Unser Krümel ist da! - Bericht über eine Einleitung die sich positiv entwickelte

Lang, c aber Lesenswert!

Der errechnete ET war der 03.05. da ich leider eine Gestationsdiabetis mit Insulinpflicht zum Ende der Schwangerschaft entwickelt habe, hieß das für mich, auch die dritte Schwangerschaft muss eingeleitet werden. Sehr Schade, denn ich wollte eigentlich "normal" und ohne Druck entbinden...

Nun gut. Also Sonntags in die Klinik. Ctg wunderbar, Ultraschall gut. Kind nochmal ausgemessen und auf 3.750g geschätzt. Mhhh. Frauenarzt lag bei 3.300g. na man sagt ja + - 500g.

Da ich es so "normal" wie möglich gestalten wollte, begann ich mit einem Rizinuscocktail der ja gleichzeitig auch abführend wirkt. Die Kontraktionen des Darms sollen die Gebärmutter animieren. Er schmeckt nicht so lecker, aber man bekommt ihn runter.

Auf dem anschließenden Ctg hat man auch ein paar Kontraktionen gesehen und gespürt, bei weitem aber noch nicht ausreichend.
Also, ab in Runde zwei mit dem Cocktail. Der Zweite war noch unleckerer als der Erste, aber auch den habe ich runterbekommen. Wieder ctgs, wieder"nur", unregelmäßige Kontraktionen, nicht Wehe nennenswert. Gefühlt habe ich die trotzdem. So ging der erste Tag der Einleitung zu Ende und es war klar, da kommt heute vermutlich niemand auf die Welt.

Am nächsten Tag zum Ctg, platzte die Visite hinein, die Oberärztin stellte sich vor, untersuchte mich. Mumu ein Fingerweit offen. Gebärmutterhals 3cm. Wir legen Gel. Evtl. Dann noch Cyrtotek und oder Blase aufstechen. Ich schüttelte gleich den Kopf und dachte mir: Hallo!!! Ich bin doch kein Stück Fleisch, kann ich auch mal was sagen.... Die Ärztin war entrüstet, gleich mal den Kopf schütteln, so geht das nicht. Wir müssen hier vorankommen. Irgendwas in Fachchinesisch geblubbert. Die Hebamme die im Raum war erklärte mir kurz was die Ärztin jetzt machen Wolle und schwubs hatte ich das Gel drin.
Eine Stunde liegen am ctg. Ja, da hat Frau viel Zeit zu denken, vor allem in einsamen covid-zeiten.
Ich bekam Kontraktionen, unregelmäßig. Mal eine Stunde für alle 10 Minuten, dann wieder nur zweimal in der Stunde. So schleppte es sich dahin. Erneut ans ctg zur Kontrolle. Sollte das ctg so bleiben, würde es später noch eine halbe Spritze Gel geben. Es wurden leider nicht regelmäßiger oder ähnliches, also am Nachmittag noch ne ganze Ampulle rein und auch noch als Versuchskaninchen für die Hebammenschülerin gedient *autsch*

Auch danach war nichts regelmäßig oder stark zu erkennen. Ich bekam Sorgen. Ich spürte zwar das etwas passierte, es zog und drückte, aber das würde nicht reichen. Diese Ärztin hatte bei meinem ersten Sohn, den ich übertragen hatte, bereits eingeleitet. Mit allen Mitteln :( und diese Schmerzen von Null auf 150 waren damals 2012, schwer zu ertragen.

Ich hatte 2012 (vor dem ganzen Versicherungsdesaster der Hebammen) eine Beleghebamme. Sie hat mich durch diese 12 Stunden Wehen-Qual begleitet und auch meine PDA überwacht. Letztendlich konnte ich mein Baby normal zur Welt bringen...

Ich überlegte was ich tun könnte und besprach mich am Telefon mit meiner Hebi (die gleiche wie 2012)
Ich will das Alles so nicht, sagte ich zu ihr.
Vielleicht ist mein Baby noch nicht so weit. Ich will nicht dass sie die Blase sprengen, er liegt noch so weit oben. Die Tablette will ich auch nicht, die hatte bei mir echt üble Wehenschmerzen verursacht und trotzdem nichts gebracht. Sie sollten uns in Ruhe lassen.

Eine erfahrene Hebamme war am Abend für das letzte ctg zuständig. Sie spürte mein Angespanntheit. Sie hatte etwas Zeit und setzte sich zu mir und fragte, wie meine beiden anderen Geburten so verliefen. Ich berichtete ihr von 2012, und von der letzten in 2015. Hier wurde ich ja unter Schmerzmittel gesetzt und auf dem Zimmer vergessen... Alles beides keine so tollen Geburtserfahrungen. Ich sagte ihr auch das ich das so nicht mehr möchte. Sie sagte: reden sie mit der Ärztin... Sagen sie ihr das sie Ruhe brauchen, eine Pause. Die ist aber sehr rabiat, sagte ich darauf hin. Ich werde es aber versuchen.

Am nächsten Morgen kam ich in den Kreißsaal und eine"neue"Hebamme fragte mich: sie sind Frau xy? Ja.... Sie wollen mal einen Tag aussetzen, grins. Ja sagte ich, hier wird gut gezwitschert...
Kommen sie Mal mit mir mit, sagte sie und lächelte sehr nett.

Sie setzte sich mit mir ans Ctg und sprach gut 15 Minuten mit mir. Sie finden meine Einstellung gut und möchte mich unterstützen. Die Hebamme der letzten Schicht hat sich mit ihr über meine Sorgen und Ängste unterhalten. Wenn ich möchte redet sie mit der Ärztin. Dem Baby geht es ja gut und man kann es ja auch weiterhin überwachen.

Die Ärztin kam kurz darauf. Sie war wenig begeistert. Ja, sie sagte sogar, sie findet es nicht gut. Ggf. Heute Nachmittag eine cyrtotek Tablette. Vom aufstechen der Fruchtblase würde sie momentan absehen, da das Baby immer noch zu wir oben liege und niemand wüsste wie es sich eindrehen würde, zu gefährlich... Mumu heute bei 3cm. Gebärmutterhals unverändert...
Die Hebamme sagte darauf hin, das wir es ja evtl. Nochmal mit einem Cocktail versuchen können und ich doch einfach mal, soweit es geht, entspannen soll. Einfach heute Mittag wieder zum ctg kommen. Wann ich das Gefühl habe, das es passt Die Ärztin meinte daraufhin, etwas zähneknirschend: vielleicht etwas Homöopathie und Beckenkreisen und zog von dannen.

Toll! Ich war zufrieden. Nach zwei Tagen einleiten, erstmal etwas Spannung raus. Die Hebamme, die übrigens in einer zwölf Stunden Schicht an diesem Tag tätig ist, sagte mir dass sie den ganzen Tag für mich da ist. Sie hat mir Öl für die Brust zum massieren unter der Dusche mitgegeben und Raumspray zur Entspannung. Ich habe beides genutzt und mich am Mittag für einen weiteren Cocktail entschieden. Bah, mehr als drei bekomme ich von den Dingern nicht runter.. Durchfall hatte ich keinen mehr davon, war ja nicht viel drin ;)
Ich bemerkte erneut Kontraktionen, auf dem ctg unregelmäßig und nicht so stark wahrnehmbar.. Das war um 14:30 Uhr. Mumu hier 3cm. Die Hebamme meinte ich solle gegen 18 Uhr nochmal kommen, ggf. Auch gerne etwas früher.

Ich ging im Klinikgebäude eine knappe Stunde spazieren und musste immer wieder stehen bleiben und Wehen? Veratmen. Aber alles unregelmäßig und aushaltbar. Dann ab ins Zimmer und schön entspannen. Kurzvor 18 Uhr. Ich veratme im stehen mit wogendem Becken die immer noch unregelmäßigen Wirrungen. Auf zur Hebamme.

Sie bot mir ein Bad an, und sagte: wir machen Mal ne Runde Wellness. Sie ließ warmes Wasser ein, organisierte Milch und Öl, gut für die Haut ;) und brachte mir frisches Trinkwasser und schaltete Musik ein. Wie wundervoll entspannend. Sie unterhielt sich ndann noch eine Weile mit mir und ging dann. Ich lag bestimmt eine Stunde in der Wanne. Und ich bemerkte in der Zeit dass die Wehen regelmäßig wurden, etwas stärker und dann schätzte ich sie so auf alle 7-10 Minuten. Ich klingelte, die Hebammenschülerin sollte die Hebamme holen zum ctg machen.
Raus aus der Wanne, ich zitterte, wahrscheinlich die Anstrengung die mir in der Wanne nicht stark vorkam. Kurzes Ctg. Sehr schöne regelmäßige und hohe Ausschläge. Mumu auf 10cm. Mann angerufen. Der kam angerast.

Ich im stehen Wehen veratmet. Nach einer Weile wurde mit etwas Schummerig, ich sollte mich hinlegen. Blutzucker gemessen. Alles in Ordnung, war nur der Kreislauf...
Dann wurden die Wehen stärker, viel stärker und schon kam die Ärztin. Presswehen haben etwas länger angehalten, da überraschender Weise unser Baby ein Sterngucker war.

Aber ich habe es geschafft! Meine dritte Geburt, diesmal ohne Schmerzmittel, ganz entspannt. Den beiden Hebammen habe ich so viel zu verdanken! Es war für mich, letztendlich, fast eine traumhafte Geburt.

Ich kann nur sagen, hört auf euren Körper. Versucht sachlich eure Meinung, Bedenken und Wünsche zu äußern. Ihr fühlt was euch gut tut, dann wird fast alles gut!

Unser Wunder ist übrigens 55cm groß, hat "nur" 3380g und 34 cm Kopfumfang.