Rund um die Erziehung

Rund um die Erziehung

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von Mama Heike am 31.08.2006, 22:33 Uhr

Hoffentlich bald nicht mehr :-)))

Hallo Christiane,

jetzt muss mal wieder dein Männe für ein Beispiel herhalten.:-)))
Also stell dir vor, du hast mit deiner Freundin eine kleine Reise geplant, mal so richtig alleine, ohne Kind und Kegel. Ihr seit schon aufgeregt und telefoniert jeden Tag, bis sie endlich vor der Tür steht und dich abholt. Dein Mann liebt dich und gönnt dir den Kurzurlaub von Herzen. Bisher gab es auch nie Zank wegen Eifersüchtelein.
Zum Abschied küsst er dich ganz lieb und streichelt dich und flüstert dir leise ins Ohr…. „Wenn mir irgendwas zu Ohren kommt, kannst du deine Koffer packen!“

Na, wie fühlst du dich dann?
Das fehlende Vertrauen tut sehr weh und führt zu verschiedenen Reaktionen: Ablehnung (Was der wieder für einen Stuss labert.), Empörung (Der spinnt wohl!), Neugierde (Ja, warum eigentlich nicht!), Traurigkeit (Das traut er mir wirklich zu?), Protest (Nun erst recht!)usw.
Wenn das Vertrauen einen Riss bekommt, leidet das Gemeinschaftsgefühl und vor allem das gute Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Doch wir Erwachsenen sind ganz viel „Verstand“ und wenig „Gefühl“. Wir schaffen es relativ leicht, dass der Verstand siegt, aber ein kleiner Zweifel an der Tragfähigkeit der Liebe bleibt. Mit gemischten Gefühlen beginnst du die Reise. (Soweit zu dem Beispiel.)

Wenn du Elio gar nicht ZUTRAUST, dass er sich bessert und das sogar noch ankündigst (Bitte Abstand halten, gleich passiert es!), dann fühlt er den gleichen Schmerz wie du. Zu dem Zweifel an deiner Liebe kommt noch hinzu, dass ein Kind ganz wenig „Verstand“ ist und ganz viel „Gefühl“. Er kann also seinem Kummer gar nichts entgegen setzen.
Bitte durchdenke das in Ruhe. Vertauen kann enorm viel Kraft und Reserven hervorlocken, dass man „Berge“ versetzen kann. „Du schaffst das! Da bin ich mir ganz sicher.“ Eine bessere Motivation gibt es nicht und das gilt auch für unsere Kinder! Damit ist ALLES möglich.

Gerade heute habe ich Gardinen gesäumt, 3 Meter langer Stoff mit ganz vielen Stecknadeln. Meine kleine Maus (keine zwei Jahre alt und sehr zapplig) war dabei. Sie hat eine Stunde lang friedlich kleine Stecknadeln, eine nach der anderen, in ein großes Nadelkissen gesteckt und mir dann immer eine zugereicht. Manchmal wollte sie viele Nadeln auf einmal nehmen oder andere Spielchen machen. Ich habe sie an die Regeln erinnert und immer als Abschluss gesagt (mit Augenkontakt): „Das weißt du aber schon.“ Sie war so was von Stolz und hat keinerlei Unsinn angestellt. Sie hat den Umgang mit den Nadeln ganz schnell gelernt, weil ich es ihr ZUGETRAUT habe.
Vertrauen ist wirklich was ganz Großartiges. Mir ist das so selbstverständlich bei meinen Kindern, dass ich gar nicht damit gerechnet habe, dass du einen Erfolg anzweifelst. Dieses gute Gefühl solltest du Elio so oft wie möglich gönnen, gerade jetzt, wo alles neu ist.

Zu dem Beißen: Ich wäre ganz genauso ausgeflippt wie du, dass ist einfach manchmal Reflex. Du hast super reagiert, als du ihn auf die Wiese gesetzt und dich um das Opfer gekümmert hast. Und du hast auch klar gestellt, wer der Boss ist! Damit bist du übers Ziel hinaus, denn es gab Gebrüll von Elio.

Was du besser machen kannst, ist Folgendes: Bleib solange beim Opfer, bis wieder dein „Verstand“ da ist. Dann gehe NICHT zu Elio, sondern setze dich ein wenig entfernt von ihm und schaue ihn ruhig an. Du musst einen festen Gedanken in dir haben: „Sag du mir, was zu tun ist!“. (Nicht als Hilflosigkeit verstehen, sondern als Auforderung an Elio, deine Position anzuerkennen.)
Wenn du ungeduldig wirst und immer noch ärgerlich bist, wird es einen Machtkampf geben und Elio akzeptiert deine Position nicht aufrichtig, es gibt wieder nur Gebrüll. Also - Nerven behalten! Wenn er freiwillig zu dir gekommen ist, ist der günstigste Zeitpunkt, mit ihm zu reden: Ihr habt euch beruhigt, er hat verstanden, dass du die Autorität bist und die Beißaktion ist noch frisch.

Wenn du keine Zeit hast, kannst du ihn auffordern „Komm zu mir!“. Wenn er nicht kommt, gehst du hin, nimmst ihn an die Hand und ihr geht. „Wir reden zu Hause darüber.“ Was ihr dann auch tut.

Ich würde auch mit ihm „üben“, dass er lernt, nicht mehr beißen zu WOLLEN. Das ist schwerer als mit Messern und Blumentöpfen, denn Elio muss ein starkes Gefühl besiegen und nicht nur ein bißchen Lust auf Erde. Gegen dieses starke Gefühl kannst du in die Waagschale nur Vertrauen legen (ganz viel davon) und die Liebe zu dir (dass er also für DICH nicht mehr beißt). Auf Verstand setzen wäre hoffnungslos.

Lass ihn an seinem eigenen Arm spüren, wie stark er schon ist: er soll sich selber drücken und beißen. Du kannst ihn auch anspornen: „Kannst du noch fester?“ Das kann auch lustig zugehen! Wenn er begriffen hat, das es ihm selber weh tut, wenn er beißt, kommt deine Ansage (er muss dir aufmerksam zuhören): „Fühl deine Zähne! (Du legst ihm die Hand an seine Zähne!) Deine Zähne sind stark geworden. Wenn du zubeißt, tut das weh. Ich möchte nicht, dass du andere beißt!“ (Du redest langsam mit vielen Pausen.) Du kannst dann seine Hände in deine nehmen und es wiederholen:“Ich möchte nicht, dass du andere beißt. Jetzt hast du es verstanden!“
Du muss natürlich die Ernsthaftigkeit wieder lösen, vielleicht so: „Na dann zeig mir nochmal deine Zähne, aber zum Möhren kauen sind sie toll.“

Ich würde das Thema ein paar Tage lang „üben“, dass es sich gut einprägt. Bevor ihr ausgeht, kannst du ihn erinnern. „Zeig mir deine Zähne. Ja die sind stark, aber die beißen nur Möhren und Brot und Äpfel…“ Ihr könnt ein Spiel draus machen.

Das kann natürlich nur ein Vorschlag sein. Du musst dir die Szene mit Elio bildlich vorstellen, dann findest du heraus, was zu ihm passt. Wichtig ist, dass es ein „Gespräch“ wird, also nicht nur etwas sagen, sondern mit ganz viel Blickontakt und viel Ruhe und Entschiedenheit von dir - und natürlich Vertrauen.
Das wäre meine Strafe oder besser gesagt, der Ersatz dafür: nämlich „Hilfe zum Lernen“.

Vielen Dank für deine Dankesworte, ich werde sie an meinen „Lehrmeister“ weitertragen. Aber ich sage es ihr nicht, sie bekommt besser nur einen Kuss. Sie schläft gerade, ist fast zehn Jahre alt und wirklich was ganz "Besonderes".

Liebe Grüße
Heike

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.