Es gibt eigentlich nur EINE Möglichkeit...

Hallo!
Ohje, na das ist ja keine schöne Situation, in der Ihr zwei euch da befindest. Habe mir mal alle Antworten angeschaut, aber so richtig würde das ja alles nicht weiter helfen.
Mein Eindruck ist folgender: Entweder hat Dein Mann ein sehr geheimes Sexualleben und macht Dir etwas vor, aber das glaube ich eigentlich nicht. Oder: Dein Mann mag keinen Sex. Das ist etwas, das man sich in der heutigen, so offenen und aufgeschlossenen Gesellschaft, wo Sexualität nicht mehr hinter geschlossenen Türen passiert, kaum noch vorstellen kann. Aber das bedeutet nicht, dass es das nicht gibt. Man kann das nun als Pathologie betrachten und von Arzt zu Arzt rennen, nur um dann enttäuscht festzustellen: Es ist eigentlich alles in Ordnung. Offenbar ist seine Unlust ja nicht körperlich bedingt und er "kann" ja auch. Immerhin habt ihr zwei Kinder. Er mag halt nicht. Vielleicht hat er eine Abneigung, vielleicht ist es ihm auch einfach egal und er braucht es nicht. Die Tatsache, dass er sich auch nicht selbst befriedigt, zeigt ja, dass sein Desinteresse am Sex KEIN Desinteresse an Dir ist. Die Sache an sich scheint für ihn einfach nicht spannend, lustvoll oder befriedigend zu sein, sondern mit eher negativen Attributen belegt. Und die Tatsache, dass er Dich aber als sexuell aktive und vielleicht sogar betonte Person empfindet (z.B. die Situation, als er dich "erwischt" hat und weinen musste), zeigt den moralischen Spagat, den er dann machen muss, um Dir und Deinen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Ursachen für seine Haltung gegenüber Sexualität kann man vielleicht schon in der frühen Kindheit finden. Eine Missbrauchserfahrung wäre ein Extrembeispiel, aber auch sehr strenge, vielleicht gläubige Eltern oder in anderer Weise prägende Erfahrungen können da zu Grunde liegen.
Du deutest in einem Deiner Beiträge an, dass er perfektionistisch sei etc. Ein solches, vielleicht fast zwanghaftes, Verhalten spricht ebenfalls für psychologische Ursachen. Sprich: er zeigt mehr Symptome als "nur" das Desinteresse an Sex. Aber die meisten dieser Symptome sind gesellschaftlich anerkannt und gelten als normal. Damit werden sie als Anzeichen "übersehen".
Das Problem, das ihr nun habt: egal, was Du tust, sanfte Verführung oder direktes Einfordern von Sex, wenn Du es mal wieder willst und brauchst - das bringt ihn zwar dazu, Dir zu liebe, dann mitzumachen (kurz und schmerzlos - dann kann er diese eheliche Pflicht auch als erledigt abhaken und hat wieder 2 Wochen Ruhe), aber nichts davon geht wirklich an die Ursache.
Und jetzt kommt der Knackpunkt: Will er die Ursache überhaupt wissen. Möchte er nachforschen, welche Denkmuster und Prägungen seine sexuelle Lust killen. Mag er sich derart detailliert mit seiner innersten Welt auseinandersetzen? Es muss von ihm kommen, sonst wird es NIE funktionieren.
Also, lange Rede kurzer Sinn: Nur wenn er wirklich bereit ist, an eurer Situation etwas zu ändern, dann habt ihr eine Chance diesen Teil eures Lebens zu verändern. Und der einzige Weg wäre ein Psychotherapie. Vielleicht nur für ihn, evtl. als Paartherapie. Und ja, das dauert seine Zeit. Aber auch: Die Krankenkasse zahlt. Wenn ihr pflichtversichert seid, kann er 5 Sitzungen auf jeden Fall machen, ohne auch nur einen Befund zu brauchen oder einen Antrag zu stellen. Danach bespricht man mit dem Therapeuten das weitere Vorgehen. Aber ich greife schon vor.
Viel wichtiger ist die Frage, ob ihr, und ob er diesen Weg gehen will. Und was passiert, wenn nicht. Was bedeutet das langfristig für eure Ehe. Kannst du mit wenig Sex und mit seiner Unlust leben, wenn alles andere schön und wunderbar ist. Ist die sexuelle Seite dann so wichtig?
Wenn ja, dann wisst ihr, welchen Weg ihr gehen müsstet...