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Geschrieben von +emfut+ am 16.07.2008, 13:26 Uhr

Danke für das Kompliment

Ich kenne dise Situation, die Du schilderst, durchaus ähnlich.

Zwar ist es bei mir nicht so sehr die Ungleichbehandlung - meine Mutter hat uns drei ähnlich abweisend behandelt - aber dieser Konflikt zwischen "eigentlich habe ich sie lieb" und "uneigentlich ärgert mich total, was sie macht" - denn kenne ich sehr gut.

Für mich ist inzwischen klar, daß meine Mutter im Grunde "nur" die selber in der Kindheit erlernten Muster weitergegeben hat. Sie hat(te) nicht die Kraft, da rauszubrechen. Sie hätte von einer Therapie sicher profitiert, vielleicht hätte ihr das die Kraft gegeben. Aber sie konnte es nicht, sie kann es immer noch nicht, und jetzt ist es irgendwie auch zu spät.
Der für mich schwerste Teil - an dem ich immer mal wieder scheitere - ist, es stehen zu lassen. Ich kann nicht erwarten, daß die Einsicht über ihre Fehler jetzt plötzlich über sie kommt, daß sie in einem Anfall von geistiger Klarheit alle ihre Verfehlungen zugibt und schwört, es nie wieder zu tun. Aber mich von dieser Erwartung zu verabschieden - au weia, das ist schwer. Sie kann es nicht. Es ist so müßig, wie einem Blinden den Unterschied zwischen rot und rosa zu erklären. Sie müßte ja quasi ihre Überzeugungen, ihr Leben, ihre Erziehungsprinzipien - und damit große Teile ihres Lebens - in Frage stellen.

Ich versuche, es so zu sehen:
Sie konnte nicht anders, sie war gefangen in ihrer Erziehung, in ihren Erfahrungen.
Ich bin sehr froh, daß ich diese "Familientradition" nicht weitertragen muß. Ich bin stolz darauf, den "Ausstieg" weitgehend geschafft zu haben. Und ich bin erleichtert, daß meine Kinder andere Erfahrungen machen dürfen.
Aber eben WEIL ich den Ausstieg geschafft habe, weiß ich auch, wie schwer er ist. Ich kann und darf traurig sein, daß meine Mutter diese Kraft nicht gehabt hat, aber ich muß es akzeptieren. Ändern kann ich es nicht, und vorwerfen kann ich es ihr auch nicht wirklich. Aber die Trauer ist nötig, um es loslassen zu können.

Nur an den Erwartungen muß ich noch arbeiten *seufz*.

Bei Dir ist es noch etwas komplizierter, weil Du nicht in diesem Familiensystem aufgewachsen bist. Du siehst es von außen. Das hat den Vorteil, daß Du es distanzierter betrachten kannst - aber den Nachteil, daß Du die inneren Verstrickungen und Verkettungen nicht so nah spüren kannst.

Ach so, noch was: Es fällt vielen Menschen schwer, bestimmte Aktionen eines Menschen zu verurteilen, den Menschen aber trotzdem zu mögen. Das kann und muß man aber trennen. Auch ein "guter", liebenswerter Mensch kann Scheiße bauen. Das macht ihn nicht unbedingt zum Arschloch.
Und auch da hilft ein Blick hinter die Kulissen. Wo kommt diese "schlechte" Aktion von dem "guten" Menschen her? Meistens gibt es eine Erklärung, die einem helfen kann, den Menschen zu bedauern, statt ihn zu verurteilen. (Die Aktion kann und darf man aber trotzdem verurteilen - nur den Menschen eben nicht - Schwer zu erklären, ich hoffe, Du verstehst es.)

Gruß,
Elisabeth.

 
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