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Geschrieben von kikido am 16.03.2006, 9:08 Uhr

@Nevin

hallo nevin,

ich kann sehr gut verstehen, daß du sauer bist! was deiner tochter und dir passiert, ist sehr schäbig und läßt die deutschen ziemlich alt aussehen.
gerade kinder sollten nichts mit den problemen und auseinandersetzungen der erwachsenen zutun haben müssen. es ist traurig, wenn sie sich nicht frei entfalten können, egal, welcher nationalität sie sind oder wie sie aussehen.
bevor ich auf die anderen dinge eingehe, möchte ich dir sagen, daß ich mich hier nur auf die türken beziehe, weil du dein volk als beispiel angeführt hast. grundsätzlich beziehe ich mich auf ausländer im allgemeinen.



"Jetzt sind sie nutzlos.
Und weil die deutsche Wirtschaft momentan bergab fährt
sind sie auch noch schuld daran, oder wie???"


natürlich sind sie nicht schuld daran. es geht auch gar nicht um eine schuldfrage oder -zuweisung.
als die deutsche industrie angekurbelt war und in den 70ern das große zechensterben im ruhrgebiet begann, gab es für die meist türkischen arbeiter keine anderen stellen. was nicht zuletzt damit zusammenhing, daß sie die deutsche sprache nicht beherrschten, bzw. keine brauchbare ausbildung nachweisen konnten.
in den 80er und 90er jahren liefen umschulungsmaßnahmen, an denen sehr viele ausländer beteiligt waren. diese arbeiten heute in anderen berufen.
diejenigen, die keine andere arbeit fanden, wurden von den werken bei entlassung entschädigt, bezogen arbeitslosenunterstützung und sind heute im rentenalter. die rente der ehemaligen gastarbeiter ist übrigens etwa 100 € niedriger als die eines deutschen arbeiters, was mit der beschäftigungsdauer zusammenhängt und keine diskriminierung darstellt.



"Von was für einer Anpassung redest du????"


ich rede von der anpassung, daß die meisten türkischen familien eben nicht zum st. martin oder karneval gehen.
davon, daß sie in der öffentlichkeit (meist sehr laut) nur ihre sprache sprechen. davon, daß sie sich selbst in ghettos drängen.
davon, daß sie sich unseren gesetzen nicht achten (ladenöffnungszeiten, kriminalität).



"Dass viele junge Immigrantenkinder nicht richtig deutsch können,
und rotzfrech sind ist nur zu verständlich. Ich hatte versucht zu
erklären, dass die Ausländer einfach in Ghettos zusammengefercht werden."



ausländer werden nicht in ghettos zusammengepfercht. in jeder stadt gibt es siedlungen oder gar ganze stadtteile, wo nur ausländer wohnen. warum ist das so? jeder mensch hat freie wohnungswahl. billige wohnungen gibt es nicht nur in einem stadtteil.
warum mischen sich gerade die türken nicht unter die deutschen?
überall gibt es diese ghettos, die ich zutiefst verachte. türken gehen in ihre eigenen cafés, zum eigenen friseur, in den eigenen lebensmittelladen.
somit werden die kinder der migranten nur in ihrem eigenen bereich groß. sie lernen nichts anderes kennen und schon ist der kreis geschlossen.



"Wenn auf dir jemand ständig rumhackt, hättest du dann nicht irgendwann
das Bedürfniss Dampf abzulassen?"


natürlich habe ich das. aber das gibt mir nicht das recht, mich aufsässig und frech zu benehmen. und es gibt mir auch nicht das recht, mich der sprache meiner jetzigen heimat zu widersetzen.



"Außerdem schreibst du, dass du "viele" gastarbeiterfamilien kennst. Ich glaube nicht, dass das so viele sind. Also bitte nicht verallgemeinern."


dann möchte ich dir kurz erzählen, daß ich vier jahre lang in so einem "klein-istanbul" gelebt habe, mitten unter türken, ich hörte jahrelang in meinem umfeld kein einziges deutsches wort, außer bei der arbeit oder meinen freunden und bekannten :-)
daher weiß ich auch, daß fast alle türkischen frauen die deutsche sprache nicht lernen durften. daher weiß ich, daß es sehr laut auf den straßen ist, daß die kriminalität hoch ist.
ich möchte dir auch sagen, warum ich akzeptiert wurde: ich hatte einen rottweiler, er hieß aslan...
ich habe auch oft genug versucht, mit türkischen familien meines alters freundschaft zu schließen, und ich hatte so wenig chancen wie du bei den deutschen.
ich war eine außenseiterin. geschadet hat es mir nicht, im gegenteil. ich lernte eben viele kennen, vor allem alte türken, die mir ihre geschichte erzählt haben. sie alle waren sehr nett und freundlich zu mir.


die abgrenzung beginnt übrigens schon in deinem kopf. du sagst, du feierst deine "eigenen" feste. wenn man etwas eigenes hat, hat man etwas, wo andere eben nicht dazugehören....
ich hoffe sehr, daß du mich nicht mißverstehst!



liebe grüße
kiki

 
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