Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Pia2010 am 17.05.2007, 17:04 Uhr

Wie mit Trotz umgehen?

Hallo,

bin recht neu hier.

Meine Grosse (2 1/2) ist zur Zeit in der Ich schau mal wie weit ich gehen kann - Phase.
Z.B. letztens wollte sie raus (Es in Strömen geregnet) und war schon an der Haustüre, die ist zugesperrt, da wir im 4.Stock wohnen, da hat sie angefangen zu weinen, sie kann das wircklich gut, als ob ihr etwas wehtun würde.

Ich habe versucht ihr zu erklären das es regnet und kalt ist und wir dann wieder rausgehen wenn es schön ist. War dabei auf selber Höhe. Sie hat nicht zugehört, sondern nur noch lauter geschrien.
Da habe ich sie hochgenommen und sie in ihr Zimmer gebracht, auf ihre Spielmatraze gehockt und ein Buch in die Hand gedrückt und gesagt sie solle versuchen sich zu beruhigen. Die Tür bleibt offen und ich geh dann raus, da ich das Gefühl habe in der Situation will sie mich nicht verstehen.
Nach ein, zwei Minuten ist dann Ruhe und wir können die Situation dann klären.

Eine Bekannte hat das Ganze mitbekommen und gemeint, sie ist ja noch so klein, so kann man das doch nicht machen.

Reagiere ich so falsch?
Im Grossen und Ganzen ist sie ein brave Maus und ich muss selten so reagiern, sie ist auch so lieb zu ihrem Brüderchen und die zwei sind wircklich süss zusammen.

Danke für eure Tips

 
5 Antworten:

Re: Wie mit Trotz umgehen?

Antwort von miebop am 17.05.2007, 17:43 Uhr

finde deine reaktoin per se sehr gut. ich versuche ebenfalls abzulenken, umzulenken, die situation nach möglichkeit entschärfen.

wenn´s nicht gelingt und die kinder "trotzen" (mag´s wort nicht) hilft erklären nicht viel, hilft nur: raus aus der situation, für dein kind da sein, am besten noch im selben raum bleiben, mit tür offen ist aber auch ok.

ich nehme meine auch oft in/ auf den arm. die lütschen sind in der situation einfach mit sich selbst überfordert, schimpfen und ignorieren ist grundverkehrt. :)


lg miebop


(mit kind auf arm, deswegen bisschen unkoordiniert, tschuldigung)

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guter artikel!!

Antwort von pittiplatsch80 am 17.05.2007, 17:51 Uhr

Trotz

von Dipl.-Päd. Ines Gärtner

Was ist Trotz?

Der Begriff Trotz impliziert, dass das Kind bewusst etwas gegen den Willen eines anderen tut, was aber nicht der Fall ist. Trotzdem ist Trotz der gängige Begriff, weshalb ich ihn weiter verwende.

Trotz ist eine Entwicklungsphase, die alle Kinder durchlaufen. Er lässt sich nicht vermeiden und ist, falls er ganz ausbleiben sollte, eher ein Zeichen der behinderten Ich-Bildung. Trotz erfolgt im Zuge der Loslösung und Abgrenzung von der Mutter und der Ich-Bildung. Orientiert sich ein Säugling und Kleinstkind noch an der Mutter und hält sie weitgehend für einen Teil seiner eigenen Person, so begreift ein Kleinkind ab dem ca. 18. Lebensmonat zunehmend, dass es eine eigenständige Person ist, die ihre Handlungen selbst verursacht. Diese Ich-Identität ist durch den Spiegeltest nachweisbar. Ein Kind, dass vorher die doppelte Erscheinung der Mutter und des fremden Kindes im Spiegel zur Kenntnis nahm und anlächelte, stellt jetzt erstaunt fest, dass es das selbst ist und versucht beispielsweise einen Fleck auf der eigenen Stirn, den es im Spiegel entdeckte, zu entfernen.
Trotz ist keine Opposition oder gar Widerspenstigkeit gegen die Eltern, sondern bedeutet, dass ein Kind sich selbst, der eigenen Handlungen und der eigenen Entscheidungsmacht bewusst wird. Trotz ist der Weg zu Eigenständigkeit und Autonomie, begleitet von Ungeduld, Spannungszuständen und Disharmonie, was sich in Wut und Trotzanfällen äußert.



Wann tritt Trotz auf?

Trotz und die damit verbundenen Äußerungen der Wut lassen sich nicht grundsätzlich vermeiden, höchstens in wenigen Fällen umgehen. Meist sind die Anlässe austauschbar. Die Äußerungen der Wut, sowohl was die Dauer als auch die Vehemenz und Lautstärke betrifft, haben etwas mit dem Temperament des Kindes zu tun und nicht mit den (fehlenden) pädagogischen Fähigkeiten der Eltern. Kinder in diesem Alter sind unflexibel, haben einen inneren Plan, von dem sie nicht oder nur schlecht abweichen können. Wird ein Kind in seinem Tun unterbrochen, weil die Eltern etwas anderes möchten oder halten die eigenen Fähigkeiten (noch) nicht mit dem Willen mit, kommt es zu Frust und Wut. Enttäuschte Erwartungen, gebrochene Versprechungen und mangelnde Geduld und Ausdauer sind weitere Auslöser. Dazu kommt, dass innere Faktoren wie Müdigkeit, Hunger, Krankheit, neue Umgebung und Stress etc. Trotzäußerungen begünstigen. Ein Kind mit einem bereits stark ausgeprägten Selbstbewusstsein wird wahrscheinlich nicht mit soviel Aggressivität und Wut (Schlagen, Beißen, Wegstoßen der Eltern) reagieren wie ein Kind, bei dem das Selbstbewusstsein noch nicht so stark ausgebildet ist.



Wie verhalte ich mich, wenn mein Kind trotzt?

Oberste Regel ist, das Kind so viel selbst tun zu lassen wie möglich. Jede Einschränkung und Grenzsetzung erlebt das Kind in erster Linie als Kränkung. Es kann noch nicht unterscheiden, welche Regeln sinnvoll und zum eigenen Schutz sind, sondern empfindet nur die Einschränkung und braucht deshalb wenige, sinnvolle Regeln. Starke, autoritäre Einschränkungen statt liebevollem Unterstützen und Korrigieren sind schädlich für die Selbstentwicklung des Kindes. Kinder wollen ernst genommen und respektiert werden und mitentscheiden dürfen.
Eltern sind in dieser Phase vor allem Begleiter und Lenker des Verhaltens. Sie werden manchmal überrascht werden von den starken Gefühlsäußerungen, manchmal auch enttäuscht oder sogar selbst wütend sein, sollten sich aber immer wieder vor Augen führen, dass dieses Verhalten nichts mit Auflehnung und/oder Ablehnung der Eltern zu tun hat, sondern ein normaler und enorm wichtiger Entwicklungsschritt im Leben eines Kindes ist. Es braucht Geduld, sehr viel Verständnis und oftmals ein Umdenken, wenn ein Kind diesen neuen, bisher unbekannten Weg einschlägt. Plötzlich stößt es die Eltern weg, lässt sich nicht beruhigen oder schmeißt sich gar auf den Fußboden. Trotz dieser offensichtlichen Ablehnung bedeutet das Verhalten nicht, dass die Kinder ihre Eltern nicht mögen, sondern nur, dass sie in diesem Moment von ihren Gefühlen überrannt werden und diese nicht mehr steuern können. Normalerweise wird ein Kind mit einer guten Eltern-Kind-Bindung immer irgendwann den Trost, die Nähe und Umarmung der Eltern suchen. Eltern sollten immer in der Nähe des Kindes bleiben, auch wenn es sich nicht anfassen oder beruhigen lässt. Wichtig ist das Wissen, dass die Eltern auch in dieser Situation da sind.
Kinder brauchen vor allem die Rückmeldung, dass auch diese Äußerungen von vermeintlich negativen Gefühlen auf Verständnis stoßen und erlaubt sind. Gefühle sollten durch die Eltern benannt werden. Ignorieren und Strafen wie z.B. Auszeiten führen in der Regel nur dazu, dass ein Kind noch mehr kämpft, um sich zu behaupten. Kinder wollen Eltern, die ihnen liebevoll notwendige, nicht willkürliche Grenzen vermitteln, sie mit den Kindern zusammen entwickeln, erneuern oder auch weglassen.
Mit zunehmend besserem Sprachgebrauch kann ein Kind seine Bedürfnisse besser artikulieren, das Denken wird differenzierter und die Reaktionen immer flexibler. Im Laufe dieser Entwicklung werden Trotzanfälle und aggressives Verhalten seltener. Kinder mit ca. 4, 5 Jahren werden in der Lage sein, grundsätzliche Grenzen anderer zu akzeptieren und nicht mehr egozentrisch alles um jeden Preis durchsetzen wollen. Mit viel Geduld und Verständnis werden sie sich zu autonomen, selbstbewussten Kindern entwickeln.

Dipl.-Päd. Ines Gärtner für Rabeneltern.org, Mai 2006

http://www.rabeneltern.org/elternsein/wissenswertes/gaertner_trotz.shtml


lg pitti

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Re: guter artikel!!

Antwort von Cosma am 17.05.2007, 18:06 Uhr

Huhu,

sehr guter Artikel.

Unser Mittlerer "trotzt" auch recht heftig.

Neulich wollte er seine neuen Schuhe selbst binden, es gelang ihm mit gerade 4 natürlich noch nicht und er schrie und tobte. Keiner durfte in seine Nähe, er war soo wütend und brüllte.

Nach 10 Min. plötzliche Stille - ein vorwurfsvoller Blick zu mir und ein klares "Warum tröstest Du mich nicht ?"

Ich glaube, manchmal muß er Frust erst raus, man muß vorsichtig dabeibleiben, und dann im entscheidenden Moment einfach da sein und trösten.

Cosma

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Re: guter artikel!! Danke

Antwort von Pia2010 am 17.05.2007, 18:18 Uhr

Ich werde das nächstemal im Zimmer bleiben und abwarten. Es dauert bei ihr ja nie lange. Und es kommt ja nicht oft vor, noch nicht. Möchte aber nicht schon am Anfang alles falsch machen, dehalb meine Frage.
Und lieber einmal zuviel fragen, oder?

mit der Hoffnung auf weitere Tipps bei weiteren Fragen

LG Eva

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Re: guter artikel!! Danke

Antwort von jeanne am 17.05.2007, 19:45 Uhr

habe den artikel noch nicht gelesen, werde es aber heute abend nachholen.

mein tipp. zeig deiner kleinen dass du verständnis hast für ihre wut.sag ihr,dass du verstehen kannst, dass sie wütend wird wenn sie raus gehen möchte und das aus dem und dem grund jetzt nicht geht.-und wenn möglich,nimm dir mal die zeit und hüpf beim nächsten regen von pfütze zu pfütze mit deiner kleinen.--
lg jeanne

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