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von DecafLofat  am 18.01.2017, 11:32 Uhr

Kommentar von Ulrike Gastmann, Leipziger Zeitung, bei Facebook

" WEG MIT DEM SCHULDKULT?
Gedanken zu Björn Höckes gestrigem Geschrei in Dresden

Es war nahezu ruhig geworden um Björn Höcke in den vergangenen Monaten. Das ist ja immer ein bisschen verdächtig.
Und richtig: Gestern - pünktlich am Vorabend des Jahrestages der Gründung des Deutschen Reiches 1871 - war er wieder da.
Er war wieder da und hielt eine erwartungsgemäß unsäglich würdelose Schreihals-Rede mit Parolen, die es hier aus Gründen nicht zu wiederholen gilt: Nur so viel: Höcke hat genug vom Holocaust-Gedöns in der deutschen Geschichtsschreibung. Er will wat Neues. Etwas Neues, was aber eigentlich ganz alt ist und kaum wieder herstellbar - neue Preußen, stolze Deutsche, er will irgendwie ein Minderwertigkeitskomplex-Gebirge, eine Art Kyffhäuser schmelzen, unter dem sein Hirn offensichtlich schlummert wie Kaiser Barbarossa und ihm jeglichen folgerichtigen und menschlichen Gedankengang verwehrt.
Schnell wurde klar: Höcke hat sich mit dieser Rede von der letzten Faser Anstand verabschiedet, die ihm vielleicht noch aus Versehen am Kittel haftete.

Selbst RTL II besitzt noch so etwas in Spuren.
Dort zum Beispiel wurde vor einigen Monaten doch tatsächlich ohne eine Werbeunterbrechung "Schindlers Liste" gezeigt. Ich sah mir diesen Film an: Mittlerweile zum 15. oder 20. Mal. Ich könnte das auch ein weiteres Mal tun, ohne dass auch ein einziges Mal Aufmerksamkeit wegkippt oder meine Ergriffenheit an bestimmten Stellen verliert. Ich weiß natürlich, dass Spielberg an manchen Stellen zu hollywoodmäßig aufgetragen hat, manch Konzession an seine Herkunftszunft gemacht hat. Aber das ist nebensächlich. Wer Hollywood Pathos verbietet, kann auch verbieten, dass es nachts dunkel wird.

Der Film ist und bleibt groß in seinem brennglasartigen Draufhalten, was damals los war. Er bleibt groß durch seine Darsteller. Er bleibt groß in seinen dramaturgischen Einfällen, die den menschlichen Kern so vieler treffen.
Wer will sagen, dass man das nicht darf? Wer will sagen, das sei rührselig in mancher Hinsicht? Wer will sagen, dass die Welt nicht oft sogar rührselig ist jenseits des Kinos?

Ich weiß noch wie ich "Schindlers Liste" das erste Mal sah. Es muss 1994 oder 1995 gewesen sein. Es war Winter, es lag jede Menge Schnee und wir waren Studenten. Wir haben eine Schneeballschlacht gemacht auf dem Weg zum Kino und haben geweint auf dem Rückweg.

Und zweiundzwanzig Jahre, unzählige Schneeballschlachten, Kinofilme und sonstige Erfahrungen später fühl ich genau dasselbe. Weiß vielleicht ein bisschen mehr jetzt über diese Zeit, will und muss noch viel mehr wissen.

Ich will nicht aufhören damit. Nie.
Zeigen wir diese Filme, lesen wir Bücher über diese Zeit, hören wir den allerletzten lebenden Zeugen zu!
Knallt euch zu mit diesen Erinnerungen. Macht es nicht spröde, kopflastig, schulmeisterleinhaft. Fahrt nach Auschwitz, guckt Youtube-Interwiews, informiert euch. Diskutiert. Nehmt sie zur Kenntnis: Hannah Arendt. Fritz Bauer, Dietrich Bonhoeffer und die Gedanken so vieler anderer kluger Menschen. Denkt. Fühlt (mit)!
Und: Lasst Höcke LINKS liegen. Das ärgert ihn nämlich am meisten!"

 
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