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Geschrieben von Schlauchi am 16.05.2022, 15:30 Uhr

Aber wäre da persönliche Info nicht viel sinnvoller ?

Weil bei uns in der Stadt (300.000+ Einwohner, fast 10x so viel im Regierungsbezirk) genau zwei Ärzte überhaupt Abtreibungen vornehmen (davon einer Ü80) und keine (!) der Kliniken vor Ort (die nächste ist fast 60 km entfernt). Da wäre es durchaus sinnvoll, man könne ohne den Umweg über den eigenen Gyn (auch dort muss man ja erstmal einen Termin bekommen) schwellenarm herausfinden, an wen man sich wenden muss, wenn man in einer Not-/Ausnahmesituation ist. Überhaupt erstmal merken, dass man schwanger ist, sich überhaupt mit der Situation auseinander setzen, Termin beim eigenen Gyn, dort den Namen von anderem Gyn organisieren, dann dort einen Termin machen... herzlichen Glückwunsch, da sind 12 Wochen schnell um. Und nur weil ich einmal im Jahr bei meinem Gyn zur Vorsorge vorbeischaue, habe ich zu dem auch nich zwingend irgendeine engere Bindung als zu einem anderen Gyn, der mich ebenfalls persönlich informieren kann, der mich aber auch weiterbehandeln kann und dann nach der persönlichen Information nicht noch wegschickt.

WIr sprechen ja nicht von "Hey, 11 Abtreibungen vom Preis von 10 mit Stempelkarte" oder "Drei Tupperdosen umsonst zur vierten Abtreibung in sechs Monaten"... "Bring a friend, 2 for the price of 1"... wir reden davon, dass Mediziner ihre medizinische Leistung auf ihrer eigenen Webseite darstellen können. Andere Fachärzte dürfen ihren Leistungskatalog ja auch auf ihre Webseite setzen. Mein Gyn macht seit neustem auch Faltenbehandlungen, DAS dürfen sie ja auch kundtun. Was spricht gegen "Unsere Praxis nimmt keine Abtreibungen vor, bitte wenden Sie sich an Praxis xy. Gerne können sie uns auch zur Beratung ansprechen."? (Außer dass Praxis xy dann Gefahr läuft, die Idioten vor der Tür zu haben, die heute schon auf den Gehwegen vor PP in den USA stehen)

Abtreibungen zu verbieten (oder so schwer wie möglich zu machen), rettet häufig keine Leben, sondern nimmt direkt zwei. Vielleicht hätte meine Großmutter mit einer Mutter aufwachsen dürfen, wenn die nicht in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts nach einer verpfuschten Hinterhofabtreibung verblutet wäre. Das hätte ein Leben gerettet und ein zweites vielleicht sehr erleichtert. Es hätte zumindest einem Kleinkind seine Mutter gelassen. So hat es zwei Leben gekostet und ein drittes nun nicht unbedingt schöner gemacht.
An dem Punkt sind wir heute nicht mehr (die USA aber durchaus in riesigen Schritten auf dem Weg genau dort hin), das ist aber auch kein sonderlich erstrebenswertes Ziel. Man muss nicht zwingend für Abtreibungen sein, um ein Problem mit §218, §218a oder §219 zu haben. Man muss das nichtmal für sich in Betracht ziehen. Man muss aber auch nicht andere in die Illegalität zwingen, nur "weil das halt gesetzlich so vorgeschrieben ist". Das ist wie "Cannabis ist illegal, weil es verboten ist". Gesetze sind ein Kind ihrer Zeit, wenn sich Zeiten ändern, können sich zum Glück auch Gesetze ändern (z.B. §175).

Das ist immer auch das Spielchen "wessen Rechte wirken stärker, die Rechte der Frau oder die des ungeborenen Kindes"?
Dazu kann man durchaus geteilter Meinung sein. Aber... Man kann niemanden zwingen, seinem Kind einen Teil seiner Leber oder seinem Partner eine Niere zu spenden. Man kann freundlich fragen, ob man das möchte. Wessen "Recht" stellt man hier höher? Das Recht, über den eigenen Körper selbst zu bestimmen und die Niere selbst zu behalten (obwohl man vielleicht noch eine super funktionierende zweite hat) oder das Recht des Kindes auf eine funktionierende Niere? Warum darf man entscheiden, ob man seinem bereits geborenen Kind, das Leben ermögliche, das schon besteht, sich aber ebenfalls dagegen entscheiden, bei einem ungeborenen und außerhalb des Mutterleibes (noch) nicht lebensfähigen Kind, darf man das jedoch nicht? Wäre es dann nicht im Umkehrschluss genau so "richtig", Eltern zu zwingen, als Organspender für ihre Kinder zu fungieren (sofern sie passen und dies möglich ist)? Selbst nach unserem Tod dürfen wir selbst entscheiden, ob wir unsere Organe spenden wollen oder nicht. Niemand wird gezwungen, nach dem Tod zur Organspende zur Verfügung zu stehen und möglicherweise sogar mehrere Leben zu retten. (Da kann ich übrigens allen nur ganz arg Alles, was wir geben mussten von Ishiguro ans Herz legen) Nur ungeborene Kinder, die sind zu retten. Und zumindest ist es einem so schwer wie möglich zu machen, sich dagegen zu entscheiden. Man kann ethisch und moralisch gegen ganz viele Dinge sein, die mal rechtlich verboten waren oder noch sind, der Staat darf aber durchaus seine rechtliche Meinung zu bestimmten Themen auch ändern oder korrigieren. Das ändert an den eigenen persönlichen Entscheidungen oder ethischen oder moralischen Einstellungen gar nichts. Wie man niemanden zwingen kann, eine Schwangerschaft zu beenden, sollte man auch niemanden zwingen können, eine Schwangerschaft auszutragen. Je weiter man hier in die Illegalität treibt, desto mehr muss man aber damit rechnen, dass Frauen bei verpfuschten Abtreibungen sterben oder Kinder in Gärten verscharrt (oder hoffentlich "nur" in Babyklappen abgelegt) werden. Das war schließlich auch schon vor hundert Jahren so. Das haben wir ja immer schon so gemacht.?

 
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