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Geschrieben von Minztee, 22. SSW am 20.03.2020, 16:55 Uhr

Väter sind auch nicht alles...

Ihr Lieben,

ich schreibe mir gerade in diversen "Keine Väter im Kreißsaal"-Beiträgen die Finger wund und hab mir daher was grundsätzliches überlegt, das ich gerne mit Euch teilen würde. Wir sitzen ja sehr in einem Boot - wir sind nicht unmittelbar betroffen, aber doch bald genug dran, dass es doch infrage stellt, was wir uns vielleicht vorgestellt haben.

Ich will gar nicht diskutieren, ob das jetzt gut oder schlecht, richtig oder falsch ist, dass Väter ganz oder teilweise von der Geburt oder der Wöchnerinnenstation ausgeschlossen werden. Dazubgibt es huer genug.

Mir ist nur aufgefallen, dass in diesen Beiträgen die Annahme der vehementen Kritiker oft ist: Ohne Väter wird es ganz schrecklich, die Frau ist allein, wird vernachlässigt und die kleine Familie kriegt Bindungsstörungen.

Ich möchte mal - und ich hoffe, das hilft als Perspektive - kritisch hinterfragen: Ist das so?

In vielen Berichten über traumatische Geburtserlebnisse waren Väter anwesend, aber genauso hilflos und danach genauso traumatisiert wie die Frau.
In vielen positiven Berichten heißt es im Nachhinein, der Vater wäre gar nicht so wichtig gewesen oder frau hätte sich sogar gehemmt gefühlt, vor ihm loszulassen.
Es gibt Paare, deren Sexualität ist danach ruiniert, weil der Mann sich so ekelt, und es gibt Männer die sitzen freudestrahlend mit in der Geburtswanne. Es kann also so oder so kommen, ob mit oder ohne Mann.

Es ist momentan vielleicht keine hilfreiche, sicherlich aber keine völlig objektive Annahme, dass die Geburt nur mit Mann gut sein kann.

Ich denke, da stecken auch noch viele weitere problematische Annahmen hinter. Geburt wird heute zu einem Event stilisiert, mit maximaler Wahlfreiheit in der Örtlichkeit und Methode - damit einher geht die Annahme, wenn frau es nur richtig macht, die richtige Einstellung hat, dann flutscht es und wird "der schönste Tag des Lebens".

Das fand ich schon vor Corona schwierig, denn man liest viele Geburtsberichte, die als schlecht oder traumatisch betitelt sind, und in denen es dann darum geht, dass frau doch eine "unnatürliche" PDA brauchte oder meint, wegen eines Notkaiserschnitts als Mutter versagt zu haben. Bis hin zu Problemen, das Kind dann anzunehmen. Das ist doch zu viel der Ideologie, da fängt sie an zu schaden.

Fakt ist doch wohl eher, dass sehr vieles außerhalb der Frau selbst beeinflusst, ob eine Geburt gut wird oder nicht: Wenn der Kreißsaal dummerweise gerade rappelvoll ist, ist die erwünschte Wanne vielleicht nicht frei. Das Paar erlebt in der Extremsituation plötzlich eine ganz andere Dynamik zu zweit oder die Lieblingshebamme ist krank und man muss halt mit dem "Stationsdrachen" irgendwie Vorlieb nehmen. Und: Entgegen weit verbreiteter Meinung, hat die Natur uns das Gebähren anatomisch eher schwer gemacht. Das heißt: egal, wie toll ich vorher tönen oder Hypnobirthing oder Sonstiges lerne, es kann trotzdem schwierig werden und ist möglich, dass ich auf dem OP-Tisch lande. All das passiert auf jeden Fall völlig unabhängig vom Einfluss des anwesenden Vaters. Genauso ohne seinen Einfluss kommen auch schon mal Babies innerhalb von zwei Stunden auf die Welt, gibt es Geburten völlig ohne Bedarf an Schmerzmitteln und Dammriss und tolle Erlebnisse wie Babies mit intakter Fruchtblase usw.

Ich glaube, wenn man aufhört, das alles so zu idealisieren, den schönsten Tag seines Lebens zu erwarten und sich klar macht, dass der Vater kein Garant für eine tolle Geburt ist und Geburt sehr vielfältig sein kann, tut man sich derzeit einfach den größeren Gefallen, gerade als Erstgebährende, zu denen ich auch gehöre.

Es macht mich auch traurig und etwas ängstlich, was da ggf. auf mich zukommt. Es wird ja jetzt doch ganz anders als wir unser Leben lang dachten. Aber noch trauriger finde ich, jetzt diese Situation gerade uns Erstgebährenden als Garant für Traumata zu verkaufen. Ich frage mich manchmal, ob das gezieltes Trollen ist?

Ich denke, man tut sich einen Gefallen, wenn man sich einfach den Druck des perfekten Erlebnisses nimmt und die Situation so akzeptiert, wie sie ist und sich immer wieder vor Augen hält, dass es auch sehr basic genauso gut gehen kann.

Und nur weil der Vater nicht da ist, sind nicht alle Hebammen und Pfleger gleich vernachlässigend, kalt und abwesend (auch diese Annahme begegnet in den Threads immer wieder). Bei meiner Ausschabung war ich auch die meiste Zeit allein und sie haben es sogar an diesem schrecklichen Tag geschafft, dass ich zwischendurch lachen konnte. Und es war übervoll und ich noch zusätzlich reingequetscht.

Wie gesagt, es geht mir darum, wie man selbst damit umgeht, nicht darum, ob es gut oder schlecht ist, die Väter auszuschließen.

 
8 Antworten:

Re: Väter sind auch nicht alles...

Antwort von Himbeere90 am 20.03.2020, 17:10 Uhr

Ich kann dich gut verstehen und stimme dir auch zu, dass es vielfältige andere äußere Faktoren gibt, die viel wichtiger für die Geburt sind.

Es gibt Frauen, die generell ohne Mann ihr Kind bekommen wollen, das ist doch gut, dass sie die Wahl haben.
Für viele andere Frauen ist der Partner auch Halt und Vertrauen unter der Geburt. Das bedeutet nicht, dass es ohne ihn gleich traumatisch sein muss, wie du auch sagst. Aber ihnen nicht die Wahl lassen, ist nicht schön und löst nunmal Ängste aus.

Auch für mich wäre eine Geburt ohne meinen Mann nicht schön und meinem Mann dieses Erlebnis zu nehmen (das kommt nie wieder!) ist nicht in Ordnung! Ich gehe mit einem schlechten Gefühl in die nächsten Wochen, da ich 3 mal erlebt habe, wie es MIT Partner und Papa von unserem Kind ist.

-> Ich hatte beim zweiten Kaiserschnitt zu viel Betäubungsmittel bekommen und konnte kaum atmen, hatte eine Sauerstoffmaske. Wäre mein Mann nicht da gewesen, hätte mein Sohn alleine auf die Intensiv gemusst! So konnten wir unter Beobachtung auf dem Zimmer sein und er war an meiner Seite, hat den Kleinen gehalten.

Ich hoffe, dass jeder seinen Weg finden wird!

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Re: Väter sind auch nicht alles...

Antwort von nita83, 15. SSW am 20.03.2020, 17:16 Uhr

Hey sehr schöner Post du hast recht. Es gibt vieles wo man sagt so ist es richtig, toll schön.
Ich kenn auch viele Männer die, die Geburt eklig fanden und wo die sexuelle Anziehungskraft dann dahin war bzw. Es ewig gedauert hat.
Ich hab meinen Mann zwar dabei gehabt. Beim ersten mal war's mir wichtig weil ich Angst hatte die vertauschen mein Kind wenn ich im op genäht werde.war ein Kaiserschnitt.
Beim zweiten mal musste er mich fahren da blasen Sprung, aber ich fand es eher nicht so toll.
Hilfreich wäre anders gewesen .als es dann wegen drohender ruptur wieder ein Kaiserschnitt werden musste und damit unsere kinderanzahl besiegelt wurde war's schon so das ich dachte hm schade grossfamilie wird's nicht. Aber ich hab weder ein Trauma noch ne schlechte Bindung. War jetzt auch nicht so das er die Kinder im Arm oder auf der Brust hatte. Trotzdem ist die Bindung super beim großen ist der Abend zum Seminar für 3Tage gefahren und trotzdem ist er ein papakind.


Ne Ausnahme würde ich bei stillen Geburten machen aber das ist was ganz anders und trifft von uns niemand hoffentlich.

Ich denke mit Corona haben wir ein viel größeres Problem als fehlende Väter bei der Geburt. Ich mach mir viel mehr Gedanken wie man die babies schützen kann.
Stillen ist sicherlich sinnvoll aber sonst würde ich mir da viel mehr Gedanken drum machen.
Gut ich mit krebskranke Kind zu Hause hoffe nur das die langsam alle den Ernst der Lage begreifen. Ich hab nämlich wenig Lust mit fremden Risiko Patienten irgendwo in Zwangs Isolation gesteckt zu werden nur weil der Test Nation zu dämlich ist sich an Regeln zu halten. Und das sieht der pandemie plan nämlich vor wenn die die Lage nicht in Griff kriegen.

LG nita

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Re: Väter sind auch nicht alles...

Antwort von Pippi_Lotte am 20.03.2020, 17:33 Uhr

Ich gebe dir in vielen Punkten recht.

Dennoch denke ich, dass es eine reine Typsache ist. Und wie die Beziehung ist. Und was der Mann für ein Typ ist.

Jeder geht mit einer nicht alltäglichen Situation, wie Geburt, anders um. Jeder geht mit Schmerz anders um.

Ich finde es total in Ordnung, dass Frauen hier ihre Angst alleine zu entbinden, äußern. Davon sollte man sich aber nicht anstecken lassen.
Ich hatte eine tolle Geburt. Ich hatte eine pda. Sogar die Saugglocke kam zum Einsatz. Trotzdem sage ich ich hatte eine tolle Geburt. Ich habe nicht das Gefühl versagt zu haben. Auch die Hebamme war toll. Aber nun mal nicht immer im Raum. So wie in eigentlich jedem Krankenhaus... eine eins zu eins Betreuung ist einfach nicht vorgesehen. Es sei denn man hat eine Beleghebamme. Mit solchen Infos will ich auch keine Angst machen, das ist nun mal die Realität.

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Re: Väter sind auch nicht alles...

Antwort von mausebär2011 am 20.03.2020, 17:57 Uhr

In den meisten Punkten Stimme ich dir zu.


Aber ich persönlich kann nicht verstehen wieso andere nicht verstehen können warum man in "Panik" gerät wenn man hört evtl ohne Partner durch die Geburt gehen zu müssen.
Zu einer Geburt gehört immerhin so viel mehr als das einfache "Kind raus pressen".

Nicht bei jedem, aber bei einigen wird es momente geben in denen man schmerzen hat die einen in die Knie zwingen, man wird momente haben in denen man Angst hat, man hat momente in denen man nicht weiß wo hinten und vorne ist, Momente in denen man nicht weiß was jetzt auf einen zukommt, momente die einen völlig aus der Bahn werfen.
Und in diesen Momenten will man einfach eine liebende Person um sich herum haben und nicht eine von Zimmer a nach b zu c laufende Hebamme.
Das man dann im Vorfeld Angst hat diese Erlebnisse ohne den Partner durchstehen zu müssen verstehe ich voll und ganz.


Natürlich muss es so nicht kommen. Eine Geburt kann auch ohne Vater wunderbar klappenr.
Mein Mann war theoretisch auch fehl am Platz.
Er stand stumm neben mir. War so geschockt das er sich nicht bewegen konnte, nicht reden oder reagieren konnte.
Aber als mein Sohn feststeckte und ich grade aufgeben wollte, habe ich eine kleine Berührung bemerkt. Mein Mann hat mich ganz leicht mit der Hand an der Schulter berührt.
Ich hielt kurz inne, sammelte Kraft und presste ein letztes mal.
Es hätte natürlich auch noch ohne ihn klappen können. Das werden wir ja nie wissen.
Aber zu wissen, er ist da, das hat mir damals einfach nochmal ein bisschen Kraft gegeben.

Ich muss dazu aber auch sagen das wir nicht in der Situation waren wie oben geschildert. Ich bin nach Blasensprung ins KH und hatte meinen Sohn 20min später im Arm.

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Re: Väter sind auch nicht alles...

Antwort von Minztee am 20.03.2020, 18:51 Uhr

Na, ich will niemandem die Panik absprechen/verbieten.

Aber man kann mit innerer Einstellung viel machen und abfedern. Und es geht mir darum, welcher Blick auf das Ganze hilfreich sein könnte.

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Re: Väter sind auch nicht alles...

Antwort von Nijo90 am 20.03.2020, 19:12 Uhr

Ich habe ehrlich gesagt keine Angst ohne Partner zu entbinden. Warum Frauen sich darüber den Kopf zerbrechen, weiß ich nicht. Ich habe viel mehr Angst, mit Mangel an Hebammen oder Ärzten zu entbinden. Die können mir und dem Baby nämlich im medizinischen Notfall helfen - ein Mann, der neben sich steht, leider nicht. Ich habe unglaublich Angst, dass aufgrund fehlenden Personals unter der Geburt was mit dem Kind passiert oder die Vorsorge kurz vor der Geburt schlechter wird und ich vielleicht nochmal eine stille Geburt haben muss. Das sind meine Ängste und ich hoffe, dass das niemals eintritt. Ohne Mann - nicht schön. Ohne Fachpersonal - Katastrophe. Ich will keine schöne, zauberhafte und eventmäßige Familiengeburt um jeden Preis, aber doch bitte eine medizinisch sichere Geburt.

Ich verstehe aber jede, die Panik hat ohne den Mann an ihrer Seite zu entbinden. Aber ich glaube das sind "Luxusprobleme". Jede von uns schafft das unter Begleitung einer (hoffentlich nicht überarbeiteten und ausgelaugten) guten Hebamme!

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Re: Väter sind auch nicht alles...

Antwort von Lady of Damned, 20. SSW am 20.03.2020, 19:41 Uhr

Es muss jeder selbst wissen.
Mein Partner möchte gern dabei sein und ich möchte es auch. Allein aus dem Grund, weil er mir emotional Kraft gibt.
Er war da, als ich den Test gemacht hab und völlig fertig war. Die Schwangerschaft war nämlich nicht geplant. Ich stand kurz vorm Heulen, aber er war da.
Wenn ich die letzten Wochen durch die Hormone völlig daneben war und ihn angepflaumt hab, er war da.
Wenn ich an mir selbst zweifel, ob ich das alles wirklich packe und eine gute Mutter sein werde, er ist da.
Egal bei was, er ist da und holt mich runter, beruhigt mich.
Ich hab auch ein wenig Angst vor der Geburt, weil für mich alles neu ist. Bisher hat er mir den Halt gegeben, den ich brauchte.

Ich denke, es gibt nicht wenige, denen es ähnlich geht, genauso wie es genug gibt, bei denen es genau umgekehrt ist.
Wir können nur aus den Erfahrungen lernen. Das beinhaltet allerdings, dass wir auch die Möglichkeit dazu haben.
Ich hoffe, dass ich im August in der Klinik dazu die Wahl haben werde. Ansonsten werde ich mir eben etwas suchen, wo ich die Möglichkeit habe.

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Re: Väter sind auch nicht alles...

Antwort von Drejka am 20.03.2020, 21:28 Uhr

also dazu. ich hatte bei der ersten geburt meinen mann dabei. bis es zu den presswehen kam. dann kam meine mama. ja da konnte ich besser loslassen. es lief dann auf einen notkaiserschnitt hinaus und mein mann war da als ich aus der vollnarkose aufwachte. er hat neben mir auf dem boden geschlafen. das hatte ich gebraucht. bei meiner nächsten geburt einem geplanten kaiserschnitt. ich darf nicht mehr normal gebären war ich gott froh dass er neben mir am kopf stand!! ich hätte ohne ihn sicher nicht geschafft. ich war so froh meinen besten freund einfach bei mir zu haben. und auch dieses mal muss er beim kaiserschnitt dabei sein. ich brauche ihn definitiv!

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