Chronisch kranke und behinderte Kinder

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Geschrieben von Schniesenase am 17.05.2022, 23:50 Uhr

Thema Hochbegabung

Hallo pflaumenbaum,

ich kann zum Thema HB (noch) nicht so viel beitragen, außer den Gedanken, die Ihr ja von mir schon kennt. Aber ich kenne dieses Verhalten von meiner Tochter.

Es taucht immer dann auf, wenn sie "objektifiziert" wird, also Erwartungen anderer erfüllen soll, seien es die anderer Kinder (fast immer nur in Gruppen Gleichaltriger oder mit älteren Kindern) oder die von Erwachsenen (Lehrer/in, Eltern etc.). Sie reagiert dann auch zornig, da ihr aber soziale Harmonie wichtig ist, wechselt das dann eher zu einer Unsicherheit sich selbst gegenüber. Der Grund ist vielleicht derselbe: Das Kind fühlt sich nicht gesehen, sondern gedrängt, jemand zu sein, die sie nicht ist, zu denken oder zu handeln, wie es ihr nicht entspricht, obwohl sie ihre eigenen Kompetenzen hat und sich eigentlich auch fähig fühlt, die Dinge selbst zu lösen bzw. zu entscheiden, dass es sie jetzt gar nicht lösen will.

Ich will ein Beispiel von uns hier nennen: Alle trauen unserer Tochter viel mehr Leistung zu als sie oft bringt bzw. bringen will. Sie hat mir mehrfach bewiesen, dass sie ihre eigenen Strategien zum Ziel hat, und die heißen nicht: "Ich nehme jedes Problem als Herausforderung und beiße mich fest, bis ich es gelöst habe.", sondern die heißen: "Ich finde diesen Weg zu anstrengend und zu mühsam, ich wiederhole und festige alles andere, was mir leichter fällt und Spaß macht, und dann lösen sich diese Fragen von selbst."

Nie hätte ich gedacht, dass das so geht. Aber es geht tatsächlich. Sie hat also zwei Jahre lang (Klasse 2 und 3 - in der gemischten Gruppe Schule) zu Hause Hefte für die erste Klasse bearbeitet (ich habe lauter Prüfexemplare zum Sonderpreis für eigene Fortbildung bestellt, die sie mir aus den Rippen geleiert hat), um jetzt als Viertklässlerin die absolute Leuchte in Grammatik und Rechtschreibung zu sein. Das war in Klasse 1 und 2 noch gar nicht abzusehen. Jetzt bearbeitet sie die Zweitklässlerhefte zu Hause, spielt Schule mit ihren Kuscheltieren...

Hätte ich darauf bestanden, dass sie die höheren Hefte macht, von denen alle dachten zu wissen, dass sie das leicht könnte, wäre sie nicht mit so viel Freude und Leidenschaft dabei gewesen und jetzt möglicherweise längst nicht so weit wie sie tatsächlich ist.

Sie hat sich strikt geweigert, die Erwartungen zu erfüllen und ihre eigene Methode mit sehr viel Erfolg gewählt.

Zu Hause ist sie auch meist zufrieden, kann sich stundenlang beschäftigen und lernt dabei ständig. In der Schule muss sie trotz aller Freiheit, die sie dort haben, doch die Ansprüche der Viertklässlerin erfüllen und passt sich ein, was sozial für sie sicher auch freudvoll ist. Fachlich ist es kein Problem, und sie hat auch viele Erfolgserlebnisse, zum Glück eine Lehrerin, die wenig lobt, aber viel einfach die eigenen Lösungen anerkennt und die Kinder sieht.

Aber das ist natürlich nicht Dein Sohn, nur ein Beispiel, für das, was ich mit dem "Objektifizieren" meine. Wenn die Umwelt aufgrund der Pfiffigkeit des Kindes diesem implizit bestimmte Erwartungen entgegenbringt, ggf. auch ganz offen, z.B. in der Schule, sogar einer Montessorischule, dann macht das vielleicht auch zornig.

Wenn das wirklich seine eigenen Themen sind, wird er mit seiner Ungeduld, nennen wir es mal so, umgehen lernen und vor allem dann, wenn er EIGENE Lösungen für diese Probleme finden kann, die diese Ungeduld verursachen. Vielleicht braucht es noch ein bisschen, aber die Wutanfälle sind ja verständlich. Es ist wichtig, dass er zwar schon mitkriegt, dass andere dabei nicht unter die Räder kommen dürfen, aber man darf auch anerkennen, dass Grund für die Wut ist, für ihn, auch wenn andere sich darüber nicht aufregen würden.

Ich finde wichtig zu überlegen, ob er nicht irgendwie das Gefühl hat, den hohen Ansprüchen der Erwachsenen zu genügen. Meine Tochter hat das selbst mal zu mir gesagt: "Wenn ihr immer sagt, wie gut ich manches mache, ist das ein Riesendruck, der auf mir lastet, dass ich alles "gut" machen muss." Das war das Gefühl, das Lob oder Stolz auf ihre Leistungen dann bei ihr verursacht haben. Da könnt Ihr Euch nur selbst fragen, ob was dran wäre. Und das "gut" ist eben nicht das, was SIE "gut" findet.

Ist es Ungeduld/Frust, wie bei dem Baby, das frustriert ist, weil es eben noch nicht krabbelnd da hin kommt, wo es aber hinwill? Oder ist es das Resultat der oft gar nicht bewusst an das Kind herangetragenen erwachsenen Erwartungshaltung?

Vielleicht ein Gedanke, der lohnenswert zu verfolgen ist. Von der Antwort auf diese Frage hängt vielleicht auch ab, wie Ihr seiner (?) Anspruchshaltung begegnen könnt.

Viel Erfolg dabei!

VG Sileick

 
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