Soviele Wenns...

Hallo,

alle Eltern wünschen sich wohl, dass das eigene Kind auf Realschule oder Gymnasium kommt, ich auch (meine geht in die 3. Klasse momentan). Ich finde es aber nicht so realistisch, wenn Du die Hoffnung auf Gymnasium in Deinen Sohn setzt, weil er ihr eventuell nicht wird genügen können und weiß, dass Du dann enttäuscht von ihm bist (was er ja jetzt auch schon merkt, nach dem Probeunterricht).

Ideal wäre für Deinen Sohn natürlich eine Gesamtschule, da ist der weitere Weg noch völlig offen. Auch eine Privatschule, wenn Ihr sie Euch leisten könnt und wollt, wäre eine Alternative. Wenn es so etwas bei Euch nicht gibt, würde ich mit der Hauptschule nicht so sehr hadern, sondern das Beste daraus machen. Du kannst natürlich hoffen, dass er so gute Noten kriegt, dass er den Übergang auf die Realschule schafft, ich würde aber nicht sein und Dein Glück davon abhängig machen, das gibt nur eine Enttäuschung.

Du solltest ihn deshalb nicht unter Druck setzen, das klappt ab einem bestimmten Alter eh nicht. Deshalb würde ich auch einen Plan B in petto haben, damit er auch mit Hauptschulabschluss einen guten Ausbildungsplatz bekommt. Du kannst ihm also zum Beisiel außerhalb der Schule viel Kontakt zu netten Jugendlichen ermöglichen (Sportverein, Hobbys etc.) und ihn möglichst von der Spielonsole fernhalten. Du kannst ihn in der Pubertät in den Ferien Praktika machen lassen, in den Bereichen, die ihn interessieren. Ein gutes Hauptschulzeugnis plus Praktikumsnachweise im jeweiligen Wunschberuf plus ein sehr gutes (!) Bewerbungsanschreiben macht auf jeden Fall Eindruck bei der Suche nach dem Ausbildungsplatz.

Es ist nämlich oft überhaupt nicht die Schulform, die hier entscheidet, sondern der Gesamteindruck: Ein Schüler, der mit einem schlechten Hauptschulzeugnis in Freizeitklamotten ins Büro eines Arbeitgebers geschlendert kommt, sich nie für den jeweiligen Beruf interessiert hat (keine Praktika vorweisen kann), sich nicht über die Firma informiert hat und nichtmal die grundlegendsten Umgangsformen kennt - DER hat schlechte Chancen.

Fördere Deinen Sohn also, wo es geht, ohne ihm zu zeigen, dass Du enttäuscht von seiner momentanen Leistung ist. Denn was wir auch tun - eines sollten wir Eltern immer beachten, finde ich: Wir müssen unserem Kind zeigen, dass wir es lieben, einfach weil es da ist. Dass wir es nicht anders haben wollen als es ist (fleißiger, begabter, ehrgeiziger). Dass wir es nicht mit anderen vergleichen und uns nicht enttäuscht zeigen, wenn es unsere Träume für seine Zukunft nicht erfüllen kann. Dass wir also Liebe sonnenklar von Leistung trennen - was keinesfalls leicht ist (merk' ich selbst bei meinen Kids).

Alles Liebe,

BB