April 2020 Mamis

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Geschrieben von diesesüßen am 06.04.2020, 15:58 Uhr

Geburtsbericht - Hausgeburt - Lina ET+5

Geburt von Lina

...unser 4. Kind (1. Kind kam im KH mit vielen Interventionen, 2. und 3. Kind waren schöne, komplikationsfreie Hausgeburten von je um die 4 Stunden Länge. Weil wir das Glück hatten uns auf Corona getestet zu haben, konnten am 31.3. unsere Kinder zu unseren Großeltern "umziehen", was uns einen schönen letzten Tag zu zweit bescherte...)

Ich bin am Morgen des 1.April gegen 4:00 Uhr von der ersten Wehe aufgewacht, die anders war als die Wehen, die ich in den letzten Wochen schon hatte: ich musste mich auf meinen Atem konzentrieren um nicht zu tönen und meinen Mann zu wecken. Die Wehen kamen ca. alle 20 bis 30 Minuten, gegen 9:00 Uhr hatte ich schon bei zwei Wehen leise tönen müssen als ich meine Eltern anrief um zu erfahren, wie es unseren Großen geht. (Ich hab nix von den Wehen gesagt, ich bin nämlich jemand, der das gerne ganz im Stillen vollzieht ;)) ... Schnell auflegen, mit einer fadenscheinigen Erklärung, bevor die nächste Wehe kam. 

Hab dann gemütlich gefrühstückt, immer mal wieder eine Wehe veratmet, die kamen völlig unregelmäßig, mal auch nur 10 Sekunden lang, mal eine ganze Stunde keine einzige... mein Mann kam dann dazu, der leider noch etwas krank war. Hab dann zu Musik singend die Küche aufgeräumt und auch mal singend eine Wehe vertönt ... War einfach gut gelaunt und zuversichtlich, dass es vielleicht heute endlich soweit ist, nach so so vielen Fehlalarmen...

Ich bin dann von halb zwölf bis halb eins eine kleine Runde wandern gegangen (mein Mann hat sich ein bisschen hinlegen wollen um bei der Geburt, falls sie heute wirklich stattfinden sollte, ausgeruht zu sein.) in den Weinbergen, wie auch die letzten Tage schon, diesmal bei azurblauem Himmel. Wenn ich Spaziergängern begegnet bin musste ich zum Teil stehen bleiben oder ein Stück weg laufen um in Ruhe die Wehen zu veratmen/leise zu vertönen, die inzwischen etwa alle 10 Minuten kamen. Mein Mantra war seit heute Morgen: "Ich gebäre ruhig und entspannt" und hab beim Einatmen bis 5 gezählt und beim Ausatmen bis 7. Um 12.00 Uhr saß ich auf einer Bank oberhalb unseres Nachbardorfes, gegenüber der Kirche, und hörte die Glocken und beobachtete die Vögel und bestaunte die Schönheit der nahen Berge. Es war einfach wunderschön!
Ich hatte eigentlich zu einer kleinen Kapelle wandern wollen, verspürte aber dann den Drang langsam nachhause zu gehen.Zuhause angekommen bin ich in die Badewanne um zu testen, ob die Wehen bleiben. Eigentlich hatte ich vor was zu essen und dann einen Mittagsschlaf zu machen. Mein Mann kochte und ich las in meinem schönen Buch: Wehen weg. Na gut, dann eben vielleicht morgen oder übermorgen. Wäre ja auch ok. Nach etwa einer halben Stunde hatte ich dann die nächste, schon kräftigere Wehe. Nach drei Stück dieser Art wollte ich raus aus der Wanne, zumal das Essen fertig war und ich ja eigentlich eh noch ein Schläfchen machen wollte.
Wir haben dann gemeinsam gegessen, ich im Schneidersitz im Bademantel auf dem Bett, mein Mann auf einem Stuhl mir gegenüber. Beim Essen musste ich ein paar kräftige Wehen vertönen, zwei davon mit vollem Mund, Zeit zum Schlucken war nicht mehr  ;)) Meinen Mann hab ich dann beim zweiten Mal noch schnell raus geschickt; dass er mir beim Tönen in den Gemüse-Kartoffel-Spiegeleier-Mund schaut war mir dann doch ein bisschen zu... unangenehm...Ich hab mich dann hingelegt um zu schlafen, doch schon nach einer Wehe wollte ich partout nicht mehr liegen, ich wollte mal den Geburtspool "testen" - dachte, ich könnte dort in den Wehenpausen ein bisschen an den Rand gelehnt dösen und bei den Wehen schneller eine gute, erträgliche Position zum vertönen finden. Wir haben dann gemütlich den Pool, der schon aufgepumpt und vorbereitet im gemütlich vorbereiteten Wohnzimmer stand, gemeinsam befüllt, die Geburtskerze angezündet, noch Fotos und Selfies gemacht... Es war 15:00 Uhr.

Im Wasser kamen die Wehen etwa alle 5-7 Minuten, waren immer noch mit meinem Mantra gut auszuhalten, aber ich wurde schon lauter. Meinem Mann hab ich Aufgaben aufgetragen wie Wasser holen, einen Eimer (denn mir war etwas übel), Wasser über meinen Rücken fließen lassen während der Wehen usw. Zwischen den Wehen haben wir geplaudert, ich versuchte zu entspannen, unten am Poolboden stand: "Stricktly no diving!", darüber haben wir noch herzlich gelacht. 
Irgendwann, nach etwa einer Stunde, dachte ich, ich muss aufs Klo (dabei war ich heute schon 2 Mal Groß!), bin dann langsam und zittrig in den Bademantel geschlüpft und in den 1. Stock hoch, wobei mir schlagartig klar wurde, dass ich mich in der Übergangsphase befinde. "Was!? Schon???" war der Kommentar meines Mannes. Eine Hammer-Wehe jagte die nächste, ich dachte, ich schaffe es nicht nach oben. Auf dem Klo waren die Wehen unerträglich... Mein Mann ließ heißes Wasser in den Pool nachlaufen, weil es inzwischen etwas abgekühlt war.
Als ich nach unten kam sagte ich ihm, dass ich nicht mehr aus dem Wasser gehe, das halte ich nicht aus, komme, was da wolle! Wieder im Wasser wurden die Wehen sehr sehr heftig. Mein Mantra half nicht mehr, aber die unendliche Bewunderung für meinen Körper und mein Baby, wie sie das so toll gemeinsam meisterten und ganz genau wussten, was sie zu tun hatten... Aber: es war heftig! Meinen Mann schickte ich einmal mit den Worten: "Such dir was zu tun!" weg, denn ich konnte es schwer ertragen, dass er da sitzt und mir zuschaut, zumal mir jetzt zu heiß war für das Wasser über dem Rücken. Er nahm es mit Humor und ging sich was zu Essen holen.
Mir wurde wieder etwas übel, ich bat meinen Mann um Traubenzucker, um Wasser, um Saft, um einen kalten Waschlappen, um ein kaltes Handtuch, das ich mir um die Schultern legte. Bei drei Wehen drückte er mir gegen das Kreuzbein, dann bemerkte ich, dass das den nötigen Platz einschränkt, den mein Becken jetzt braucht. Irgendwann bemerkte ich, dass ich falsch atme und ein Kribbeln in den Händen spüre. Ich hab meinen Mann gebeten mich immer bei den Wehen daran  zu erinnern, durch die Nase einzuatmen, denn das tat ich an diesem Punkt nicht mehr. Dass er mich erinnerte half mir enorm! Ich dachte jetzt, ich halt das nicht mehr aus! "Können wir bitte die Rollen tauschen!!!???" "Wieso? Mir geht's gut, ich kann noch ewig so weitermachen" war das Kommentar meines Mannes. "Finde bitte den Pauseknopf, ich will später weiter machen!!!" und: "Meinst du, C (die Hebamme) könnte mir jetzt helfen?" "Äh, ich glaube nicht..."
Ich fühlte dann mal nach und siehe da, mir ragte die prall gefüllte Fruchtblase entgegen und dahinter das Köpfchen, noch weit oben aber deutlich fühlbar. Wie herrlich! Gut, dann tapfer weiter zur nächsten Etappe!
Kurz darauf - ca. 16:45 Uhr - kam die erste Presswehe, ich war laut wie ein Stier, und mit der Wehe kam nicht wenig braunes Etwas, das dann im Pool schwamm. Mein Mann musste also immer im Wechsel fischen - ich half ihm zum Teil beim Finden der Elementarteilchen - den Eimer leeren gehen und wieder kommen um mir beim richtigen Atmen zu helfen. Zwischendrin schob er mir einen Traubenzucker in den Mund. Beim nächsten Mal Nachfühlen war schon ein Fortschritt erkennbar, ich versuchte die störende Fruchtblase mit den Nägeln zum Platzen zu bringen, was mir nicht gelang. Das brachte mich kurz zum Verzweifeln. Ich hatte das Gefühl, dass sie extrem viel Platz braucht und die Hoffnung, dass dadurch mehr Platz entsteht und die Wehen erträglich werden. Tatsächlich war dann erstmal eine kleine Wehenpause erkennbar, als sie endlich geplatzt war. Ich kniete im Pool, fühlte wieder nach: Oben in der Scheide deutlich ihr zusammengequetschtes Köpfchen! "Sie hat Haare!" rief ich meinem Mann zu. Mit der nächsten Presswehe - was für eine überwältigende Naturgewalt!!! - kam sie dann kooooooooooomplett nach unten ("laaangsaaaaam!!!") bis ihr Köpfchen geboren war. Es brannte!!! (Ich spürte sogar das Flop-Gefühl, als ihr kleines Näschen den Damm passierte ;)) Ich streichelte dann überglücklich ihren Kopf während der gefühlten 10 Sekunden Wehenpause, den sie schon tapfer hin und her drehte um ihre Schultern frei  zu bekommen... Bei der nächsten Wehe kam dann der restliche Körper nach vorne aus mir heraus geschossen, sie verzog noch unter Wasser ihr Gesichtchen zu ihrem ersten Schrei, den sie dann gleich von sich gab, als ich sie schnell aus dem Wasser zu mir nahm. Sie quäkte kurz und atmete dann tapfer mit so unglaublich süßen Geräuschen, dass mir gleich das Herz schmolz... 17:16 Uhr. Es war geschafft! Unsere Lina war geboren!!!
Mein Mann legte ein Handtuch über sie, sie atmete ruhig und war wach, ich sang ihr ein Geburtstagslied, wir waren einfach nur überwältigt...
Nach etwa 10 Minuten hat mein Mann dann die Hebamme angerufen, die uns lachend gratulierte und überglücklich und stolz war, dass wir die Geburt ohne sie gemeistert hatten. Sie machte sich direkt auf den Weg. Wir zogen nach etwa 20 Minuten um auf das Sofa, wo ich sie dann anlegte, da sie schon anfing zu suchen. Sie trank gleich wie eine kleine Weltmeisterin.
Die Hebamme versorgte uns liebevoll, wir machten die U1, zogen klein Lina an, mein Mann räumte in Ruhe den Pool auf, meine zwei Schürfungen wurden begutachtet und für nicht nähenswert gehalten. Alles perfekt! 
Lina, 3.720g, 51cm, 35 KU. Ein kleines, perfektes, hübsches Zwerglein. 

Die Brüder kamen drei Tage später nachhause (was für herrliche drei Tage zu dritt!!!) und sind total verliebt in ihre Schwester... Es läuft erstaunlich gut, trotz Corona usw. Zum Glück haben wir einen großen Garten und wohnen mit anderen Familien in einer Häsergemeinschaft, so dass es immer Spielgefährten und Abwechslung gibt. Das warme Wetter, das Vogelgezwitscher, die Blüten tragen das ihre dazu bei. 

Seid herzlich gegrüßt, ob Wöchnerin oder noch Kugelnde. Ich wünsche euch wundervolle Erlebnisse mit euren Süßen, ob vor, während oder nach der Geburt!

 
2 Antworten:

Re: Geburtsbericht - Hausgeburt - Lina ET+5

Antwort von sweeetsunny, 38. SSW am 06.04.2020, 17:59 Uhr

Danke für den ausführlichen Bericht das hört sich nach einer wunderschönen Geburt an. Ich wünsche euch eine wunderschöne Kennenlernzeit

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Re: Geburtsbericht - Hausgeburt - Lina ET+5

Antwort von Amix, 39. SSW am 06.04.2020, 20:14 Uhr

Vielen Dank für den tollen Geburtsbericht Wirklich toll wie du das gemeistert hast.

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