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Geschrieben von Elisabeth mit Fumi & Temi am 24.04.2007, 11:47 Uhr

Alba

Placebos wirken auch, wenn man nicht sagt, was der Patient bekommt. Es reicht, wenn der, der das Medikament verabreicht, daran glaubt, weil er vermittelt mit Körpersprache und Ausdruck: "Jetzt geht es Dir gleich besser!". Es geht sogar weiter: Auch wenn der, der das Palcebo verabreicht, nur ein bißchen daran glaubt, kann es wirken.

Meinen Kindern wird beim Autofahren schlecht. Bei Fumi hat Nux Vomica geholfen, bis sie etwa 6 Jahre alt war, danach war Essig. Das war so etwa der Zeitpunkt, wo der Übergang von "Mama kümmert sich" zu "ich will wissen, was Mama da macht" stattfand. Und - was soll ich sagen - Temi ist jetzt 6 geworden, in der gleichen Entwicklungsphase, und Nux Vomica hilft zunehmend weniger.

Man sieht: Ich benutze Homöopathika bei Kleinigkeiten, weil ich lieber Zuckerkügelchen verabreiche als chemische Hämmer. Ich glaube an den Placeboeffekt ;-). Wenn es aber um etwas ernsthaftes geht, fange ich gleich mit allopathischen Medikamenten an. Und auch sogenannten "Naturheilmitteln", die man im Supermarkt kauft, stehe ich skeptisch gegenüber. Nicht weil ich glaube, daß Natur nicht hilft, sondern weil die Dosierung meistens sehr fraglich ist. 1 mg Johanniskraut kann eine sehr unterschiedliche Menge des medizinisch wirksamen Bestandteils beinhalten. Ach ja, und dann werden immer die allopathischen Medikamente verteufelt, weil es da "Beimischungen" gibt. Aber in den Pflanzen ist ja auch Zeug drin, das medizinisch nicht wirksam ist.

Und noch was wegen homöopathischen Medikamenten im KiGa ohne Absprache mit den Eltern:
Es ist doch völlig wurst, ob die Kügelchen nur oberflächlich oder sonstwie wirken, sie wirken, und ich erwarte, daß der KiGa das mit mir abspricht. Auch Fenistil wirkt nur oberflächlich, trotzdem wird das mit mir abgesprochen. Glücklicherweise sind die ErzieherInnen in Temis KiGa da ganz meiner Meinung. Obwohl sie in anderen Punkten ganz pragmatisch sind. Entgegen den Vorschriften geben sie z.B. Hustensaft, wenn die Mutter die Falsche mit einer Dosierungsanweisung morgens mit dem Kind abliefert. Mir geht es auch nicht darum, daß meine Kinder keine Zuckerkügelchen bekommen sollen - ich gebe es ihnen ja selber. Aber ich möchte selber die Kontrolle darüber haben, damit meine Kinder eben nicht den Eindruck bekommen, daß gegen jedes unangenehme Gefühl etwas eingeworfen werden muß. Ein Kind muß lernen, mit Schmerz, Trauer, Enttäuschung, Müdigkeit, Lustlosigkeit umzugehen. Wie soll es denn das lernen, wenn jedes unangenehme Gefühl irgendwie - egal ob mit Tabletten oder Kügelchen - weggedrückt wird.

Vor etwa 2 Jahren war ich mit meinen Kindern im Urlaub. Wir haben einen Stadtbummel durch Berchtesgaden gemacht, Temi war deutlich gelangweilt. Fumi und ich wollten noch in ein Cafe, aber ich war sehr besorgt, daß Temi vor Langeweile den Laden zerlegen würde. Ich habe ihm dann ein Bachblüten-Notfall-Bonbon gegeben, das ich von meiner Cousine bekommen hatte ("Mußt Du mitnehmen, die helfen einfach immer!"). Tatsächlich war er superbrav im Cafe. Was da gewirkt hat? Keine Ahnung. Aber ich habe bis heute ein schlechtes Gewissen wegen diesem Bonbon, denn ich habe Temis BERECHTIGTE Gefühle von Langeweile, Nicht-Beachtung etc. unterdrückt, um Fumi und mir einen Gefallen zu tun. Wo ist dann die Grenze zu "ich bin gerade so einsam, also greife ich zur Schnappsflasche"???? Es ist eine der schlimmsten Eigenschaften von Drogen, daß sie einem den Zugang zu den eigenen Gefühlen verbauen, daß man SICH nicht mehr spürt. Wenn ich Gefühle medikamentös beeinflusse - und da ist es egal, ob das Medikament chemisch, pflanzlich oder homöopathisch hergesellt wurde - verbaue ich mir den Zugang zu den Gefühlen. Und gerade bei Kindern wird auch der Lernprozess behindert, mit negativen Gefühlen umzugehen, sie anzuerkennen, zu verarbeiten und am Ende zu sehen, daß man da aus eigener Kraft durchkommt. Wenn ich schon höre, daß einem Kind gegen Trennungsschmerz als Folge einer Scheidung/Trennung Zappelin verabreicht wird - da schüttelt es mich. Das Kind hat keine Gelgenheit bekommen, die berechtigten Gefühle zu verarbeiten. Die Gefühle werden weggedrückt. "Nimm das, dann geht es Dir besser!" Wahrscheinlich sogar, weil die Mutter nicht damit umgehen kann, daß das Kind negative Gefühle hat. Muttersein ist nicht immer einfach, Kindsein auch nicht. Kraft entsteht nicht, indem man eine sorgenfreie Kindheit hat. Kraft entsteht, indem man lernt, mit Problemen umzugehen. Wie im Sport. Muskeln bekommt man nicht, indem man Anabolika nimmt. Echte, wirksame Muskeln bekommt man, indem man trainiert, und das ist anstrengend.

Gruß,
Elisabeth.

 
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