Entwicklung im 1. Lebensjahr

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Geschrieben von LiaSun am 29.06.2020, 19:03 Uhr

Schwierigkeiten mit 1 jähriger Tochter

Hallo ihr Lieben,

Ich hoffe ich bin hier richtig.
Ich bin ein bisschen verzweifelt und hoffe auf Tipps und Ratschläge.

Meine Tochter wird jetzt in ein paar Tagen 1 Jahr alt.

Jetzt zu meinem "Problem".
Ich fühl mich ein bisschen "tyrannisiert" von meiner Tochter und frage mich ob das so normal ist.

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Schon seit ca 4 Monaten ist es so, das ich ohne meine Tochter den Raum nicht verlassen darf, dann fängt sie fürchterlich an zu schreien. Als sie noch nicht krabbeln konnte, konnte ich das durchaus nachvollziehen und habe sie oft mit in den Raum genommen, wo ich hin wollte.

So jetzt ist da allerdings immer noch so obwohl sie jetzt schon länger krabbeln kann.
Wenn ich mich nur ein paar Schritte von ihr entferne, fängt sie richtig an zu schreien.
Ich muss den ganzen Tag bei ihr sitzen und mich mit ihr beschäftigen. Wenn ich telefoniere fängt sie an zu schreien, beißt und schlägt mich.
Höre ich auf mit dem telefonieren, ist sie wieder lieb.

Es geht mir nicht darum, dass sie einen ganzen Nachmittag alleine spielen soll. Aber ich will wenigstens mal ein Handtuch in die Wäsche oder ein Glas in die Küche bringen können ohne das ich sie dorthin tragen muss. Sie darf ja auch hinterher krabbeln, sie muss ja nicht alleine zurück bleiben.

Anfangs dachte ich mir auch noch, das es ein Schub ist, dann villt Zähne usw. Aber doch nicht solange und mit der Telefonsituation kann das ja auch nicht schubbedingt sein.

Zudem kommt jetzt seit ein paar Wochen dazu, das sie, wenn ihr Papa nicht arbeiten ist, an ihm klebt. Ich bin völlig abgeschrieben, ich darf sie dann eigentlich am besten nicht mal mehr auf dem Arm nehmen, nur Papa ist toll.
Aber ins Bett bringen usw, das darf dann nur wieder die Mama machen.

Ich frag mich echt, was ich falsch mache :-(

Alle haben immer gesagt wenn die kleine erstmal krabbelt, bist du nur noch hinterher am gucken, von wegen... Das fände ich mal zur Abwechslung mal ganz angenehm.

Ich bin zb auch echt froh, wenn sie mal eine Schublade ausräumt, weil dann ist sie mal beschäftigt, allerdings sobald ich mich bewege, ist das auch vorbei

Hab ich meine kleine unwissentlich verwöhnt??

Liebe Grüße

 
2 Antworten:

Re: Schwierigkeiten mit 1 jähriger Tochter

Antwort von sunnydani am 30.06.2020, 12:05 Uhr

Deine Tochter ist es vermutlich einfach schon gewohnt, dass sie ihren Kopf durchsetzen kann bzw. dass es eben immer nach ihrem Willen geht und dass du den ganzen Tag mit ihr spielst, sie quasi dauerhaft der Mittelpunkt ist.
Da wirst du vermutlich sehr konsequent sein müssen, damit du das ändern kannst, aber es ist sicher nicht unmöglich, nur eben anstrengend und dauert auch bestimmt. Aber sie ist noch klein und da geht es bestimmt noch leichter, als wenn sie älter wird.

Als Mama spürt man ja normal genau, ob es an einem Schub, den Zähnen, etc. liegt, oder ob sie einfach stur sind und eben auf das bestehen, was sie wollen. In diesem Fall stirbt das Kind dann nicht daran, wenn es eben mal brüllt, weil es nicht so geht, wie es will. Kinder müssen auch lernen ihre Frustration auszuhalten bzw. dass andere Menschen eben nicht immer so tun, wie sie wollen. Das Bewusstsein fängt vermutlich gerade an und vielleicht ist sie auch deshalb frustriert bzw. probiert sich eben aus, wie weit sie gehen kann. Alle Kinder wollen Grenzen austesten und es ist auch wichtig, dass sie Grenzen bekommen. Denn Kinder brauchen Grenzen und Struktur, um nicht mit zu viel Verantwortung überfordert zu sein.

Damit du da heraus kommst, musst du Geduld haben und vorallem du darfst nicht immer nachgeben, nur weil sie brüllt. Es gibt solche Kinder, die einen ganz starken Willen haben und sehr fordernd sind, ich kenne das, mein Großer war auch so. Aber ich habe ihm eben mit liebevoller Konsequenz beigebracht, dass es eben nicht immer nur nach seinem Kopf geht, sondern auch andere Menschen Bedürfnisse haben. Es hat lange gedauert und viele Wutanfälle und Schreiattacken gekostet, aber irgendwann verstehen und akzeptieren sie es dann.
Dein Kind ist natürlich noch klein, aber manche Dinge kann sie genauso schon verstehen. Mein Kleiner wird im Juli 2 Jahre alt, ist aber ein Frühchen und entwicklungsverzögert, trotzdem versteht er schon total viel und auch er ist ein kleiner Sturkopf, aber auch bei ihm habe ich früh angefangen, dass er eben nicht immer seinen Kopf bekommt und auch mal warten muss bzw. sich alleine beschäftigen muss.

Es kann natürlich auch sein, dass sie jetzt erst so richtig versteht, dass sie und du eben keine Einheit sind und dass du eben auch weg sein kannst und dass sie dir deshalb nachheult, wenn du den Raum verlässt. Das hat mein Kleiner auch lange getan, aber ich habe ihn da eben einfach überall mitgenommen und immer wieder gesagt, was ich mache: Z.Bsp. die Mama geht nur schnell auf die Toilette, die Mama kommt gleich wieder, die Mama ist eh da, die Mama holt nur schnell etwas, etc.
So hat er gelernt, dass ich immer wieder zurückkomme und nicht verschwunden bin, nur weil ich für fünf Minuten den Raum verlasse. Das wurde mit der Zeit dann besser und ist jetzt gar kein Problem mehr. Entweder spielt er einfach weiter oder er kommt mir hinterher bzw. sucht mich dann, in dem er von Raum zu Raum krabbelt. Da hab ich einfach gemerkt, dass er jetzt dieses Verständnis dafür entwickelt hat, dass ich eben nicht verschwunden bin, nur weil ich mich von ihm entferne. Vielleicht dauert das bei deiner Tochter einfach noch, bis sie das versteht. Sie ist ja noch sehr klein.

Das Beispiel mit dem Krabbeln und Tragen:
Du trägst sie einfach nicht mehr in den Raum, wenn du möchtest, dass sie krabbelt. Ich sage zu meinem Kleinen immer: Du kannst selber krabbeln. Manchmal möchte er auch lieber getragen werden und brüllt dann, aber ich trage ihn dann nicht. Ich versuche ihn dann abzulenken bzw. gehe einfach ein paar Schritte vor und sage ihm, dass er hinterher krabbeln soll. Das geht bei uns auch immer gut, weil er es schon weiß, dass er selber hinterher kommen muss. Aber bei dir wird das eben mit einem Wutanfall sein. Dann lass sie toben und brüllen. Natürlich nicht alleine, aber ich würde dann eben immer sagen z.Bsp. Mama ist da, aber du kannst selber krabbeln. Oder du versuchst sie zu erwischen, kitzelst sie, sagst zu ihr, wer ist schneller in der Küche, du oder die Mama?
Und dann erzähle, was du machst. Lenk sie ab, mit dem, was du tust. Ich rede sehr viel mit den Kindern, ich sage ihnen, was ich mache, oder was ich gleich machen werde, ich singe, ich gebe dem Kleinen kleine Aufträge, wie: Kannst du mir bitte den Becher geben oder schau mal, wo ist denn dein Ball, bring ihn mir, etc.
Oder ich sage Reime auf, während ich koche, alles Mögliche, damit der Kleine eben abgelenkt ist, wenn er arg raunzig ist. Es gibt schon auch Tage, da ist das nicht nötig, da spielt er neben mir einfach alleine oder krabbelt alleine herum und "hilft" im Haushalt mit, aber wenn er nörgelig ist, dann rede ich mir den Mund fusslig und wenn er dann mal brüllt, weil meine Ablenkungsversuche nicht helfen, dann brüllt er eben. Dann sage ich ihm, dass ich noch z.Bsp. den Geschirrspüler ausräumen muss, aber dass ich gleich fertig bin.

Ich mache den kompletten Haushalt neben den Kindern, anders würde ich es nicht schaffen und es gibt Tage, da geht es leichter und dann eben wieder nicht. Aber ich halte das Gebrüll dann aus und höre nicht mit meiner Tätigkeit auf, nur weil dem Kind das gerade nicht passt. Natürlich lasse ich ihn nicht stundenlang brüllen, aber in den meisten Fällen hört er doch nach einigen Minuten auf, weil er eben von Anfang an gelernt hat, dass er auch mal warten muss bzw. findet er dann doch oft wieder etwas, womit er sich beschäftigt oder womit er sich ablenken lässt.
Bei dir wird das Gebrüll sicher länger dauern am Anfang, bis sie lernt, dass sie damit nichts erreicht und du dennoch deine Arbeit machen musst. Das musst du dann eben aushalten bzw. kannst sie ja zwischendurch auch mal beruhigen, auf den Arm nehmen, aber nicht wieder anfangen mit ihr zu spielen, sondern deine Arbeit weitermachen.

Telefonieren ist so eine Sache, da geben viele Kinder keine Ruhe. Wirklich in Ruhe telefonieren kann ich neben den Kindern auch nicht. Auch wenn der Kleine seelenruhig alleine spielt, wenn ich telefonieren muss, fängt auch er oft zu brüllen an. Ich versuche Telefonate zu führen, wenn er schläft und wenn es unbedingt sein muss, weil ich ein wichtiges Gespräch führen muss, dann hab ich auch schon mal die Tür zugemacht und ihn kurz vor der Tür brüllen lassen, damit das Geschrei eben gedämpfter ist. Das hab ich aber nur in absoluten Notfällen gemacht und wenn das Telefonat nur wenige Minuten dauert. Ansonsten, wenn ich z.Bsp. mit Papa telefoniere (der kennt seine Kinder ja), dann sage ich zwischendurch auch immer wieder, Mama telefoniert jetzt, schau mal, wo der Ball ist, das Auto ist, etc. und versuche ihn da eben auch immer wieder abzulenken. Mal geht es besser, mal nicht.

Die Papaphasen gab es bei uns auch. Ich war aber froh darüber und niemals eifersüchtig. Dein Kind liebt euch beide und es liebt dich nicht weniger, wenn Papa alles machen muss. Bei mir hatten diese Phase beide Kinder und ich war wirklich froh, denn dann hatte ich mal Zeit für mich bzw. nicht dauernd ein Kind am Rockzipfel hängen. Und ich hatte kein einziges Mal das Gefühl, dass ich mich jetzt ums Kind streiten muss oder dass es mich weniger mögen könnte oder dass ich etwas falsch mache. Du bist die Mama und du wirst immer die Mama sein, diese Rolle kann dir niemand wegnehmen und dein Kind wird dich immer lieben, auch wenn es nicht immer nur an dir klebt.
Es hat ja das Vertrauen zu dir und weiß, dass du immer da bist, deshalb kann es sich auch anderen Personen zuwenden, weil es weiß, dass es immer wieder zu dir zurückkommen kann und du immer da sein wirst.
Genieß deine freie Zeit einfach und lass Papa machen. Je mehr du es akzeptierst, desto besser ist es für alle und es werden wieder Zeiten kommen, wo dein Kind nur an dir hängt.

Wenn meine Kinder geschlagen haben, habe ich sofort die Hand festgehalten und gesagt, dass das weh tut und ich das nicht will. Ich hab das Kind dann meistens auch gleich auf den Boden und quasi von mir weggesetzt oder bin ein paar Schritte zurück gegangen.

Im Prinzip musst du dir einfach überlegen, was dir wichtig ist, was du durchsetzen willst und wo du nachgeben kannst und das dann konsequent immer gleich machen und deinem Kind im Frust beistehen, ihn aber nicht abnehmen, indem du nachgibst.
Ich sage dann auch oft: "Boah, das ärgert dich jetzt, dass ich gerade keine Zeit habe, aber ich muss jetzt kochen, damit wir dann etwas zu essen haben. Schau doch mal, wo dein Kochtopf ist, dann kannst du auch kochen und mir helfen."

Selbst ruhig und gelassen, aber bestimmt sein. Authentisch sein, nicht unsicher. Das spüren die Kinder. Wenn du genau weißt, was du willst, dann dabei bleiben. Kein schlechtes Gewissen haben, wenn du mal nicht so tust, wie dein Kind will. Du bist nicht der perfekte Spielpartner, der jeden Wunsch erfüllen muss, sondern die Mama, die auch eigene Bedürfnisse hat und die dem Kind auch beibringen muss, dass es mal kurz warten muss bzw. eben nicht alles im Leben so geht, wie man gerade möchte.

Warten kannst du auch tranieren, indem du eben nicht sofort auf sie reagierst, sondern ein bisschen zeitversetzt. Einfach ein bisschen abwarten, bevor du springst und machst. Ich sage oft: Ich komme gleich. Ich trinke noch schnell einen Schluck. Ich lege noch schnell das Messer weg. Ich räume noch schnell den Tisch ab, etc.
Und die Wartezeiten dann ausdehnen. Jetzt wissen meine Kinder, wenn ich mich mit der Tasse an den Tisch setze, dann trinke ich fünf bis zehn Minuten und bin erst dann wieder bereit zu spielen oder etwas für sie zu machen. Sie warten dann diese zehn Minuten mit ihren Wünschen bzw. beschäftigen sich alleine. Aber das geht erst im Laufe der Zeit. Mit 1 Jahr kann ein Kind das noch nicht, aber man kann es einfach anbahnen, damit es dann später eben besser funktioniert.

Fang mal mit einer Sache an und hangel dich dann weiter. Finde den Weg, der zu euch passt, jedes Kind ist anders und bei jedem Kind funktionieren andere Dinge besser. Aber denk immer daran, dein Kind trägt keinen Schaden davon, wenn es mal warten muss oder wenn es mal brüllt. Mamas, die mehrere Kinder haben, da müssen die anderen Kinder auch mal warten und Geschwisterkinder lernen warten meistens viel schneller als die Erstgeborenen, weil sich von Anfang an nicht immer nur alles um sie alleine dreht. Und trotzdem, oder gerade deshalb, geht es ihnen gut und haben sie keine Schäden davon.

Ich wünsch dir alles Gute und viel Geduld und Durchhaltevermögen beim Ausprobieren, wie es besser klappen könnte!

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Re: Schwierigkeiten mit 1 jähriger Tochter

Antwort von LiaSun am 07.07.2020, 8:36 Uhr

Liebe sunnydani,

Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Ich muss sagen, sie hat mich echt weitergebracht. Ich habe die kleine tatsächlich jetzt auch mal schreien lassen und siehe da es dauerte nicht mal 5 Minuten und entweder kam sie hinterher oder hat sich was zu spielen gesucht.
Nach nur einer Woche hat sie in der Beziehung so viele Fortschritte gemacht. Manchmal schreit sie noch nicht einmal mehr wenn ich irgendwo hingehe.
Ich erkläre ihr jedes Mal was ich mache und dann entscheidet sie ob sie mitkommt oder nicht.

Es ist einiges entspannter geworden. Dadurch bin ich auch entspannter und natürlich auch die kleine.

Noch einmal vielen vielen Dank für deine Antwort :-)

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