Schwangerschaft ist keine Krankheit

Aha.

Und wann genau sollen diese tollen Zeiten gewesen sein, in denen die Schwangeren so glücklich durch ihr Leben geschwebt sind?

Die Lebenserwartung von Frauen war früher deutlich niedriger als die von Männern, und das lag doch vorwiegend an der hohen Mortalität im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt.

Die Schwangerschaft mag per se keine Krankheit sein, aber sie ist der Flaschenhals der menschlichen Evolution. Dass wir dermaßen große Gehirne haben im Verhältnis zu unserem Körper erfordert, dass wirklich alles bis zum Maximum ausgereizt wird: Dazu müssen die Babies sehr unreif auf die Welt kommen, da der Kopf sonst bereits zu groß wäre, und das weibliche Becken muss breiter sein als es für den aufrechten Gang wirklich optimal wäre, ja es wird sogar extra eine Fuge gelassen, wo das Becken sonst ruhig auch verknöchern könnte, damit der Babykopf da noch irgendwie durch passt; die Geburt ist bei Menschen wirklich ein Extremfall, der alles ausreizt, was möglich ist. Auch, dass Menschen bei der Geburt Hilfe durch Artgenossinnen benötigen (von ein paar Ausnahmen abgesehen, aber im Normalfall ist es notwendig und zwar seit Jahrtausenden) ist wirklich eine Ausnahme.
Das gibt es sonst meines Wissens nach nur bei Säugern, die im Wasser gebären, und die brauchen die Hilfe nur um die Neugeborenen schnell an die Oberfläche zu bringen, aber nicht für die Geburt selbst.

Glaubt ihr wirklich, dass die Frauen sich früher keine Sorgen gemacht haben?
Ich glaube das Gegenteil ist der Fall. Die Schwangerschaft war immer schon eine Zeit zwischen Hoffnung und Angst, mitunter Todesangst.

Der große Unterschied ist der, dass all die Ängste heute kaum mehr berechtigt sind, eben weil die medizinische Versorgung dermaßen gut ist.
Wir machen uns einfach immer noch Sorgen, zT verbreitet auch medizinisches Personal Sorgen, wo es nicht nötig wäre, aber das kommt noch aus Jahrtausenden wo die Säuglingssterblichkeit hoch war und viele Frauen bei der Geburt starben.

In Italien, zumindest in Abruzzo, gibt es zB immer noch den Brauch, dass der erste Geburtstag eines Kindes ganz, ganz groß gefeiert wird, viel mehr als die Geburt.
Das kommt nicht von ungefähr, man ging einfach erst zum ersten Geburtsag davon aus, dass das Kind überlebt. Vorher zahlte sich eine große Feier garnicht aus.

So, und nun zum letzten Satz: Unsere Kinder sind Menschen, kein Profit?
Wirklich keiner? Wovon genau lebt die Frau Privathebamme denn? Wenn eine Schwangerschaft so easy ist, wozu brauch ich denn dann eine Privathebamme?
Nur damit die mir sagt, dass alles gut ist und ich eh nicht krank bin und ich alles easy allein schaffe?
Dafür wär das Honorar dann aber gewaltig hoch..
Ja, Schwangerschaft und Geburt sind ein riesen Business geworden. Da gehören aber so Dinge wie Bernsteinkettchen, Globuli, Akupunktur, etc. für die es noch nicht mal einen Wirkungsnachweis gibt, mindestens so kritisch hinterfragt.

Versteht mich richtig, ich hab selbst eine Wahlhebamme, aber das liegt eben nicht daran, dass Schwangerschaft und Geburt so unkomplizierte, einfache Angelegenheiten wären. Sondern im Gegenteil, ich brauch jemand die durchgehend für mich da ist und nicht bei Schichtwechsel einfach geht, die weiß, wann medizinische Intervention nötig ist und wann nicht.

Wenn die Frau Privathebamme wirklich nicht weiß, wozu Frauen medizinische Unterstützung in Schwangerschaft und Geburt brauchen, ist sie vielleicht ein wenig falsch in dem Beruf.