Schwanger mit 35 und plötzlich enorme Ängste

Nach Katalog sind 80 Prozent (also vier von fünf) aller Schwangeren „Risikoschwangere“. Dieser Begriff wird inzwischen auch nach Meinung von Ärzten falsch definiert und viel, viel zu oft angewandt.

Der zweite Punkt ist natürlich: Wenn man schon 35 ist, ist man nicht mehr so blauäugig, wie mit 25. Man weiß, dass die Dinge auch schief gehen können, dass es einen erwischen kann. Das ist tatsächlich eine Frage des Alters und der Lebenserfahrung, man hat schon viel mitbekommen.

Ich selbst habe mit 39 unser zweites Kind bekommen, und ich war beim zweiten Mal auch deutlich ängstlicher als beim ersten Mal. Man ist nicht mehr so unbeschwert, dafür weiß man einfach zuviel.

Trotzdem sagt die Lebenserfahrung natürlich auch gute Dinge: Da Du zwei gesunde Kinder ohne Hellp-Syndrom hattest, wird es auch zukünftig nicht auftreten, da offenbar keine Neigung besteht. Auch in allen anderen Dingen hat Dein Körper Dir gezeigt, dass er weiß, wie‘s geht. Er braucht Deine Kontrolle also nicht, er macht das von selbst.

Was jetzt angesagt ist: Loslassen, und vielleicht auch etwas Gottvertrauen. Wir haben im Leben nicht alles total unter Kontrolle, und das ist vielleicht auch gut so. Das dämpft etwas den Wahn, wir könnten alles „machen“. Es gibt Dinge, die müssen wir einfach zulassen und darauf vertrauen, dass sie gut werden. Unser üblicher Kontrollzwang funktioniert gerade in Sachen Schwangerschaft überhaupt nicht.

Mein konkreter Rat: Die Angst nicht wegdrücken, denn das wird nicht funktionieren. Die Angst auch nicht mit kopflastigen Argumenten (Risikoschwanger ist gar nicht so riskant) wegmachen wollen, denn auch das wird nicht funktionieren. Angst ist Bauchsache, nicht Kopfsache.

Was sie aber wirklich lindert: Akzeptanz. Nimm sie an, akzeptiere die Tatsache, dass das Leben ein Restrisiko birgt, und dass wir nicht alle schlechten Gefühle abschalten können. Angst und ungute Gefühle gehören zum Leben dazu. Es ist eine Illusion, dass eine Schwangerschaft von morgens bis abends toll und unbeschwert ist. Wenn Du die Angst aber annehmen kannst, entsteht auch wieder Raum für gute Gefühle. Denn Du verschwendest dann nicht soviel Energie damit, hier Gegendruck auszuüben oder die Ängste ständig mit Gewalt loswerden zu wollen. Du wirst beides haben: Ängste UND gute Gefühle wie Zuversicht und Vertrauen.

LG