Die Geburt

Die Geburt

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von Bonnie95 am 22.09.2020, 19:49 Uhr

Frieden schließen

Hallo ihr Lieben,
Ich hab entschieden mein Geburtserlebnis niederzuschreiben und es somit ein stückweit aufzuarbeiten. Wenn jemand nicht mit negativen Berichten umgehen kann, was ich absolut nachvollziehen kann, dann lest bitte nicht weiter.

Am 14.07.20 wurde mittels Gel mit der Einleitung begonnen. Ich hatte vorher selber schon eigene Wehen, aber nicht sehr effektiv und über Wochen hinweg und vorallem die letzten Tage sehr unregelmäßig. Da die Plazenta die Kleine nicht mehr optimal versorgte, hat man bei ET+4 entschieden meinem Körper auf die Sprünge zu helfen.
Der erste Tag an sich verlief ereignislos. Nachts hatte ich tatsächlich merklich Wehen, die teils auch sehr schmerzhaft waren, aber MuMu unwirksam.
Am zweiten Tag ging es bis abends hin auch eher schleppend voran, Wehen waren vorhanden, aber nicht sehr intensiv und wirksam sowieso nicht. Beim letzten allabendlichen Kontroll-CTG merkte ich nach dem Aufstehen wie ein geringer Schwall Flüssigkeit abging - ich hielt es aber für Urin und beachtete das gar nicht weiter. Als mir das aber ein zweites Mal passierte, hab ich mich doch nochmal auf den Weg zum Kreißsaal gemacht, wo mir mit Hilfe eines sehr sensiblen Testes auch bestätigt wurde, dass ich Fruchtwasser verliere. Ich hatte also einen hohen Blasensprung - das war so gegen 19 Uhr. Man schickte mich dann wieder auf Station mit der Bitte, sofort zu kommen, wenn etwas sein sollte.
Um 00:45 Uhr wurde ich wach, weil ich ein „Kribbeln“ in der Unterwäsche merkte. Als ich aufstehen wollte um auf Toilette zu gehen, lief es schon wie ein Wasserfall - die Blase war komplett geplatzt.
Nachdem ich die „Sauerei“ mit der Stationsschwester beseitigt hatte, fingen auch direkt die Wehen an. Ich also direkt in den Kreißsaal ans CTG, das auch gute Wehen anzeigte, aber noch gut zu veratmen.
Das Ganze zog sich bis 12 Uhr mittags, die Schmerzen wurden irgendwann immer schlimmer. Ich war zu dieser Zeit wieder auf Station. Meinem Mann öffnete ich die Tür gegen 13:30 Uhr dann schon recht „brüllend“.
Wir sollten eigentlich erst wieder um 14:15 Uhr im Kreißsaal zur Kontrolle sein, aber das hielt ich auf keinen Fall mehr aus.
Nachdem wir ankamen und „meine“ Hebamme mich untersuchte, war der MuMu direkt bei 5cm.
Ich wusste ehrlich nicht mehr wo hin mit mir, vor lauter Schmerzen. Mein Mann litt sichtlich mit mir und wollte einfach nur helfen, aber selbst reden konnte ich nicht mehr. Im Nachhinein taten mir auch so manche Sätze wirklich leid, aber er hat es wirklich super gelassen genommen. Meine Hebamme fragte mich dann, ob ich eine PDA möchte, dass ich 12 Stunden wirklich tapfer war, aber nachdem ich mittlerweile bei jeder Wehe gebrochen habe, war ich einfach am Ende meiner Kräfte und ich willigte ein.
Meine Güte war das eine Erlösung. Ich konnte endlich wieder atmen und bekam was von meiner Umgebung mit. Ich döste auch direkt ein vor lauter Erschöpfung.
Allerdings hatte ich ca. 30 Minuten nach der PDA einen unfassbaren Druck nach unten und ich merkte direkt, dass es jetzt wohl losgeht.
Binnen paar Minuten war meine Hebamme und eine Schülerin da (sie fragten vorher schon, ob sie denn mit rein darf)
Ich hielt es keine Sekunde länger aus und musste einfach pressen.
Das Go hab ich auch von allen Anwesenden bekommen und ich legte los. Da ging der Horror los...
Egal was wir probierten und wie sehr ich auch gepresst habe, meine kleine wollte einfach nicht rauskommen.
Nach 30 Minuten pressen hatte ich einfach auch keine Kraft mehr und wollte nur, dass es endlich aufhört. Man merkte langsam auch Unruhe bei meiner Hebamme und es kamen noch zwei Hebammen dazu.
Ich weiß, dass es absolut notwendig war und dass mich jeder respektiert hat, aber eine der Hebammen schob meinen Mann beiseite, sagte „Frau ... jetzt wird’s leider unangenehm“ und schon kristellerte sie wie eine wahnsinnige. Mir blieb wirklich die Luft zum Atmen und ich schrie vor schmerzen. Ich war einfach nicht darauf vorbereitet und fühlte mich wie ein Stück Fleisch, auf das man einhämmert.
Ich weiß nicht, wie oft das ganze ging, bestimmt 5-6 mal, bis es hieß, dass sie jetzt innerhalb zwei Minuten da sein MUSS, ansonsten brauchen wir einen sofort einen Notkaiserschnitt. Über die Sonde am Kopf meiner Tochter hörte man beinahe keine Herztöne mehr. Ich wurde wahnsinnig panisch und nahm wirklich meine allerletzte Kraft zusammen und presste, bis mir schwarz vor Augen wurde. Nach drei Presswehen war sie endlich da..
Komplett lila angelaufen, wurde sie mir direkt weggenommen und der erste schrei kam einfach nicht. Sie holte einfach keine Luft und wurde dann zügig an das Sauerstoffgerät angeschlossen. Ich weiß nicht wie lange ich auf diesen erlösenden Schrei gewartet habe, mir liefen einfach die Tränen, da ich dachte, sie lebt nicht. Und endlich - endlich quiekte sie. Mir laufen immer noch die Tränen wenn ich daran denke.
Gott sei dank, und ja ich bin dem herrgott wirklich dankbar, erholte sie sich gut. Wurde schnell rosig und die Sauerstoff Sättigung war zügig einwandfrei.
Sichtlich erleichtert ließen die Hebammen meine Tochter, meinen Mann und mich alleine, damit wir die ersten magischen Minuten alleine genießen können. Einer der schönsten Momente meines Lebens.
Nach 10 Minuten merkte ich jedoch, wie etwas zwischen meinen Beinen lief und geistesgegenwärtig drückte ich meinem Mann unsere Tochter in die Arme und sagte, dass etwas nicht stimmt. Danach hatte ich ein Rauschen auf den Ohren und wurde ohnmächtig. Danach weiß ich, Gott sei dank, nur Bruchstücke. Als ich das erste mal wieder zu mir kam, waren gefühlt 20 Menschen im Kreißsaal (bestimmt waren es weniger) und ich befand mich in Schock Lage. Ich hörte wie jemand rief, dass es nicht aufhört zu bluten, wir brauchen dringend einen OP.
Als ich ein zweites Mal wieder da war, rief eine Hebamme immer wieder meinen Namen.
Das nächste mal als ich wach wurde, lag ich verkabelt in einem anderen Bett umringt von einigen Geräten. Mein Mann saß neben mir und schlief auf einem Stuhl, unsere Tochter war weg. Ich machte mich bemerkbar und mein Mann schreckte sofort hoch. Seinen Gesichtsausdruck werd ich nie mehr vergessen. Eine Mischung aus Angst, Verzweiflung und aber Erleichterung.
Kurz um: Nach der Geburt verlor ich 2,5 Liter Blut, meine Gebärmutter fiel sprichwörtlich raus und ein Eileiter ist gerissen.
Ich war gute 8 Stunden nicht ansprechbar.
Gefühlt hab ich mich wie von einem Zug überrollt, ehrlich gesagt wollte ich einfach meine Augen wieder zumachen und nie wieder öffnen. Hört sich total bescheuert an, aber mir hat jegliche Energie gefehlt.

Unsere Kleine hat sich super gemacht und hat, dem Himmel sei dank, keine Schäden.
Ich bin jetzt, nach guten zwei Monaten, wieder auf den Beinen. Ich bin immer noch gerädert, aber auf dem Weg der Besserung.
Ein zweites Kind werd ich wohl nicht mehr kriegen können und ehrlich gesagt, möchte ich das auch nicht mehr.

Tut mir leid für den langen Text, aber ich hab es jetzt endlich mal runterschreiben müssen um meinen Frieden damit zu schließen.

 
3 Antworten:

Re: Frieden schließen

Antwort von Jumalowa am 22.09.2020, 21:29 Uhr

Alles Gute für Dich und Dein Baby. Ihr habt es geschafft und es ist gut wenn du damit abschließen kannst.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Frieden schließen

Antwort von As am 22.09.2020, 22:08 Uhr

Ach du Schreck... Ich lese hier nur selten mit und nun gleich sowas. Du hast ja allerhand durch. Kann verstehen, dass man da mit Geburten abgeschlossen hat. Zum Glück hat der Mensch kein Schmerzgedächtnis.
Aber immerhin hast du ein gesundes Kind...Alles Gute für euch!!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Frieden schließen

Antwort von Lotusblume84 am 23.09.2020, 10:00 Uhr

Tut mir leid, meine erste Geburt war auch traumatisch. Ich hoffe das aufschreiben hat dir geholfen. Ich habe mich mittlerweile motherhood ev angeschlossen, die bieten auch allen Betroffenen kostenlos Hilfe am Telefon an. Und ich bin mir anderen betroffenen Müttern im Austausch. Das hilft mir. Alles Gute für dich bzw euch und ich hoffe dir geht es bald besser!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge im Forum Die Geburt

Anzeige Salus Floradix

Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.