienstreise, danach hatte er kein Interesse mehr, und ich habe es ihm auch nicht aufgedrängt.
Den Kleinen habe ich 4,5 Jahre gestillt, und ihm dann von mir aus die letzte verbliebene morgendliche Stillmahlzeit gestrichen, weil es mir auf den Keks ging, dass er mich (trotz der mehrmaligen Bitte, das sein zu lassen) am WoE immer morgens geweckt hat, um zu stillen. Ihm war das Stillen aber auch dann noch wichtig, und er hatte noch eine Weile gelegentlich danach gefragt.
Bei beiden hatte ich wieder Vollzeit gearbeitet, als sie ca. 4 Monate alt waren, da habe ich dann abgepumpt, und die Betreuungsperson hat mit der Flasche gefüttert.
Vorgenommen hatte ich mir keine bestimmte Dauer.

Beste Grüße,
Sabine