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Geschrieben von maleja am 13.07.2006, 22:37 Uhr

@quirida

Es ist ja nicht os, dass er nicht an sich gearbeitet hätte. Er fand es ja selber nicht gut, dass er solche Nerven hat. Extra für Dich nochmal einen Auszug aus dem unteren Text:


Er hatte Trainer, später, die ihn davor warnten, dass er sein Talent vergeigen werde, wenn er jedes dritte Spiel vorzeitig durch grobe Fouls beendete. Er putzte, als Therapie gegen seine giftige Wut, in Vereinshäusern wochenlang die Toiletten, um Demut zu lernen und seinen Aggressionen nachzusinnen. Er arbeitete an sich, fieberhaft, er kennt, bis heute, diese seine große Schwäche, er hat sie bekämpft auf allen seinen Stationen in Bordeaux, in Turin, in Madrid, aber sie hat ihn immer wieder heimgesucht, spektakulär bei der WM 1998, wo er einen am Boden liegenden Spieler in den Rücken trat.

Zidanes Nerven rissen seltener, aber sie blieben rissig. Und während die Werbeindustrie, mit der er verflochten ist wie kaum einer, an seinem engelsgleichen Image strickte, an seinem Status als moderner Gott, verdeckte sie, was diesen Spieler auch kennzeichnet, was ihn auch zu dieser Größe getrieben hat: Sie vertuschte den inneren Kampf dieses Giganten, den die Gefühle immer wieder zu einem Zwerg schrumpfen ließen.

Alle Welt ist nun, als es wieder passierte, unfreiwillig zum Zeugen geworden. Als hätte sich Zidane nicht verabschieden, sondern gleich umbringen wollen aus Angst vor dem Leben danach, fuhr er, und auch noch im unwahrscheinlichsten Moment, aus der Haut, ein Dramen-Held auf allerhöchster Fallhöhe, dessen Sturz beim Publikum jähes Entsetzen auslöst. So buchstabiert sich Tragödie. Und der Geschlagene schlich, ratlos, weinend, vom Feld.

Aber es bleiben nicht nur Fragen und Rätsel über Zidane. Was hier geschah, geht über diesen Einzelnen hinaus. Es bleiben auch Fragen an die Entwicklung des Fußballspiels insgesamt. Der Sport hat sich in den vergangenen Jahrzehnten derart mit Körperkraft, Tempo und Aggression aufgeladen, dass die Spieler, physisch stärker denn je, psychisch überfordert scheinen. Auch der große Luis Figo setzte im Achtelfinale zum Kopfstoß an, als Portugal gegen Holland spielte, auch Ballack segelt immer wieder am Rande der Tätlichkeit. Es ist, als wäre im Spiel um den Ball eine Grenze der physischen Zumutungen erreicht, die sich in brutalen Eruptionen entladen will, entladen muss. Dies ist Zidane, ganz am Ende, widerfahren. Er hatte noch zehn Minuten bis zur Ewigkeit, aber etwas in ihm hielt das Warten nicht mehr aus.

 
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