Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Bonniebee am 31.12.2017, 11:25 Uhr

Die Kindheit ist eine relativ neue, schützenswerte Erfindung...

Ich kenne dieses Buch nicht, und wenn der Ton negativ ist, würde ich es halt nicht lesen, was sonst?

Es stimmt aber, dass Soziologen besorgt beobachten, dass sich die Kindheit heute stark verkürzt. Gemeint ist, dass Kinder kaum noch geschützte Räume haben in dem Sinn, dass sie z. B. vor TV-Bildern mit Krieg oder Gewalt geschützt werden. Viele Eltern lassen Kinder nicht altersgerechte Filme oder gar Nachrichten schauen, die Kinder schwer überfordern. Sie können die schlimmen Bilder nicht verarbeiten.

Ein anderer Aspekt ist, dass z. B. nur noch wenige Kinderlieder gesungen werden, die Kids stattdessen von klein auf nichtssagende Pop-Songs hören, die sie nicht verstehen. Und schon Grundschulkinder tragen Teenie-Mode, im vierten Schuljahr schminken sich einige sogar schon, habe ich in der Klasse meiner Tochter selbst gesehen. Erst nach Protesten von Kinderschutz-Organisationen hat das Versandhaus Otto übrigens vor kurzem String-Tangas für kleine Mädchen wieder aus dem Programm genommen. Auch eine solche frühe Sexualisierung von Kindern ist eines der Probleme.

Was uns heute vielleicht oft nicht mehr bewusst ist: Die Kindheit ist eine relativ neue Erfindung. Früher wurden Kinder von klein auf in die Arbeit einbezogen, es gab wenig Spielzeug, wenig Freiräume, keine hübsche Kleidung für Kinder (sie trugen dasselbe wie Erwachsene, nur in klein). Man wusste nichts über Kinderentwicklung und Kinderbedürfnisse, Kinder bekamen also keinen geschützten Raum im Leben, sondern wurden mit allen Härten früh konfrontiert und oft traumatisiert. Erst im 19. Jahrhundert kam man allmählich auf die Idee, dass Kinder nicht arbeiten sollten, dass sie gefördert, liebevoller erzogen, geschützt und verstanden werden müssen.

Heute geht der Trend leider wieder in die umgekehrte Richtung: Dass heute viele Eltern ihre Kinder gar nicht früh genug mit dem Leistungsdenken, mit nicht altersgerechten Büchern, mit ungeeigneten Filmen, mit zu vielen und zu frühen Hobbys usw. überfordern, verkürzt die Kindheit wieder. Es gibt Sechsjährige, die schon alles an Entsetzlichem gesehen haben, was die Welt zu bieten hat. Und dann wundern Eltern sich, wenn diese Kinder Verhaltensstörungen zeigen, die auf Überforderung beruhen.

Von daher: Ich finde auch, dass wir die Kindheit in manchen Bereichen wiederentdecken müssen. Und dass wir nicht vergessen dürfen, dass Kinder Anspruch darauf haben, in einem geschützten, sicheren Raum aufzuwachsen. Dass sie also vorsichtig und altersgerecht auf die Welt vorbereitet werden. Es gibt z. B. auch einen Schutz durch „Nichtwissen“. Jüngere Kinder müssen noch nicht alles erfahren, von Krieg, bis Pornografie, Anschlägen usw. Das gilt auch für TV-Bilder und Filme. Weniger ist hier mehr.

LG

 
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