Kinderwunsch nach Fehlgeburt

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Geschrieben von schroedingerskruemel am 11.07.2023, 9:14 Uhr

Irrationale Ängste in Frühschwangerschaft

Ihr Lieben,

ich muss mir mal etwas von der Seele schreiben. Vielleicht erkennt sich jemand wieder, oder fühlt gerade ähnlich?

Ich bin nach mehreren frühen Schwangerschaftsverlusten zwischen der 6. und 8. SSW erneut schwanger. Im Ultraschall ist bisher "nur" eine Fruchthöhle zu sehen. Ist alles zeitgerecht, auch das hCG... so zeitgerecht, dass ich keine hCG-Kontrollen mehr brauche.

Eigentlich ist alles gut.
Eigentlich muss ich mir überhaupt keine Sorgen machen.
Alle Befunde sprechen bisher für einen normalen Schwangerschaftsverlauf.


Was aber macht mein Gehirn? Ohhh... bei sooooo vielen Schwangeren ist der Dottersack schon bei 4+x zu sehen, und sooooo viele Schwangere haben schon bei 5+x einen Herzschlag. Und außerdem hast du keine Symptome. Du fühlst dich doch soooo unschwanger. Das muss also ein Windei sein, es geht gar nicht anders. Da wird sich nie ein Embryo entwickeln. Außerdem hat der Arzt beim Ultraschall grad komisch geguckt und war nicht super happy. Du wirst schon sehen, beim nächsten Ultraschall gehst du mit einer Überweisung zur Abrasio raus. Die Schwangerschaft wird doch eh nur von den Hormonen zusammengehalten, die du einnimmst... deswegen bekommst du gar nicht mit, dass sich der Embryo nicht entwickelt.


Mannomannomann... ich kann wahrnehmen, wie irrational das alles ist. Im Moment gibt es keinen Hinweis darauf, dass etwas schief geht. Im Gegenteil; mir wurde gesagt, dass es normal gewesen wäre, wenn im Ultraschall noch gar nichts zu sehen gewesen wäre.

Eigentlich sind das alles sehr gute Nachrichten, aber mein angstgebadetes Gehirn macht selbst aus positiven Nachrichten eine Katastrophe.

Ich rufe mir immer wieder ins Gedächtnis, dass die meisten Schwangerschaften gut gehen, und dass ich diesem alten, evolutionären Prozess vertrauen muss... oder... darf. Manchmal klappt das besser, und manchmal, so wie gerade eben nach dem Ultraschall, klappt das schlechter.

Vielen Dank fürs Lesen. Ich gehe jetzt mal eine Runde mit dem Hund und lüften das Gehirn.

 
7 Antworten:

Re: Irrationale Ängste in Frühschwangerschaft

Antwort von Mijou am 11.07.2023, 10:17 Uhr

Huhu,

nur weil sie „irrational“ sind, gehen Ängste ja nicht einfach weg. Genaugenommen sind 99 Prozent all unserer Ängste irrational, so ist das mit Ängsten. Wenn der Kopf meckert: „Aber das ist doch irrational“, dann ist das der Psyche komplett wurscht. Sie funktioniert nach anderen Gesetzen.

Es gibt keinen Trick, Angst abzustellen, sie gehört zur Schwangerschaft dazu, und zwar auch, wenn man noch keine FG hatte. Bei deiner Vorgeschichte sind Ängste ganz unvermeidlich. Ich selbst hatte „nur“ eine FG (9. SSW, mit Abrasio), aber natürlich hatte ich in den nächsten Schwangerschaften auch solche Ängste.

Es ist nicht sehr tröstlich, ich weiß, aber manchmal muss man schlechte Gefühle einfach aushalten. Es gibt keine Abkürzung durch die ersten 12 Wochen.

Mein Trick waren Etappenziele, die haben mir sehr geholfen. Das ging so: Zuerst wollte ich den Herzschlag des Babys sehen, was ab 6+1 der Fall sein sollte. Dann wollte ich die heiklen ersten 12 Wochen schaffen. Dann wollte ich die 24. SSW schaffen, denn ab hier sind Babys schon überlebensfähig. Dann wollte ich die 28. SSW erreichen, denn ab hier überleben die meisten Frühgeborenen ohne bleibende Schäden. Nächste Etappe war die 32. Woche, denn jetzt sind Frühgeburten medizinisch fast kein Problem mehr. Letztlich kamen beide Kinder dann rund um den normalen Termin.

Ganz weg geht die Angst nie, und es wäre sicher auch seltsam, wenn es eine Schwangerschaft oder auch Mutterschaft ohne Ängste gäbe. Die Angst hört nicht mehr auf, als Mutter hat man auch noch Angst ums Kind, wenn man selbst schon 90 ist und das Kind 65. :-) Sie ist ein Faktor, der Teil der Elternschaft ist - immer.

LG und eine gute und sichere Kugelzeit!

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Re: Irrationale Ängste in Frühschwangerschaft

Antwort von schroedingerskruemel am 12.07.2023, 19:54 Uhr

Vielen Dank für deine Antwort.


Ich stimme dir zu. Ängste aushalten... ich mache das schon so lange. Neuer Zyklus, neue Ängste. Nach all den Jahren bin ich dünnhäutiger geworden... aber ja, einen Weg drumherum gibt es nicht.

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Re: Irrationale Ängste in Frühschwangerschaft

Antwort von Okiravomblumenkamp am 14.07.2023, 16:35 Uhr

Ich drucke dir fest die Daumen! Ich hatte auch zwei Fehlgeburten. Ich kenne das Gefühl. Und dann habe ich auch noch geblutet für mich war es schon die 3. FG. Aber siehe da: ich komme am Sonntag in die 23. Woche
Nicht den Mut verlieren! Leichter gesagt als getan…
Ich hatte übrigens keine Schwangerschaftssymptome. Erst im 4. Monat konnte ich keine Zähne mehr putzen ohne zu würgen. Aber nur 3 -4 Wochen lang. Seitdem ist nichts mehr.

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Re: Irrationale Ängste in Frühschwangerschaft

Antwort von schroedingerskruemel am 17.07.2023, 10:02 Uhr

Vielen lieben Dank für deine Antwort. Und herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft.


Die letzte Woche war anstrengend. Keine Symptome, kein Brustspannen (mehr), keine Ziehen im Uterus (mehr)... nichts (mehr). Während mir die Schwangerschaftsapp täglich guten Rat zu den üblichen Schwangerschaftsanzeichen gibt, fühle ich mich nicht angesprochen.

Ich habe keine Blutungen mehr und sollte darüber erleichtert sein. Statt dessen habe ich dieses blöde Gefühl, das Östrogen und Progesteron, das ich nehme, halten eine nicht intakte Schwangerschaft aufrecht. Wie mein Hirn auf diese Gedanken kommt, ist schon gruselig.

In 5 Tagen weiß ich mehr, wie es um meine Schroedinger's Schwangerschaft steht. Die Zeit bekomme ich auch noch rum.

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Re: Irrationale Ängste in Frühschwangerschaft

Antwort von Ninchen321 am 17.07.2023, 15:26 Uhr

Deine Gedanken sind ganz normal :)

Mir hilft es zu wissen, dass ich es nicht in der Hand habe.
Auch meine negativen Gedanken ändern nichts.
Sie sind nur ein schlechter Begleiter.
Und niemand mag schlechte Begleiter.
Du kannst die Angst und die Sorgen akzeptieren.
Sie leben mit uns.
Aber du solltest ihnen keine Beachtung schenken.
Du kannst dich dafür Entscheiden, positiv zu sein.
Du kannst das Spiel umdrehen:
Statt zu sagen „Oh der Dottersack ist noch nicht da, bei anderen ist er bei 4+ da.“ könntest du sagen „oh, es ist schon ne Fruchthöhle da, bei anderen ist sie erst ab 5+ da“.

Freu dich einfach über jeden Tag, den du schwanger sein darfst und denk nicht über einen möglichen Tag nach, an dem du nicht mehr schwanger bist. Denn dann denkst du über ungelegte Eier nach. Und das bringt NIE was. :)
Ebenso wenig wie das Vergleichen mit anderen.
Alle Normen sind nichts wert, wenn man ein einzelnes Betrachtet. Denn der Einzelne weicht immer irgendwann ab :)

Es liegt in deiner Hand. Deine innere Einstellung/Haltung bestimmst du!

Alles Gute

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Re: Irrationale Ängste in Frühschwangerschaft

Antwort von Okiravomblumenkamp am 18.07.2023, 7:58 Uhr

Die Daumen sind fest gedrückt halt uns mal auf dem Laufenden.

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Re: Irrationale Ängste in Frühschwangerschaft

Antwort von hlot_st am 19.07.2023, 8:48 Uhr

Ich finde deine Ängste absolut normal.

Ich hatte eine Fehlgeburt nach 2 Jahre vergeblichen Kinderwunsch. Kurz nach der FG wurde ich wieder schwanger und ich konnte mich nicht einmal darüber freuen, weil mein Kopf immer meinte, es würde nicht halten und ich Angst hatte mich zu sehr zu freuen und dann wieder diesen Schmerz erleben zu müssen.

Beim ersten Ultraschall war nichts zu sehen. Nicht mal eine besonders gut aufgebaute Schleimhaut. Ich wurde zum Labor geschickt mit Verdacht auf Eileiterschwangerschaft. Der HCG Wert war dann aber einfach noch etwas zu niedrig um im Ultraschall etwas sehen zu können. Ich wurde für 2 Wochen später wieder zum Ultraschall bestellt und das waren die längsten 2 Wochen meines Lebens.

Und dann die Entwarnung: 2 Wochen später war alles da.

Dann kam die 12-Wochen Marke mit dem Ersttrimester Screening. Alles ok. Die Angst blieb. Dann habe ich mir sogar einen dieser Fetal Doppler gekauft, und auch wenn viele die Dinger verteufeln, mir persönlich hat es geholfen.

Dann kam der erste Tritt, aber die Angst war immer da wenn mal eine Zeit lang kein Tritt kam. Jeder kleine Tritt im Bauch war für mich eine Erleichterung.

Ich hab mich die ganze Schwangerschaft lang penibel an alles gehalten und mehr (habe nicht mal mehr Salat im Restaurant gegessen aus Angst dass er nicht gut gewaschen wäre und ich dann Toxoplasmose bekomme). Die meisten Menschen in unserer Umgebung wussten nichts von meiner FG und ich wurde immer komisch angesehen, aber meine Ängste waren einfach groß und ich wollte alles richtig machen!

Dann kam das Organscreening - alles in Ordnung, aber trotzdem hatte ich Angst dass noch etwas schief geht.

Und dann war sie da, und auch nach der Geburt habe ich Ängste. Andere als während der SS, dass sie sich verletzt, dass sie krank wird etc., aber das hat dann wohl jede Mami!

Ich muss ehrlich sagen, durch diese Ängste konnte ich die Schwangerschaft nicht genießen und ich zweifle ob ich noch eine Schwangerschaft psychisch durchstehe. Ich weiß mittlerweile, dass es mir gut getan hätte mehr über diese Ängste zu reden, eventuell auch mit professioneller Hilfe. Aber in erster Linie mit meinem Mann und meinen Freunden/Familie.

Ich hab trotz all diesen Ängsten ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht und dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Alles was ich dir raten kann ist über die Ängste zu reden, das hilft wirklich sehr! Mein Frauenarzt war wirklich toll, bis zum Ersttrimester Screening durfte ich alle 2 Wochen kommen um mich zu versichern dass alles gut war. Und auch danach war seine Tür immer offen! Auch er sagte mir immer dass ich auf meinen Körper vertrauen soll, aber es war einfach schwer. Aber auch wenn diese 9 Monate psychisch sehr anstrengend für mich waren, hat es sich so gelohnt! Und die Geburt war nochmal schöner weil man nach einer oder mehreren FG noch mehr erleichtert ist endlich sein Baby im Arm zu halten!

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